Campuspolizei der Wayne State University sperrt Demonstranten gegen den Völkermord im Gazastreifen aus

Am Donnerstag hinderte die Polizei Studierende der Wayne State University (WSU) in Detroit am Betreten eines öffentlich zugänglichen Gebäudes, in dem sie friedlich gegen Israels Völkermord in Gaza protestieren wollten.

Demonstration gegen Israels Völkermord im Gazastreifen an der Wayne State University in Detroit (Michigan) am 30. November 2023

Zu der Gruppe aus mehreren Dutzend Studierenden gehörten Mitglieder der Organisationen Students for Justice in Palestine (SJP), Jewish Voice for Peace (JVP), der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) und Mitglieder des Studentensenats.

Die Studierenden wollten mit ihrer Versammlung die Universitätsleitung auffordern, eine vom Studentensenat verabschiedete Resolution umzusetzen, in der die Universität aufgefordert wird, ihre Investitionen in Rüstungsunternehmen und Firmen einzustellen, die am Völkermord im Gazastreifen beteiligt sind.

Die Entscheidung der Verwaltung der WSU, die Campuspolizei einzusetzen, um eine geplante Protestveranstaltung der Studierenden zu verhindern, ist ein Angriff auf ihr demokratisches Recht auf politische Meinungsäußerung. Doch trotz dieses Angriffs fand die Demonstration statt.

Als sich die Demonstranten und ihre Unterstützer zur geplanten Zeit vor dem Fakultäts- und Verwaltungsgebäude der Universität (FAB) versammelten, verwehrte ihnen die Campuspolizei den Zugang. An den Türen waren Schilder angebracht, laut denen der Eingang geschlossen sei.

Polizisten hindern Demonstranten gegen den israelischen Völkermord am 30. November 2023 am Betreten des Fakultäts- und Verwaltungsgebäudes der Wayne State University in Detroit (Michigan)

Als die Organisatoren versuchten, durch einen anderen Eingang in das Gebäude zu kommen, wurden sie erneut von der Campuspolizei empfangen, die ihnen mitteilte, dass sie ihre Kundgebung nicht innerhalb des Gebäudes abhalten dürfen. Das FAB ist das Hauptverwaltungsgebäude auf dem Campus der WSU und beherbergt die Büros der Präsidentin Dr. Kimberly Andrews Espy.

Nachdem ihnen der Zugang zum Gebäude verwehrt wurde, hielten die Demonstranten ihre Protestkundgebung und ihre Sitzblockade vor den verriegelten Türen ab.

Mohammed, Co-Vizepräsident der SJP der WSU, erklärte in seiner Eröffnungsrede, was gerade passiert war: „Sie wollen uns offensichtlich nicht da drin haben. Sie behaupten, wir würden gegen Vorschriften verstoßen, obwohl wir das nicht tun. Es ist unser Recht, friedlich und ruhig da drinnen zu protestieren, und genau das wollten wir tun.“

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Anschließend wurden mehrere Redner gebeten, ihre vorbereiteten Reden vor der Gruppe zu halten.

Die erste Rednerin, Ridaa Khan vom Studentensenat der WSU, erklärte:

Nach vielen Veranstaltungen, Protesten und der Verabschiedung der BDS-Resolution (Boycott, Divestment, Sanctions) im Studentensenat und E-Mails an die Verwaltung hofft die Universitätsverwaltung, dass wir fertig und erschöpft sind. Für sie ist unsere Arbeit nichts als ein Ärgernis in ihrem Alltag. Für sie ist es nur eine weitere E-Mail, die sie abarbeiten müssen, und das war's. Sie hören uns nicht zu.

Die WSU-Studentin beschrieb den Tod und die Zerstörung, die das israelische Militär den Palästinensern in Gaza zufügt und die ganze Familien ausgelöscht hat:

Als Amerikaner wissen wir, wie viel von unserem Geld und unserer institutionellen Macht hinter diesem Völkermord steckt. Und alles, was wir verlangen, ist, dass unsere Universität nicht mehr in Unternehmen investiert, deren Aktienkurse steigen, während ihre Waffen Familien auslöschen. Unsere Universität investiert darin, und sie haben auf unsere Forderung mit der Behauptung geantwortet, unsere Worte könnten „schädlich“ sein. Nicht in Unternehmen zu investieren, die vom Krieg profitieren und Israel und anderen Aggressoren Waffen verkaufen, könnte die Gefühle von jemandem verletzen.

Mit der Hilfe unseres Landes wurden mehr als 15.000 Menschen ermordet, und unsere Verwaltung will ihre Beziehungen nicht einmal durch das absolute Minimum eines Aufrufs zu einem Waffenstillstand riskieren. Wir fordern, dass sie dies tut. Präsidentin Espy, Sie müssen jetzt die Forderung nach einem Waffenstillstand unterstützen!

