Die Socialist Equality Party (USA) und die World Socialist Web Site veranstalteten vom 14. bis 20. August 2005 eine Sommerschule in Ann Arbor (Michigan). Im Laufe der Woche hörten die Teilnehmer neun Vorträge über wichtige theoretische und historische Fragen des 20. Jahrhunderts. Ein Themenkomplex behandelte die Postmoderne, die Frankfurter Schule und die Bedeutung verschiedener Formen des Anti-Marxismus. David North, Chefredakteur der World Socialist Web Site und Vorsitzender der Socialist Equality Party, hielt eine Reihe von Vorträgen über die theoretischen Grundlagen des Marxismus, die Wissenschaft der Perspektive und die Verteidigung der objektiven Wahrheit im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung.
Die weiteren Referenten widmeten sich Themen wie dem Ersten Weltkrieg, dem Aufstieg des Faschismus, dem Ursprung und dem konterrevolutionären Charakter des Stalinismus in der Sowjetunion, Leo Trotzkis Theorie der Permanenten Revolution und diskutierten Fragen von Kunst und Kultur in der Sowjetunion.
Als Leo Trotzki im August 1940 ermordet wurde, hatten bereits alle Ereignisse stattgefunden, die die wesentlichen politischen Eigenschaften des 20. Jahrhunderts bestimmen sollten.
Das Anwachsen der sozialistischen Bewegung in Europa und der zunehmende Einfluss des Marxismus auf die Arbeiterklasse in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zählen zu den außergewöhnlichsten politischen und intellektuellen Erscheinungen der Weltgeschichte.
Kaum ein anderes Werk ist derartig oft falsch ausgelegt und verfälscht worden. Für die unzähligen Lenin-Hasser im bürgerlichen Wissenschaftsbetrieb – von denen sich einige bis 1991 als große Bewunderer Lenins bezeichnet hatten – ist dieses Buch letztlich für viele, wenn nicht alle Übel des 20. Jahrhunderts verantwortlich.
Kein anderer Bestandteil des Marxismus hat so viel Widerspruch hervorgerufen wie sein Anspruch, den Sozialismus auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt zu haben. Auf die eine oder andere Art erklären seine Kritiker dies für inakzeptabel, unplausibel oder gar unmöglich.
Mit seinem Buch Der Krieg und die Internationale, das erstmals im November 1914 als Artikelserie in der Zeitschrift „Golos“ veröffentlicht wurde, lieferte Leo Trotzki eine herausragende und überaus weitsichtige Analyse des drei Monate zuvor ausgebrochenen Krieges.
Die wesentlichen theoretischen Fragen, die in der Auseinandersetzung um diese zwei einander entgegengesetzten Perspektiven aufkamen, wurden bereits in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre geklärt, als Trotzki seinen Kampf gegen die stalinistische Bürokratie führte. Doch sie tauchten auch in späteren Kämpfen innerhalb der Vierten Internationale immer wieder auf und spielten darin eine wichtige Rolle.
Das Ziel dieses Vortrags bestand darin, zu einer ersten Einschätzung über jene Auseinandersetzungen über kulturelle Fragen zu kommen, die in den 1920er Jahren in der Sowjetunion geführt wurden. David Walsh widmete sich dabei insbesondere der Debatte über die Bewegung für „proletarische Kultur“.
Gegen Ende seines Vortrags über den Ersten Weltkrieg ging Nick Beams auf einige Ansichten des Professors für Politikwissenschaft, Neil Harding, ein. Der Hauptvorwurf, den Harding gegen Lenin und den Marxismus im Allgemeinen vorbringt, lautet, es gebe keine „Wissenschaft der Revolution“ und könne eine solche auch gar nicht geben. Daher sei auch „die Suche nach einer eindeutigen Anleitung im Hinblick auf die objektiven Grenzen des Handelns, insbesondere in traumatischen revolutionären Zeiten, zum Scheitern verurteilt“. Träfe dies zu, so müssten wir das Scheitern des Marxismus konstatieren, der doch – wie Lenin betonte – vor allem eine Anleitung zum Handeln ist.
Neben dem Aufstieg und Fall der Sowjetunion ist der Nationalsozialismus eine der großen unverstandenen Fragen des zwanzigsten Jahrhunderts. „Unverstanden“ bedeutet dabei nicht unbekannt. Im Gegenteil. Die Behandlung des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs stehen weltweit – und vor allem in Deutschland – auf jedem Lehrplan.