International Committee of the Fourth International
Fourth International Volume 14 No. 1

Neun Jahre seit dem Tod von Genossen Tom Henehan

16. Oktober 1986

Zum 9. Jahrestag der Ermordung des Genossen Tom Henehan gedenkt das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) seines Kampfes und ehrt sein Opfer.

Genosse Henehan, ein Mitglied des Politischen Komitees der Workers League (der trotzkistischen Organisation in den USA, die in Solidarität mit dem IKVI steht) war am 16. Oktober 1977 von zwei gedungenen Killern ermordet worden.

Der Mord an Genossen Henehan fand als Reaktion auf die Untersuchung Sicherheit und die Vierte Internationale statt, die vom IKVI durchgeführt wurde. Drei Monate vor seiner Ermordung hatte die Untersuchung des IKVI die Tatsache aufgedeckt, dass der inzwischen verstorbene Joseph Hansen, damals der Führer der revisionistischen Socialist Workers Party (SWP), fünf Wochen nach der Ermordung von Leo Trotzki am 20. August 1940 geheimen Kontakt mit dem FBI aufgenommen hatte.

Wie die Untersuchung aufzeigte, hatte Hansen, der in Coyoacan für die Sicherheit Trotzkis verantwortlich war, bereits zuvor geheimen Kontakt zur GPU, der sowjetischen Geheimpolizei, die den Mord an Trotzki durchgeführt hatte.

Hansen verteidigte öffentlich die stalinistische Agentin Sylvia Franklin, die von 1938 bis 1947 in den Büros der SWP gearbeitet hatte und Teil des GPU-Netzes war, das die Ermordung Trotzkis organisierte. Das IKVI hat nun herausgefunden, dass Hansen Franklin deshalb verteidigte, weil der ehemalige Herausgeber der stalinistischen Zeitung Daily Worker, Louis Budenz, der Franklin entlarvt hatte, auch Hansen als GPU-Agent identifiziert hattewenn auch nicht öffentlich.

Genosse Henehan ist ein Märtyrer des IKVI, gefallen im Kampf, die Agenten des Stalinismus und Imperialismus zu entlarven, die versuchten, die trotzkistische Bewegung zu zerstören. Obwohl seine Ermordung eindeutig ein politischer Mord war, verurteilte ihn nicht eine der revisionistischen Organisationen. Bis heute plappern sie alle die Erklärung der Polizei von New York City nach, Genosse Henehan sei das Opfer ”sinnloser Gewalt in New York.

Trotz der Mauer des Schweigens von Seiten der Revisionisten führte die Workers League eine nationale Kampagne in der Arbeiterbewegung durch, die die Polizei zwang, im Oktober 1980 Angelo Torres und zwei Monate später seinen Komplizen Edwin Sequinot zu verhaften. Sie wurden vor Gericht gebracht und im August 1981 wegen Mordes verurteilt.

Doch die Polizei hat sich weiterhin geweigert zu untersuchen, wer den Auftrag zu diesem bezahlten Mord gegeben hat. Seit dem Prozess gegen Torres und Sequinot bleiben folgende Fragen immer noch unbeantwortet:

1. Warum ließ man Sequinot, der den Mord durchgeführt hatte, während er Gefängnisurlaub hatte und unter Polizeiaufsicht stand, anschließend noch drei Jahre lang in Freiheit?

2. Warum wurde im selben Zeitraum Torres nach einer Festnahme von der Polizei wieder freigelassen, obwohl ein Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn vorlag?

3. Warum ist Angel Rodriguez, der dritte Mann, der an dem Mord beteiligt war, niemals verhaftet worden?

4. Warum wurden entscheidende Beweisstücke von den ,,Untersuchungsbeamten der Polizei vernichtet?

5. Weshalb erhielt Genosse Henehan nicht die erforderliche medizinische Versorgung, sondern ließ man ihn ohne Operation verbluten?

Alle revisionistischen Gruppen, die sich geweigert hatten, die Ermordung von Genossen Henehan zu verurteilen, haben sich auch bereitgefunden, Hansen und die SWP gegen die Anklagen, die das IKVI als Ergebnis der Untersuchung Sicherheit und die Vierte Internationale erhoben hat, zu verteidigen, ohne das in den Dokumenten vorgelegte Beweismaterial zu prüfen.

Zu ihnen haben sich nun die Banda-Slaughter-Renegaten von der Workers Revolutionary Party in Großbritannien gesellt, die im Februar 1986 vom IKVI gespalten hatten. Diese Renegaten und ihre Anhänger in Peru und Australien sind dazu übergegangen, Hansen und die SWP zu verteidigen und sich von der Untersuchung Sicherheit und die Vierte Internationale zu distanzieren, ohne auch nur die Spur eines Beweises zu liefern, der den Ergebnissen dieser Untersuchung widersprechen würde.

Damit spucken sie auf die Prinzipien und das Programm der trotzkistischen Bewegung, für die Genosse Henehan kämpfte und die sie einst verteidigten.

