Perspektive

Wirtschaftsoligarchen sitzen auf 31,5 Billionen Dollar

Laut der diesjährigen Studie „World Ultra Wealth Report – Wealth-X“ verfügen etwa eine Viertelmillion Personen, die je ein Vermögen von mindestens 30 Millionen Dollar besitzen, mittlerweile über ein Gesamtvermögen von 31,5 Billionen Dollar. Von 2016 bis 2017 konnten diese Superreichen, die als Personen „mit ultra-hohem Nettovermögen“ (UHNW) bezeichnet werden, ihr Gesamtvermögen um 16,3 Prozent steigern.

Mit anderen Worten: Eine Gruppe von Oligarchen, deren Größe etwa der Bevölkerung von Plano (Texas), Nottingham oder Gelsenkirchen entspricht, besitzt mehr als die ärmsten 80 Prozent der Welt, d.h. etwa sechs Milliarden Menschen.

Die Zahlen zur Konzentration des Reichtums sind kaum vorstellbar:

* In Nordamerika stieg die Gesamtzahl von UNHW-Individuen um 9,5 Prozent auf 90.440; ihr Gesamtvermögen stieg um 13,1 Prozent auf elf Billionen Dollar.

* In Europa stieg die Zahl von UNHW-Individuen um 12,8 Prozent auf 72.570 und ihr Gesamtvermögen um 13,5 Prozent auf umgerechnet 8,8 Billionen Dollar.

* In Asien gab es im Jahr 2017 68.970 UNHW-Individuen, d.h. 18,5 Prozent mehr als 2016. Ihr Vermögen ist in diesem Zeitraum um 26,7 Prozent auf 8,4 Billionen Dollar gestiegen.

* Bis 2022 wird die Zahl der UHNW vermutlich auf 360.390 Personen angestiegen sein, und ihr addiertes Vermögen wird „Prognosen zufolge auf 44,3 Billionen Dollar ansteigen, was bedeutet, dass in den nächsten fünf Jahren zusätzliches Vermögen in Höhe von 12,8 Billionen Dollar hinzukommt“.

* Es gibt mittlerweile 22,3 Millionen Menschen mit einem Nettovermögen von über einer Million Dollar, und sie verfügen zusammen über ein Vermögen von 91,7 Billionen Dollar. Das ist fast dreimal so viel wie das Gesamtvermögen der ärmsten 90 Prozent der Weltbevölkerung.

Wie die Wealth X-Studie deutlich macht, betreiben die Regierungen auf der ganzen Welt eine bewusste Politik, um einen immer größeren Reichtum in der Hand eines Bruchteils der Bevölkerung zu konzentrieren. Sie zeigt, dass die lockere Geldpolitik „eindeutig das Ziel verfolgt, großzügige Steuererleichterungen für Konzerne und Ultrareiche zu ermöglichen“. Zu dieser lockeren Geldpolitik gehören die Marktliberalisierung in China, die Steuerreform und Deregulierung der Wirtschaft in Indien und die massiven Steuersenkungen für Reiche in den USA und anderswo.

In Das Kapital, Band 1, schrieb Karl Marx, der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus: „Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol.“

Im Kapitalismus beruht der Reichtum der Superreichen auf der Ausbeutung der internationalen Arbeiterklasse.

* Die Hälfte der Weltbevölkerung hat keine Krankenversicherung, jedes Jahr treiben hohe Gesundheitskosten 100 Millionen Menschen in die Armut (Quelle: Weltgesundheitsorganisation, 2017).

* 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Strom (Rockefeller Foundation, 2017).

* Zwei Milliarden Menschen nutzen Trinkwasser, das mit Fäkalien verseucht ist (Weltgesundheitsorganisation, 2018).

* 8,6 Millionen Menschen sterben jährlich an fehlender oder qualitativ minderwertiger Gesundheitsversorgung (The Lancet, 2018).

* 750 Millionen Erwachsene sind Analphabeten (UNESCO, 2017).

* Bis zum Jahr 2020 werden 1,6 Milliarden Menschen keinen sicheren, angemessenen Wohnraum haben (World Resources Institute, 2017).

* 50,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren hungern (Weltbank, 2018).

* 850 Millionen Menschen sind chronisch unterernährt (UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, 2016).

* Vier Milliarden Menschen haben keinen Zugang zum Internet (UNESCO, 2017).

