Die weltweite Nahrungskrise und der kapitalistische Markt

Als am 3. Juni die Konferenz der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization, FAO) in Rom eröffnet wurde, sagte deren Generaldirektor Jacques Diouf zur Explosion der Nahrungsmittelpreise: "Es betrifft jedes Land der Welt. Wir haben nicht nur Aufstände und den Tod von Menschen erlebt, sondern auch den Sturz einer Regierung [auf Haiti], und wir wissen, dass viele Länder ... in die eine oder andere Richtung kippen könnten, je nach Unzufriedenheit oder Zufriedenheit ihrer Bevölkerung."

Diouf sprach für Regierungen und Vertreter der herrschenden Eliten auf der ganzen Welt, die sich sorgen, die ständig steigenden Preise für Grundnahrungsmittel, die bereits eine soziale und wirtschaftliche Krise von globalen Ausmaßen ausgelöst haben, könnten revolutionäre Folgen haben. In den letzten Monaten gab es in vielen Teilen der Welt Streiks und Demonstrationen gegen steigende Nahrungsmittelpreise. Sie haben den Widerspruch zwischen der grundlegenden Forderung der Massen der Welt nach bezahlbarer Nahrung und der Funktionsweise des kapitalistischen Marktes offen gelegt.

Diouf rief dazu auf, weltweit Gelder in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar in die Landwirtschaft zu investieren. Selbst wenn diese Summe bereitgestellt würde, könnte es an den Ursachen der gegenwärtigen Krise nichts ändern, die in den wirtschaftlichen und politischen Prozessen der Privatisierung und der Preisspekulation liegen. Diese Prozesse haben sich in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt und stehen in Zusammenhang mit der Globalisierung der kapitalistischen Landwirtschaft.

Da die Konsumenten immer weniger in der Lage sind, die Weltmarktpreise für Lebensmittel zu bezahlen, sehen sich die nationalen Regierungen gezwungen einzugreifen, um Hungersnöte und Revolten zu verhindern. Diese Interventionen, die im günstigsten Fall Teillösungen für lokale Probleme bieten, verschärfen die Probleme an anderer Stelle. Exportstaaten begrenzen ihre Exporte, um die Bevölkerung vor den schlimmsten Auswirkungen der Preiserhöhungen zu beschützen, während sie Importnationen höhere Preise abnötigen, indem sie die Lieferungen begrenzen.

Am verheerendsten sind die Preissteigerungen für Getreide. Getreide ist relativ haltbar und wird deshalb weltweit gehandelt. Es macht ein Drittel oder mehr der täglichen Kalorienaufnahme speziell in den ärmeren Ländern aus. Es wird außerdem in großem Maße an anderen Stellen der Nahrungskette eingesetzt - z. B. für die Viehzucht und als Süßungsmittel - und beeinflusst damit die Preise für Fleisch, Eier, Milchprodukte und verschiedene weiterverarbeitete Lebensmittel.

Die Weizenpreise in den USA - dem größten Exporteur und einem der wenigen, der keine Exportbeschränkungen erlassen hat - bleiben nach einem außergewöhnlichen Höhenflug im Februar auf historisch hohem Stand. Am 28. April schrieb Newsweek über die weitverbreitete Sorte roter Frühlingsweizen: "50 Jahre lang erzielte er an der Warenterminbörse von Minneapolis, die sich auf roten Frühlingsweizen spezialisiert hat, etwa zwei bis drei Dollar pro Scheffel. Im September lag der Preis bei sieben Dollar. An einem Tag im Februar erreichte er mit 24 Dollar seinen Höchststand, weil der Markt wegen Lieferengpässen in Panik geriet.,Es war nicht klar, ob die Vorräte bis Ende des Jahres reichen würde’, erklärte Bill Lapp, Agrar-Volkswirt in Omaha. Gegenwärtig ist der Preis wieder gesunken, aber nur auf 11,24 Dollar."

Andere große Exporteure verlangen ebenfalls Rekordpreise oder haben den Export ganz eingestellt. Die Preise in Rouen, in der Nähe von Paris, dem wichtigsten europäischen Exporthafen für Weizen, lagen im April bei 280 Dollar pro Tonne, im Vergleich zu 100 Dollar im Jahr 2006. Russland hat eine 40-prozentige Exportsteuer auf Weizen eingeführt. Ein großer russischer Weizen-Verkauf an Ägypten im Dezember erzielte einen Preis von etwa 11,80 Dollar pro Scheffel. Argentinien und Kasachstan haben Weizenexporte verboten. Kasachstan führte "die Notwendigkeit" an, "die Lebensmittelversorgung des Landes zu garantieren und keine negativen Auswirkungen auf den heimischen Markt zuzulassen, unter Bedingungen beträchtlich steigender Preise auf dem Weltgetreide-Markt und einer Verknappung von Lebensmittelgetreide weltweit."

Der Weltmarkt für Reis wurde sogar noch stärker destabilisiert. Teilweise deshalb, weil er relativ klein ist - nur 7 Prozent der weltweiten Ernte von 2006-2007 von 420 Megatonnen (Mt) wurden international gehandelt, im Gegensatz zu 19 Prozent der 592-Megatonnen-Ernte an Weizen im selben Jahr. Reis ist deshalb anfälliger für Versorgungsengpässe.

Obendrein gehören weit mehr der wichtigsten Reisexporteure (Thailand, Vietnam, Indien, Pakistan, die USA, China und Ägypten) zu den ärmeren Ländern, in denen der Staat niedrige heimische Preise für die Ernte festsetzt. Diese Länder haben ebenfalls Exportbeschränkungen erlassen, da steigende Weltmarktpreise den Reisproduzenten einen Anreiz bieten, große Mengen an Reis in die mehr bezahlenden internationalen Märkte zu exportieren.

