Socialist Equality Party (Großbritannien)
Historische und internationale Grundlagen der Socialist Equality Party (Großbritannien)

Die Rolle der International Marxist Group

143. Politisch geschlagen, drosch das pablistische USec nach dem Wiedervereinigungskongress heftig auf die SLL ein. Seine Versuche, den Trotzkismus in Großbritannien ins Abseits zu schieben, wurden von Hansen angeführt, der sich daran machte, Mitglieder zu rekrutieren, die Healy seit langem feindselig gesinnt waren. Hansen Kampagne konzentrierte sich anfänglich darauf, Grants RSL mit der „International Group“ unter der Führung von Ken Coates und einer kleineren Fraktion unter der Führung von Charlie van Geldern und Sam Bornstein zu fusionieren. Aber sie konzentrierte sich bald schon auf die Vietnam Solidarity Campaign (VSC), die 1966 ins Leben gerufen worden war.

144. Die SLL lehnte die Unterstützung des Vietnamkrieges durch die Wilson-Regierung ab und verknüpfte die Verteidigung der vietnamesischen Massen gegen den Imperialismus mit einem politischen Kampf gegen die rechtsgerichteten Labour-Führer und dem Aufbau einer auf die Fabriken gestützten Anti-Kriegs-Bewegung. Gegen diese Haltung wurde die VSC als eine Volksfront errichtet, wobei der Jugendbewegung der Kommunistischen Partei, der Young Communist League, die Führung überlassen wurde. Einheit mit den Stalinisten wurde auch von Cliffs International Socialists propagiert, die die „Dritte-Lager-Position“ aufgaben, die sie gegenüber Korea eingenommen hatten, und sich nun für einen Sieg des Vietcong aussprachen.

145. Die SLL wurde wegen ihrer Ablehnung der sowjetischen stalinistischen Bürokratie, die das vietnamesische Volk als Druckmittel bei seinen Manövern gegenüber Washington missbrauchte, wie eine Aussätzige behandelt. Beim Gründungstreffen des VSC im August 1966 wurden Healy und andere SLL-Mitglieder am Sprechen gehindert. Bei der Demonstration der Socialist Youth am 15.Oktober 1966 in Liège wurde die Polizei gerufen, um ein Young – Socialist-Transparent zu entfernen, das die ungarische Revolution von 1956 verteidigte. Ernest Mandel verteidigte die Stalinisten und behauptete, die SLL habe die „Einheitsfront“ gebrochen.

146. 1967 scheiterten Hansens Bemühungen, seine Anhänger mit der Grant-Gruppe zu vereinigen, endgültig. Grant brach mit dem USec, und 1968 wurde die International Marxist Group (IMG) zu ihrer britischen Sektion. Die IMG sollte sich auf Denunziationen der SLL und politische Apologetik des Stalinismus und des kleinbürgerlichen Guerillatums von Castro und Che Guevara spezialisieren. Am 17. Oktober 1968, schrieben IMG-Führer Tariq Ali und YCL-Führer Barney Davis einen „Lieber-Harold“-Brief an Wilson, in dem sie ihn aufforderten, die Nationale Befreiungsfront in Vietnam zu unterstützen.

Die stalinistische Expertin in Fragen des Trotzkismus, Betty Reid, antwortete mit einer Lobrede auf die VSC, in der sie anmerkte, „welch tiefer Unterschied in den Arbeitsmethoden, Argumenten und der Haltung dieser Gruppe (IMG) und der SLL bestehe… und der Charakter der Führung und das produzierte Material, und die Zusammenarbeit mit nicht-sozialistischen Kräften… seien positiv und führten zu einem hohen Grad an Einheit aller Kräfte, außer mit denVerrückten am Rand linksaußen.“

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147. Hansens Orientierung hin zur VSC gab ihm die Möglichkeit, kleinbürgerliche Elemente zu sammeln, die dem Anarchismus politisch näher standen als dem Sozialismus und die zu verschiedenen Protestaktionen und Schlägereien ermutigt werden konnten. Dies war mit seinem Ziel verbunden, eine Führung und eine Internationale zu schaffen, die tief im Opportunismus verankert war. Slaughter erklärte in seinem Bericht an die Internationale Konferenz der Trotzkisten im September 1963:

Eine solche Orientierung schafft eine besondere Art nationaler Sektion und eine besondere Art von Führung innerhalb der pablistischen Internationale. Um die Publikationen dieser Gruppe versammeln sich diverse kleinbürgerliche Intellektuelle, die sehr leicht ein ‚prinzipielles’, aber ziemlich abstraktes Bekenntnis zum Marxismus ablegen, das aber nichts mit dem Kampf zum Aufbau einer Führung gegen die Feinde des Marxismus und der Arbeiterklasse zu tun hat. Solche Gruppen suchen ständig nach ‚Bündnissen‘ mit allen Arten zentristischer Strömungen und kultivieren die naivsten Illusionen über ‚linksgerichtete‘ Tendenzen dieser ‚Bündnispartner‘ in parlamentarischen und Gewerkschaftskreisen, wie in Großbritannien und in Belgien.“

Die wirkliche Aufgabe von Marxisten, ‚tiefer in die Arbeiterklasse einzudringen’, eine Kraft aufzubauen, die die Bürokratie hinwegfegt, ist diesen Kreisen ein Gräuel. Für eine solche politische Lebensweise ist die Botschaft, dass es überaus wichtig sei, die ‚linken Zentristen‘ zu ermutigen, ein Geschenk des Himmels. Die Führer dieser Internationale sind zunehmend ‚einflussreiche Männer’, Männer mit einem ‚Ruf‘ in kleinbürgerlichen Zirkeln und keine Arbeiterführer, keine Führer, die die Sorgen und Nöte der Arbeiterklasse und der revolutionären Partei kennen… In dieser Umgebung ist den Strömungen zum extremen Revisionismus, auf die wir hingewiesen haben, ein schnelles Wachstum sicher und sie erwürgen jetzt alle Überbleibsel der Kader der pablistischen Internationale.“[55]


[54]

Robert Black, Stalinism in Britain (1970), New Park Publications, S. 279 [aus dem Englischen]

[55]

Cliff Slaughter, The Future of the Fourth International, Trotskyism Versus Revisionism, London 1974, Band 4, S. 218 [aus dem Englischen]