Das Jahr 2021 war, ebenso wie das vorherige, für Milliarden Arbeiter auf der Welt von massivem Leid und Tod geprägt.
Laut den offiziellen Zahlen, für die allgemein eine enorme, nicht abgebildete Dunkelziffer angenommen wird, sind aufgrund der Pandemie bis zum Ende des Jahres 2021 8,4 Millionen Menschen gestorben. Laut einer Schätzung der Weltbank sind im Jahr 2020 weltweit 97 Millionen Menschen wegen der Pandemie in die Armut abgeglitten. Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung im Jahr 2021 so fortgesetzt hat. Am Mittwoch verzeichneten allein die USA mit 484.377 Neuinfektionen pro Tag einen Weltrekord. In vielen Bundesstaaten befinden sich die Krankenhäuser erneut in einem Prozess der Überlastung.
Millionen von Arbeitern werden 2021 als ein Jahr in Erinnerung behalten, das von extremem Kampf und von Trauer geprägt war. Für mehr als 1.000 Familien wird es das Jahr sein, in dem sie ihr Kind an das Virus verloren haben. Viele werden sich daran erinnern, dass sie in diesem Jahr ihre Miete nicht zahlen und ihre Familien nicht mit dem Notwendigsten versorgen konnten. Tatsächlich haben zu Beginn des Jahres 2022 5,7 Millionen erwachsene Mieter mit Kindern ihre ausstehenden Mieten noch nicht bezahlen können, während gleichzeitig in allen Bundesstaaten die Moratorien für Zwangsräumungen auslaufen.
Doch trotz des endlosen Geredes der Medienexperten und Politiker darüber, dass in der Pandemie „alle im selben Boot sitzen“ würden, war die Art, wie sich das Leben an der Spitze der Gesellschaft im Jahr 2021 gestaltete, für einfache Arbeiter kaum vorstellbar.
Pandemieprofiteure haben im Jahr 2021 Milliarden eingenommen
Die Reichsten der Welt haben nie besser gelebt.
Die folgende atemberaubende Tatsache muss man sich vor Augen führen: Der Reichtum der Milliardäre ist seit 1990 stetig gestiegen, doch entfiel ein Drittel dieser Zuwächse auf die Zeit der Pandemie.
Ende November meldete das Pariser Global Inequality Lab, dass rund 2.750 Milliardäre 3,5 Prozent des weltweiten Vermögens kontrollieren. Im Jahr 1995 war es nur ein Prozent. Die größten Zuwächse verbuchten sie seit Beginn der Pandemie. Auf der anderen Seite besitzt die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung nur zwei Prozent des weltweiten Vermögens.
Alleine im Jahr 2021 konnten zehn Einzelpersonen ihre Nettovermögen um insgesamt 500 Milliarden Dollar steigern. An vorderster Stelle steht Tesla-Chef Elon Musk, der in diesem Jahr der reichste Mann der Welt wurde. Für einen kurzen Zeitraum überstieg sein Nettovermögen in diesem Jahr die Marke von 300 Milliarden Dollar. Insgesamt konnte er sein Nettovermögen dieses Jahr um 121 Milliarden Dollar steigern.
Bernard Arnault, der Vorstandschef des Luxusgüter-Konglomerats LVMH (zu dem u. a. die Marken Louis Vuitton und Christian Dior gehören), konnte sein Nettovermögen in diesem Jahr um 61 Milliarden Dollar erhöhen und ist damit der reichste Mann Europas.
Google-Mitbegründer Larry Page fügte seinem Vermögen 47 Milliarden Dollar hinzu. Der zweite Google-Gründer, Sergej Brin, steigerte seines um 45 Milliarden und damit erstmals auf über 100 Milliarden. Ein weiteres Neumitglied im „100-Milliarden-Dollar-Club“ war Larry Ellison, dessen Nettovermögen um 29 Milliarden Dollar anwuchs.
Der ehemalige Microsoft-Chef, Steve Ballmer, nahm ganze 41 Milliarden Dollar ein, und die Liste ließe sich fortsetzen...