Indien, Vietnam, China und Ägypten haben im April Reisexportverbote oder -einschränkungen verkündet. Das Magazin Forbes zitierte den vietnamesischen Industrieminister mit den Worten, die Maßnahme werde "die Menge verringern, aber den Wert und die Exporteinnahmen erhöhen und dabei gleichzeitig der Nahrungssicherheit und den Interessen des Staats dienen". Diese Verbote sorgen dafür, dass Thailand zum größten Exporteur wird. Der weiße thailändische 100-prozentig Güteklasse-B-Reis überschritt am 24. April die 1000-US-Dollar-Marke pro Tonne, im Vergleich zu 383 US-Dollar im Januar.

Die thailändischen Exporteure könnten die Preise noch weiter anheben, wenn der Iran und Indonesien, traditionelle Reis-Importeure, die bisher darauf gewartet haben, dass die Preise fallen, anfangen Reis zu kaufen. Sie erklärten gegenüber der International Herald Tribune : "Wenn der Iran Reis aus Thailand kauft, wird der weiße thailändische 100-prozentig Güteklasse-B-Reis auf einen Preis von 1.300 Dollar pro Tonne steigen." Diese Preissteigerungen haben speziell die ärmeren Länder der Sub-Sahara-Zone Afrikas, des Nahen Ostens und des amerikanischen Kontinents getroffen, die die Hälfte der Import-Nachfrage ausmachen.

Die Preise für Mais sind ebenfalls explodiert. Die Preise in den USA - die 40 Prozent der Weltproduktion von etwa 700 Mt anbauen und 60 Prozent des Weltexportmarktes beliefern - sind wegen Befürchtungen, es könnte aufgrund des regnerischen Wetters während der Maispflanzzeit und dem schnellen Nachfragewachstum aus den Ethanol-Biotreibstoff-Fabriken zu Engpässen kommen, am 6. Mai auf 6,61 US-Dollar pro Scheffel gestiegen. Im Vergleich dazu lag der Preis 2005 bei 1,90 US-Dollar pro Scheffel.

China, ein weiterer großer Produzent und traditioneller Exporteur, sieht sich mit einer hohen Nachfrage aus der Viehzucht und den Ethanol- und Maissirup-Fabriken konfrontiert. Es könnte gezwungen sein, Ende des Jahres Mais zu importieren.

In einer kürzlich erstellten Analyse über steigende Nahrungsmittelpreise errechnete Joachim von Braun vom International Food Policy Research Institute (IFPRI) die durchschnittlichen Preise für Getreide seit 2000, gewichtet nach der Menge, die von den verschiedenen Häfen exportiert wurde. Er kam zu dem Ergebnis, dass der Preis für den größten Teil des Getreides von Januar 2000 bis Januar 2004 mehr oder weniger gleich geblieben ist. In der darauf folgenden Periode bis Januar 2008 stiegen die Preise von etwa 150 US-Dollar pro Tonne auf 400 US-Dollar (für Reis), von 120 US-Dollar auf 410 US-Dollar (Weizen) und 100 US-Dollar auf 200 US-Dollar (Mais).

Er erklärt: "Im Jahr 2007 stieg der internationale Nahrungsmittel-Preisindex um fast 40 Prozent, verglichen mit 9 Prozent im Jahr zuvor, und in den ersten drei Monaten des Jahres 2008 stiegen die Preise um weitere 50 Prozent."

Mehrere politische Entwicklungen zeigen, wie erbittert der Kampf um Vorteile zwischen den verschiedenen nationalen Bourgeoisien vor dem Hintergrund steigender Ölpreise und der Finanzturbulenzen in Folge der US-Hypotheken-Krise geführt wird

Am 8. Mai berichtete die Financial Times, dass China, Saudi Arabien und Syrien mit Agrar-Ländern in Afrika, Südamerika und Osteuropa über den Kauf von Agrarland verhandeln, auf dem sie Lebensmittel anbauen können, um ihre "Nahrungsmittelsicherheit" zu garantieren.

Am 2. Mai schlug der thailändische Premierminister Samak Sundaravej vor, Thailand, Vietnam, Burma, Laos und Kambodscha sollten ein Reis-Kartell bilden, ähnlich dem Ölkartell OPEC, um höhere Preise für den Reis auf dem Weltmarkt zu verlangen. Der Regierungssprecher der thailändischen Regierung, Vichienchot Sukchokrat, erklärte: "Obwohl wir das Nahrungsmittelzentrum der Welt sind, haben wir wenig Einfluss auf den Preis. Während der Ölpreis derart in die Höhe steigt, importieren wir teures Öl, verkaufen aber den Reis sehr billig. Das ist ungerecht uns gegenüber und schlecht für unsere Handelsbilanz." Internationale Kritik hat die thailändische Regierung jedoch letztendlich gezwungen, die Idee fallen zu lassen, trotz Unterstützung durch die Regierung in Laos.

Das Schmuggeln und Horten nimmt in den produzierenden Ländern dramatisch zu, weil die Besitzer von Getreide versuchen, es zu exportieren, um von den höheren Preisen auf den internationalen Märkten zu profitieren. Das Magazin Forbes veröffentlichte am 1. Mai einen Artikel mit dem Titel "Beim Reis entsteht ein Schwarzmarkt", und beschreibt darin, welches lukrative Investitionspotential beim Schmuggel besteht.

Es gibt den Ratschlag: "Die größten Chancen gibt es in China, dem weltgrößten Reisproduzenten, wo die Preise zu den niedrigsten weltweit gehören. Berichte über Reisschmuggel sind diese Woche überall entlang Chinas weitläufigen Grenzen aufgetaucht, von der Provinz Yunnan in der Nähe von Vietnam bis zum nordwestlichen Xinjiang, das an die zentralasiatischen Staaten Kasachstan und Kirgisistan grenzt, und bis nach Guangdong, einer wohlhabenden südlichen Provinz Chinas, die 60 Prozent ihres Reises aus anderen Gebieten des Landes bezieht."

