Am Montag aktualisierten die US-Gesundheitsbehörden Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ihre Leitlinien für Isolations- und Quarantänezeiten und verkürzten die empfohlene Isolationszeit für Covid-Infizierte von zehn auf fünf Tage. Kontaktpersonen sollen nur noch fünf Tage in Quarantäne bleiben, wenn dies „machbar“ ist, oder überhaupt nicht, wenn sie eine dritte Auffrischungsimpfung erhalten haben.
Laut dem Leitfaden können Arbeiter fünf Tage nach einem positiven Testergebnis oder einem Kontakt mit einem Infizierten wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, wenn sie keine Symptome haben. Es wird nicht gesagt, dass die Arbeiter vor der Rückkehr negativ auf Covid-19 getestet sein müssen.
Diese Richtlinien stärken die Forderungen der Arbeitgeber nach einer Rückkehr infizierter Mitarbeiter an ihren Arbeitsplatz. Am Montag teilten Zehntausende einen Tweet von einer coronapositiven Arbeiterin, in dem sie berichtet, dass ihr Arbeitgeber sie aufgefordert hat, zur Arbeit zu kommen. Hunderte Arbeiter aus den Bereichen Dienstleistung, Einzelhandel, Transport und Gesundheitswesen und sogar Soldaten kommentierten, dass sie ebenfalls dazu aufgefordert wurden.
Die neue Vorgabe der CDC sowie der landesweite Mangel an Corona-Tests verschärfen den ohnehin schon massiven Anstieg der Fälle durch die ansteckendere Omikron-Variante. Seit Beginn der Pandemie ist bekannt, dass Infizierte das Virus auch dann übertragen können, wenn sie keine Symptome zeigen.
In den letzten zwei Wochen hat sich der Sieben-Tage-Durchschnitt der täglichen Neuinfektionen in den USA von 120.563 auf 266.563 mehr als verdoppelt, was in erster Linie auf Omikron zurückzuführen ist. Die Website Newsnodes.com meldete am Montag die schockierende Zahl von 472.000 Corona-Fällen in den Vereinigten Staaten.
Der Schritt der CDC wurde von Gesundheitsexperten mit überwältigender Mehrheit verurteilt und von der Öffentlichkeit als Kapitulation vor den Forderungen der Konzerne verspottet, die zu Masseninfektionen führen wird. Millionen Menschen erkennen, dass die Änderung der Leitlinien von Unternehmensinteressen diktiert wurde und dass die CDC es damit weiterhin ablehnt, Verantwortung für den Schutz der öffentlichen Gesundheit zu übernehmen.
Der Datenwissenschaftler Dr. Jorge Caballero schrieb: „Ich habe jeden Respekt vor der CDC verloren.“ Der Wissenschaftler Eric Topol twitterte eine leere Seite, um „Daten darzustellen, die die Position der CDC unterstützen“. Die Virologin Angela Rasmussen nannte die Entscheidung „rücksichtslos und, offen gesagt, dumm“.
Besonders viel Verbreitung fand die Kritik des Kardiologen Dr. Haitham Ahmed. Er schrieb: „Die CDC hat die Quarantänezeit von 10 auf 5 Tage verkürzt. Sie sind der Meinung, dass die Arbeiter dadurch schneller wieder zurückkehren und ‚die Störungen minimiert werden‘. Allerdings beträgt die mittlere Virusausscheidung mehr als 5 Tage und wir stehen am Beginn eines Anstiegs. Die CDC ist kein Handels- und Unternehmenszentrum, sondern eine Behörde für SEUCHENBEKÄMPFUNG.“
Für die neuen Empfehlungen der CDC gibt es keine gesundheitspolitische Grundlage. Vielmehr wurden sie eindeutig von den Bedürfnissen der Unternehmen bestimmt, die mit immer größerem Personalmangel zu kämpfen haben. Insbesondere die Luftfahrtindustrie hatte die CDC in der vergangenen Woche zu einer Änderung ihrer Richtlinien gedrängt, da Tausende Flüge aufgrund von Masseninfektionen beim Personal gestrichen wurden.
