Erklärung der Redaktion des Bulletin
11. Februar 1986
Am Samstag, den 8. Februar, spaltete in Großbritannien eine Fraktion innerhalb der Workers Revolutionary Party, geführt von M. Banda und C. Slaughter, vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale.
Statutenmäßig gewählte Delegierte des achten Kongresses der Workers Revolutionary Party, die mindestens die Hälfte der Parteimitgliedschaft repräsentieren und in Opposition zu dem Antiinternationalismus von Slaughter und Banda stehen, wurden daran gehindert, die Konferenzhalle zu betreten und für ihre Positionen auf dem Kongress zu kämpfen.
Die Tore außerhalb des Konferenzgebäudes waren abgeschlossen und 25 Polizisten, die durch die Spalter geholt worden waren, standen außerhalb des Kongresses Wache. Slaughter kam mit einer Polizeieskorte am Konferenzort an und ließ sich von ihr zur Konferenzhalle führen.
Die Delegierten, die in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der WRP-Sonderkonferenz vom 26./ 27. Oktober 1985 gewählt worden waren – Beschlüsse, die die Anerkennung der politischen Autorität des Internationalen Komitees als das wesentliche Kriterium für die Parteimitgliedschaft festlegten –, gingen daraufhin zu einem anderen Raum, wo sie den legitimen achten Kongress der WRP (Internationalisten) abhielten.
Die versuchte Sabotage des achten Kongresses war das Ergebnis einer bewussten Entscheidung der Fraktion, die von Slaughter und Banda geführt wurde, jede politische Diskussion auszuschalten, alle Unterstützer des Internationalen Komitees aus der WRP auszuschließen und die unentschlossenen und desorientierten Teile der Parteimitgliedschaft vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Am 26. Januar 1986 hatte das WRP-Zentralkomitee mit 12 zu 3 Stimmen für die Rücknahme der Entscheidungen der Sonderkonferenz im Oktober und für die Veränderung der Regeln, auf deren Grundlage die Delegierten für den kommenden achten Kongress gewählt wurden, gestimmt.
Das Zentralkomitee wies damit die einstimmige Resolution der Sonderkonferenz zurück, die festgelegt hatte, dass alle WRP-Mitglieder auf der Grundlage neu registriert werden müssen, dass sie die Unterordnung der WRP unter das Internationale Komitee der Vierten Internationale ausdrücklich anerkennen. Das Zentralkomitee ordnete an, dass die Formulare für die Neuregistrierung zurückgezogen und die Delegierten auf der Grundlage neuer Mitgliederlisten, die durch die Zellen erstellt werden, gewählt werden.
Praktisch bedeutete dies, dass Antitrotzkisten, die sich geweigert hatten, die Registrierungsformulare zu unterschreiben, jetzt als Mitglieder gezählt und in die Wahl der Delegierten einbezogen werden konnten – abgesehen von den Namen, die wahllos hinzugefügt wurden, um die Zahl der Delegierten der Slaughter-Banda-Fraktion zu erhöhen.
Gleichzeitig mit der Entscheidung des Zentralkomitees, die Resolution der Sonderkonferenz zurückzunehmen – die eine Resolution des IKs vom 25. Oktober 1985 bestätigt hatte und von Banda und Slaughter unterschrieben war –, wurde am 26. Januar auch eine Resolution verabschiedet, die erklärt, dass „das IK nicht die politische Autorität einer internationalen Führung erheben kann. Ebenso können Sektionen nicht einer Disziplin unterworfen werden, die vom IK bestimmt wird.“
Außerdem verurteilte diese Resolution auch die seit zehn Jahren laufende Untersuchung des IKVI über die Umstände von Trotzkis Ermordung und die Infiltration der Socialist Workers Party in den Vereinigten Staaten durch imperialistische und stalinistische Agenten.
Die Spaltungsresolution richtete sich speziell gegen das Vorgehen des Internationalen Komitees auf seinem Treffen vom 16.-17. Dezember 1985, wo es den vorläufigen Bericht einer Kontrollkommission hörte, die eingerichtet worden war, um die politische Degeneration der WRP unter der Führung von G. Healy, Banda und Slaughter zu untersuchen.
Dieser Bericht bewies an Hand von Dokumenten unwiderlegbar, dass die WRP hinter dem Rücken des IKVI Söldnerbeziehungen mit halbkolonialen, arabischen bürgerlichen Regimen eingegangen war, in denen sie politische Prinzipien gegen Geld verkaufte. Das IKVI entschied darauf, die WRP als seine britische Sektion zu suspendieren, um so die Bedingungen für eine ernsthafte Aufarbeitung und prinzipielle Korrektur dieser lang hinausgezogenen opportunistischen Degeneration zu schaffen und die Integrität des Internationalen Komitees zu verteidigen.
Das IKVI wies auf seinem Treffen vom 16.-17. Dezember auch die (von Banda und Slaughter erhobenen) Behauptungen zurück, das IKVI sei ebenso wie die WRP degeneriert, und bekräftigte die historische Kontinuität der trotzkistischen Bewegung: Die ersten vier Kongresse der Kommunistischen Internationale, den Kampf der Linken Opposition gegen den Stalinismus, das Übergangsprogramm, den „Offenen Brief“ gegen den pablistischen Revisionismus, auf dessen Grundlage das IKVI 1953 gegründet wurde, und der zwischen 1961 und 1963 geführte Kampf gegen die verlogene „Wiedervereinigung“ der amerikanischen Socialist Workers Party mit den Pablisten.
