Online-Kundgebung zum Ersten Mai ruft zum Aufbau der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees auf

Am Samstag, dem 1. Mai, veranstalteten das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) und die World Socialist Web Site (WSWS) die jährliche internationale Online-Kundgebung zum Ersten Mai. Die Kundgebung rief zur Gründung der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (Workers Alliance of Rank-and-File Committees, IWA-RFC) auf.

Die Kundgebung war ein großes internationales Ereignis. Sie zog ein globales Publikum von über 2.000 Teilnehmern aus 73 Ländern an. Unter den Teilnehmern waren Personen aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, der Türkei, Sri Lanka, Australien, Kanada, Indien, Brasilien, den Philippinen, Thailand, Spanien, Pakistan, Japan, Mexiko, Iran, Israel, Russland, Südafrika, Nigeria und vielen anderen Ländern.

Vierzehn Redner sprachen auf der Kundgebung, darunter führende Vertreter des Internationalen Komitees der Vierten Internationale aus 10 Ländern: Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Sri Lanka, Türkei, Brasilien, Australien, Neuseeland, Kanada und den Vereinigten Staaten. Die Reden wurden in sieben verschiedenen Sprachen gehalten: Englisch, Deutsch, Französisch, Tamil, Singhalesisch, Türkisch und Portugiesisch.

Internationale Online-Maikundgebung 2021

Joseph Kishore, nationaler Sekretär der Socialist Equality Party (US), moderierte die Veranstaltung, und den einleitenden Bericht hielt der Vorsitzende der internationalen Redaktion der WSWS, David North.

In seinem Eröffnungsbericht wies North auf das weltweite Massensterben durch die Coronavirus-Pandemie hin. „Vor genau einem Jahr“, sagte er, „am 1. Mai 2020, hatte die weltweite Zahl der Pandemie-Toten 240.000 erreicht. Heute liegt die Zahl der Verstorbenen bei fast 3.200.000 – ein Anstieg um mehr als das 13-fache.“

North prangerte die verantwortlichen kapitalistischen Regierungen auf der ganzen Welt für ihre Weigerung an, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Leben zu retten: „Weit davon entfernt, sich dem Ende der Krise zu nähern“, erklärte North, „hat die Pandemie das gesamte kapitalistische Weltsystem zutiefst destabilisiert. Die Welt nähert sich nicht nur nicht dem Ende der Pandemie oder gar dem Anfang ihres Endes. Vielmehr hat sich etwas, das ursprünglich als medizinische Krise begann, zu einer grundlegenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Krise der gesamten kapitalistischen Weltordnung entwickelt.“

North hob insbesondere die Bedeutung der Rede von US-Präsident Joe Biden vor der gemeinsamen Sitzung des Kongresses hervor, die nur vier Tage vor der Kundgebung gehalten wurde. Weitaus bedeutsamer als die „vagen Versprechungen von Halb- und Viertelmaßnahmen“, die Biden anbot, so North, sei der sich beschleunigende Kriegskurs der USA gegen China und Bidens Aufruf an die USA, „das 21. Jahrhundert [gegen ihre Hauptrivalen] zu gewinnen“.

In diesem Rahmen erläuterte North die Rolle der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees. Die Biden-Regierung und ihre internationalen Pendants fördern aggressiv die offiziellen Gewerkschaften, um den sozialen Widerstand in der Arbeiterklasse zu unterdrücken. North erklärte:

Aus diesem Grund hat das Internationale Komitee der Vierten Internationale den Aufruf zur Gründung der Internationalen Arbeiterallianz der Rank-and-File-Komitees (IWA-RFC) veröffentlicht. Ziel dieser globalen Initiative ist es, eine echte, breit angelegte Bewegung der internationalen Arbeiterklasse zu entwickeln. Sie soll die Arbeiter in allen Ländern zu ermutigen, aus den gefängnisartigen Fesseln auszubrechen, in die sie von den bestehenden staatlich kontrollierten und antidemokratischen Gewerkschaften, die mit rechten, prokapitalistischen Führungskräften besetzt sind, eingesperrt werden.

Die IWA-RFC wird danach streben, nationale Schranken zu überwinden, sich allen Bemühungen widersetzen, die Klasseneinheit durch die Förderung ethnischer und verwandter Formen der Identitätspolitik zu untergraben, und die Koordination des Klassenkampfes auf internationaler Ebene erleichtern.

Sie wird durch diese Bemühungen, Arbeiter über nationale Grenzen hinweg zu vereinen, einen mächtigen Beitrag dazu leisten, eine globale Bewegung zu schaffen, die der Kriegstreiberei Einhalt gebietet und den Krieg verhindert.

North schloss: „Das Internationale Komitee der Vierten Internationale, die ihm angeschlossenen Sozialistischen Gleichheitsparteien und die World Socialist Web Site werden danach streben, Arbeiter bei der Gründung und dem Aufbau der IWA-RFC zu unterstützen und dieser Arbeit zugleich eine klare internationale Strategie verleihen, um die Verbindung zu erklären, die zwischen den lokalen Kämpfen und dem sich entfaltenden globalen Kampf der Arbeiterklasse gegen Kapitalismus und Imperialismus besteht.“

Sämtliche Reden basierten auf einer einheitlichen globalen Perspektive. Sie erläuterten die Entwicklung der Pandemie, die Verantwortung der kapitalistischen Regierungen und die Rolle der Gewerkschaften. Sie motivierten den Aufruf zur Gründung der IWA-RFC und den Aufbau des IKVI als revolutionäre sozialistische Führung der Arbeiterklasse.

