221. Nachdem es die Vorwürfe gegen Healy am 25. Oktober 1985 untersucht hatte, stimmte das Internationale Komitee für seinen Ausschluss. In einer Resolution vom selben Tag heißt es:
„Mit dem Ausschluss von Healy verfolgt das IKVI keineswegs die Absicht, die politischen Beiträge zu leugnen, die er in der Vergangenheit vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren im Kampf gegen den pablistischen Revisionismus geleistet hat. In Wirklichkeit ist der Ausschluss das Endergebnis seiner Zurückweisung trotzkistischer Prinzipien, die die Grundlage dieser vergangenen Kämpfe bildeten und seines Abstiegs in die vulgärsten Formen des Opportunismus.
Die politische und persönliche Degeneration von Healy kann eindeutig darauf zurückgeführt werden, dass er die praktischen und organisatorischen Fortschritte der trotzkistischen Bewegung in Großbritannien immer ausdrücklicher von den historischen und international begründeten Kämpfen gegen den Stalinismus und den Revisionismus trennte, denen diese Errungenschaften entsprangen…
Sein Interesse an den komplexen Problemen der Entwicklung der Kader der internationalen trotzkistischen Bewegung wurde durch eine Praxis abgelöst, die fast vollständig von der Entwicklung prinzipienloser Beziehungen mit bürgerlichen nationalistischen Führern und Reformisten in den Gewerkschaften und der Labour Party in Großbritannien beherrscht war.“[73]
222. Die objektive Haltung des IK gegenüber Healys historischer Rolle und die Tatsache, dass es die Wurzeln für seine persönliche Degeneration im Aufgeben des Kampfes der WRP gegen den pablistischen Revisionismus sah, widersprach Slaughters Behauptung, es gehe um die Wiederherstellung „revolutionärer Moral“ durch einen Kampf gegen den „Healyismus“. Der Gebrauch dieses Begriffes war kalkuliert. Er öffnete die Türen für einen direkten Appell an andere „anti-Healyistische“ Kräfte – die Stalinisten und die pablistischen Gruppierungen.
223. Der Ausschluss Healys markierte das endgültig Ende seiner Karriere als Berufsrevolutionär, die ein halbes Jahrhundert umspannt hatte. Es war ein beschämendes Ende für jemanden, der eine führende Rolle in der Verteidigung der Vierten Internationale, ihres Programms und ihres Kaders gespielt hatte und jetzt zu denen zählte, die sich ihrer Zerstörung verschrieben hatten. Aber eine revolutionäre Orientierung ist kein in Stein gemeißelter Pfad, der, wenn er einmal betreten wird, nicht wieder verlassen werden kann. Dieser Weg kann nur weiter verfolgt werden durch einen beständigen Prozess des politischen Kampfes, der an der Seite von Gleichgesinnten innerhalb einer internationalen Bewegung geführt wird.
Dies allein liefert die Mittel zur Überwindung des immensen Drucks, den der Imperialismus und seine Unzahl politischer Agenturen ausüben. Healys Tragödie bestand darin, dass er seiner Perspektive den Rücken kehrte und eine Abkürzung auf dem Weg zu seinem leidenschaftlich erhofften Ziel der sozialen Revolution suchte. Indem er das tat, vergaß er die von ihm selbst oft zitierte Warnung, dass opportunistische Praxis zur Erreichung kurzfristiger politischer Vorteile eine „Hypothek auf die Zukunft“ der sozialistischen Arbeiterbewegung bedeutet.
Wie die Resolution des Internationalen Komitees klar machte, hatte der Kader der Vierten Internationale trotz Healys politischem Verrat nicht vor, den historischen Beitrag, den er einst geleistet hatte, zu vergessen. Vielmehr versuchte er, sowohl aus seinen politischen Errungenschaften, wie auch aus den Fehlern, die zu seinem Fall geführt hatten, zu lernen.
Vierte Internationale, Jg. 13, Nr. 2, Herbst 1986, S. 50f