100 Jahre Bauhaus: Von Dessau nach Moskau

Teil 2: Neues Bauen in der Sowjetunion

TEIL 1, TEIL 2, TEIL 3

Hannes Meyer resignierte nach seinem Hinauswurf aus dem Bauhaus nicht. Er wollte um jeden Preis seine Fähigkeiten und sein Engagement für eine neue, nicht vom Kapitalismus dominierte Gesellschaft einsetzen. Aber in vielen deutschen Stadtverwaltungen herrschte infolge der Weltwirtschaftskrise Sparzwang. Zudem wurde der moderne Bau als „bolschewistisch“ verunglimpft. Wo bot sich ihm daher ein neues Betätigungsfeld?

In der jungen Sowjetunion hatten seit der Oktoberrevolution die Avantgardekünstler und Architekten experimentiert, um die neue Gesellschaft, ihre Welt, ihr Gesicht und ihren Alltag nach ästhetischen und gesellschaftlichen Aspekten und den Bedürfnissen der Arbeiterklasse zu gestalten. Sie hatten freundschaftliche Beziehungen zu Künstlern und Meistern in Europa, insbesondere zum Bauhaus.

Anziehungspunkt war u.a. die berühmte Schule WChUTEMAS, die Staatlichen Höheren Künstlerisch-Technischen Werkstätten, in denen ähnlich wie im Bauhaus Malerei, Bildhauerei und Architektur in ihrem Zusammenwirken als Verbindung der Schönen Künste mit den sogenannten Produktionskünsten gelehrt wurden. Viele Intellektuelle waren auch Ende der 1920er Jahre noch begeistert von Kunst und Design der russischen Avantgarde, die damals noch Möglichkeiten der Entfaltung fand.

Daher lag es für Meyer und viel andere durchaus nahe, in die Sowjetunion zu gehen und ihre Fähigkeiten in den Dienst des ersten Arbeiterstaats zu stellen, auch wenn Ende der 1920 Jahre Wchutemas und seine Nachfolgeeinrichtungen Wchutein, später WASI (Höheres Architektur- und Bauinstitut), bereits etliche bürokratische „Reformen“ erlebt hatten.

Ende der 1920er Jahre gerieten die sowjetischen Kulturschaffenden immer stärker ins Fadenkreuz der Bürokratie, die jegliche Kreativität fürchtete und zu unterdrücken suchte.

Die Sowjetunion suchte damals zahlreiche westliche Spezialisten ins Land zu locken, nachdem Stalin den Ersten Fünfjahresplan verabschiedet hatte, der höchst ehrgeizige Pläne für die wirtschaftliche Entwicklung und den Ausbau der Infrastruktur festschrieb. Riesige Bauprojekte wurden geplant. Die Publikationen der Komintern-Parteien im Westen stellten die Aussichten und den gewaltigen Aufbau in dem rosigsten Licht dar. Auch im Westen gezeigte sowjetische Filme warben für den Aufbau. Der Glaube an das Sowjetprojekt und die düsteren Perspektiven der kapitalistischen Weltwirtschaftskrise brachten damals viele Techniker, Wissenschaftler, Ingenieure und Architekten dazu, ihre Heimatländer zu verlassen und in der Sowjetunion eine sinnvolle, zukunftsweisende Betätigung zu suchen.

Meyer versammelte ein Team Gleichgesinnter um sich, mit denen er nach Moskau reisen und dort arbeiten wollte. Er kündigte seinen Entschluss in der Prawda an: „Ich fahre in die UdSSR, wo eine wirklich proletarische Kultur sich entwickelt, wo der Sozialismus entsteht, wo die Gesellschaft entsteht, für die wir unter den Bedingungen des Kapitalismus gekämpft haben.“[1] Von den scharfen Auseinandersetzungen über kulturelle Fragen in der Sowjetunion nach Lenins Tod, zu denen Leo Trotzki in seinem Buch „Literatur und Revolution“ Stellung bezog, hatten Meyer und die anderen Architekten offenbar keine Kenntnis.

