„Wie Krieg und Diktatur an den Universitäten vorbereitet werden“

Erfolgreicher Wahlkampfabschluss der IYSSE am KIT Karlsruhe

Am Donnerstag veranstalteten die IYSSE am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eine internationale Paneldiskussion unter dem Titel: „75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg – Wie Krieg und Diktatur an den Unis vorbereitet werden.“ Die Veranstaltung markierte den Höhepunkt des Wahlkampfs der IYSSE zu den diesjährigen Wahlen des Studierendenparlaments am KIT. Für die StuPa-Kandidaten der IYSSE kann noch bis Sonntag hier abgestimmt werden.

Das Event wurde live im Internet ausgestrahlt und von etwa 150 Zuschauern verfolgt. Viele von ihnen beteiligten sich im Anschluss an der Diskussion.

Wie Krieg und Diktatur an den Unis vorbereitet werden - 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg

Moderator Philipp Frisch, Mitglied der IYSSE in Nordrhein-Westfalen, stellte die Veranstaltung gleich zu Beginn in den Kontext der aktuellen politischen Entwicklung: „Wenn wir heute über die Vorbereitung von Krieg und Diktatur an den Universitäten sprechen, dann tun wir das nicht im luftleeren Raum, in dem die Unis eine Art Insel der Gelehrsamkeit wären.“

Frisch verwies auf die sozialen und politischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, die Mobilisierung faschistischer Paramilitärs gegen friedliche Demonstranten in den USA und die jüngste Ankündigung der Großen Koalition, einen „freiwilligen Wehrdienst“ einzuführen.

Im ersten Beitrag des Abends erklärte Katja Selin von den IYSSE in Berlin, wie zentral die Hochschulen in die Kriegs- und Diktaturvorbereitungen eingebunden sind. „Die Unis sind zu politischen Schlachtfeldern geworden. Die herrschende Klasse strebt danach, sie wie im Ersten und Zweiten Weltkrieg zu Zentren militaristischer und rechtsextremer Ideologie zu machen. Das trifft auf keine Uni mehr zu als auf die Humboldt-Universität in Berlin.“

Die IYSSE seien dort der Geschichtsfälschung von Professoren wie Herfried Münkler und Jörg Baberowski („Hitler war nicht grausam“) entgegengetreten und hätten dabei breite Unterstützung unter Arbeitern und Jugendlichen erhalten.

Selin erklärte, dass „der Rechtsruck in Deutschland von oben kommt und Professor Baberowski dabei eine Schlüsselfigur ist“. In den „zentralen Fragen, in denen die Politik in den letzten Jahren rasant nach rechts gegangen ist“, sei Baberowski „ein wichtiger ideologischer Stichwortgeber“. Dies betreffe Geschichtsfälschung und Kriegspolitik genauso wie Flüchtlingshetze und Diktaturvorbereitung. Aus diesem Grund werde der rechtsextreme Professor von der Universitätsleitung, dem Hochschulverbund und der Bundesregierung selbst jetzt noch vehement verteidigt – nachdem er im Januar den StuPa-Wahlkampf an der HU sabotiert und einen Abgeordneten der IYSSE wüst beleidigt und tätlich angegriffen habe.

Die gesamte Auseinandersetzung an der HU mache deutlich, „dass eine sozialistische Perspektive und eine Orientierung auf die internationale Arbeiterklasse nötig sind, um dem Aufstieg der extremen Rechten entgegenzutreten“, schloss Selin.

Auf besonderes Interesse stieß der Redebeitrag von Thomas Scripps, einem führenden Mitglied der IYSSE in Großbritannien. Scripps betonte, dass der Kampf der IYSSE an der Berliner Humboldt-Universität innerhalb kürzester Zeit von den Ereignissen in Deutschland bestätigt worden sei. Ein ähnlicher Prozess vollziehe sich gegenwärtig an führenden Universitäten Londons, wo ein internationales Netzwerk akademischer Rassisten mit Rückendeckung der britischen Regierung systematisch daran arbeite, eugenische Standpunkte zu rehabilitieren.

„Die zunehmende Förderung sozialdarwinistischer Ideologie in Wissenschaft und Politik findet seinen politischen Ausdruck in der mörderischen Reaktion der herrschenden Klasse auf das Coronavirus“, erklärte Scripps mit Blick auf die Politik der sogenannten „Herdenimmunität“. Sie werde von der Johnson-Regierung zwar am offensten verkörpert, stelle jedoch ein internationales Phänomen dar.

Die herrschende Klasse, so Scripps, reagiere in jedem Land auf das explosive Anwachsen des internationalen Klassenkampfs, indem sie all den „ideologischen Schmutz“ der Vergangenheit wiederbelebe. So habe sich der Sozialdemokrat Thilo Sarrazin in seiner fremdenfeindlichen Hetze unter anderem auf die Schriften von Professor Heiner Rindermann von der Technischen Universität Chemnitz stützen können.

Im dritten und letzten Redebeitrag des Abends befasste sich IYSSE-Mitglied und StuPa-Kandidat Gregor Kahl mit den technischen Kriegsvorbereitungen am KIT. So stünden dutzende KIT-Professoren mit militärischen Forschungsinstituten der Fraunhofer-Gesellschaft in Verbindung und arbeiteten auf dem Campus eng mit Waffenfabrikanten und Vertretern der Streitkräfte zusammen.

Professor Beyerer, Inhaber des Lehrstuhls für Interaktive Echtzeitsysteme am KIT und Berater der Bundeswehr, sei dabei nur ein Beispiel. Zuletzt habe Beyerer angekündigt, die Entwicklung des europäischen Luftkampfsystems FCAS und des deutsch-französischen Kampfpanzersystems MGCS mit „substanziellen Beiträgen“ vorantreiben zu wollen.

„Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist mit Sicherheit eines der Zentren der deutschen Kriegswaffenforschung“, schloss Kahl und betonte, dass eine Stimmabgabe für die IYSSE deshalb gerade auch hier von großer Bedeutung sei.

Im Anschluss an die Beiträge entwickelte sich eine rege Diskussion über eine große Bandbreite politischer und historischer Fragen: angefangen beim Schweigen der Professorenschaft, über das Anwachsen des internationalen Klassenkampfs und den revolutionären Optimismus der IYSSE, bis hin zu den Lehren aus der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und der Bedeutung der Russischen Revolution.

Zum Abschluss der Veranstaltung betonte IYSSE-Kandidat Kahl: „Wir treten jetzt in eine Periode ein, die von enormen internationalen Klassenkämpfen geprägt sein wird und in dieser Situation ist es entscheidend, eine revolutionäre Partei in der Arbeiterklasse aufzubauen, damit sie ihrer historischen Rolle gerecht werden kann. Diese Partei ist das Internationale Komitee der Vierten Internationale und seine Jugend- und Studierendenbewegung, die IYSSE.“

Wir rufen alle Teilnehmer der Veranstaltung und Leser der WSWS dazu auf, sich mit den IYSSE und dem IKVI in Verbindung zu setzen und sich unserem Kampf anzuschließen. Alle Studierenden am KIT rufen wir auf, bei den bis zum 2. August stattfindenden StuPa-Wahlen für die IYSSE (Liste 3) zu stimmen. Unterstützt unseren Wahlkampf und werdet Mitglied bei den IYSSE.

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