Seit zweieinhalb Wochen ist Julian Assange, Gründer und Herausgeber von WikiLeaks, nun schon von der Außenwelt abgeschnitten. Sein Internetzugang wurde gekappt und seine Handyverbindung unterbrochen, und er darf keinerlei Besuche empfangen.
Seit fast sechs Jahren ist Assange nun schon in der Botschaft von Ecuador in London eingeschlossen. Die frühere Regierung Ecuadors hatte ihm Asyl gewährt, um seine Auslieferung nach Schweden und letztlich in die USA zu verhindern. Der Vorwurf angeblichen sexuellen Fehlverhaltens war immer nur ein Vorwand für den Versuch der USA, seiner habhaft zu werden, denn Julian Assange hatte amerikanische Kriegsverbrechen aufgedeckt.
Mittlerweile sind die Vereinigten Staaten und ihre imperialistischen Verbündeten dabei, Syrien zu bombardieren, womit sie eine direkte Konfrontation mit der Atommacht Russland riskieren. Unter ihrem Druck hat der amtierende Präsident Ecuadors, Lenin Moreno, nun dafür gesorgt, dass Assange vom Internet abgeschnitten wurde. Die offizielle Begründung lautet, Assange mische sich in die Politik anderer Länder ein.
Es ist nichts Neues, wenn die herrschenden Eliten unbequeme Kritiker und Andersdenkende in dem Moment zum Schweigen bringen, wenn sie gerade dabei sind, neue Kriege anzuzetteln.
Die Mainstream-Medien, die Pseudolinken und die meisten Menschenrechtsorganisationen haben die Knebelung Julian Assanges mit zustimmendem Schweigen zur Kenntnis genommen. Nur sehr wenige Vertreter der bessergestellten Mittelschichten halten es für notwendig, sich für die Grundrechte dieses Publizisten und Journalisten einzusetzen.
Zu diesen wenigen, die den Mut haben, sich zu äußern, gehören der Dokumentarfilmer und Journalist John Pilger und der Rechtsanwalt Julian Burnside, ein australischer Menschenrechts- und Flüchtlings-Anwalt. Sie haben beide an die WSWS geschrieben. Sie verurteilen die Tatsache, dass Assange zum Schweigen gebracht wird, und fordern die Einstellung seiner Verfolgung durch die USA und ihre imperialistischen Verbündeten.
John Pilger
„Die Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien sind offensichtlich dabei, ihre Militärmacht einzusetzen, und sie gehen wie rücksichtslose Draufgänger vor. Ein Angriff auf Syrien wird Russland weiter provozieren und beschwört letztlich einen Weltkrieg herauf. Anstelle von Nachrichten breitet sich nur böses Schweigen aus, nebst gebetsmühlenartig wiederholter Propaganda. Wer genauer hinschaut, erkennt das Muster einer klassischen verdeckten Operation, und die Medien, speziell die angeblich seriösen Medien, sind mit von der Partie oder unterstützen sie. Es springt ins Auge, dass vergleichbare Operationen schon zur Invasion des Iraks im Jahr 2003, zu den darauf folgenden Invasionen Libyens und Syriens und zum Sturz der gewählten Regierung der Ukraine führten.
Der Unterschied besteht darin, dass heute fast alle vom Mainstream abweichenden Meinungen eingeschüchtert werden. Auch die wenigen existierenden Kritiker bei Zeitungen und Funk und Fernsehen werden zum Schweigen gebracht. In meiner langen Laufbahn als Journalist habe ich so etwas noch nicht erlebt. Ich würde es als einen Krieg gegen den Journalismus bezeichnen, und er geht nicht etwa von bösen Urhebern von Fake News aus, sondern von genau den Institutionen, die den höchsten journalistischen Standard für sich in Anspruch nehmen.
Die unbeugsamsten und mutigsten Regimekritiker sind WikiLeaks und ihr Gründer Julian Assange. Bezeichnenderweise haben Assange und WikiLeaks trotz der gehässigen Schmähkampagne gegen sie niemals aufgehört, die kriminelle Machenschaften der Machthaber anzuprangern und ihre Lügen zu entlarven, mit denen sie Hunderttausende in den Tod schickten. Sie haben auch aufgedeckt, wie eng der organisierte Dschihadismus mit Leuten wie Hillary Clinton in Verbindung steht.
Das ist wirklicher Journalismus: die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, was die Herrschenden hinter ihrem Rücken treiben, die Mächtigen ohne Furcht und Anbiederung zur Rechenschaft zu ziehen. Wer es sich mit niemandem verscherzen will, wer von der Macht profitiert und sich gleichzeitig als ihr Kritiker, als „Linker“ und Freund der Menschenrechte gibt – für den ist Assanges Mut natürlich beschämend. Für uns andern jedoch ist er eine Inspiration.“
Julian Burnside
„Es ist zutiefst beunruhigend, dass man Julian Assange jetzt den Zugang zum Internet verwehrt.
Man muss daran erinnern, dass Amerika an der Spitze der Kampagne gegen Assange stand, seit WikiLeaks das Collateral-Murder-Video veröffentlicht hat. Es ist auch wichtig, daran zu erinnern, dass mehrere hundert Millionen Menschen Collateral Murder und andere WikiLeaks-Veröffentlichungen gesehen haben, weil die Mainstream-Medien sie auf der ganzen Welt verbreitet haben.
Niemand in den Mainstream-Medien wurde jemals so gejagt wie Assange. Es gibt nicht den geringsten Beweis dafür, dass Assange etwas anderes getan hätte, als Material zu veröffentlichen: genauso wie die Mainstrem-Medien das jeden Tag tun.
Vielleicht sollte man der Murdoch-Presse den Zugang zum Internet sperren, und wir würden eine wirklich demokratische Reaktion auf die vollkommen undemokratische Behandlung von Assange erleben.“