Im Oktober 1930 reise Meyer zusammen mit dem Bauhausabsolventen Bela Scheffler, einem Weißrussen, der russisch sprach, nach Moskau, um die Arbeit vorzubereiten. Sie wurden zunächst freundlich empfangen. Meyer hielt viel besuchte Vorlesungen am WASI.

Später folgte ihnen Meyers Bauhaus-Stoßbrigade Rotfront nach, wie sie sich selbst nannte. Ihr gehörten Rene Mensch, Margarete Mengel, Tibor Weiner, Antonin Urban und Philipp Tolziner an. Die meisten hatten am Bauhaus studiert und mit Meyer u. a. bei den Laubenganghäusern und der Siedlung Törten in Dessau zusammengearbeitet. Diese Brigadeerhielt zunächst die Aufgabe, typisierte Schulgebäude zu entwickeln, die mit ortsüblichen Materialien am Fließband herzustellen waren, später erhielten sie andere Aufgaben im Städtebau.

Zur gleichen Zeit hielten sich bereits andere Vertreter des Neuen Bauens in der Sowjetunion auf. Darunter der renommierte Frankfurter Stadtplaner Ernst May mit zahlreichen Mitarbeitern. Insgesamt waren etwa 1000 ausländische Architekten in der Sowjetunion, die Hälfte von ihnen aus Deutschland. May und sein Team sollten dort Industriestädte aufbauen. Zu seiner Gruppe gehörten u. a. die Architekten Mart Stam und Fred Forbat. Zu der Brigade May gehörte auch Margarete Schütte-Lihotzky, die Erfinderin der berühmten Frankfurter Küche, des Urmodells der modernen Einbauküche. Mart Stam und der Schweizer Hans Schmidt, der ebenfalls in die UdSSR kam, waren Gastdozenten am Bauhaus gewesen.

Arbeits- und Lebensbedingungen der Spezialistenbrigaden

Alle Spezialisten fuhren mit großem Elan und voller Optimismus los. Sie hofften auf freieres Arbeiten in der Sowjetunion, ohne die Anfeindungen, denen das Neue Bauen in Deutschland zunehmend ausgesetzt war. Aber auch in der UdSSR waren sie nicht wirklich willkommen, und ihre Arbeitsbedingungen sollten sich als äußerst hart und beschwerlich herausstellen.

Vom Wirken der Brigaden Meyer und May gibt es nur relativ wenig Bildmaterial. Ursula Muscheler stützt sich in ihrem Buch daher weitgehend auf Briefe, Tagebuchnotizen und Erinnerungen. Aus ihnen gelingt ihr eine lebendige Darstellung der Erlebnisse und der ungeheuren Schwierigkeiten, auf die die Brigaden in der Sowjetunion trafen. Obwohl sie anfänglich noch ziemlich enthusiastisch nach Hause berichteten, änderte sich die Stimmung nur allzu bald. Eine Analyse der genaueren politischen Umstände, auf die dieser Umschwung zurückzuführen war, fehlt bei Muscheler allerdings.

Der Zeitpunkt des Eintreffens der Brigade Meyer, wie auch der von May war für ihr Vorhaben nicht eben günstig. Die Sowjetunion wurde von einer tiefen Krise erschüttert. Die Hauptursache waren die verheerenden Auswirkungen des politischen und wirtschaftlichen Zickzackkurses der stalinistischen Bürokratie in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre. Stalin und seine Anhänger hatten die alternativen, von der Linken Opposition erarbeiteten Pläne zur Förderung einer harmonischen Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft verteufelt und zurückgewiesen. Die marxistische Opposition um Leo Trotzki war ins Exil gezwungen worden oder befand sich im Untergrund.

Die halb-marktwirtschaftliche Neue ökonomischen Politik und die damit verbundene Förderung des Großbauerntums wurde von Stalin abrupt beendet und durch Zwangskollektivierung (Entkulakisierung) der Bauernschaft und eine rasante Industrialisierung abgelöst. Das führte zu massiven Problemen, Engpässen und Hungersnot. Hatte die Sowjetbürokratie unter Stalin und Bucharin zunächst eine Entwicklung im Schneckentempo propagiert und die Industrialisierungspläne der Linken Opposition vehement abgelehnt, gab sie jetzt mit dem Fünfjahresplan ein Tempo vor, für das die Voraussetzungen und Ressourcen fehlten.[2]

Damit war das Scheitern der Bauhaus-Experten in der Sowjetunion bereits vorprogrammiert. Sie gerieten mitten in die konterrevolutionäre Offensive, mit der die stalinistische Bürokratie ihre Herrschaft zementierte, und der im großen Terror von 1937/38 schließlich Hunderttausende überzeugte Sozialisten, Kulturschaffende, Ingenieure und viele andere zum Opfer fallen sollten.