Die internationale Arbeiterklasse hat zwar bisher nicht bewusst gemeinsam geantwortet, aber ihre Reaktion zeigt das weltumspannende Ausmaß und den objektiv einheitlichen Charakter ihrer Kämpfe und Forderungen. Die Streiks und Proteste haben den ganzen Globus erfasst.

Südkoreanische Medien berichteten über eine seltene Straßendemonstration in Nordkorea im März 2008. Sie richtete sich gegen eine 60-prozentige Kürzung der staatlich verteilten Rationen. Außerdem sollen drei Nordkoreaner hingerichtet worden sein, weil sie illegal die Grenze nach China überschritten hatten, um nach Nahrung zu suchen.

In China gab es Berichte über Streiks gegen Fabrikbesitzer, die die Lebensmittelpreise in Firmenläden erhöht hatten. Die Inflation bei Nahrungsmitteln hat laut Chinas Nationalem Statistikbüro dieses Jahr 21 Prozent erreicht. Die Reispreise sind laut Berichten aufgrund von staatlichen Subventionen relativ stabil, aber die Preise für Schweinefleisch, Salatöl und Gemüse sind im Jahr 2007 um 55, 34 und 30 Prozent gestiegen.

Am 1. Mai gab es überall in Südost-Asien große Arbeiterdemonstrationen gegen die Inflation. Tausende marschierten zum Malacanang-Präsidenten-Palast in Manila auf den Philippinen, dem größten Reisimporteur der Welt, wo sich die Reispreise in den letzten Monaten verdoppelt haben. Fünfzehntausend Arbeiter protestierten in Jakarta, Indonesien, gegen extreme Preissteigerungen bei Reis-, Öl- und Sojaprodukten. In Thailand demonstrierten 2.000 Arbeiter vor den Regierungsgebäuden in Bangkok; sie trugen Poster mit der Aufschrift: "Hoher Reispreis, niedrige Löhne - Wie sollen die Arbeiter leben?"

Auf dem amerikanischen Kontinent schlugen Frauen am 1. Mai vor dem Kongress in Peru auf Töpfe und verlangten mehr staatliche Subventionen für Armenküchen. Am 13. Mai schlugen Demonstranten vor der Zentralbank El Salvadors auf Töpfe, um gegen steigende Preise zu protestieren; laut Berichten kostet ein Warenkorb mit Grundnahrungsmitteln jetzt 160 Dollar im Unterschied zu 128 Dollar im Jahr 2004. Der Mindestlohn des Landes beträgt 162 Dollar.

Bereits im Februar 2007 gab es in Mexiko City einen "Tortilla-Protest" mit 75.000 Teilnehmern wegen des Preises für Mais-Tortillas.

Am 12. April wurde die Regierung Haitis nach zehn Tagen massiver Proteste gegen eine 40-prozentige Steigerung der Lebensmittelpreise und die Verdoppelung des Preises für importierten Reis gestürzt. Die Demonstrationen verwandelten sich in gewaltsame Auseinandersetzungen mit Polizeikräften und UN-"Friedenstruppen", die das Land besetzt halten. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet und mehrere UN-Soldaten verwundet.

Im Nahen Osten haben die steigenden Lebensmittelpreise eine Reihe schon länger schwelender sozialer und politischer Konflikte offen gelegt. Aufstände haben Anfang April den Südjemen erschüttert. Dabei setzte die Regierung Panzer gegen Demonstranten ein, die in al-Dalea Arbeitsplätze und Lohnerhöhungen forderten. Die Weizenpreise haben sich in diesem Land im letzten Jahr verdoppelt, und Reis sowie Speiseöl wurde um 20 Prozent teurer.

Ausländische Arbeiter in der Öl- und Bauindustrie Saudi Arabiens und den Vereinigten Emiraten streikten im März 2008 zum ersten Mal für höhere Löhne angesichts steigender Mieten und Lebensmittelpreise. Mehr als 600 Arbeiter wurden dabei verhaftet und Anfang April aus den Vereinigten Emiraten abgeschoben.

Dem Ausbruch von Kämpfen zwischen konfessionellen Gruppen im Libanon Anfang Mai war ein Generalstreik vorausgegangen, den die Gewerkschaften wegen der inflationären Entwicklung bei Lebensmitteln und anderen Waren ausgerufen hatten.

In Ägypten, einem der großen Importeure von Weizen, schlug ein Textilarbeiterstreik in Mahalla al-Kobra am 6. April wegen der Lebensmittelpreise in eine Konfrontation mit der Polizei um, als die Polizei die Arbeiter zurück an die Arbeit zwang. Die Polizei verhaftete außerdem Aktivisten, die in Kairo zu einem Generalstreik aufgerufen hatten; laut internationalen Medien blieben die meisten Schulen und Universitäten in Kairo leer. Arbeiter beklagten sich über lange Schlangen beim Anstehen um staatlich subventioniertes Brot. Nicht subventioniertes Brot kostet oft das Zehn- bis Zwölffache. Die Preise anderer Grundnahrungsmittel wie Reis und Speiseöl sollen sich verdoppelt haben.

In Südasien traf ein Generalstreik gegen steigende Lebensmittelpreise am 21. April die indische Metropole Kalkutta. Am 12. April gab es in Fatullah, in der Nähe von Dhaka in Bangladesch, einem wichtigen Importeur von Reis, einen Aufstand von 10.000 Textilarbeitern gegen hohe Lebensmittelpreise. In Afghanistan haben Arbeiter am 22. April die wichtige Straße von Jalalabad nach Kabul blockiert, um niedrigere Lebensmittelpreise zu fordern.

In Europa haben die steigenden Preise für Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Brot und Milcherzeugnisse in diesem Jahr zu Streiks geführt, darunter im skandinavischen Gesundheitssektor und im französischen Einzelhandel. Bei einer Kundgebung am 1. Mai in der russischen Stadt Tscheljabinsk, zu der 14.000 Arbeiter kamen, skandierten diese: "Die Löhne müssen stärker steigen als die Preise."