Selbst in den hochentwickelten Staaten in Europa und Nordamerika lebt die Arbeiterklasse unter zunehmend prekären Bedingungen. Diese weisen eine sinkende Lebenserwartung auf, eine steigende Zahl von Selbstmorden und Drogen- bzw. Alkoholmissbrauch, wachsende Verschuldung von Studenten, sinkende Löhne und Sozialkürzungen. In den USA, wo etwa ein Drittel der Ultrareichen der Welt lebt, haben fast 70 Prozent der Bevölkerung weniger als 1.000 Dollar Ersparnisse.

Keine Regierung und keine kapitalistische Partei repräsentiert die internationale Arbeiterklasse, und im politischen Establishment haben die Superreichen das Sagen. Die Milliardäre und Multimillionäre mit „ultrahohem Nettovermögen“ entscheiden gänzlich hinter dem Rücken der Bevölkerung über Staatspolitik und Verteilung von Mitteln.

Alle öffentlichen und halboffiziellen Einrichtungen, darunter die akademische Welt, die Mainstreammedien und die Gewerkschaften, richten sich nach den Interessen der modernen Aristokratie. Sie tragen alle dazu bei, die Arbeiterklasse an einem Zusammenschluss zum Kampf um soziale Gleichheit zu hindern. Angesichts der wachsenden Ungleichheit bereitet sich die herrschende Elite auf die Gefahr der sozialen Revolution vor, indem sie demokratische Grundrechte abbaut, das Internet zensiert, dauerhafte Ausnahmezustände verhängt und rechtsextreme und neofaschistische Parteien aufbaut, die das Klima mit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus vergiften.

Doch die Arbeiterklasse ist nicht nur eine unterdrückte Klasse, sondern auch eine mächtige revolutionäre gesellschaftliche Kraft.

Fortschritte in den Bereichen Technologie, Kommunikation und Verkehr führen zu einem raschen zahlenmäßigen Wachstum der internationalen Arbeiterklasse. In den letzten 50 Jahren haben sich Länder wie Indien, China, Nigeria, Südafrika, Brasilien, die Türkei, der Iran und viele weitere Länder, die eine relativ kleine Arbeiterklasse hatten, in große Industriezentren mit Dutzenden Millionen oder Milliarden Arbeitern verwandelt.

Gleichzeitig verbindet die Globalisierung die Arbeiter in allen Teilen der Welt schon allein durch den Produktionsprozess. Das Internet ermöglicht es Arbeitern über die Grenzen von Unternehmen und Ländern hinweg miteinander zu kommunizieren und Strategien zu entwickeln. Gerade das demokratische und revolutionäre Potenzial des Internets hat dazu geführt, dass die herrschenden Klassen der Welt versuchen, es der Zensur zu unterwerfen. Allen voran stehen amerikanische Konzerne wie Google, Facebook und Twitter, linke Websites wie die World Socialist Web Site herabstufen und ausblenden.

Die Studie „Wealth X“ verdeutlicht das immense revolutionäre Potenzial der derzeitigen Lage. Friedrich Engels schrieb schon im Anti-Dühring:

„Die erwachende Einsicht, dass die bestehenden gesellschaftlichen Einrichtungen unvernünftig und ungerecht sind, dass Vernunft Unsinn, Wohltat Plage geworden, ist nur ein Anzeichen davon, dass in den Produktionsmethoden und Austauschformen in aller Stille Veränderungen vor sich gegangen sind, zu denen die auf frühere ökonomische Bedingungen zugeschnittne gesellschaftliche Ordnung nicht mehr stimmt. Damit ist zugleich gesagt, dass die Mittel zur Beseitigung der entdeckten Missstände ebenfalls in den veränderten Produktionsverhältnissen selbst - mehr oder minder entwickelt - vorhanden sein müssen.“

Wie die Studie „Wealth X“ bestätigt, sind die Mittel für die egalitäre Umgestaltung der Welt bereits vorhanden.

Die Socialist Equality Party fordert die Enteignung der Billionen Dollar, die von den Superreichen gehortet werden, durch die Masse der Bevölkerung. Sie müssen eingesetzt werden, um die Grundbedürfnisse der Weltbevölkerung zu erfüllen. Die riesigen Konzerne, deren Ausbeutung jedes Land beeinträchtigen, müssen enteignet und in öffentliche, demokratisch von den Arbeitern verwaltete Einrichtungen umgewandelt werden.

Keine Aristokratie hat jemals ihre Macht nur deshalb aufgegeben, weil ihre Existenz die Entwicklung der Produktivkräfte ausbremste. Eine sozialistische Revolution ist notwendig, damit die Summen zur Verfügung stehen, die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Weltbevölkerung nötig sind.

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