Der erste Schauprozess gegen mehr als 50 „Schädlinge“ hatte bereits 1928 stattgefunden. Darin wurden 53 russische Ingenieure, Techniker und Funktionäre sowie drei deutsche Ingenieure der Sabotage angeklagt und verurteilt. Sie wurden zu Sündenböcken für die katastrophale wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion gemacht.

Im Gefolge des Schachty-Prozesses wurden bis 1931 etwa 7000 Fachleute verhaftet, in Lager deportiert oder unter Hausarrest gestellt. Damit wurden etwa zehn Prozent der technischen Kader dem Produktionsprozess entzogen, was die wirtschaftliche Misere noch verschlimmerte und die Erfüllung des Fünfjahresplans massiv gefährdete. Leo Trotzki und die Mitglieder der Linken Opposition, darunter bekannte Wirtschaftswissenschaftler wie Jewgeni Preobraschenski, wurden politisch verfolgt, eingesperrt oder wie Trotzki verbannt.[3]

1930 kam es zur nächsten Vergeltungsrunde. Weil Stalin die wachsende Unzufriedenheit der Massen über die Lebensmittelengpässe spürte, versuchte er, durch weitere gerichtliche und außergerichtliche Fälschungen den „Volkszorn“ auf angebliche „Schädlinge“ zu lenken. Wieder wurden Ingenieure, Wissenschaftler und Planungsfachleute verhaftet, vor Gericht gestellt und auf Grund erpresster Geständnisse zum Tode verurteilt. Allerdings wurden die Urteile zunächst nicht vollstreckt, sondern in lange Haftstrafen umgewandelt.

Von all diesen Vorgängen hatten die Bauhäusler und auch die anderen Architekten des Neuen Bauens, die nach Moskau gekommen waren, entweder keine Ahnung oder sie ignorierten sie. Selbst nach dem Schachty-Prozess riss der Strom der bereitwilligen Helfer nicht ab. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise nahm er sogar zu.

Die beiden Brigadeleiter wurden für sowjetische Verhältnisse anfangs gut bezahlt. May bezog in den ersten beiden Jahren ein Gehalt von 1750 Dollar, später sogar von 2250 Dollar, zuzüglich monatlich 2000 Rubel. Die Mitarbeiter erhielten zwischen 50 und 400 Dollar sowie 400 bis 800 Rubel. Das waren, im Vergleich zu ihren sowjetischen Kollegen, fürstliche Gehälter. May und seine Leute wurden privilegiert in Zweizimmerwohnungen in einem Neubau untergebracht, im dem sie sich Küche und Bad mit jeweils einem anderen Paar teilten.

Die Bedingungen für die Brigade Meyer waren nicht ganz so vorteilhaft. Sie musste zwar nicht mit der in Moskau üblichen Wohnsituation vorliebnehmen. In einem Altbau erhielt immerhin jedes Mitglied ein Zimmer für sich allein. Die Einheimischen mussten sich ihre Zimmer sowie Küche und Bad meist mit mehreren Personen teilen.

Meyer hatte ohne Rücksprache mit seinen Mitarbeitern für diese auf hohe Rubelgehälter oder Valuta verzichtet und auf der Gleichstellung mit den sowjetischen Kollegen bestanden. Das hieß 400 Rubel monatlich und vier Wochen Erholungsurlaub. Das war recht bescheiden für einen Arbeitseinsatz von 15 bis 17 Stunden am Tag. Meyer selbst erhielt allerdings sein Gehalt zunächst in Valuta.

