In den vergangenen Tagen haben IYSSE-Mitglieder und Studierende an der Humboldt-Universität zu Berlin zur Teilnahme an der internationalen Online-Rally „Für eine Massenbewegung von Jugendlichen und Studierenden gegen den Krieg in der Ukraine!“ aufgerufen, die die IYSSE am Samstag um 19 Uhr live streamen werden.
„Es tut mir so weh, die Situation der Geflüchteten aus der Ukraine zu sehen“, sagt Karolina, die vor über fünf Jahren aus Polen nach Berlin gekommen ist und an der Humboldt-Universität ein Lehramts-Studium für Englisch und Biologie aufgenommen hat. „Das sind Leute wie du und ich. Viele Menschen in Polen haben Leute aus der Ukraine direkt in ihre Wohnhäuser aufgenommen. Diese Bewegung kommt nicht von oben, sondern von unten. Die Menschen finden es selbstverständlich. Hier gibt es das auch, glaube ich.“
„Es trifft mich immer sehr, wenn ich die Nachrichten sehe. Das könnte auch meine Familie sein, denke ich mir dann.“ Karolina unterstützt den Aufbau einer internationalen Massenbewegung von Arbeitern und Jugendlichen gegen den Krieg: „Es sollte um die Menschen gehen, egal welche Regierung sie haben.“
Karolina ist besorgt über die internationale Kriegsentwicklung: „Man hört jetzt, dass alle Länder aufrüsten. Auch Polen rüstet auf. Ich finde es schlimm, dass bei der Bildung gekürzt wird.“ Den Nationalismus der polnischen Regierung lehnt Karolina strikt ab: „Ich mag die polnische Regierung nicht. Nationalismus finde ich total falsch – jeder benutzt das für sein eigenes Business. Wir sollten eine Partnerschaft aufbauen.“
Als Karolina hört, dass an der Humboldt-Universität die Verbrechen der Nazi-Diktatur relativiert und sogar Hitler verharmlost wird, ist sie entsetzt und möchte mehr darüber erfahren: „Das finde ich ganz schrecklich, ich bin sprachlos. Man sollte diesen Professor zurück in die Schule schicken.“ Professor Jörg Baberowski, nach wie vor Inhaber des Lehrstuhls für Osteuropäische Geschichte, hatte 2014 im Spiegel behauptet, dass Hitler „nicht grausam“ gewesen sei und dies später mit der Lüge begründet, dass Hitler „nichts von Auschwitz wissen“ wollte.
Vor allem gegen den deutschen Militarismus sprechen sich viele Studierende gegenüber den Mitgliedern der IYSSE aus. Melissa studiert Grundschullehramt an der Humboldt-Universität und lehnt die beispiellose Aufrüstung der Bundeswehr mit einem „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro strikt ab. „Dieses Geld könnte man in ganz andere Dinge investieren! Man könnte stattdessen so viele neue Schulen bauen.“ Melissa möchte ebenfalls an der internationalen Rally der IYSSE teilnehmen.
Auch Angestellte der Humboldt-Universität unterstützen die Rally der IYSSE. Ein Arbeiter algerischer Herkunft kritisiert die Kriegspolitik des US-Imperialismus in den letzten Jahrzehnten und sagt: „Die Nato muss mit ihren Drohgebärden und Expansionen nach Osten aufhören und ihre Provokationen stoppen. Der Kapitalismus ist ein globales Problem. Es darf keinen Krieg geben, der lediglich für die Interessen der Herrschenden stattfindet. Arbeiter müssen sich dagegen vereinen.“
„Je weiter man in der Gesellschaft unten ist, desto mehr ist man vom Krieg betroffen“, sagt Luc, der seit zwei Monaten an der Humboldt-Universität studiert. „Je weiter man oben ist, desto mehr profitiert man von dem Krieg. Von diesem Standpunkt geht der Krieg aus. Arme und junge Menschen werden deswegen in den Krieg geschickt.“
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Zu Professor Baberowskis Geschichtsfälschung erklärt Luc: „Das ist faktisch falsch, was soll man dazu sagen. Es stehen Ziele dahinter, geschichtliche Verbrechen zu relativieren. Was wird damit bezweckt? Ein noch stärkerer Rechtsruck. Es bestehen Zusammenhänge zwischen Kriegstreiben und Heldengedanken und faschistischem Gedankengut. Am Beispiel des Asow-Regiments zeigt sich, dass es auch im ukrainischen Militär eine bedrohliche Rechtsentwicklung gibt. Davon hört man nichts, wenn man sich bei den öffentlich-rechtlichen Medien informiert.“
Über die deutsche Großmachtpolitik zeigt sich Luc empört: „‚Führungsmacht‘ finde ich ein ganz schwieriges Wort. Was soll damit gemeint sein? Eine imperialistische Hegemonialmacht, denke ich. Mit 100 Milliarden für die Rüstungsindustrie weckt das auf jeden Fall den Anschein, dass sie dorthin wollen. Das hat geschichtliche Gründe. Es wäre ja nicht das erste Mal. Es zieht sich durch die deutsche Geschichte: Vom Kaiserreich als Kolonialmacht bis zum ‚Dritten Reich‘. Das war eine geschichtliche Tendenz in Deutschland.“ In der Geschichte seien dem Profit „immer wieder Millionen Menschen geopfert“ worden, bemerkt Luc.
Besonders unterstützt Luc die internationale Perspektive der IYSSE gegen den Kapitalismus: „Wenn die Konzerne international organisiert sind, müssen auch die Arbeiter international die Macht übernehmen.“ Luc will an der Rally teilnehmen und in den nächsten Tagen mit IYSSE-Mitgliedern in Berlin Plakate aufhängen.
Ziel der IYSSE ist es, eine Bewegung in Gang zu setzen, die junge Menschen in einem gemeinsamen Kampf gegen den Krieg vereint, der sich auf die Arbeiterklasse orientiert und auf einem sozialistischen Programm beruht. Registriert Euch jetzt für unsere Online-Rally am 10. Dezember um 19 Uhr und ladet Eure Freunde dazu ein!
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