Vier der Redner vertraten Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale in Europa: Christoph Vandreier, stellvertretender Vorsitzender der Sozialistischen Gleichheitspartei (SGP) und Kandidat bei den kommenden Bundestagswahlen in Deutschland; Chris Marsden, Vorsitzender der Socialist Equality Party (SEP) in Großbritannien; Thomas Scripps, stellvertretender Vorsitzender der SEP (UK), und Alex Lantier, Vorsitzender der Parti de l'Égalité Socialiste (PES) in Frankreich.

Scripps verteidigte in starken Worten WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der nach wie vor in einem Hochsicherheitsgefängnis in London eingesperrt ist, weil er die Verbrechen des amerikanischen Imperialismus aufgedeckt hat.

Aus der Türkei sprach Ulaş Ateşci, ein führendes Mitglied von Sosyalist Eşitlik, der Sozialistischen Gleichheitsgruppe in der Türkei, über die Gefahr eines Atomkriegs, die soziale Krise in der Türkei und die Komplizenschaft der Gewerkschaften bei Schul- und Betriebsöffnungen in der Pandemie. Indem er die verschiedenen bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Organisationen verurteilte, erklärte Ateşci: „Diese Parteien, die dem Imperialismus unterstehen, sind nicht in der Lage, demokratische oder soziale Rechte zu verteidigen. Diese Aufgabe fällt der internationalen Arbeiterklasse zu, die für den Sturz des Kapitalismus als Teil der sozialistischen Weltrevolution kämpft.“

Drei Redner der Kundgebung sprachen über die Situation in Südasien – darunter Indien, das gegenwärtig ein Epizentrum der Pandemie ist und mit Tod und menschlichem Leid von entsetzlichem Ausmaß täglich Schlagzeilen macht. Zu den Sprechern zählte Keith Jones, nationaler Sekretär der SEP in Kanada, der ein Experte für die Politik und Geschichte Südasiens ist.

Eine besondere Bedeutung kam zwei Rednern aus Sri Lanka zu, Deepal Jayasekera, stellvertretender nationaler Sekretär der SEP, der auf Singhalesisch sprach, und M. Thevarajah, ein Mitglied des nationalen Komitees der SEP, der in tamilischer Sprache sprach. Die beiden Beiträge verkörperten den Kampf der SEP, die arbeitenden Massen Sri Lankas gegen den singhalesischen Chauvinismus des srilankischen Staates und den tamilischen Nationalismus zu vereinen.

„Wir rufen die Arbeiterklasse in Südasien auf, politisch und organisatorisch mit diesen verräterischen Parteien und Gewerkschaften zu brechen, ihre Kämpfe zur Verteidigung ihrer sozialen und demokratischen Rechte zu vereinen und ihre eigenen Aktionskomitees zu gründen“, sagte Jayasekara und erläuterte, dass der Kampf für Sozialismus auf Internationalismus und Trotzkis Theorie der permanenten Revolution basieren müsse.

Aus Lateinamerika sprach Tomas Castanheira, ein führendes Mitglied der Sozialistischen Gleichheitsgruppe in Brasilien, über den schrecklichen Tribut, den die Pandemie in dem Land gefordert hat. Im April wurden 80.000 Tote durch Covid-19 gemeldet, was den Monat zum bisher tödlichsten der Pandemie in Brasilien gemacht hatte. Wie überall auf der Welt, stellte Castanheira fest, „arbeiten die Gewerkschaften aktiv daran, den Widerstand der Arbeiterklasse gegen die mörderische kapitalistische Politik zu lähmen“.

„Eine progressive Lösung der Krise in Brasilien ist unmöglich ohne einen endgültigen Bruch mit den Gewerkschaften und allen Kräften der nationalen Bourgeoisie“, sagte Castanheira.

Vier der Redner auf der Kundgebung sprachen aus Australien und dem Südpazifik: Nick Beams, langjähriges führendes Mitglied des IKVI und Autorität auf dem Gebiet der marxistischen politischen Ökonomie, sprach über die Lage der Weltwirtschaft; Cheryl Crisp, nationale Sekretärin der SEP (Australien); Tom Peters, führendes Mitglied der Socialist Equality Group (Neuseeland), und Peter Symonds, nationaler Redakteur der australischen Ausgabe der WSWS, der die US-amerikanischen Kriegsvorbereitungen gegen China betrachtete.

Joseph Kishore beendete die Versammlung, indem er den historischen und globalen Charakter des Events hervorhob. „Die Redner haben eine globale Perspektive für ein globales Publikum vorgebracht, um eine globale Bewegung der Arbeiterklasse gegen eine globale Krise aufzubauen“, sagte Kishore.

Kishore schloss mit dem eindringlichen Aufruf an alle Zuhörer, den Kampf für die IWA-RFC aufzunehmen, den Sozialistischen Gleichheitsparteien beizutreten und das IKVI aufzubauen.

„Die objektive Realität treibt die Arbeiterklasse in die Richtung der sozialistischen Revolution. Doch dieses Potential muss aktiv in die Tat umgesetzt werden. Es genügt nicht, den Zustand der Welt zu kritisieren. Die Aufgabe besteht darin, ihn zu verändern. Die grundlegende Aufgabe ist die Errichtung einer sozialistischen Führung.“

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