Faschistische Propaganda auf der Titelseite der Frankfurter Allgemeinen

„Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben.“ Dieser Grundsatz von Joseph Goebbels, dem Propagandaminister der Nazis, dient heute vielen deutschen Medien als Leitlinie, wenn sie gegen die weitverbreitete Opposition gegen eine Wiederbelebung des deutschen Militarismus anschreiben.

Seit Berlin und Washington in der Ukraine einem rechten Regime an die Macht verhalfen und damit einen gefährlichen Konflikt mit Russland provozierten, schrecken führende Medien vor keiner Lüge zurück, um diese Politik zu rechtfertigen. Sie verharmlosen die Faschisten von Swoboda und dem Rechten Sektor, stellen den Widerstand in der Ostukraine als russische Verschwörung dar und denunzieren Kritiker als „Putinversteher“.

Doch damit nicht genug. Um die Opposition gegen das von der Bundesregierung verkündete „Ende der militärischen Zurückhaltung“ zu untergraben, leugnen sie auch die historischen Verbrechen des deutschen Imperialismus.

Am Montag erschien auf der Titelseite der Frankfurter Allgemeinen der Kommentar „Einseitige Freundschaft“, der beides miteinander vereint. Er verbindet gehässige Angriffe auf Putin und Russland mit einer Darstellung des Zweiten Weltkriegs, wie man sie sonst nur aus Nazi-Blättern kennt.

F.A.Z.-Redakteur Frank Pergande beschwert sich darüber, „welches Verständnis der Politik Putins besonders im Osten Deutschlands entgegengebracht wird“, und spottet über die „angebliche Freundschaft mit dem ‚großen Bruder‘ in der DDR“. Er lobt Bundeskanzlerin Merkel, die „schon zu einer Zeit, als sie noch gar keine Politikerin war“ (also zu DDR-Zeiten), gewusst habe, „was von Russland zu halten ist“.

Tatsächlich, so Pergande, sei das Verhältnis zur Sowjetunion auch zu DDR-Zeiten stets von Angst geprägt gewesen. „Wer das Kriegsende miterlebt hatte“, schreibt er, „musste über seine schlimmen Erfahrungen schweigen: Mord und Selbstmorde, Vertreibung, Vergewaltigung, Lager, Reparationen. Die Feuerwalze der Roten Armee zerstörte auf dem Weg nach Berlin Städte wie Frankfurt (Oder), Prenzlau oder Demmin derart, dass die Wunden bis heute schmerzen.“

Pergande verliert kein Wort über den vorangegangenen Vernichtungskrieg der Nazis, dem allein in der Sowjetunion über 25 Millionen Menschen zum Opfer fielen, darunter mehr als 3 Millionen Kriegsgefangene. Liest man seinen Text, könnte man glauben, die Rote Armee sei 1944 über ein friedliches, unbewaffnetes Deutschland hergefallen.

Er erwähnt auch nicht, dass Hitler selbst Greise und Minderjährige an die Front schickte und seinen Soldaten Widerstand bis zum letzten Mann befahl. Allein in der Schlacht um Berlin, die schließlich Hitlers Ende besiegelte, fielen deshalb rund 80.000 Soldaten der Roten Armee und 275.000 wurden verwundet.

In Pergandes Lesart war Hitlers Niederlage keine Befreiung, sondern eine „schlimme Erfahrung“. Er deutet damit an, dass es besser gewesen wäre, wenn die Nazis an der Macht geblieben wären. Das grenzt an faschistische Propaganda.

Dass die F.A.Z., die mit einer täglichen Auflage von 320.000 Exemplaren zu den führenden Tageszeitungen Deutschlands gehört, ein solches Machwerk veröffentlicht, ohne ein Wort des Protests hervorzurufen, sagt viel über den politischen Zustand Deutschlands aus. Was noch vor wenigen Jahren nur in Neonazi Blättern wie der National-Zeitung oder der Jungen Freiheit gedruckt wurde, ist unter den herrschenden Eliten jetzt politischer Konsens.

Pergande selbst ist durch nichts qualifiziert, auf der Titelseite der F.A.Z. zu historischen Themen zu schreiben. 1958 in der DDR geboren, hat er in Leipzig Journalistik studiert. Seit 1998 berichtet er für die F.A.Z. über lokale Ereignisse in den drei nördlichen Bundesländern. Sein literarisches Werk umfasst mehrere Reiseführer sowie einige in Mecklenburg-Vorpommern spielende Kriminalromane.

Sein Kommentar ist reine Propaganda. Wie zahlreiche andere Kommentare, die in der F.A.Z. und anderen Medien erschienen sind, dient er dazu, die öffentliche Meinung zu bearbeiten, die sich der offiziellen Propaganda über die Ukraine hartnäckig widersetzt.

Die Verharmlosung des Nationalsozialismus, die darin zum Ausdruck kommt, ist systematisch vorbereitet worden. Als sich der Historiker Ernst Nolte 1986 mit der These an die Öffentlichkeit wagte, der Nationalsozialismus sei nur eine verständliche Reaktion auf den Bolschewismus gewesen, war er noch auf heftigen Widerspruch gestoßen.

Inzwischen kann Jörg Baberowski, der Lehrstuhlinhaber für osteuropäische Geschichte an der Berliner Humboldt Universität, im Spiegel verkünden, „Nolte hatte historisch recht“, und Nolte selbst den Polen eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zuschreiben, ohne dass sich von offizieller Seite Widerspruch regt. In der Ukraine arbeiten die Stiftungen aller deutschen Parteien, von den Grünen über die SPD bis zur CDU, mit politischen Kräften zusammen, die Kriegsverbrecher und Nazi-Kollaborateure wie Stepan Bandera verherrlichen.

Der Grund für diese Rechtswende ist die Sackgasse des deutschen Kapitalismus. Sechs Jahre nach Ausbruch der tiefsten Finanzkrise seit den 30er Jahren droht die Europäische Union zu zerbrechen und die internationalen Absatz- und Rohstoffmärkte, auf die die deutsche Wirtschaft angewiesen ist, sind mehr denn je umkämpft.

Daher kommt die Entschlossenheit der herrschenden Eliten, die militärische Zurückhaltung aufzugeben, zu der sie nach den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs gezwungen waren, und ihre imperialistischen Interessen wieder gewaltsam zu verfolgen.

Das Einschwenken von Journalisten, Akademikern und Parteifunktionären auf diesen Kurs bedeutet allerdings nicht, dass er auch von der Masse der Bevölkerung unterstützt wird. Im Gegenteil, er stößt auf breites Misstrauen und auf Widerstand. Daher der ständige Schwall von Propaganda und Lügen, mit der die Opposition eingeschüchtert und unterdrückt werden soll.

Siehe auch:

Wie die Rückkehr des deutschen Militarismus vorbereitet wurde

Alpha-Journalisten setzen Satiresendung ‚Die Anstalt‘ unter Druck

IYSSE protestiert gegen Unterdrückung der Diskussionsfreiheit an der Humboldt-Universität durch Professor Baberowski

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