In Schwarz-Afrika gab es in den letzten Monaten Demonstrationen in Mosambik, dem Senegal und der Elfenbeinküste. Die Gewerkschaften in Südafrika und Nigeria haben im Mai gegen höhere Lebensmittel- und Strompreise gestreikt. Die am meisten publizierten Demonstrationen in diesem Jahr waren die Proteste vom Februar in Kamerun und Burkina Faso, bei denen nach Auseinandersetzungen mit staatlichen Sicherheitskräften 40 bzw. fünf Personen ums Leben kamen.

Das zentrale Problem, das der gegenwärtigen Lebensmittelkrise zugrunde liegt, ist nicht der physische Mangel an Nahrungsmitteln. Es liegt darin, dass diese für eine große Menge von Menschen wegen rapide steigender Preise unerschwinglich geworden sind. Bei den unmittelbaren Faktoren, die die Lebensmittelkrise verschärfen, spielt die Explosion spekulativer Investitionen in Grundbedarfsartikel wie Öl und Getreide eine große Rolle. Diese spekulativen Investitionen wiederum hängen mit den Schwierigkeiten der US- und der Welt-Finanzmärkte und dem Niedergang des Dollars zusammen. Ungezügelte Spekulationen von Hedge-Fonds und anderen großen Markt-Akteuren haben die Preise in die Höhe getrieben und private Firmen ermutigt, im Konkurrenzkampf um möglichst hohe Profite die Preise weiter in die Höhe zu treiben.

Offizielle Statistiken widerlegen die Behauptung, es gäbe nicht genug Lebensmittel für alle. Gemäß den Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums liegt der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Kalorien in den Entwicklungsländern bei 2618 Kalorien am Tag und in den entwickelten Ländern bei 3348, während das empfohlene Minimum nur 2100 Kalorien beträgt. Allerdings führen starke Ungleichheiten beim Zugang zu diesen Nahrungsmitteln, verursacht durch Armut und soziale Ungleichheit, dazu, dass viele Millionen Hunger leiden.

Das Time-Magazin e zitiert die Vertreterin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen mit den Worten: "Es gibt Nahrungsmittel in den Regalen, aber die Menschen können sie sich nicht leisten."

Warenspekulation

Die Weltmarktpreise für Landwirtschaftserzeugnisse sind in dem Moment in die Höhe geschossen, als große Investoren sich aus den traditionellen Investitions- und Kreditmärkten zurückzogen. Das spekulative Kapital reagierte damit auf das Platzen der US-Immobilien- und Kreditblase im Jahr 2007 und machte sich auf die Suche nach anderen profitablen Investitionen.

Ein wichtiger Ausweg für dieses spekulative Kapital sind Warentermingeschäfte. Das sind im wesentlichen Finanzwetten darüber, dass die Preise von Öl, Getreide, Metall und anderen Waren weiter steigen werden. Da diese Termingeschäfte als Bezugspunkt für den tatsächlichen Handel mit den Waren dienen, hat ihr extremer Anstieg dazu beigetragen, die Marktpreise für die Waren selbst kräftig zu erhöhen.

Eine Aussage, die der US-Hedge-Fonds-Managers Michael Masters kürzlich während einer Anhörung vor dem Kongress machte, wirft ein interessantes Licht auf die Spekulation mit Warentermingeschäften. Er erklärte:

"Zu Anfang des Jahrzehnts erblickten einige institutionelle Anleger, die 2000-2002 aufgrund der stark fallenden Kurse Verluste erlitten hatten, im Markt für Warentermingeschäfte eine potentiell neue,Anlage-Klasse’, die für institutionelle Anleger geeignet wäre. Es waren zwar schon immer einige Spekulanten auf dem Rohstoffmarkt tätig, aber zuvor hatten größere Investmenthäuser den Markt für Warentermingeschäfte nie für Investitionsprogramme in größerem Ausmaß für geeignet gehalten. Rohstoffe wirkten attraktiv, weil sie historisch,unkorreliert’ sind, was bedeutet, dass ihr Wert sich umgekehrt zu festen Einkommens- und Aktienportfolios entwickelt [d.h. sie fallen nicht notwendigerweise, wenn Hypotheken- und Aktienmärkte fallen, sondern tendieren dazu zu steigen,]."

Masters fuhr fort: "Wichtige Beratungsinstitute der Finanzbranche, die große Häuser bei der Portfolio-Anlage berieten, schlugen Investoren zum ersten Mal vor, Warentermingeschäfte,zu kaufen und zu behalten’, so wie es die Investoren früher mit Aktien und Obligationen gemacht hatten."

Ein Warentermingeschäft ist ein Abkommen zwischen einem Käufer und einem Verkäufer, eine bestimmte Menge einer Ware zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu handeln. Der Preis, der im Verlauf der Zeit auf dem Markt schwankt, wird in dem Vertrag fixiert. Warentermingeschäfte wurden zuerst im neunzehnten Jahrhundert an Getreidebörsen in Chicago entwickelt. Sie sollten es ursprünglich den Farmern und anderen Produzenten ermöglichen, die Kosten zu kontrollieren und finanzielle Verluste durch plötzliche Preisveränderungen von wichtigen Gütern zu vermeiden.

Es gibt eine lange Geschichte der Terminspekulation. Ein Investor, der richtig vermutet, dass die Maispreise steigen werden, kann in ein Termingeschäft als Käufer einsteigen und dann die Differenz zwischen dem zuvor ausgehandelten Preis und dem höheren Maispreis zum Zeitpunkt der Lieferung einstecken.