Was die Versorgung mit Lebensmitteln anging, waren beide Gruppen gleichgestellt. Im Gegensatz zu ihren sowjetischen Kollegen und den Arbeitern wurden sie anfangs geradezu üppig versorgt. Aber das sollte sich bald ändern.

Erste Enttäuschungen

Alle Brigadisten stürzten sich sofort in die Arbeit. Zeit sich in der Stadt oder der Umgebung umzuschauen, blieb kaum. Zunächst konnten sie sich etlichen vielversprechenden Projekten widmen. Die Projekte der Brigade May umfasstenGeneralbebauungspläne für neue Industriestädte in Sibirien, unter anderem für Magnitogorsk am südlichen Ural und einen Stadterweiterungsplan für Moskau.

Aber schon der erste Entwurf für Magnitogorsk von Mart Stam wird abgelehnt. „Er wirke zu eintönig und lasse überhaupt einen sozialistischen Charakter vermissen.“[4] Das Leben beim Aufbau der Siedlungshäuser in Magnitogorsk war für Stam und seine Familie hart. Sie erhielten lange kein Gehalt, die Lebensmittel waren knapp und die Lage verschlechterte sich 1931 zusehends.

Zwar konnte in Magnitogorsk der erste Bauabschnitt nach Planänderungen mit einfachen Reihenhäusern vollendet werden, aber überall fehlte es an den notwendigsten Materialien. Vor allem der Innenausbau stagnierte wegen Materialmangels. Es fehlten die inneren Trennwände und Wasserleitungen, die Klosetts standen vor dem Haus und die Straßen bestanden nur aus festgefahrenem Lehm.

Dazu kam die heftige Kritik der Sowjetbürokratie, die das moderne Bauen ablehnte, sich immer eindeutiger historistischen Baustilen zuwandte und das Monumentale liebte. Die Häuser sähen aus wie Militärbaracken. An der Straßenseite fehlten die Fenster, so dass die Bewohner keine Aufmärsche beobachten oder dort flanieren könnten. Diese Art zu bauen, „verdanke sich ganz offensichtlich dem dekadenten System des Kapitalismus und eigne sich nicht für den sozialistischen Menschen“, lautete die Kritik.[5]

Da sich immer weitere Spezialisten aus Deutschland bewarben, wurden infolge der fortschreitenden Wirtschaftskrise und des Konkurrenzdrucks die Lebensmittel für die Architekten massiv gekürzt. Stalin wetterte gegen die Gleichmacherei, um die zunehmende Differenzierung der Löhne zwecks Steigerung der Arbeitsleistung und Privilegierung der Bürokratie zu rechtfertigen. Die ausländischen Spezialisten wurden mehr und mehr mit ihren darbenden sowjetischen Kollegen gleichgestellt. Die Valutazahlungen blieben ganz aus.

Meyers Leute erhielten in Moskau zunächst verschiedene Aufträge. Sie arbeiteten für den Schul- und Hochschulbau unter der Regie des Volkskommissariats der Schwerindustrie. Sie mussten Einrichtungen für 300 bis 3000 Studenten planen, ohne zu wissen, ob ihre Pläne je umgesetzt werden würden.

Neben den wirtschaftlichen Problemen nahmen für alle ausländischen Architekten die Schikanen von Seiten der Bürokratie zu, die das Neue Bauen immer offener ablehnte. Zunehmend rücksichtsloser setzte sie ihre Doktrin vom historistischen Bauen und dem sogenannten „sozialistischen Realismus“ durch. Statt schlichter Fassaden wurden Verzierungen, Säulen und Türmchen verlangt. Die Zeiten der Avantgarde waren ein für allemal vorbei.

So stellten nach wenigen Jahren viele wie Ernst May fest, dass ganzheitliche Konzepte des Neuen Bauens nicht mehr durchzusetzen waren oder die Qualität der Bauausführung weit unter gewohnten Standards lag. May selbst hatte immerhin mit seiner Gruppe an etwa 20 Orten in aufstrebenden Industrieregionen Großsiedlungen errichtet, wo es vorher nur Lehm- oder Holzbebauungen gegeben hatte. Seine Gruppe hinterließ, bevor sie aufgab, im Rahmen des gigantischen Stadtbauprojekts Magnitogorsk 50 einfache Zeilenbauten.

