Der britische Filmemacher Jonathan Glazer ist wegen seiner Äußerungen bei der Oscar-Verleihung am 10. März zur Zielscheibe einer bösartigen Hexenjagd geworden. Bei der Entgegennahme des Preises für den besten internationalen Spielfilm für „The Zone of Interest“ über Rudolf Höß, den Kommandanten von Auschwitz, sagte Glazer zum Publikum:
All unsere Entscheidungen haben wir getroffen, um uns mit der Gegenwart zum Nachdenken zu bringen und uns mit ihr zu konfrontieren, nicht um zu sagen: „Schaut, was sie damals getan haben.“ Sondern: „Seht, was wir heute tun.“ Unser Film zeigt, wohin die Entmenschlichung in ihrer schlimmsten Form führt. Sie hat unsere gesamte Vergangenheit und Gegenwart geprägt.
Wir stehen hier jetzt als Männer, die es ablehnen, dass ihr Jüdischsein und der Holocaust gekapert wurden durch eine Besatzung, die für so viele unschuldige Menschen zu Konflikten geführt hat. Ob es die Opfer des 7. Oktober in Israel oder der andauernden Attacke auf Gaza sind, alle sind Opfer dieser Entmenschlichung. Wie können wir Widerstand leisten?
Glazers völlig legitime Reaktion auf die Tatsache, dass der aktuelle israelische Angriff in Gaza sein und seiner Kollegen „Judentum und den Holocaust gekapert“ hat, hat einen Nerv bei den professionellen Verteidigern der israelischen Massenverbrechen getroffen. Hier hat jemand die Öffentlichkeit in das schmutzige Geheimnis eingeweiht, dass die Zionisten routinemäßig und zynisch die Schrecken des Holocaust nutzen, um ihre eigenen Gräueltaten zu rechtfertigen – und das vor einem internationalen Publikum, das immer noch viele Millionen umfasst. Dieser Jemand musste angeprangert und verleumdet werden.
Das Ergebnis war eine Flut von bissigen, hysterischen Beschimpfungen.
Einige Kritiker waren dumm oder unehrlich genug, um Glazer falsch zu zitieren und zu behaupten, er habe einfach „sein Jüdischsein dementiert“. Meghan McCain, eine „Fernsehpersönlichkeit“ und Tochter des verstorbenen Kriegstreibers Senator John McCain, auch selbst eine Reaktionärin, prangerte eine Situation an, in der „ein Mann auf die Bühne kommt, um 'sein Jüdischsein' zu dementieren, und der halbe Saal klatscht“. Hunderte von Kommentatoren wiesen sie in den sozialen Medien zurecht, wenn auch natürlich ohne Erfolg.
Abraham Foxman, ehemaliger Direktor der Anti Defamation League und ein vehementer Verteidiger Israels, entschied sich ebenfalls, Glazers Aussage zu verzerren. Er behauptete: „Als Überlebender des Holocausts bin ich schockiert, dass der Regisseur die Erinnerung an über eine Million Juden, die starben, weil sie Juden waren, mit der Ankündigung, dass er sein Jüdischsein dementiere, verunglimpft. Shame on you.“
Die pro-zionistischen Kräfte, die es schafften, Glazers Kommentar richtig aufzufassen, waren jedoch nicht weniger feindselig.
Noa Tishby, eine ehemalige israelische Regierungsbeamtin, ist in den USA zu einer führenden Verteidigerin von Israels Verbrechen geworden. Sie prangerte die gesamte Filmpreisverleihung am 10. März, ohne Glazer namentlich zu nennen, als „subtile und offene Zurschaustellung von Judenhass“ an.
Rabbi Shmuley Boteach, ein weiterer medienwirksamer Verfechter des Zionismus, prangerte Glazers Kommentare auf X als „absolut widerlich“ an. Der Regisseur, so Boteach, habe „sein Volk verraten und sich selbst entehrt und die 6 Millionen Märtyrer des Holocausts trivialisiert, als er sagte, dass Israels Krieg in Gaza die Erinnerung an den Holocaust kapere. Wie können Sie es wagen, diese beiden Dinge zu vergleichen? Sie Dummkopf. Der ganze Zweck des israelischen Krieges in Gaza ist es, sicherzustellen, dass es KEINEN ZWEITEN HOLOCAUST gibt, damit wir nicht noch mehr von Ihren Filmen brauchen, weil Juden tatsächlich am Leben bleiben. HAMAS HAT NUR EIN ZIEL. GENOZID AN DEN JUDEN.“
Solche Menschen sind faschistisch gesinnte Individuen. Sie sind nur einen Schritt davon entfernt, zu brüllen: Tötet alle Araber!
