Am 12. Juli stellte Charlie Skelton in einem Artikel im Guardian in der Sektion „Comment is Free“ die grundlegende Frage, die die Medien der Welt nicht stellen wollen.
„Die syrische Opposition: Wer übernimmt die Gespräche (Wer spricht für sie?)?“ ist ein verheerendes Exposé der intimen Beziehungen zwischen der syrischen Opposition und amerikanischen, britischen und französischen Geheimdiensten sowie führenden amerikanischen Neokonservativen. Es bringt die Gründung des Syrischen Nationalrates und die Ernennung ihres Führungspersonals in Verbindung mit seit langem bestehenden, gut finanzierten Plänen für Regimewechsel in Syrien und allgemein im Nahen Osten. Diese Pläne gehen zurück bis mindestens ins Jahr 2005 und wurden von Washington finanziert, um die politische Kontrolle über die ölreiche Region zu sichern.
Skelton erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er konzentriert sich auf einige der prominentesten Mitglieder des SNC und entlarvt einige der lautstärksten Verfechter einer Militärintervention als bezahlte Repräsentanten der westlichen Mächte.
Eine von denen, die regelmäßig als „offizielle Sprecher“ oder „Demokratieaktivisten“ bezeichnet werden, ist die syrischstämmige Pariser Akademikerin Bassma Kodmani, Mitglied des Exekutivbüros des SNC und seine Chefin für Außenpolitik.
Kodmani hat mehrfach die Konferenzen der Bilderberg Gruppe besucht; diese Organisation von führenden politischen Persönlichkeiten ist damit beschäftigt, die Beziehungen zwischen dem amerikanischen und europäischen Imperialismus zu stärken und ihre gemeinsamen globalen Interessen unter dem Banner der „Atlantik-Orientierung“ zu sichern.
Im Jahr 2005 arbeitete sie in Kairo für die Ford Foundation. In dem Jahr kam es zu einer deutlichen Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und Syrien. Präsident George W. Bush erwog zusammen mit Israel eine Militärintervention gegen Damaskus.
Im September wurde Kodmani zur Direktorin der Arabischen Reforminitiative ernannt, die vom amerikanischen Außenpolitischen Ausschuss und seinem Projekt für amerikanisch-nahöstliche Beziehungen finanziert wird – unter Leitung des ehemaligen nationalen Sicherheitsberaters General Brent Scowcroft.
Die „finanzielle Aufsicht“ über das Projekt erhielt das Zentrum für Europäische Reformen (CER), eine britische Denkfabrik unter Leitung von Lord Kerr, dem stellvertretenden Vorsitzenden von Royal Dutch Shell.
Kodmani ist außerdem Mitglied der Denkfabrik European Council on Foreign Relations und agiert als Direktorin von deren Arabischer Reforminitiative.
Radwan Ziadeh, Direktor für Außenpolitik des SNC, ist ein hochrangiger Mitarbeiter des amerikanischen Institute of Peace und hat zusammen mit dem ehemaligen CIA-Chef James Woolsey, Karl Rove und anderen wichtigen Neokonservativen einen Brief unterzeichnet, in dem eine Militärintervention der USA gefordert wird. Er agiert seit 2005 als Vermittler zwischen dem Weißen Haus und der syrischen Opposition.
Najib Ghadbian, ein Politologe an der Universität von Arkansas, ist zusammen mit Ziadeh Mitglied des allgemeinen Sekretariats des SNC und Berater des Washingtoner Syrian Centre for Political and Strategic Studies.
Ausama Monajed vom SNC ist Gründer des oppositionsfreundlichen Satellitensenders Barada Television und ehemaliger „Direktor für Öffentlichkeitsarbeit der Londoner Bewegung für Gerechtigkeit und Entwicklung (MJD).“ Beide werden laut WikiLeaks in bedeutendem Ausmaß vom US-Außenministerium finanziert.
Skelton spricht hier nur von einigen der vielen hundert Millionen Dollar, die von den USA und den Golfstaaten an die syrische Opposition fließen.
Eine von Monajeds Dienstleistungen für Washington war es, ein offizielles politisches Statement des SNC zu veröffentlichen; das Dokument wurde von Michael Weiss von der Henry Jackson Society entworfen, es fordert eine Intervention in Syrien. Diese Organisation wird von führenden Neokonservativen wie William Kristol und Richard Perle unterstützt.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, deren übertriebene Opferzahlen immer wieder von den Medien verwendet werden, erweist sich als ein einziger Mann, Rami Abdul Rahman aus Coventry, Besitzer eines Bekleidungsgeschäftes.