Meyer entwickelte sich trotz aller Schwierigkeiten immer mehr zu einem überzeugten Stalinisten. Im Oktober 1931 hielt er in Berlin einen Vortrag über seine Arbeit in der Sowjetunion. Er redete dort wie ein stalinistischer Funktionär: „In der Sowjetunion sind die Architekten Bauarbeiter an der Front des Fünfjahresplans. An dieser Arbeitsfront stehen wir als Bauarbeiter und Offiziere der technischen Kader... Bei uns wird nur in Gruppen gearbeitet, also kollektive Arbeit geleistet, es kommt nicht an auf die Persönlichkeit, wir sind ein Atom unter tausenden. Bei uns erhalten die Studierenden gründliche Unterweisung in den marxistisch-leninistischen und stalinistischen Ideen ... Der Rotarmist ist bei uns nicht nur dazu da, im Falle der Gefahr das proletarische Vaterland zu schützen, sondern er ist ein großer Kulturfaktor überhaupt... Die GPU leistet eine ungeheure Aufbau- und Erziehungsarbeit für den Sozialismus “[6]

Aber immer mehr stießen alle Ausländer auf Ablehnung und immer neue bürokratische Hindernisse. Sie waren Intrigen sowjetischer Kollegen ausgesetzt, die ebenfalls unter Druck standen. Zunehmend litt der Wohnungsbau an Materialmangel, da die Industriebaustellen bevorzugt versorgt wurden.

Wie Trotzki in „Verratene Revolution“schrieb, wurden im Verlauf des Kampfs gegen die Linke Opposition in der Partei alle Schulen und Experimente, die das kulturelle Leben in den Jahren nach der Revolution geprägt hatten, erstickt: „Die heutige herrschende Schicht fühlt sich dazu berufen, das geistige Schaffen nicht nur politisch zu kontrollieren, sondern auch seine Entwicklungsrichtung vorzuschreiben. Die unantastbare Herrschaft erstreckt sich in gleichem Maße auf Konzentrationslager, Ackerbau und Musik. Das Zentralorgan der Partei druckt anonyme richtungsweisende Artikel in der Form militärischer Befehle über Architektur, Literatur, dramatische Kunst, Ballett, ganz zu schweigen von der Philosophie, der Naturwissenschaft und der Geschichte.“[7]

Alle Privilegien der Ausländer wurden abgeschafft und ihre Vergütungen zusammengestrichen. Das moderne Bauen galt als kapitalistische Verirrung. Viele deutsche Architekten kehrten der Sowjetunion den Rücken und versuchten, anderswo neu anzufangen. Nur wenige gingen zurück nach Deutschland. Denn sie mussten fürchten, von den Nazis verfolgt zu werden, entweder weil sie überhaupt in die Sowjetunion gegangen waren oder weil sie jüdischer Herkunft waren. Auch in der Sowjetunion waren sie zunehmend Antisemitismus ausgesetzt.

May selbst gelang schon 1933 die Ausreise. Er ging nach Ostafrika. Nach seiner Abreise, wurden die deutschen Architekten immer häufiger von größeren Projekten ausgeschlossen und konnten bestenfalls in Nischen ihr kümmerliches Auskommen fristen.

Wird fortgesetzt

Anmerkungen

1) Ursula Muscheler, Das rote Bauhaus. Eine Geschichte von Hoffnung und Scheitern, Berlin 2016, S. 33

2) Vgl. Leo Trotzki, Die Wirtschaftsentwicklung und die Zickzackpolitik der Führung, in: Verratene Revolution. Essen 1980, S. 38ff

3) Zu den Auseinandersetzungen innerhalb der Parteiführung und die politischen Auswirkungen auf die Wirtschaft in dieser Epoche, siehe: Wladimir S. Rogowin, Stalins Kriegskommunismus, Essen, 2006

4) Muscheler, S. 29

5) ebd. S. 50

6) Zitiert in: El Lissitzki, 1929 Russland: Architektur für eine Weltrevolution, Bauwelt Fundamente 14, Berlin 1965

7) Trotzki, Verratene Revolution, S. 189.

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