Die Co-Vizepräsidentin der SJP, Jena, erklärte:

Diese Institution ist dafür verantwortlich, ein Umfeld zu schaffen, in dem Studierende aus allen Verhältnissen aufgenommen und willkommen geheißen werden. Doch leider bleibt die palästinensische Sichtweise davon meist ausgeschlossen. In meiner Zeit an der Wayne State habe ich erlebt, wie diese Universitätsverwaltung versucht hat, uns, unsere Stimme und Forderungen zum Schweigen zu bringen.

Ein Beispiel dafür ist die Verabschiedung der BDS-Resolution, welche die Ethik und die Moral der Wayne State im Interesse der Studierenden schützen sollte. Doch das Board of Governors reagiert aus Angst nicht auf diese moralische Entrüstung. Sie hat Angst, während Menschen sterben.

Ein weiteres Beispiel für das abstoßende Verhalten der Verwaltung ist der Dekan für Diversität, Chancengleichheit und Inklusion (DEI), der den interreligiösen Dialog benutzt, um über den Völkermord an den Palästinensern zu reden, ohne die Stimmen der Palästinenser tatsächlich einzubeziehen. Dies ist keine religiöse Frage.

Der Vizepräsident der Black Student Union erklärte:

Ein derartiger völkermörderischer Kolonialismus kann nicht gerechtfertigt werden, und ebenso wenig werden wir zulassen, dass er verharmlost oder heruntergespielt wird. Den Tod von zahllosen Unschuldigen mit dem Handeln ihrer Regierung zu rechtfertigen, ist unverständlich und sollte als das erkannt werden, was es ist: ein rechtswidriger Versuch, die Kontrolle über eine verletzliche und marginalisierte Bevölkerung zu erlangen.

Ein Vertreter der Jewish Students for Peace äußerte seine Solidarität mit den pro-palästinensischen Demonstranten und erklärte, die Mittel der WSU, wie der interreligiöse Dialog, würden benutzt, um „den Völkermord an den Palästinensern zu verharmlosen und alle jüdischen Studierenden fälschlich als Zionisten über einen Kamm zu scheren. Wir sind nicht alle Zionisten. Am Campus gibt es viele anti-zionistische Juden, und es werden jeden Tag mehr.“

Andre Damon sprach im Namen der International Youth and Students for Social Equality.

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Damon erklärte zu den Behauptungen der Medien und des politischen Establishments, wonach das Massaker im Gazastreifen den Willen des jüdischen Volkes repräsentiere:

„Es könnte keine größere Verleumdung des jüdischen Volkes geben als die Behauptung, der Massenmord an Frauen und Kindern läge in ihrem Interesse. Nicht die Juden sind dafür verantwortlich, sondern das verhasste Netanjahu-Regime und seine Hintermänner in Washington, London, Berlin und Paris.“

Er warnte:

Die Bewegung gegen Israels Völkermord steht an einem Wendepunkt. Wenn sie führerlos und ohne ein festes politisches Programm bleibt, wird sie sich auflösen und verflüchtigen. Und dann wird das Schicksal der Palästinenser besiegelt sein.

Er schloss:

Das dürfen wir nicht zulassen. Es ist Zeit, die Dinge bei ihrem wirklichen Namen zu nennen: Der Völkermord in Gaza ist ein Verbrechen des Kapitalismus, dieses bösartigen Systems der industriellen Massenausbeutung. Die Kapitalisten sind diejenigen, die vom Krieg profitieren. Ihr Morden mit Bomben im Ausland ist der konzentrierte Ausdruck ihres sozialen Mords im Inland – durch die Ausbreitung von Armut, die Zerstörung der Gesundheits- und Sozialsysteme – alles für ihre persönliche Bereicherung.

Die Bewegung gegen den Krieg muss auf einer Bewegung der Arbeiterklasse beruhen. Es muss wieder aus allen Ecken der ganzen Welt die Parole ,Proletarier aller Länder vereinigt Euch!‘ zu hören sein. Es ist die vereinte Stärke der Arbeiterklasse, die den Völkermord im Gazastreifen beenden und das kapitalistische System stürzen wird.

Nach der Kundgebung erklärte eine Vertreterin der SJP, der Verwaltungsdirektor der WSU sei gekommen, um ihr mitzuteilen, dass die Verwaltung keinen der Demonstranten in das Gebäude lassen würde und das Gebäude für alle Studierenden schließen würde. Nach der Protestveranstaltung begann der Campus-Sicherheitsdienst, die Ausweise zu kontrollieren, um nur Personen in das Gebäude zu lassen, die nicht als Teilnehmer der Demonstration eingestuft wurden.

Sie erklärte:

Diese Universität behauptet, sie sei multikulturell... Aber uns verweigern sie den Zugang. Man muss sich fragen, wer als nächstes an der Reihe ist. Wenn sie heute die Palästinenser diskriminieren, wer wird es dann morgen sein?... Das ist eine Botschaft an die Verwaltung der Wayne State University: Dies ist nicht das letzte Mal, dass ihr von uns hören werdet.. Wir haben Forderungen, und wir werden sie euch vorlegen.

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