Um zu verhindern, dass Massenspekulationen bei Termingeschäften die Preise hoch treiben, beschränkt die US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) die Anzahl an Verträgen mit Termingeschäften, die ein einzelner Spekulant besitzen darf. Laut einer Aussage, die der für die Marktüberwachung zuständigen CFTC-Direktors Don Heitman im Jahr 2007vor dem Kongress machte, hat die CFTC spätestens seit den frühen 1990er Jahren für die Wall Street-Banken eine Ausnahme von diesen Vorschriften gemacht. Hedge-Fonds, Pensionskassen und andere große Investoren treffen jetzt einfach Devisentausch-Vereinbarungen mit diesen Wall Street-Banken, um die Beschränkungen der CFTC zu umgehen.

Diese Spekulation hat groteske Formen angenommen. Laut der Handelskammer von Chicago sind weniger als 10 Prozent ihrer Getreide-Terminkontrakte im Besitz von Vertragspartnern, die tatsächlich mit Getreide handeln wollen. Große Investoren versuchen einfach regelmäßig davon zu profitieren, dass sie Terminkontrakte kaufen und kurz vor der Fälligkeit der Kontrakte austauschen oder mit Terminkontrakten "rotieren", die einen späteren Fälligkeitstermin haben. Diese Art von Spekulation baut auf der Voraussetzung auf, dass die Preise steigen werden, und sorgt dafür, dass die großen Investoren ein starkes finanzielles Interesse an höheren Warenpreisen haben.

Fonds im Wert von jeweils mehreren zehn oder zundert Milliarden Dollar haben Erträge von mehr als 30 Prozent gebracht, da große Investoren im Besitz von Ansprüchen auf immer größere Anteile an der Nahrungsversorgung der Welt sind und davon profitieren. Der Wert der zwei größten Warenindexe - der Standard & Poor’s/Goldman Sachs Commodity Index and der Dow Jones-American International Group Index - stieg von etwa 20 Milliarden Dollar im Jahr 2002 auf 110 Milliarden Dollar im Jahr 2006, dann auf 170 Milliarden Dollar 2007 und auf 240 Milliarden Dollar im März 2008.

In dem Maße, in dem die Investitionen in Warentermingeschäfte boomten, beschleunigte sich der Preisanstieg im Verlauf der Jahre 2000-2006. Das International Food Policy Research Institute, eine Denkfabrik in Washington, D.C., schreibt: "2007 stieg der internationale Nahrungsmittelpreis-Index um fast 40 Prozent, verglichen mit 9 Prozent im Jahr 2006. In den ersten drei Monaten des Jahres 2008 stiegen die Preise um weitere ca. 50 Prozent."

Bloomberg News schrieb am 28. April: "Warenindex-Fonds kontrollieren eine Rekordzahl von 4,51 Milliarden Scheffel Mais, Weizen und Sojabohnen über den Chicagoer Terminhandel.... Investitionen in Getreide- und Vieh-Termingeschäfte haben sich laut den Gutachtern von AgResource Co. in Chicago im November von 25 Milliarden Dollar auf 65 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Der Ankauf von Getreide-Termingeschäften alleine entspricht etwa der Hälfte des Wertes des Mais, der Sojabohnen und des Weizens, die in den USA, dem größten Exporteur aller drei Erzeugnisse, angebaut werden. Das US-Landwirtschaftsministerium hat den Wert der Ernte 2007 auf eine Rekordsumme von 92,5 Milliarden Dollar geschätzt."

Laut einem Bericht der New York Times vom 6. Juni zahlen reiche Investoren Milliarden von Dollar für den Ankauf von Sachbesitz - Land, Düngemittel, Getreideförderbänder und Transportausrüstungen. Brad Cole, Präsident der Cole Partners Asset Management, erklärte gegenüber der Times. "Es gibt ein erhebliches Interesse an dem, was wir,Besitzstruktur’ nennen - z. B. US-Agrarland, argentinisches Agrarland, englisches Agrarland - wo immer sich das Profit-Bild verbessert."

Die Times erklärt nüchtern die Strategie der Investoren, Getreide bewusst vom Markt zurück zu halten, um höhere Profite aus Engpässen und Hunger zu schlagen: "Wenn die Getreidepreise steigen, kann z.B. das Zurückhalten von Vorräten für zukünftige Verkäufe höhere Profite einbringen als der Verkauf, um den augenblicklichen Bedarf zu befriedigen. Oder wenn die Preise in verschiedenen Teilen der Welt voneinander abweichen, können Vorräte auf die profitableren Märkte gebracht werden."

Die Times zitiert auch den Rohstoff-Broker Jeffrey Hainline, der auf die Gefahr eines katastrophalen Preisverfalls hinweis, wenn spekulative Investoren letztendlich entscheiden, ihr Geld abzuziehen und die Anlagen, die sie erworben haben, zu verkaufen. Hainline erklärt: "Agrarland kann genauso eine Blase sein wie Immobilien in Florida. Der Zyklus von Einstieg und Ausstieg wäre sehr sprunghaft und zerstörerisch." Ein solches Ergebnis bedroht nicht nur das Ackerland, sondern auch die landwirtschaftlichen Waren, die auf den Terminmärkten aufgekauft oder gehandelt werden.

Energiepreise und Biokraftstoffe

Steigende Energiepreise, die in erheblichem Ausmaß durch Termingeschäft-Spekulationen hervorgerufen werden, treiben die Kosten für die Betriebsmittel in der Landwirtschaft massiv in die Höhe. Das International Food Policy Research Institute (IFPRI) stellt fest: "Die Energiepreise haben schon immer die landwirtschaftlichen Preise durch Betriebsmittelkosten wie die Preise für Düngemittel, Pestizide, Bewässerung und Transport beeinflusst. Jetzt beeinflussen die Energiepreise die landwirtschaftlichen Ertragspreise auch sehr stark über die Konkurrenz auf dem Gebiet der Anbauflächen für Biokraftstoffe."

