„Theaters of War“: Hollywood im Bett mit dem Pentagon und der CIA

Der Dokumentarfilm „Theaters of War: How the Pentagon and the CIA took Hollywood“ („Theater des Krieges: Wie das Pentagon Hollywood einnahm“) aus dem Jahr 2022 ist eine Enthüllung der Zusammenarbeit der amerikanischen Unterhaltungsindustrie mit dem US-Staatsapparat. Er zeigt, wie Hollywood und andere Teile der Industrie die Multi-Milliarden-Dollar-Kriegsmaschinerie verherrlichen, ihre blutigen globalen Interventionen beschönigen und versuchen, die Bevölkerung auf noch größere Verbrechen einzustimmen.

Der 87-minütige Film, der Anfang des Jahres veröffentlicht wurde und bei Streaming-Diensten wie Kanopy (USA) verfügbar ist, wurde von Roger Stahl, einem Professor für Kommunikationswissenschaften an der University of Georgia, gedreht, geschnitten und gesprochen.

"Theaters of War"

Stahls Film, der kürzlich auf dem Filmfestival für Menschenrechte in Barcelona gezeigt wurde, hat jedoch nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die er verdient. Das ist keine Überraschung. Schließlich bemüht sich die Biden-Regierung systematisch, die Bedeutung der gigantischen Aufstockung des Pentagon-Haushalts herunterzuspielen, während sie ihre Militäroperationen gegen Russland in der Ukraine eskaliert und einen militärischen Konflikt mit China vorbereitet. Alles, was auf die reale Bilanz und die katastrophalen Folgen des US-Militarismus hinweist oder auch nur Besorgnis erregt, wird beiseite geschoben und abgewiegelt.

Stahls Dokumentarfilm stützt sich auf kürzlich erhaltene interne Pentagon-Dokumente und -Emails, sowie auf das Buch „National Security Cinema“ von Matthew Alford und Tom Secker, das 2017 herauskam. Es entlarvt die Einflussnahme des US-Militärs und der CIA auf Hollywood.

Alford, Secker und andere Akademiker sowie der Regisseur Oliver Stone, zwei Irak-Kriegsveteranen und andere kommen in dem Dokumentarfilm zu Wort.

Die Einmischung des US-Militärs in die Hollywood-Filmproduktion ist natürlich kein neues Phänomen. Die US-Regierung richtete 1917 ein so genanntes „Komitee für öffentliche Information“ ein, um Richtlinien für die Medien zu formulieren und die Unterstützung im Land für ihren Eintritt in den Ersten Weltkrieg zu fördern.

Die Filmindustrie reagierte darauf mit der Zusage, „Dias, Filmvorspänne und Trailer, Plakate ... zu liefern, um die Propaganda zu verbreiten, die für die sofortige Mobilisierung der großen Ressourcen des Landes so notwendig ist“.

Der Film „Wings“ (1927, Regie: William Wellman), der als erster einen Oscar erhielt, wurde maßgeblich vom Militär unterstützt. Er ebnete den Weg für eine spektakuläre Zunahme dieser Art von Partnerschaften nach dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg im Jahr 1941.

Während dies allgemein bekannt ist, sind sich heute nur wenige Amerikaner der massiven Ausweitung dieser Zusammenarbeit seit dem Zweiten Weltkrieg und der zensorischen Kontrolle bewusst, die das Pentagon und die CIA über einen Großteil der Mainstream-Unterhaltungsindustrie ausüben. Matthew Alford erklärt in „Theaters of War“: „Das Pentagon arbeitet wie eine gut geölte PR-Maschine, die für die gewalttätigste und mächtigste Organisation auf dem Planeten wirbt.“

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten Filmemacher und Fernsehproduzenten mit Sitz in den USA, die Unterstützung durch das Verteidigungsministerium (DoD) oder die CIA wünschten, den Forderungen dieser Behörden nachkommen, wenn sie Militärausrüstung und Einrichtungen verbilligt oder kostenlos nutzen, an technische Beratung herankommen und Militärpersonal als Statisten einsetzen wollten.

