Brigadegeneral Pat Ryder von der US-Luftwaffe bestätigte bei einer offiziellen Pressekonferenz am Dienstag, dass aktiv dienendes US-Militärpersonal nicht nur in der Ukraine stationiert ist, sondern auch weit ab von der US-Botschaft in Kiew operiert.
Einen Tag zuvor hatte ein Beamter des Verteidigungsministeriums bei einer Hintergrundbesprechung erklärt, „US-Personal“ habe „Inspektionen vor Ort wieder aufgenommen, um die Waffenbestände [in der Ukraine] zu bewerten“.
NBC News berichtete über diese Ankündigung und erklärte, „diese Inspektoren in der Ukraine scheinen zu den ersten Mitgliedern des US-Militärs zu gehören, die das osteuropäische Land seit Kriegsbeginn wieder betreten – abgesehen von den Wachsoldaten in der amerikanischen Botschaft...“
Während des Pressebriefings vor laufenden Kameras fragte Travis Tritten von military.com: „In der Ukraine befindet sich Militärpersonal, das jetzt Waffeninspektionen durchführt. Mich interessiert, welche Verhaltensregeln für dieses Personal gelten, wenn sie von Russen beschossen oder angegriffen werden.“
Ryder antwortete: „Wir haben kleine Teams, die aus Botschaftspersonal bestehen und einige Inspektionen der Lieferung von Sicherheitsunterstützung an mehreren Orten durchführen.
Soweit ich weiß, sind sie weit von allen Fronteinsätzen entfernt. Wir verlassen uns darauf, dass die Ukrainer das tun, wir verlassen uns darauf, dass andere Partner das tun... Sie werden nicht an der Front operieren.“
Weiter erklärte er: „Wir haben sehr deutlich gemacht, dass es keine Kampftruppen in der Ukraine gibt, dass keine US-Truppen an Kampfhandlungen in der Ukraine beteiligt sind. Dieses Personal ist als Teil des Büros des Verteidigungs-Attachés lediglich mit der Sicherheitszusammenarbeit und Unterstützung beauftragt.“
Darauf antwortete Tritten: „Aber das wäre etwas anderes, dann würden sie außerhalb der Botschaft arbeiten. Ich frage mich, ob man das als Eskalation verstehen sollte.“
Ryder behauptete, das Vorgehen der USA stelle keine Eskalation dar und weigerte sich rundheraus, Trittens Frage zu beantworten, was die Regierung tun würde, wenn US-Soldaten im aktiven Dienst getötet würden.
Vor allem in den letzten Wochen hat Russland seine Angriffe auf Logistikstandorte in der gesamten Ukraine ausgeweitet, wobei Waffendepots ein wichtiges Ziel waren. Was würde passieren, wenn diese US-Soldaten, die als Verbindungsleute für die Koordinierung von Logistik- und Waffenlieferungen agieren, absichtlich oder unabsichtlich von Russland ins Visier genommen würden?
Die Tatsache, dass die massiven Waffenlieferungen der USA und der Nato-Mächte in die Ukraine mittlerweile den Einsatz von Militärpersonal erfordern, widerlegt die Behauptung, die USA seien nicht direkt in den Konflikt involviert. Es zeigt auch, mit welchen Kräften Amerika verbündet ist.
Bisher haben die USA der Ukraine Militär- und Wirtschaftshilfe im Wert von mehr als 50 Milliarden Dollar geschickt. Nachdem die USA den Krieg finanziert und ausgerüstet haben, wollen sie sicherstellen, dass sie direkte Kontrolle darüber haben, wo die Waffen hingekommen sind und wie sie benutzt werden. Das ist Teil des Konflikts innerhalb des politischen Establishments der USA im Vorfeld der Zwischenwahlen.
Das US-Militär und das Außenministerium sind außerdem besorgt, dass hochmoderne Waffen in den Händen von Elementen in der Ukraine landen könnten, die sie in einer Weise benutzen, die Washington nicht vorher genehmigt hat.