Die Preise für Düngemittel sind explodiert, weil die Herstellung von Stickstoffdünger große Mengen an Erdgas benötigt, dessen Preis zusammen mit dem Ölpreis nach oben gegangen ist. Laut einer Studie der Universität von Illinois, haben sich von 2000 bis 2008 die Kosten für Dünger für die Farmer von Illinois in etwa verdoppelt - von zirka 55 Dollar auf 115 Dollar pro Morgen Mais. Steigende Getreidepreise führen auch zu steigenden Kosten für Saatgut, die sich von 2000 bis 2008 in etwa verdoppelt haben. Zusammen machen sie in etwa zwei Drittel der Betriebsmittelkosten der Farmer aus.

Die Preissteigerungen bei den Transportkosten, angetrieben von den galoppierenden Treibstoffpreisen, haben ganz besonders das Getreide getroffen, das einen großen Teil der Massengüter-Verschiffung ausmacht. Laut dem in London ansässigen International Grains Council sind die durchschnittlichen Transportkosten für eine Tonne Getreide, die von der US-Golf-Küste nach Europa verschifft wird, im letzten Jahr von 44 Dollar auf 83 Dollar gestiegen; für den Transport von der Golf-Küste nach Japan ging der Preis von 65 auf 165 Dollar nach oben.

Die Förderung der USA für die Entwicklung von Bio-Kraftstoffen, die vor allem von Agrarindustrie-Interessen betrieben wird, treibt die Lebensmittelpreise noch weiter in die Höhe. Angeblich um die US-Energie-Importe zu verringern, hat die Bush-Regierung erlaubt, auf Mais basierendes Ethanol als Brennstoffersatz einzusetzen, und subventioniert diesen Brennstoff mit 0,51 Dollar pro Gallone. 2007 verschlang die Ethanol-Produktion 20 Prozent der US-Mais-Ernte - etwa 53 Megatonnen (Mt) Mais, genug um 150 Millionen Menschen mit auf Mais ausgerichteter Nahrung nach amerikanischer Art zu ernähren.

Projekte, die US-amerikanische, auf Mais basierende Ethanol-Produktion bis 2017 auf 35 Milliarden Gallonen zu verdreifachen, würden den weltweiten Nachschub an Lebensmitteln weiter verringern. Diese Projekte gehen weiter, obwohl das auf Mais basierende Ethanol höchstens geringfügige Energie- und Umweltvorteile bietet.

Weil der Mais - dank Subventionen für das Ethanol - höhere Preise erzielt und die Maisanbaugebiete in den USA sich aufgrund der globalen Erwärmung weiter nach Norden ausweiten, ersetzt Mais in wachsendem Maße den Weizen im US-Agrar-Anbau. Laut der Washington Post erwartet man, dass die US-Farmer in diesem Jahr 26 Millionen Hektar Weizen anbauen, im Vergleich zu 36 Millionen Hektar im Jahr 1981.

David Brown, Vorsitzender der Waren-Arbeitsgruppe der amerikanischen Bäckervereinigung, erklärte im Zusammenhang mit den Preissteigerungen für Weizen im Februar 2008 gegenüber der Post : "Angesichts geringer Lagerbestände und einem schwachen Dollar verschwinden die Sachen schneller aus den Regalen als früher. Es gibt einfach nicht genug Ackerfläche, um die Vorräte [für die USA] wieder aufzufüllen."

Das Profitsystem destabilisiert die Lebensmittelversorgungs-Kette

Während die Inflation rapide ansteigt, desorganisiert der Kampf um Profite die gesamte Versorgungskette, angefangen von den Betriebsmitteln der Bauern bis zu den Lebensmitteln, die in den Geschäften verkauft werden. Die großen Unternehmen konkurrieren um den Löwenanteil an den neuen Erlösen, die sich aus der Inflation ergeben.

Fischer und Milchbauern in ganz Europa organisieren gegenwärtig Streiks und Proteste, weil steigende Treibstoff- und Betriebsmittelkosten zu massiven Verlusten führen, während die Preise, die ihnen die Handelsketten zahlen, stagnieren.

Speziell für kleine Bauern bedeutet die Kluft zwischen steigenden Saat- und Dünger-Preisen und den Marktpreisen für ihre Produkte den finanziellen Ruin. In der antiseptischen Ausdrucksweise der bürgerlichen Sozialwissenschaft bemerkt das IFPRI, diese Situation "hemme die Produktionsresonanz" auf höhere Preise und wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln. In Indien haben sich die Bauern bei der Agrarindustrie tief verschuldet; Zehntausende von Bauern haben im letzten Jahrzehnt Selbstmord begangen.

Da es nur wenig finanziellen Anreiz für den Anbau von Getreide gibt, pflanzen die Bauern weltweit zusammen zu wenig von ihrer Ernte wieder an. Getreidehändler müssen deshalb auf Reserven zurückgreifen, um die Nachfrage zu befriedigen.

Laut den Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums vom April 2008 sind die weltweiten Lagerbestände an Weizen von 2004 bis 2008 von 151 MT auf 110 MT zurückgegangen; die weltweiten Bestände von grobkörnigem Getreide (Mais, Roggen, Hafer, Gerste) fielen von 151 MT auf 110 MT. Die Bestände an Reis sind 2005 von 74,5 MT auf 76,5 MT gestiegen, aber seitdem wieder auf 75,2 MT gefallen.

Die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen (FAO) schreibt: "Das Verhältnis der weltweiten Vorräte an Getreide im Jahr 2007/2008 zum weltweiten Verbrauch in der darauf folgenden Saison soll laut Prognosen auf 18,8 Prozent fallen, die niedrigste Rate seit drei Jahrzehnten. Trotz der Steigerung der weltweiten Getreideproduktion im Jahr 2007 reicht der Nachschub nicht aus, um die Nachfrage ohne einen massiven Abbau der Vorräte zu befriedigen... Der Anteil beim Weizen wird laut Prognosen unter 22,9 Prozent fallen, weit unter den 34 Prozent, der in der ersten Hälfte des Jahrzehnts existierte. Der Anteil an grobkörnigem Getreide wird bei nur 14,5 Prozent gesehen... Der Anteil beim Reis soll bei 23,4 Prozent liegen, ebenfalls ein sehr niedriges Niveau."

