Konflikt zwischen Iran und Israel vor dem Ausbruch: diplomatische und militärische Vorbereitungen auf den Krieg

Am Montag haben Israel und seine Verbündeten ihre Vorbereitungen auf einen Krieg gegen den Iran fortgesetzt. Nach der Ermordung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh während eines Besuchs in Teheran wird mit einem baldigen Vergeltungsschlag des Iran gerechnet.

US-Außenminister Antony Blinken teilte am Sonntagabend seinen Amtskollegen aus den G7-Staaten mit, der US-Geheimdienst rechne jederzeit mit einer derartigen Operation des Iran und der Hisbollah.

Menschen tragen den Sarg des Hamas-Führers Ismail Haniyeh, der am letzten Mittwoch von Israel ermordet wurde, während der Trauerfeier an der Universität Teheran am 1. August 2024. [AP Photo/Office of the Iranian Supreme Leader]

Jeder Schritt des Iran könnte von Israel als Vorwand benutzt werden, um einen regionalen Krieg anzuzetteln, den es seit Monaten provoziert. Beispielhaft für die Atmosphäre, die im Land angeheizt wird, waren die Äußerungen von Oppositionsführer Yair Lapid, der von der Regierung wissen wollte: „Halten Sie es für akzeptabel, dass ein ganzes Land fünf Tage lang still sitzt und darauf wartet, bombardiert zu werden? Denn es gibt keine Abschreckung.“

Die Weltgesundheitsorganisation hat 32 Tonnen medizinische Hilfsgüter in den Libanon geschickt, weil sie mit einem Blutbad rechnet. Immer mehr Länder fordern ihre Bürger auf, das Land zu verlassen.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte bei einer Rede in der unterirdischen Kommandozentrale der Luftwaffe in Tel Aviv vor Soldaten: „Wir müssen uns auf alle Möglichkeiten vorbereiten, auch auf einen schnellen Übergang zur Offensive.“ In einer Erklärung des Verteidigungsministeriums wurde hinzugefügt, Gallant habe von „der Möglichkeit einer offensiven Aktion in allen Kampfbereichen“ gesprochen.

Angesichts der Tatsache, dass Israel bereits seit Beginn des Kriegs „offensiv agiert“, u.a. mit wiederholten tödlichen Angriffen auf Nachbarstaaten, ist das, was Gallant meint, eine massive Eskalation.

Der Oberbefehlshaber des Nordkommandos der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF), Generalmajor Ori Gordin, erklärte vor Bürgermeistern und Ratsvorstehern im Norden des Landes: „Ich möchte, dass Sie wissen, dass unsere Offensivpläne fertig sind und dass wir in jeder Hinsicht darauf vorbereitet sind, von mir bis zu jedem einzelnen Soldaten.

Wir haben in den letzten zehn Monaten viel angegriffen und zerstört, aber wir haben immer noch viel Arbeit vor uns. Wir sind entschlossen und engagiert.“

Seit Beginn des Völkermords in Gaza wurden bei israelischen Angriffen jenseits der Grenze mehr als 450 Menschen im Libanon getötet, darunter über 100 Zivilisten, und große Teile des libanesischen Südens wurden zerstört. Nach einem wirkungslosen Drohnenangriff der Hisbollah am Montag wurden bei einem israelischen Angriff auf das libanesische Dorf Mais Al-Jabal zwei Menschen getötet, darunter ein Sanitäter, der nach Opfern eines früheren Angriffs suchte.

Die Maßnahmen Israels sind eng mit den USA abgestimmt, die es durch diplomatischen Druck begünstigen. Der Befehlshaber des US Central Command (CENTCOM), Michael Kurilla, diskutierte bei einem Treffen am Montag mit dem Stabschef der IDF, Generalleutnant Herzi Halevi, über „sicherheitspolitisch-strategische Fragen und gemeinsame Einschätzungen in der Region im Rahmen der Reaktion auf die Drohungen im Nahen Osten.“

Am Abend zuvor hatte sich Gallant mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin getroffen, um ihn über die „sicherheitspolitischen Entwicklungen in der Region und die Bereitschaft der IDF“ in Kenntnis zu setzen, „Israel gegen potenzielle Bedrohungen durch den Iran und seine Stellvertreter zu verteidigen“, wie Gallants Pressestab erklärte.

Er erklärte: „[Gallant] diskutierte eine Reihe von Szenarien und entsprechende Verteidigungs- und Offensivkapazitäten ...[und] drückte gegenüber Verteidigungsminister Austin seine Anerkennung aus für die enge militärische und strategische Koordination zwischen Israel und den USA, darunter die derzeitigen und zukünftigen Einsätze von US-Truppen und Änderungen der Streitkräfteposition zur Verteidigung Israels.“

Er lobte „die Führungsrolle der USA bei der Bildung einer Koalition aus Verbündeten und Partnern zur Verteidigung Israels und der Region gegen eine Reihe von Luftangriffen.“

Zu dieser Führungsrolle gehört auch, dass viele arabische Regierungen für eine Kampagne gewonnen werden konnten, den Iran aufzuhalten. US-Präsident Joe Biden sprach am Montag mit dem jordanischen König Abdullah, nachdem Ayman Safadi als erster jordanischer Außenminister seit zwei Jahrzehnten Teheran besucht hatte. Es wird davon ausgegangen, dass er die iranische Führung dazu bewegen wollte, ihre Reaktion so geringfügig wie möglich zu halten.