Die Erklärungen des Pentagon folgten auf die Veröffentlichung eines Berichts des Außenministeriums über seine Pläne zur „Bekämpfung illegaler Abzweigung bestimmter hochmoderner konventioneller Waffen in Osteuropa“.
Der Bericht bezog sich auf „eine ganze Reihe von kriminellen und nichtstaatlichen Akteuren, die versuchen könnten, während oder nach dem Konflikt Waffen von Quellen in der Ukraine zu erwerben, wie es nach den Balkankriegen in den 1990ern geschah“.
„Kriminelle“ Akteure sind jedoch auch in das ukrainische Militär integriert, vor allem das faschistische Asow-Bataillon, das im Krieg gegen Russland an vorderster Front kämpft. Seine Führer wurden nach Washington gebracht und von Kongressabgeordneten beider Parteien bejubelt.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die tatsächliche US-Truppenpräsenz in der Ukraine sogar noch viel größer ist, als das Pentagon am Dienstag zugegeben hat.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Im Oktober berichtete der langjährige Journalist James Risen, die Biden-Regierung habe den geheimen Einsatz von US-Spezialeinheiten in der Ukraine genehmigt. Er schrieb: „Die verdeckten amerikanischen Operationen in der Ukraine sind heute viel umfangreicher als zu Beginn des Kriegs.“
Verdeckte US-Operationen in der Ukraine finden im Rahmen einer geheimen Anordnung des Präsidenten statt, erklären jetzige und ehemalige Vertreter. Dies deutet darauf hin, dass der Präsident bestimmte führende Kongressmitglieder in aller Stille über die Entscheidung der Regierung informiert hat, ein umfassendes Programm von Geheimoperationen im Land durchzuführen. Ein ehemaliger Offizier der Special Forces erklärte, Biden habe eine bereits bestehende Anordnung aus der Zeit der Obama-Regierung ergänzt, die schädliche ausländische Einflussnahme bekämpfen sollte.
Im Juli berichtete die New York Times, Dutzende von ehemaligen US-Soldaten seien in der Ukraine vor Ort aktiv. Zudem würden ehemalige hochrangige US-Offiziere Teile der ukrainischen Kriegsführung von dort aus leiten.
US-Truppen sind aufs Engste in alle Aspekte der ukrainischen Militäroperationen eingebunden. Sie haben Geheimdienstdaten für den Angriff übermittelt, bei dem im April das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, die „Moskwa“, versenkt wurde, außerdem für die ukrainischen Angriffe, bei denen russische Generäle getötet wurden.
Die Ankündigung erfolgt vor dem Hintergrund einer deutlichen Eskalation des Kriegs im vergangenen Monat. Nach militärischen Rückschlägen im Norden und Süden der Ukraine hat Russland Hunderttausende von Reservisten mobilisiert, vier Regionen der Ukraine annektiert und mit dem Einsatz von Atomwaffen zu deren Verteidigung gedroht.
Eine Reihe von gefährlichen Provokationen gegen Russland haben die Spannungen massiv verschärft, u.a. die Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines, für die Russland das Vereinigte Königreich verantwortlich macht, die Ermordung der rechtsextremen russischen Ideologin Daria Dugina sowie ein Bombenanschlag auf die Kertsch-Brücke, der laut der New York Times von ukrainischen Streitkräften verübt wurde.
Am Wochenende griff die Ukraine laut der Times die russische Schwarzmeerflotte an, woraufhin sich Russland aus dem Getreideabkommen mit der Ukraine zurückzog. Zwar hat Russland nach Vermittlung der Türkei angekündigt, das Abkommen wieder aufzunehmen. Doch Putin hat einen erneuten Ausstieg nicht ausgeschlossen, falls die Ukraine die vereinbarten Garantien bricht. Das würde die globale Ernährungskrise weiter verschärfen.
Unter diesen Bedingungen haben Kräfte innerhalb der USA, darunter Admiral James Stavridis, ihre Forderungen nach einer direkteren US-Intervention erneuert, auch in Form der Entsendung von Kriegsschiffen ins Schwarze Meer.