Große Unternehmen, die die Schlüsselbereiche und -märkte kontrollieren und eine umfangreiche Kenntnis der Marktbedingungen haben, profitieren jedoch ungemein.

Eine Schlüsselrolle unter diesen Unternehmen spielen die großen Einzelhändler. Bei einer Telefonkonferenz im Februar 2008 mit Investoren erklärte der Leiter der Finanzabteilung von Wal-Mart Tom Schoewe, die Rekordverkäufe von Wal-Mart im letzten Quartal und die 4,1 Milliarden Dollar Profit seien zum Teil auf Preissteigerungen bei Lebensmitteln und speziell bei Milchprodukten zurückzuführen. Schoewe "weigerte sich" laut Bloomberg News, "die Auswirkungen" der steigenden Lebensmittelpreise "in Zahlen zu benennen".

Der französische Carrefour, der zweitgrößte Einzelhandelskonzern der Welt, gab für das erste Quartal Rekordprofite von 1,87 Milliarden Euro bekannt. Sein Vorstandsvorsitzender José Luis Durán erklärte gegenüber Analysten, das abkühlende Konsumklima beginne den Verkäufen von Non-Food-Artikeln zu schaden, aber dieser Rückgang werde ausgeglichen durch eine Steigerung bei den Verkäufen von Lebensmitteln

Der Agrarkonzern Monsanto, der genetisch verändertes Saatgut an Bauern in den USA und weltweit liefert, konnte seinen Nettoprofit von 2005 bis 2007 ebenfalls von 255 Millionen Dollar auf 993 Millionen Dollar steigern. Unter den Saatgut produzierenden Firmen wird Monsanto häufig herausgegriffen, weil es die Delta and Pine Land Company aufgekauft hat, eine Firma, die "Terminator-Samen" gezüchtet hat, die zu Pflanzen mit sterilen Samenkörnern heranwachsen. Das könnte die Farmer dazu zwingen, ihr Saatgut nur noch bei Agrarkonzernen zu kaufen. Monsanto behauptet, es werde das Produkt nicht auf den Markt bringen.

Der riesige Agrarkonzern Archer Daniels Midland (ADM) gab eine 42-prozentige Steigerung seiner Quartalsprofite auf 517 Millionen Dollar für das erste Quartal 2008 bekannt. Die Vorstandsvorsitzende von ADM Patricia Woertz erklärte: "Die Schwankungen auf den Warenmärkten boten noch nie da gewesene Möglichkeiten. Erneut hat unser Team unsere finanzielle Flexibilität und unsere globales Vermögen wirksam eingesetzt, um diese Möglichkeiten wahrzunehmen und Nutzen für die Aktionäre daraus zu machen" - d.h. gewaltige Profite einzustreichen.

Die gegenwärtige Lebensmittelkrise spiegelt nicht nur die Ereignisse im Finanzsektor der letzten Jahre wider, sondern die längerfristige Politik des Weltimperialismus. Statt eine geplante Verbesserung der Infrastruktur und der Agrartechnik zu ermöglichen, hat die Globalisierung auf kapitalistischer Grundlage in vielen Teilen der Welt zu einer Drosselung der Agrarproduktion geführt. Das Ziel war, den Wettbewerb zu verringern und zu vermeiden, dass übersättigte Märkte die Profitinteressen der Großmächte beeinträchtigen.

Ein wichtiger Aspekt der imperialistischen Politik bestand darin, die Agrarproduktion in der so genannten "Ersten Welt" zu begrenzen, um ein plötzliches Sinken der Preise weltweit zu verhindern. In den USA nahm diese Politik die Form eines Programms der Regierung zum Naturschutz an (Conservation Reserve Program), das 1985 als Teil des Lebensmittel-Sicherungs-Gesetz verabschiedet wurde.

Das Programm ermöglicht es den Farmern, einen Antrag auf Entschädigungszahlungen von 50 Dollar für jeden Morgen Land zu stellen, auf dem sie nichts anbauen. Für die gesamten USA legte das Gesetz eine Obergrenze von 180.000 Quadratkilometern (etwa 10 Prozent des gesamten landwirtschaftlich nutzbaren Lands der USA) fest. 2007 wurde sie auf 130.000 Quadratkilometer gesenkt.

Das Gesetz wurde zwar als Mittel präsentiert, mit dem die Bodenerosion aufgrund von Überbeanspruchung von ökologisch empfindlichem Boden eingeschränkt werden sollte. Ein Großteil des brach liegenden Landes, das im Rahmen des Projekts gemeldet wurde, war jedoch keineswegs von Erosion bedroht, sondern wurde von den Farmern auf der Grundlage des Ernteertrags, das auf diesem Land erzielt werden konnte, ausgesucht. Das stand im Einklang mit den Zielen des Gesetzes, die in einer "Verringerung der Anbaufläche" und der Aufrechterhaltung von "Zielvorgaben bei den Preisen und Darlehen für gestützte Preise" bestanden.

Ähnliche Zahlungen an Bauern für nicht bebaute Anbauflächen führte die Europäische Union in den einzelnen Mitgliedsländern 1992 nach der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein.

Im ehemaligen Ostblock brach die Produktion 1991 nach der Auflösung der UdSSR zusammen, als die staatliche Industrie stillgelegt und von der stalinistischen Bürokratie und ihren westlichen Wirtschaftsberatern an private Investoren verkauft wurde. Laut Statistiken der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der UNO (FAO) fiel die landwirtschaftliche Produktion in der UdSSR in den ersten vier Jahren nach ihrer Auflösung um 38 Prozent und die Pro-Kopf-Produktion von Lebensmitteln um 40 Prozent. Selbst heute, nach einer teilweisen wirtschaftlichen Erholung seit 2000, vor allem genährt durch den Boom bei Gas und Öl, ist die gesamte bebaute Fläche in der ehemaligen UdSSR immer noch 12 Prozent kleiner als zu Sowjetzeiten.