Zusätzlich zu dieser unverhohlenen Lobbyarbeit der Unternehmen gegenüber der obersten Gesundheitsbehörde ist die CDC laut einem Artikel der Washington Post besorgt, „dass die schiere Menge an Infektionen zum Ausfall von Zehntausenden Polizisten, Feuerwehrleuten sowie Arbeitern in der Lebensmittelbranche und anderen systemrelevanten Berufen führen könnte“.
Mit anderen Worten: Die Priorität der CDC liegt eindeutig nicht darin, die Sicherheit dieser Arbeiter zu gewährleisten oder die Übertragung von Covid-19 zu stoppen, sondern kranke und infizierte Beschäftigte am Arbeitsplatz zu halten, um die Wirtschaft aufrechtzuerhalten.
Es werden alle Maßnahmen abgelehnt, die dazu dienen, die Pandemie zu stoppen. In diesem Rahmen kündigten auch der Bürgermeister von New York, Bill de Blasio, die Gouverneurin Kathy Hochul und de Blasios Nachfolger, der designierte Bürgermeister Eric Adams, am Dienstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz an, dass eine Million New Yorker Schüler am 3. Januar wieder in die Schule zurückgeschickt werden. Wenn die Schulen wieder öffnen, werden bei Corona-Ausbrüchen nicht mehr ganze Klassen unter Quarantäne gestellt, sondern nur noch Schüler mit einem positivem Testergebnis.
Die Zahl der mit Covid-19 infizierten Kinder in New York City hat sich in nur drei Wochen verfünffacht, und im Bundesstaat New York stieg die Zahl der hospitalisierten Covid-Erkrankten innerhalb eines Tages um 12 Prozent. Eine von 50 Personen in Manhattan hat sich in der vergangenen Woche mit Corona infiziert.
Vor dem Hintergrund dieser Katastrophe erklärt die Biden-Regierung, dass sie jeglichen Anspruch aufgibt, mit ihrer Politik die Verbreitung von Covid-19 beenden zu wollen. Zugleich behauptet sie, dass es keine landesweite Lösung für die Pandemie gibt.
Anfang 2020 wurde erstmals die Doktrin der „Herdenimmunität“ postuliert und die Lüge verbreitet, man müsse „mit Corona leben“ lernen. Daran anknüpfend fordert die Biden-Administration jetzt, man solle das Virus „endemisch“ werden lassen.
Das gesamte politische Establishment, unterstützt von den Konzernmedien und Behörden wie der CDC, nimmt Covid-19 als Selbstverständlichkeit hin – wie die Grippe oder eine Erkältung. Es wird immer öfter behauptet, dass alle, die nicht von zu Hause aus arbeiten, irgendwann mit dem Virus infiziert werden. Daraus folgt, dass sehr viele Menschen sterben werden und die Lebenserwartung erheblich sinkt.
Das Motto des britischen Premierministers Boris Johnson „Keine verdammten Lockdowns mehr, sollen sich doch die Leichen zu Tausenden auftürmen!“ wird von der Biden-Regierung in die Praxis umgesetzt.
Während sie versuchen, Masseninfektionen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle zunehmend zu normalisieren, wird die Möglichkeit der Eliminierung von Covid-19 verschwiegen oder geleugnet. Die Erfahrungen Chinas, die das falsche Narrativ der Durchseuchung widerlegen, werden verunglimpft.
Im Gegensatz zu Chinas Politik des „Zero Covid“, die Millionen von Menschenleben gerettet hat, verfolgt das Weiße Haus eine Strategie des „Unlimited Covid“, ohne Rücksicht auf das Ausmaß an Infektionen, Todesfällen und Langzeitfolgen, die diese mörderische Politik verursacht.
Die herrschende Klasse Amerikas ist entschlossen, keine Eindämmungsmaßnahmen zu erlauben, die die Unternehmens- und Finanzinteressen beeinträchtigen könnten. Für sie zählt nur eins: steigende Aktienkurse – koste es, was es wolle.