Am Freitag, den 7. Februar 1986, veröffentlichte die Slaughter-Banda-Fraktion eine Ausgabe der Workers Press, auf deren Titelseite das Internationale Komitee der Vierten Internationale, die pro-IK-Tendenz innerhalb der WRP und die amerikanische Workers League und ihr nationaler Sekretär David North angegriffen werden.
Dieselbe Ausgabe enthielt eine vierseitige Erklärung von M. Banda, dem Generalsekretär der WRP mit der Überschrift: „Siebenundzwanzig Gründe, warum das Internationale Komitee sofort begraben und die Vierte Internationale aufgebaut werden sollte“.
In dieser Erklärung gibt Banda eine verleumderische Darstellung der gesamten Geschichte der Vierten Internationale, denunziert alle, die mit dieser Geschichte verbunden sind, behauptet, dass die „Vierte Internationale verkündet, aber nie aufgebaut wurde“ und erklärt, dass sie ein „historischer Zufall“ war.
Banda nahm jedoch an dem Kongress nicht teil. Er blieb in Sri Lanka, wo er sich in den letzten drei Monaten aufgehalten hat, nachdem er seinen Posten inmitten der innerparteilichen Krise verlassen hatte. Banda war tief in die Versuche verwickelt, die Missbräuche Healys abzudecken, die schließlich zu dessen Ausschluss führten.
Während sich Banda in Sri Lanka aufhält, hat er seine persönlichen und politischen Kontakte mit der antitrotzkistischen LSSP erneuert. Die LSSP hat den Trotzkismus 1964 verraten, als sie in die bürgerliche Koalitionsregierung von M. Bandaranaike eintrat.
Bandas Dokument, das, wie Workers Press zugibt, bereits vor drei Wochen in Großbritannien eingetroffen ist, wurde nicht unter den Mitgliedern zur Diskussion verbreitet, bevor es am Vorabend des achten Kongresses veröffentlicht wurde.
Seit Oktober 1985, als das IK zum ersten Mal über die Krise innerhalb der WRP erfuhr, hat es einen prinzipiellen und kompromisslosen Kampf gegen die nationalistische Degeneration der gesamten WRP-Führung geführt. Dieser Kampf hat den revisionistischen Charakter sowohl der Healy- als auch der Banda-Slaughter-Fraktionen in der WRP herausgestellt.
Wie Bandas Dokument zeigt, stand er mindestens seit einem Jahrzehnt in politischer Opposition zum Aufbau der Vierten Internationale. Im Fall von Slaughter geht diese Opposition sogar noch weiter zurück. Dieser Skeptizismus war die Grundlage ihrer Weigerung und Unfähigkeit, einen prinzipiellen Kampf gegen die politische Degeneration von Healy zu führen.
Auf der anderen Seite unterdrückte Healy die politische Diskussion, organisierte seine Führung auf der Grundlage der verkommensten opportunistischen Beziehungen und lieferte den politischen Deckmantel für diese rechten zentristischen Kräfte in seinem Zentralkomitee. Zusammen bildeten sie eine nationalistische antitrotzkistische Cliquenführung. Sie arbeiteten zusammen, um alle diejenigen innerhalb des IKVI und der WRP zu bekämpfen, die versuchten, den Trotzkismus gegen die revisionistische Linie der Healy-Slaughter-Banda-Führung zu verteidigen.
Innerhalb der WRP hat eine Minderheit, angeführt durch das Zentralkomiteemitglied Dave Hyland, die Führung der Young Socialists und praktisch die gesamten proletarischen Kräfte innerhalb der Partei, loyal gekämpft, um das Internationale Komitee und die trotzkistischen Prinzipien zu verteidigen.
Obwohl sie eine Minderheit in dem nicht repräsentativen Zentralkomitee waren, wuchs die Unterstützung innerhalb der WRP für die internationalistische Linie, für die Hyland kämpfte, derart, dass Slaughter und Banda schließlich entschieden, ihn und all seine Unterstützer bürokratisch vom Kongress fernzuhalten.
Es ist politisch bezeichnend, dass die Ausgabe Workers Press vom 7. Februar gerade diejenigen denunziert, die an der Spitze des Kampfs gegen Healys revisionistische Politik und organisatorischen Machtmissbrauch standen, Dave Hyland und David North.
Während des ganzen Sommers 1985 kämpfte Hyland, zusammen mit Führern der Jugendbewegung innerhalb der Führung hartnäckig gegen die Anstrengungen von Banda , Slaughter und praktisch dem gesamten politischen Komitee, eine Kontrollkommission über den Missbrauch von Healy zu verhindern.
Von 1982 bis 1984 erarbeitete North die ersten und einzigen Dokumente, die Healys Verfälschungen des dialektischen Materialismus und die revisionistische politische Linie der WRP kritisierten. Diese Kritik wurde von Slaughter und Banda unterdrückt, die ihre Positionen in der Führung der WRP und des IKVI benutzten, um der Workers League mit dem Bruch aller politischen Bindungen zum IKVI zu drohen.
Mit ihrer Konferenz in Hammersmith führte die WRP (Internationalisten) den legitimen achten Kongress durch. Dieser Kongress wies die Resolutionen des Zentralkomitees vom 26. Januar einstimmig zurück und schloss Banda und Slaughter aus.