Corona-Herbstwelle entwickelt sich in Deutschland

Seit mehreren Wochen entwickelt sich in Deutschland eine Corona-Herbstwelle. Das zeigen sämtliche Indikatoren. Der Infektionsradar der Bundesregierung, der die Viruslast im Abwasser auf Grundlage der Daten von über 100 Kläranlagen auswertet, zeigt, dass das Infektionsgeschehen gegenüber der Sommerwelle zwischenzeitlich nur minimal gesunken war. In den letzten Wochen sind die Zahlen dann wieder deutlich angestiegen.

Zum Höhepunkt der Sommerwelle im Juli lag die Viruslast bei 118.000 Genkopien pro Liter Abwasser. Anfang August sank sie auf 103.000 und aktuell liegt sie bei 163.000 Genkopien. Insgesamt lag die Viruslast damit den ganzen Sommer mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr.

Nach Schätzungen des GrippeWeb, einem Portal des Robert Koch-Instituts, liegt die derzeitige COVID-19-Inzidenz in der Bevölkerung bei rund 1.400 pro 100.000 Einwohnern. D.h. jede Woche infizieren sich 1,4 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus. Der Anstieg zeigt steil nach oben. In der Vorwoche lag die Inzidenz bei 1.200, Anfang August bei 600.

In Bayern zeigt das Abwassermonitoring einen noch deutlicheren Anstieg. So hat sich in München die Viruslast im Abwasser im Vergleich zur Vorwoche mehr als verdoppelt und ist damit so hoch wie seit Jahresbeginn nicht mehr. Zentrale Verantwortung dafür trägt das Oktoberfest, das mit seinen 6,7 Millionen Besuchern als zwei Wochen langes Superspreader Event gedient hat. In Rheinland-Pfalz meldete das Landesuntersuchungsamt einen Anstieg der Fallzahlen um 78 Prozent zur Vorwoche.

Auch verschiedene andere Indikatoren des Infektionsradars der Bundesregierung zeigen den starken Anstieg des Infektionsgeschehens. So liegt beispielsweise die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen mit COVID-19 mit wöchentlich 89 pro 100.000 Einwohnern zwei bis drei mal so hoch wie noch im Sommer.

Die Zahl der Hospitalisierungen wegen einer schweren Atemwegserkrankung mit COVID-19 steht bei einer 7-Tage-Inzidenz von 2,2. Sie ist damit drei mal so hoch wie Anfang Juli. Auch die Zahl der Todesfälle, die derzeit bei 80 pro Woche liegt, hat sich gegenüber Anfang Juli verdreifacht.

Der Virologe und Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie Timo Ulrichs erklärte gegenüber Focus Online: „Eine Herbstwelle könnte durchaus noch bevorstehen, und dazu könnte auch die neue Fitness der Untervariante KP.3.1.1 beitragen.“ Tatsächlich spielt KP.3.1.1 eine zentrale Rolle bei der derzeitigen Herbstwelle.

KP.3.1.1 ist ein Nachfolger der JN.1-Linie und in mehreren Ländern bereits dominant. Eine neue Studie von japanischen Wissenschaftlern, die in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, stellt fest: „KP.3.1.1 hat eine wesentlich höhere Reproduktionszahl als die Vorläufer KP.2, KP.2.3 und KP.3.“ Dabei haben bereits die Vorgängervarianten KP.2 und KP.3 in den Sommermonaten zu einem steigenden Infektionsgeschehen geführt, obwohl die Wetterlage für eine Ausbreitung im Sommer ungünstiger ist als im Winter.

In Deutschland macht KP.3.1.1 derzeit bereits einen Anteil von 43 Prozent am Infektionsgeschehen aus und ist damit vorherrschend. Gleichzeitig hat auch die rekombinante Sublinie XEC einen Anteil von 28 Prozent – Tendenz steigend. XEC wurde zum ersten mal im Juni in Deutschland entdeckt und hat sich von da aus auf 27 Länder ausgebreitet. Virologen schätzen, dass sie etwa einen doppelt so hohen Wachstumsvorteil hat wie KP.3.1.1 und im Winter die dominante Variante sein wird.

Die Entstehung neuer Varianten widerlegt vor allem die Lüge vom angeblichen Ende der Pandemie. Tatsächlich ist die Pandemie nicht vorbei, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch eine noch tödlichere Variante entsteht. Damit ist Covid-19 – ganz im Gegensatz zu den Behauptungen in Politik und Medien – auch in keiner Weise mit einer Grippe vergleichbar.

Das statistische Landesamt Baden-Württembergs veröffentlicht vor kurzem Zahlen, die genau das untersuchen sollen. Es kommt zu dem Schluss: 2023 starben in Baden-Württemberg insgesamt 186 Menschen an einer Grippe. Gleichzeitig wurden 3.343 Todesfälle durch Corona festgestellt, d.h. fast 18 mal so viele. Und dies in dem Jahr, in dem sämtliche Schutzmaßnahmen mit dem Argument beendet wurden, die Pandemie sei vorbei.

In den Sommermonaten war der Unterschied, was die Todeszahlen betrifft, sogar noch deutlicher. Während von Juni bis August 2023 in Baden-Württemberg fünf Menschen an der Grippe starben, gab es 128 Corona-Tote. Das heißt 25 mal so viele.

Auch derzeit sind rund zwölf Prozent aller Menschen, die wegen eines Atemwegsinfekts im Krankenhaus behandelt werden müssen, wegen einer Corona-Infektion dort.

Die Direktorin der Virologie an der TU München, Ulrike Protzer, sagte dazu: „Corona ist kein Schnupfen, und es wird keiner werden. Ebenso wie RSV und Influenza dringt das Virus besonders tief in die Lunge ein, attackiert die Atemwege stärker und kann auch andere Organe im Körper befallen.“

Im Gegensatz zu RSV und Influenza gibt es bei einer Corona-Infektion zudem ein hohes Risiko, an Langzeitwirkungen zu erkranken, die fast jedes Organ betreffen können und auch verheerende Auswirkungen auf grundlegende Fähigkeiten haben können: etwa sich zu bewegen, zu sehen oder zu arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit einer Long Covid-Erkrankung liegt bei der ersten Infektion bei rund zehn Prozent und steigt mit jeder weiteren Infektion.

Die Bevölkerung auf ewig dem Corona-Virus auszusetzen und sich immer und immer wieder neu infizieren zu lassen, kann daher nur bedeuten, die Gesundheit und das Leben von Millionen von Menschen auf Dauer grundlegend zu verschlechtern und zu zerstören.

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