Ein weiterer Mitarbeiter der Henry Jackson Society ist Hamza Fakher, den Nick Cohen vom Observer als „eine der zuverlässigsten Informationsquellen über die Verbrechen, die die Medien des Regimes vertuschen“, bezeichnet.
Seine Geschichten werden regelmäßig als Augenzeugenberichte dargestellt.
Fakher ist Kommunikationsmanager von Monajeds Strategic Research and Communications Centre in London, und bei Barada TV beschäftigt.
Skelton verdient Anerkennung dafür, so ehrlich über das Beziehungsgeflecht zwischen der syrischen Opposition und dem amerikanisch-europäischen Militär- und Geheimdienstapparat zu schreiben. Aber was er enthüllt, ist den Rechercheabteilungen des Guardian, der New York Times, der BBC, NBC, CBS, ABC, etc. bestens bekannt.
Sie werden nicht getäuscht. Sie sind bereitwillige Sprachrohre der imperialistischen Kriegspropaganda und stellen keine Fragen über die Quellen, die sie nutzen, weil sie die Kriegsvorbereitungen nicht stören wollen.
Deshalb wurde Skelton am nächsten Tag im Guardian von dem diplomatischen Redakteur Julian Borger scharf angegriffen.
„Die amerikanische Manipulation der Nachrichten aus Syrien ist eine falsche Fährte,“ heißt es in der Schlagzeile; „das Gesamtbild ist klar.“
Er wirft Skelton vor, mit „Unterstellungen“ zu arbeiten, reichlich Anführungszeichen zu setzen, um seine Skepsis zu zeigen, „banale Prosa“ und andere literarische Verbrechen. Borger verteidigt die Mitarbeiter der verschiedenen Geheimdienste, die Skelton entlarvt hat, als „Menschen, die einen Großteil ihres Lebens darauf verwendet haben, die syrische Gesellschaft und Politik zu studieren.“
Diese Definition ist so wertfrei, dass sie gegenüber allen imperialistischen Strategen und Spionen angewandt werden könnte.
Die Bedeutung von Bassma Kodmani in der Hierarchie des SNC wird einfach ignoriert, Skelton wird sogar dafür lächerlich gemacht, den Council of Foreign Relations (CFR) als „mächtige amerikanische Lobbygruppe“ zu bezeichnen und „grundlos verdächtig zu machen.“ Es sei „Amerikas prestigeträchtigste außenpolitische Diskussions- und Forschungseinrichtung,“ betont Borger.
Borger argumentiert in Wirklichkeit gegen seine eigene gestellt naive Pose. Keine andere außenpolitische Denkfabrik hat mehr Einfluss als das CFR, und Kodmani ist eine der Vertreterinnen des US-Imperialismus im Nahen Osten, der am meisten vertraut wird.
Dazu muss gesagt werden, dass die britische Socialist Workers Party und ihre weltweiten Mitstreiter im pablistischen Vereinigten Sekretariat und anderen pseudolinken Organisationen eine ähnliche politisch motivierte Blindheit gegenüber dem wahren Charakter der syrischen Opposition und seiner Ziele zur Schau stellen.
Im Juni beklagte sich Khalil Habash in der Zeitung des Vereinigten Sekretariats, International Viewpoint: „Der Verlauf der syrischen Revolution wurde von einigen linken Kräften von Anfang an misstrauisch beobachtet... Sie bezeichnen ihn als Verschwörung westlicher Imperialisten und reaktionärer Länder der Region wie Saudi-Arabien. Dieser Trend hat sich leider fortgesetzt.
Simon Assaf von der SWP war beim jährlichen Treffen Marxism 2012 noch offener. Er erklärte, er wolle sich nicht mit Leuten aufhalten, die angesichts der Beteiligung der Türkei, Katars, Saudi-Arabiens oder der USA von „Verschwörungen“ reden, weil „es zu lange dauern würde, bis ich mich dann wieder beruhige.“
Es ist nicht einfach nur so, dass sich diese Gruppen weigern würden, eine kritische Haltung zur Oppositionsbewegung und den vielseitigen sozialen Kräften einzunehmen, die sie repräsentiert – was für jeden nötig wäre, der versucht, die Grundlage für die Entwicklung einer unabhängigen Widerstandsbewegung in Syrien zu entwickeln. Wie der Guardian und andere Mainstream-Medien verheimlichen sie bewusst den bürgerlichen, sunnitisch sektiererischen und pro-imperialistischen Charakter der derzeitigen Führung der Bewegung, um imperialistische Intrigen der Großmächte zu verbergen, deren Ergebnis noch verheerender sein wird als der Krieg der Nato gegen Libyen.