Diese Woche nutzten die Führer der imperialistischen Mächte die Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Landung der alliierten Truppen in der Normandie am D-Day, um eine erhebliche Eskalation des Krieges zwischen den USA und der Nato gegen Russland zu versprechen, die die Menschheit erneut in einen Weltkrieg zu stürzen droht.
Die Zeremonie fand zu einem Zeitpunkt statt, als die Nato die verbleibenden Beschränkungen ihrer direkten Beteiligung am Krieg aufgehoben hat. Dazu zählen die Entscheidung, der Ukraine den Einsatz von Nato-Waffen für Angriffe innerhalb Russlands zu gestatten, sowie die Forderung von Nato-Mitgliedern, allen voran Frankreich, Nato-Truppen direkt in der Ukraine einzusetzen.
Während seines Aufenthalts in der Normandie gab Biden dem Sender ABC News ein Interview, in dem er öffentlich erklärte, dass amerikanische Waffen bei Angriffen auf Russland „eingesetzt werden dürfen.“ Interviewer David Muir fragte Biden: „Beunruhigt Sie das überhaupt, dass es die USA in einen [Krieg mit Russland] in viel größerem Ausmaß hineinziehen könnte?“
Biden antwortete: „Theoretisch könnte das passieren, aber es ist nicht wahrscheinlich“, und behauptete, dass die US-Waffen nur eingesetzt würden, um Russland „in Grenznähe“ zu treffen.
Das sind Aussagen von erschütternder Leichtfertigkeit. Biden erklärt, dass seine Politik die Vereinigten Staaten „theoretisch“ in einen umfassenden Krieg mit einem nuklear bewaffneten Staat hineinziehen könnte, was möglicherweise zur Zerstörung der menschlichen Zivilisation führen würde – aber er ist bereit, diese Gefahr in Kauf zu nehmen.
Auf die Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, auf von der Nato unterstützte Angriffe gegen Russland mit dem Einsatz von Atomwaffen zu antworten, erklärte ein sichtlich verwirrter Biden, er kenne den russischen Präsidenten seit „vierzig Jahren“ – eine offensichtliche absurde Aussage, wenn man bedenkt, dass Putin 1984 ein unbekannter KGB-Agent in der UdSSR war.
Wie der Vorsitzende der internationalen Redaktion der WSWS, David North, bemerkte: „Entscheidungen über Leben und Tod werden von einem Mann getroffen, der die Realität nicht mehr richtig einschätzen kann.“
In seiner Rede auf der wichtigsten Gedenkveranstaltung an den Stränden der Normandie hielt Biden eine militaristische Tirade, in der er unbegrenzt Menschenleben und Geld für das Ziel der Nato zusagte, Russland zu unterwerfen und zu erobern.
Biden zeigte sich erfreut über den Tod von, wie er sagte, Hunderttausenden von russischen Soldaten im Krieg in der Ukraine. „Sie haben enorme Verluste in Russland erlitten, die Zahlen sind erschütternd – 350.000 tote oder verwundete russische Soldaten.“
Obwohl er die russischen Opferzahlen aufblähte und die zweifellos viel höheren ukrainischen Todesopfer ignorierte, machte Biden deutlich, dass der derzeitige Krieg noch mehr Tote fordern werde.
„Es gibt Dinge, die es wert sind, dafür zu kämpfen und dafür zu sterben“, sagte Biden. „Amerika ist es wert ... damals, heute und immer.“ Das impliziert eindeutig, dass die Zeit kommen wird, in der eine große Zahl amerikanischer Truppen bereit sein muss, in dem globalen Krieg zu „sterben“, der jetzt außer Kontrolle gerät.
Zu den Dingen, „für die es sich zu sterben lohnt“, sagte Biden, gehöre „Demokratie.“ Aber die Ukraine ist, wie Dutzende anderer von den Vereinigten Staaten unterstützter Diktaturen, keine „Demokratie.“ Die Ukraine ist ein Land unter Kriegsrecht, in dem Kriegsgegner bedroht und inhaftiert werden, darunter der Sozialist Bogdan Syrotiuk, und in dem Faschisten hohe Positionen in Staat und Militär bekleiden. Präsident Selenskij hat seine Amtszeit überschritten und deutlich gemacht, dass er nicht beabsichtigt, Wahlen abzuhalten. Er befürchtet, dass die wachsende Opposition der Bevölkerung gegen den Krieg an den Wahlurnen zum Ausdruck kommen könnte.
Unterdessen begeht Israel, der wichtigste Verbündete der USA im Nahen Osten, einen Völkermord und erklärt die palästinensische Bevölkerung, in den Worten von Verteidigungsminister Yoav Gallant, zu „menschlichen Tieren“.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Während führende amerikanische Politiker sich über Russland echauffierten, griff Israel, das von den imperialistischen Mächten bewaffnet, finanziert und verteidigt wird, anlässlich des D-Day eine von den Vereinten Nationen betriebene Schule an und tötete vierzig Menschen, darunter auch Kinder.
Als Reaktion auf Israels Massaker begrüßte und verteidigte der Sprecher des Außenministeriums, Matthew Miller, den Angriff offen und erklärte: „Es gibt diesen Ort, an dem sich die Hamas in einer Schule versteckt ... diese Personen sind legitime Ziele, aber gleichzeitig haben sie sich in der Nähe von Zivilisten eingerichtet, und Israel hat das Recht, zu versuchen, diese Zivilisten zu treffen.“
Das Außenministerium erklärte später, Miller habe gemeint, Israel habe das Recht, „Hamas-Kämpfer“ und nicht „Zivilisten“ ins Visier zu nehmen. Aber wenn Miller sich „versehentlich“ falsch ausgedrückt hat, dann nur, indem er offen aussprach, was implizit ist: dass die Vereinigten Staaten das systematische Massaker an Zivilisten, einschließlich Kindern, bei der Verfolgung ihrer militärischen Ziele verteidigen.
Mit anderen Worten: Die Gedenkfeier in der Normandie war der Hintergrund für die immer direktere Übernahme der charakteristischsten Aspekte der nationalsozialistischen Kriegspolitik durch die heutigen imperialistischen Mächte: die gezielte Ausrottung von Zivilisten und die Bereitschaft, die ganze Welt in einen globalen Krieg zu ziehen.
Achtzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg steht die Welt erneut am Rande eines umfassenden Krieges, diesmal zwischen atomar bewaffneten Staaten. Alle Behauptungen, dass die ersten beiden Weltkriege eine historische Ausnahme darstellen, die sich nie wiederholen wird, sollten durch die Erklärungen von Biden und den anderen imperialistischen Führern widerlegt sein.
Die Reaktion der russischen Regierung auf die Eskalation des Krieges durch die Nato-Mächte ist völlig bankrott. Putin schwankt zwischen Appellen an seine „westlichen Partner“, zur Vernunft zu kommen, und Drohungen mit militärischer Vergeltung und einem umfassenden Atomkrieg. Tatsächlich hat Putin keine Antwort auf den Drang der imperialistischen Mächte, Russland zu erobern und zu unterjochen.
Ein Ende des eskalierenden globalen Krieges ist nur durch die Intervention der Arbeiterklasse der Welt möglich, bewaffnet mit einem sozialistischen Programm zur Abschaffung des kapitalistischen Systems, der Hauptursache des imperialistischen Krieges.