Der Iran hat für diesen Mittwoch ein Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit einberufen, das von Saudi-Arabien ausgerichtet wird, wo er vermutlich um Unterstützung für seine geplanten Angriffe gegen Israel werben wird.

Am Montag bestellte Außenminister Ali Bagheri Kani die internationalen Botschafter ein, um ihnen mitzuteilen, dass Teheran sein „legitimes und inhärentes Recht ausüben wird, die terroristischen Aktivitäten des [israelischen] Regimes zu verhindern und so seine nationale Sicherheit zu schützen.“ Er fügte hinzu, die Hauptverantwortung für die gefährlichen Spannungen in der Region trage die Untätigkeit des UN-Sicherheitsrats, der nicht auf die Verbrechen Israels reagiert habe.

Der Sprecher des Außenministeriums, Nasser Kanaani, erklärte später: „Der Iran strebt Stabilität in der Region an, aber das ist nur möglich, wenn man den Aggressor bestraft und Abschreckung gegen das Abenteurertum des zionistischen Regimes schafft.“ Niemand, erklärte er weiter, „hat das Recht, am Rechtsanspruch des Iran zu zweifeln, das zionistische Regime zu bestrafen.“

Der Befehlshaber der iranischen Revolutionsgarde, Hossein Salami, erklärte ebenfalls, Israel werde „zu gegebener Zeit bestraft werden... Wenn sie einen Schlag erhalten, werden sie merken, dass sie Fehler machen.“

Der Besuch des ehemaligen russischen Verteidigungsministers und jetzigen Sekretärs des Sicherheitsrats, Sergei Schoigu, in Teheran zu Diskussionen mit führenden iranischen Politikern, darunter Präsident Masoud Pezeshkian, zeigt die Gefahr, dass neben den USA auch weitere Großmächte schnell in einen Krieg im Nahen Osten hineingezogen werden könnten.

Im Gazastreifen setzen die IDF unterdessen ihre verbrecherischen Angriffe auf Zivilisten fort. Bei zeitgleichen Angriffen auf die Hassan-Salama- und die Nassr-Schule und das al-Aqsa-Krankenhaus in Gaza wurden mindestens dreißig Menschen getötet, darunter Kinder und ältere Menschen.

Ein Zeuge, Abdullah Akila, beschrieb, was passiert ist:

Wir setzten uns gerade, als hier eine Bombe einschlug und eine weitere in der Schule nebenan. In den beiden Schulen waren vertriebene Zivilisten und Kinder untergebracht... Wir haben in der letzten Stunde die Überreste von Kindern geborgen. Das ist so ungerecht. Wie lange wird es noch so bleiben? Wir sind müde... Genug!

Ein anderer Mann erklärte gegenüber einem Reporter von Al Jazeera: „Überall liegen zerfetzte Leichen herum.“ Ein weiterer sagte: „Sie haben Kinder und alte Menschen getötet. Sie haben Frauen getötet. Nur Gott wird uns retten. Was haben die Kinder getan?“

Am al-Aqsa-Krankenhaus wurden mindestens fünf Menschen getötet und die Zelte mehrerer Vertriebener durch die Explosionen in Brand gesetzt.

Laut dem Al-Jazeera-Journalisten Tareq Abu Azzoum mussten die Rettungskräfte mit bloßen Händen arbeiten, weil „für den Betrieb der meisten Bulldozer nicht genug Treibstoff da ist und viele davon bei israelischen Angriffen auf die städtischen Einrichtungen beschädigt wurden.“ Er sprach von einem „starken Anstieg der israelischen Angriffe auf Evakuierungszentren.“

Die völkermörderische Brutalität des israelischen Kriegs wurde bei einer Pressekonferenz des faschistischen Finanzministers Bezalel Smotrich deutlich, der sich darüber beklagte, dass überhaupt Hilfe in den Gazastreifen kommt: „Niemand wird zulassen, dass wir zwei Millionen Palästinenser verhungern lassen, auch wenn das gerechtfertigt und moralisch vertretbar wäre, solange unsere Geiseln nicht zurückgegeben wurden.“

Später am Tag twitterte Smotrich, er wolle den Bau israelischer Siedlungen ausweiten, um die „Gefahr“ eines palästinensischen Staates „zu beseitigen“, womit er die Tatsache bestätigte, dass der Krieg in Gaza die Speerspitze einer Offensive ist, die sich auch gegen die Palästinenser im Westjordanland und in Israel richtet.

Er schrieb: „Dieses Ziel lässt sich nur erreichen, wenn wir die Übernahme offener Gebiete durch Araber verhindern, die Palästinensische Autonomiebehörde und ihre Führung daran hindern, Terroristen zu finanzieren, und das Gebiet [das besetzte Westjordanland] vollständig unter israelische Kontrolle bringen.“

In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden im Westjordanland bei Razzien 25 Palästinenser, darunter zwei Kinder, verhaftet, ihre Häuser verwüstet und ihre Familien bedroht. In Dschenin wurden zwei Wohnhäuser vollständig zerstört, und in Nablus setzten IDF-Soldaten einen Marktplatz mit brennenden Reifen in Brand.

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