In einem „Offenen Brief an die trotzkistische Bewegung in der ganzen Welt vom 10. November 1977, den Slaughter in seiner Eigenschaft als Sekretär des IKVI verfasst hatte, schrieb er:

Seit der Veröffentlichung unseres Interviews mit der GPU-Agentin Sylvia Franklin und weiteren Artikeln, die unter dem Titel: ,Der wirkliche Joseph Hansen möge sich bitte melden! (veröffentlicht in der Neuen Arbeiterpresse Nr. 44, 12. 8. 1977) seine Verbindungen zum FBI entlarvten, ist Hansen in völliges Stillschweigen verfallen.

Beabsichtigt Hansen, seinen Mitgliedern, der trotzkistischen Bewegung und der internationalen Arbeiterklasse zu erklären, wie er dazu kam, im Jahre 1938 mit einem Spitzenagenten der GPU zu verkehren und 1940, fünf Wochen nach Trotzkis Ermordung eine geheime und persönliche Verbindung mit dem FBI in New York herzustellen?

Anscheinend nicht. Statt eine Antwort auf diese vollständig mit Dokumenten untermauerten Anklagen auszuarbeiten – wie es die unbedingte Verantwortung eines jeden ernsthaften Revolutionärs ist – füllt Hansen seinen Eimer mit Verleumdungen, die der Ablenkung dienen sollen. (Neue Arbeiterpresse Nr. 59, 2. 12. 1977).

Jetzt ist es Slaughter, der seinen Eimer voll Verleumdungen, die der Ablenkung dienen sollen, über das IKVI und die Untersuchung Sicherheit und die Vierte Internationale ausschüttet und gleichzeitig genau dieselben Fragen unbeantwortet lässt, die er einst Hansen gestellt hat:

Er kann nicht erklären, warum diese Verbindungen vor seiner eigenen Partei und der internationalen Bewegung geheim gehalten wurden, bis sie vom Internationalen Komitee während seiner Nachforschungen aufgedeckt wurden. Ebenso wenig kann er erklären, warum er Sylvia Franklin, geborene Callen, Parteiname Caldwell, als eine ‚beispielhafte Genossin der SWP rühmt, wenn gleichzeitig das Internationale Komitee ohne den geringsten Zweifel bewiesen hat, dass sie eine geheime GPU-Agentin in dem Team war, das Trotzkis Ermordung durchführte.(ebenda).

Am Ende des Briefes schrieb Slaughter:

Der politische Mord am Genossen Tom Henehan fordert von allen Trotzkisten eine sofortige Reaktion. Was auch immer für Meinungsverschiedenheiten existieren, so kann es doch keine Rechtfertigung dafür geben, sich mit der Workers League in dieser Frage nicht zu solidarisieren. Dies ist eine grundlegende Verpflichtung, die sich aus dem proletarischen Internationalismus ergibt, auf den sich unsere Bewegung gründet. Es ist Zeit, die Reihen zu schließen und diese Prinzipien wieder ins Leben zu rufen. Mit diesen grundlegenden Fragen der Verteidigung gegen den Terror des Klassenfeinds ist die unausweichliche Verantwortung verbunden, die Wahrheit über die stalinistische Terrormaschine zu enthüllen, die Trotzki tötete. Das sind die großen historischen Fragen, die jetzt überall vor den Trotzkisten stehen. (ebenda).

Slaughters Worte sind heute ebenso richtig wie damals, als sie geschrieben wurdennur dass sie heute ihn verurteilen!

Was Banda betrifft, so können wir nichts besseres tun, als aus seiner eigenen Rede zu zitieren, die er auf einer Versammlung zum Gedenken von Genossen Henehan eine Woche nach seiner Ermordung gehalten hatte:

Wenn man sich umschaut und die Generationen sieht, die gekommen und wieder gegangen sind, dann denkt man nicht nur an jene, die in der Partei geblieben sind, sondern auch an die, welche sie verlassen haben. Einige waren vielleicht angesichts der drohenden Kugel des Mörders erschrocken. Doch das war es nicht, was sie zum Gehen veranlasste.

Was war es, das viele von ihnen dazu brachte, die Partei zu verlassen, und andere, auf die geschichtlichen Traditionen der revolutionären Bewegung, der trotzkistischen Bewegung zu spucken? Die Ursache lag vor allem in einem pragmatischen Skeptizismus in die Aussichten der Weltrevolution, in einer entschiedenen Ablehnung der internationalen Perspektive, der Perspektive, für die Genösse Trotzki sein Leben gab — der Perspektive von Sozialismus oder Barbarei.(Übersetzt aus The Life and Death of Tom Henehan, New York 1978, S.32).

Banda, Slaughter und ihre Anhänger haben die großen Prinzipien der trotzkistischen Bewegung aufgegeben und sind zur Verteidigung des Klassenfeinds übergegangen, der Tom Henehan ermordet hat.

Das Internationale Komitee der Vierten Internationale setzt den Kampf fort, für den Genosse Henehan sein Leben gab. Es wird seine Kampagne zu Sicherheit und die Vierte Internationale verstärken. Genosse Henehan starb nicht umsonst. Sein Kampf lebt fort im Aufbau der trotzkistischen Weltbewegung, des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, für die er sein Leben gegeben hat.