Diese Milliardäre und Multimillionäre haben das Jahr 2021 damit verbracht, in Privatjets herumzureisen, sich Zweit- und Drittanwesen zu kaufen oder sich anderweitig ganz ungeniert und überall auf der Welt (in manchen Fällen sogar im Weltall) zu amüsieren. Zwei Dutzend „Amateure“ flogen im Jahr 2021 zum Spaß mit Raketen ins All, die den Milliardären Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson gehören.
Während zu Beginn des Jahres 2022 durch die Omikron-Variante ein Anstieg der Infektionen, Hospitalisierungen und Todesfälle auf den höchste Stand seit Beginn der Gesundheitskrise bevorsteht, wird bezeichnenderweise jeder der zehn reichsten Personen ein Vermögen von mehr als 100 Milliarden Dollar besitzen.
Wie viel Geld wird an der Spitze der Gesellschaft gehortet?
Es kann schwierig sein, sich die fantastischen Summen vorzustellen, die ein so kleiner Bruchteil der Gesellschaft hortet.
Einen ungefähren Eindruck der riesigen Kluft zwischen dem Leben der Ultrareichen und dem Leben eines Arbeiters geben folgende Zahlen:
- In den USA liegt der nationale Durchschnittslohn einer examinierten Pflegekraft, von denen es ungefähr 4,2 Millionen gibt, bei 80.000 Dollar. Die 500 Milliarden Dollar, die die zehn reichsten Personen im letzten Jahr eingenommen haben, würden für einen Bonus von 11.904 Dollar für jede Pflegekraft in den USA ausreichen.
- Wenn ein Arbeiter jeden Tag 1.000 Dollar erhielte, würde es trotzdem 2.740 Jahre dauern, um eine Milliarde zusammenzusparen. Um beispielsweise über so viel Geld zu verfügen wie Larry Page alleine im Jahr 2021 eingenommen hat, würde der Arbeiter 128.768 Jahre oder 1.694 Menschenleben brauchen. Diese Rechnungen gehen zudem davon aus, dass der Arbeiter von den 1.000 Dollar pro Tag keinen einzigen Cent ausgibt.
- Im Juli 2021, als zum letzten Mal umfassende Daten analysiert wurden, waren laut Surgo Ventures 6,2 Millionen Mieterhaushalte mit der Miete im Rückstand. Die Gesamtsumme betrug 23 Milliarden Dollar. Die Vermögenszuwächse der zehn reichsten Personen im Jahr 2021 (500 Milliarden Dollar) könnten die ausstehenden Mieten der Arbeiter in den USA 20-mal bezahlen. Tatsächlich würde bereits der Vermögenszuwachs von Warren Buffett (21 Milliarden Dollar) für die Begleichung fast sämtlicher Mietrückstände ausreichen.
- Die Vermögenssteigerungen der reichsten zehn Einzelpersonen im Jahr 2021 könnten ein Drittel aller Schulden für Studienkredite in den USA in Höhe von 1,5 Billionen Dollar begleichen. Tatsächlich verdiente Elon Musk im Jahr 2021 in neun Minuten genug, um die durchschnittlichen Kosten für den Studienkredit eines Arbeiters (39.000 Dollar) zu zahlen.
- Wenn man davon ausgeht, dass ein Covid-19-Test im Schnitt 15 Dollar kostet, könnte man mit diesem Vermögen 33 Milliarden davon kaufen.
Karl Marx schrieb im 1. Band von Das Kapital: „Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol …“. Diese Worte sind heute wohl noch zutreffender als vor 150 Jahren.
Die Reichen und Ultrareichen horten immense Mittel, während die große Mehrheit der Weltbevölkerung in der verheerenden wirtschaftlichen Situation, die die herrschende Klasse geschaffen hat, ums Überleben kämpft oder, noch schlimmer, dem Virus erliegt. Das charakteristische Merkmal des Kapitalismus, das sich in den letzten zwei Jahren der Pandemie auf besonders groteske Weise gezeigt hat, ist die Unterordnung der sozialen Bedürfnisse unter die unablässige Akkumulation von Unternehmensprofiten und der Privatvermögen der Megamillionäre und Milliardäre.