David Schaecter, Präsident der in Miami ansässigen Holocaust Survivors' Foundation USA, behauptete etwas defensiver, Glazers Kommentar sei „sachlich falsch und moralisch unvertretbar“. Er sagte, Israel habe „nichts mit dem Holocaust zu tun“. Er beharrte darauf, dass Glazer versuche, „die wahnsinnige Brutalität der Hamas gegen unschuldige Israelis mit Israels schwieriger, aber notwendiger Selbstverteidigung angesichts der anhaltenden Barbarei der Hamas gleichzusetzen“.
Der Geschäftsführer der Bewegung zur Bekämpfung des Antisemitismus, Sacha Roytman Dratwa, behauptete, Glazer habe „seine religiöse und ethnische Identität benutzt, um das nationale Heimatland des jüdischen Volkes anzugreifen, das einen Krieg an sieben Fronten gegen diejenigen führt, die offen zum Völkermord an den Juden aufrufen“.
Diese Leute können alles rechtfertigen: Hunderttausend tote, verwundete oder vermisste Bewohner des Gazastreifens; 2.000 Pfund schwere israelische Bomben „Made in USA“, die auf Wohnviertel abgeworfen werden; die Zerstörung von Krankenhäusern, Universitäten, Moscheen, Bibliotheken und Schulen; die Ermordung politischer Gegner, Intellektueller und Künstler; das Abschlachten Tausender Frauen und Kinder; die sadistische Folterung und Hinrichtung von Gefangenen im Schnellverfahren und den vorsätzlichen Hungertod einer ganzen Bevölkerung.
Die Welt sieht mit Entsetzen zu, wie das israelische Militär ein Verbrechen nach dem anderen begeht, eins abscheulicher als das andere. Und bei alledem beharren die Faschisten in Netanjahus Kabinett, die führenden Stimmen der israelischen und weltweiten Medien sowie die Biden-Regierung und ihre europäischen Verbündeten darauf, dass sie „Terrorismus“ und „Antisemitismus“ bekämpften.
Ein besonders abstoßender und unehrlicher Angriff auf Glazer wurde auf der Website des Hollywood Reporter veröffentlicht. Dazu passt, dass diese Publikation eine führende Rolle bei der Hexenjagd McCarthys in den späten 1940er und 1950er Jahren spielte. In dem Artikel von Richard Trank wird zunächst einmal wahrheitswidrig behauptet, dass der gegenwärtige Konflikt am 7. Oktober und nicht vor 76 Jahren, mit der Vertreibung Hunderttausender Palästinenser, begonnen habe. Auf die Vertreibung folgen damals jahrzehntelange Zerstörung von Dörfern und Obstplantagen, Landraub, Verfolgung, Mord und Misshandlung. Seit fast 20 Jahren war die Bevölkerung des Gazastreifens zuletzt gezwungen, in einem Freiluftgefangenenlager zu leben.
Trank schildert den andauernden Völkermord und die darauf folgenden Ereignisse mit folgenden Worten:
Gegen Ende Oktober griff die israelische Armee die Hamas im Gazastreifen an, entschlossen, sie für immer auszulöschen, damit sich eine Gräueltat wie diese [7. Oktober] nie wieder ereignen könne. In den darauffolgenden Monaten konnten wir beobachten, wie Pro-Hamas- und Anti-Israel-Kräfte eine Kampagne des weltweiten Antisemitismus entfesselten, wie es sie seit der Nazizeit nicht mehr gegeben hat.
Trank behauptet, dass die „rote Anstecknadeln zur Unterstützung von Cease Fire Now und palästinensische Flaggen am Revers“, die die Schauspieler und andere bei der Preisverleihung am 10. März trugen, an die „Hakenkreuznadeln in Sympathie mit Hitlers Reich“ erinnerten.
Diese Art von verleumderischen Kommentaren enthält ein Element der Abartigkeit. Glazers Bemerkung über die „Entmenschlichung“ ist offenbar recht passend. Kein Verbrechen ist dem israelischen Regime und seinen Unterstützern in Washington, London, Paris und Berlin fremd. Es gibt keine militärischen, moralischen oder intellektuellen „roten Linien“ mehr. Darin drücken sich Entfremdung und extreme Ängste aus.
Dutzende Millionen Menschen bringen ihr Entsetzen über das Massenmorden in Gaza zum Ausdruck. Eine große Zahl jüdischer Jugendlicher in den USA und anderswo beteiligt sich an den Massenprotesten. Glazers Äußerungen, die von einem Filmemacher stammen, der keine Erfahrung mit politischen Kommentaren oder Interventionen hat, zeigen, wie weit die Diskreditierung der Lügen des Zionismus gediehen ist.
Die WSWS zögert nicht, Glazer von ganzem Herzen gegen diese abscheulichen Angriffe zu verteidigen.