Als Reaktion auf die Änderung der CDC-Richtlinien kletterten die Kurse an der Wall Street am Montag und Dienstag sofort auf neue Rekordwerte. Während im Jahr 2021 mehr als 470.000 Menschen in den USA an Covid-19 starben, stieg der Dow Jones um 6.000 Punkte und schloss das Jahr mit einem Plus von 20 Prozent ab, der höchste Zuwachs in der Geschichte.
In diesem Spekulationsrausch gibt es einen Antrieb, der über die Gleichgültigkeit gegenüber dem Massensterben hinausgeht. Einige Vertreter der kapitalistischen Oligarchie sehen in der Pandemie ein Mittel, um die Ausgaben für die medizinische Versorgung älterer Menschen zu senken, die weiterhin in großer Zahl sterben werden, wenn sich Corona unkontrolliert in der Bevölkerung ausbreiten kann.
Die Änderung der CDC-Empfehlung zur Quarantäne wird die ohnehin schon verheerende Situation noch verschlimmern, da jeder Arbeitsplatz und jede Schule zu einer Brutstätte für das Virus wird – und zwar noch stärker als bisher in der Pandemie.
Auf die Frage, ob die CDC-Leitlinien „ausschließlich wegen Arbeitskräftemangel und nicht im Interesse der öffentlichen Gesundheit“ verfasst wurden, antwortete Anthony Fauci: „Unter dem Strich war es eine gute Entscheidung, wenn man die Sicherheit der Öffentlichkeit und die Verhinderung einer Störung der Gesellschaft berücksichtigt.“
Faucis Antwort zeigt eindeutig, dass er und die CDC sich nicht der Gesundheit der Gesellschaft verpflichtet fühlen, sondern den Konzernen. Es kann keine größere „Störung der Gesellschaft“ geben als den Tod und die schwere Erkrankung der Menschen.
Mit „Gesellschaft“ meint das Weiße Haus das kapitalistische Profitstreben, d. h. den Mehrwert aus der Arbeiterklasse zu pressen. Wer fordert, die öffentliche Gesundheit gegen „wirtschaftliche“ Interessen abzuwiegen, meint nichts anderes, als Menschenleben dem privaten Profit zu opfern.
Dass ernsthafte Wissenschaftler über die Manipulation der Regeln durch die CDC empört sind, ist völlig richtig. Aber sie können allein keinen Kurswechsel durchsetzen. Ihre Forderungen müssen sich auf eine Bewegung der Arbeiterklasse stützen, die entschlossen ist, gegen die Durchseuchungspolitik zu kämpfen.
Der Widerstand gegen die Pandemie erfordert das aktive Eingreifen der Bevölkerung. Um die Ausbreitung des Virus ein für alle Mal zu stoppen, sind die Schließung aller Schulen und nicht lebensnotwendigen Betriebe, eine umfassende soziale Unterstützung für alle betroffenen Arbeiter, Massentests, Kontaktverfolgung, sichere Quarantäne sowie weitere Schutzmaßnahmen dringend notwendig.
Diese Strategie zur Eliminierung von Covid-19 hat sich in China als äußerst erfolgreich erwiesen, wo in diesem Jahr nur zwei Menschen an Corona gestorben sind. Wenn diese Politik weltweit umgesetzt wird, könnten Millionen Leben gerettet und die Pandemie gestoppt werden.
Wissenschaftler sollten ihre Bemühungen verstärken, die Öffentlichkeit über die wissenschaftliche Grundlage der Eliminierungsstrategie aufzuklären, und auch weiterhin dagegen protestieren, dass sich die Regierung weigert, die Pandemie einzudämmen. Arbeiter in allen Branchen müssen sich den neuen Richtlinien der CDC und ihrer Arbeitgeber widersetzen und Aktionskomitees bilden, um die Kontrolle über diese katastrophale Situation zu übernehmen und die Entscheidungen über Schutzmaßnahmen selbst zu treffen.