Regisseure und Produzenten müssen bereit sein, ihre Drehbücher überprüfen zu lassen, und dann alle geforderten Änderungen akzeptieren. „Produktionshilfevereinbarungen“ beinhalten die direkte Kontrolle über Thema, Handlung und Charakterentwicklung.

Das Entertainment Media Office des Verteidigungsministeriums besitzt in der Tat eine lange Liste von „Showstopper“-Regeln, die automatisch jegliche militärische Unterstützung für Filme verbieten, in denen Kriegsverbrechen, Folter, Zerstörung, Selbstmord von Veteranen oder sexuelle Übergriffe und Rassismus in den Streitkräften dargestellt werden.

Die Eingriffe des Pentagons beschränken sich nicht mehr allein auf die Filmindustrie, sondern umfassen auch dramatische Fernsehserien, Kochshows, Ausdauerwettbewerbe und andere „Reality“-Sendungen sowie Videospiele und soziale Medien.

Vor der Produktion sicherte Stahls Dokumentarfilm-Team bis zu 30.000 Seiten interner DoD-Dokumente, Emails und anderer Materialien. Sie enthüllen, dass das Pentagon und die CIA eine direkte redaktionelle Kontrolle über mehr als 2.500 Film- und Fernsehproduktionen ausgeübt haben, die meisten davon seit 2001. Fast alle, die sich dazu äußerten, gingen bisher davon aus, dass diese Behörden nur an ein paar hundert Filmen beteiligt waren.

"Top Gun: Maverick"

„Theaters of War“ beginnt mit der Beteiligung des Pentagons an „Top Gun: Maverick“, der in diesem Jahr 1,48 Milliarden Dollar einspielte und damit der Film mit den höchsten Einnahmen im Jahr 2022 war.

In Anlehnung an die militärische Unterstützung bei „Top Gun“, dem Vorgängerfilm von 1986, erlaubten die Studios dem Entertainment Media Office des Pentagon, das Drehbuch zu bearbeiten und zu ändern, um wichtige „Gesprächspunkte“ hinzuzufügen. Das „Office“ erhielt auch eine spezielle Vorführung des Endergebnisses vor dem offiziellen Kinostart.

Der Dokumentarfilm zeichnet dann die Entwicklung der Beziehungen Hollywoods nach dem Zweiten Weltkrieg zum militärisch-industriellen Komplex und zu akademischen Schreiberlingen wie Lawrence H. Suid (“Guts & Glory: The Making of the American Military Image in Film“ [2002]) nach. Außerdem wird beschrieben, wie die CIA in den 1990er Jahren ein eigenes Büro für Unterhaltungsmedien einrichtete, das schnell dazu überging, Filme für die Studios zu bewerben, sie zu beraten und sie sogar zu schreiben.

Oliver Stone [Photo: Theaters of War]

Oliver Stone erzählt in „Theaters of War“ von seinen erfolglosen Versuchen, Unterstützung für „Platoon“, der auf seinen eigenen Erfahrungen im Vietnamkrieg basiert, und „Born on the Fourth of July“ (über den gelähmten Vietnamveteranen Ron Kovic) zu erhalten. Das Militär lehnte Stones Anti-Kriegs-Drehbücher kategorisch ab und behauptete zynisch, sie seien unzutreffend.

„Das ganze Ethos dieses Büros [der Unterhaltungsmedien] im Pentagon besteht darin, dass sie den Filmemachern Genauigkeit bieten sollen. Aber sie tun das Gegenteil. Sie liefern Ungenauigkeiten und Lügen“, erklärt Stone. „Sie wollen nur Filme, die den amerikanischen Soldaten verherrlichen, unseren Patriotismus, das Heimatland und den Nationalismus verherrlichen, und ähnlichen Unsinn. Sie glorifizieren das Militär.“

Da es zu viele Beispiele für Hollywood/Pentagon-CIA-Produktionen gibt, um sie alle aufzuführen, konzentriert sich „Theaters of War“ auf einige hochkarätige Filme und Produzenten. Dazu gehören Jerry Bruckheimer („Pearl Harbor“) und Michael Bay („Armageddon“) und seine Transformers-Reihe.

Michael Bay am Set von "Transformers", New Mexico, Mai 2006

„Theaters of War“ zeigt einen Clip, in dem Bay neben Phil Strub sitzt, der fast 30 Jahre lang das Entertainment Media Office leitete und damit prahlt, dass er „einen direkten Draht zum Pentagon“ habe.

Der Dokumentarfilm untersucht auch einige millionenschwere Blockbuster wie „Godzilla“ und die Marvel-Comicreihe „Iron Man“. Diese haben nach Interventionen des Pentagons die ursprüngliche politische Absicht ihrer Geschichten umgedreht. Sie verherrlichen nun das Militär und stellen den Einsatz von Atomwaffen als Kraft des Guten dar.

Wie Tanner Mirlees von der Ontario Tech University in dem Dokumentarfilm erklärt, bieten Science Fiction und Fantasy „einen fiktiven imaginären Raum, in dem die verschiedenen Melodramen des Militärs geschrieben und gespielt werden können, ohne dass man sich jemals mit den wirklichen Motiven der heutigen Außenpolitik oder den Folgen für diejenigen, die in ihrem Namen kämpfen und auch sterben, auseinandersetzen muss“.

„Theaters of War“ nimmt auch „The Long Road Home“ (2017) auseinander, eine TV-Miniserie über die katastrophale Militärintervention der US-Armee in Sadr City im Irak. Dabei wurden Anfang April 2004 sechzig US-Soldaten verwundet und acht getötet.

Diese Miniserie entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Pentagon, das Fort Hood zur Verfügung stellte, den größten Armeestützpunkt in den USA, wie auch sein innerstädtisches Übungsgelände für Kriegsführung. Fort Hood wurde so umgestaltet, dass es wie Sadr City aussieht.

Zwei ehemalige US-Soldaten (Duncan Koebrich und Travis Walker), die an der Aktion beteiligt waren, erklären, dass die Miniserie die Geschehnisse eklatant verzerre und Oberstleutnant Gary Volesky fälschlicherweise als Helden an vorderster Front darstellte. Sie werfen der Sendung auch vor, Tomas Young, einen der vielen Schwerverletzten, zu verunglimpfen.

The Long Road Home (2017) [Photo: natgeotv.com]

Young, der nach seiner Verwundung dauerhaft gelähmt war, wurde später zum entschlossenen Antikriegs- und Friedensaktivisten. Bei der gleichen Operation wurde auch Casey Sheehan getötet, der 24-jährige Sohn der Kriegsgegnerin Cindy Sheehan.

„Theaters of War“ stellt fest, dass die USA seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs schätzungsweise 8 Billionen Dollar für die Bombardierung von 70 Ländern auf der ganzen Welt ausgegeben haben, und verweist auf die erschütternde Zahl der Toten und das unsägliche Leid. Dazu gehören über 200.000 Tote in Afghanistan und über eine Million allein im Irak sowie etwa 59 Millionen Flüchtlinge weltweit.

Ungeachtet des aussagekräftigen Materials, das in „Theaters of War“ enthalten ist, schließt der Dokumentarfilm mit einem schwachen Appell. Es ist ein Aufruf zu einer neuen Gesetzgebung oder einem Gerichtsverfahren, um Hollywood zu zwingen, am Anfang jedes Films oder jeder Fernsehsendung in einem Text die Zuschauer darüber zu informieren, dass der Film in Zusammenarbeit mit dem Pentagon und/oder der CIA entstanden sei. Ein solcher Appell ist völlig sinnlos.

Zwar müssen die Zuschauer natürlich erfahren, wer an dem, was ihnen da vorgesetzt wird, maßgeblich beteiligt war. Aber dies als Lösung hinzustellen, verharmlost das Problem des US-Imperialismus und seines militärisch-industrieller Komplexes. Es wird der Bedrohung, die von ihnen für demokratische Grundrechte und die Existenz der gesamten Menschheit ausgeht, keineswegs gerecht.

Trotz dieser Schwäche verdient es „Theaters of War“, überall dem Publikum gezeigt zu werden. Seine Enthüllungen sind eine vernichtende Anklage gegen Hollywood und die Chefs der Unterhaltungsindustrie, die sofort verstanden haben, dass mit der Produktion von Kriegspropaganda für das US-Militär enorme Gewinne erzielt werden können.

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