Der Zusammenbruch der sowjetischen Landmaschinenindustrie und der Wegfall der von der Sowjetunion vergebenen Subventionen war ein Schlag für den Agrarsektor der mit der Sowjetunion verbündeten Länder. Laut Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums ging die landwirtschaftliche Produktion in Kuba von 1989 bis 1994 um 34 Prozent zurück und der Nahrungsmittel-Verbrauch um 36 Prozent. Die nordkoreanische Produktion von Getreide ging von 1990 bis 1999 um 40 Prozent zurück.

In den Entwicklungsländern wurden die Landwirtschaft und die Infrastruktur durch den raschen Anstieg der Exporte aus den reichen Ländern und die Programme des Internationalen Währungsfonds zerstört. Der Internationale Währungsfonds diktierte zu einem großen Teil die staatliche Politik im Austausch für Anleihen, die der Refinanzierung der Staatsschulden dienten. Mit der Umstellung der Landwirtschaft von der regulierten Subsistenzwirtschaft auf die Produktion von Feldfrüchten für den freien Markt und den Export, wurden die Entwicklungsländer für Importe geöffnet. Das hatte zur Folge, dass die Banken der "ersten Welt" ein größerer Teil ihrer Exporteinnahmen für Schuldenzahlungen abschöpften.

Die Liberalisierung der Märkte der "dritten Welt" und ihre Öffnung für die Exporte der imperialistischen Mächte waren für die lokalen Bauern tödlich, deren Produkte mit den hoch subventionierten Importen konkurrieren mussten. Die USA geben etwa 20 Milliarden Dollar und die EU 45 Milliarden Euro im Jahr für Exportsubventionen aus, um ihre Agrarpreise auf ausländischen Märkten niedrig zu halten. Auf Haiti führte die Liberalisierung des Agrarmarktes von 1985 bis 1999 zu einem Rückgang der heimischen Reisproduktion von 163.000 Tonnen auf 100.000 Tonnen, während der Anteil der US-Importe am Reismarkt Haitis von 4 Prozent auf 63 Prozent stieg.

Die Programme des Internationalen Währungsfonds schafften die staatliche Steuerung der Lebensmittelversorgung und die Subventionen für Düngemittel, Bewässerung und Impfstoffe ab, die der IWF zu einer zu großen Belastung für die Staatsfinanzen erklärte. Die Weltproduktion von Feldfrüchten für den Markt, wie Kaffee, Tabak und Kakao, schnellte in die Höhe, aber ganze Bevölkerungen wurden anfälliger gegenüber Hungersnöten. In den achtziger Jahren sank die Pro-Kopf-Getreide-Produktion in Afrika von 150 auf 125 kg, während die Getreideimporte von 3,72 Millionen Tonnen im Jahr 1974 auf 8,47 Millionen Tonnen im Jahr 1993 stiegen.

In Somalia führte die 1981 vom IWF angeordnete Abwertung des somalischen Schillings zu einer massiven Preiserhöhung für importierten Dünger und für Viehimpfstoffe, und die Regierung reduzierte schrittweise die Subventionen für Bauern und nomadische Hirten. Das Verenden der Viehherden im Jahr 1991 aufgrund von Krankheiten und der darauf folgende Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion waren wichtige Faktoren, die zur Hungersnot von 1992 führten, die wiederum benutzt wurde, um die US-Invasion in dem Land zu rechtfertigen.

In Kenia, das lange Zeit ein wichtiges afrikanisches Lebensmittelexportland war, zerstörte 1996 die vom IWF angeordnete Reform des National Cereals and Produce Board (NCPB) die Wirtschaft und verwandelte Kenia in einen Netto-Importeur von Nahrungsmitteln. Unter dem Druck, als profitorientiertes Unternehmen funktionieren zu müssen, verlangte das NCPB mehr Geld für die landwirtschaftlichen Betriebsmittel und erlaubte Mittelsmännern, den größten Teil der Lagerhaltung und den Vertrieb der Ernte zu übernehmen, um die Vertriebskosten zu senken. 2001 bekamen die Bauern von privaten Händlern 400 Schilling für einen 90-kg-Sack Reis, dessen Produktion 719 Schilling gekostete hatte.

In Malawi sorgte die vom IWF angeordnete Liberalisierung des staatlichen Getreidemarktes für einen explosiven Anstieg der Zahl privater Händler. Als eine Flut die Mais-Ernte 2001 traf, verkaufte der Staat unter dem Druck, Gelder aufzutreiben, und weil internationale Geberländer wie die USA und Großbritannien Hilfe verweigerten, seine strategischen Getreide-Reserven an Händler zu einem Drittel des Weltmarktpreises. Bis Ende 2001 stiegen die Preise, da die Händler das Getreide horteten, und das Land erlebte im Jahr 2002 eine große Hungersnot

Der mangelhafte Zustand eines Großteils der landwirtschaftlichen Infrastruktur in der "dritten Welt" als Folge dieser Politik ist allgemein bekannt, obwohl das sehr selten in den Massenmedien diskutiert wird. In einer Rede vom März 2004 bemerkte der Generaldirektor der FAO Jacques Diouf: "Afrika ist die einzige Region in der Welt, in der die Pro-Kopf-Lebensmittel-Produktion seit 40 Jahren ständig zurückgeht... Es gibt viele Gründe dafür. Da ist zum Beispiel der nur unbedeutende Einsatz von modernen Mitteln: es werden nur 22 kg Dünger pro Hektar Agraraland eingesetzt, verglichen mit 144 kg in Asien. In Afrika südlich der Sahara ist das Niveau sogar noch niedriger, dort sind es nur 10 kg pro Hektar.

Das spezielle Saatgut, das den Erfolg der Grünen Revolution [die Steigerung der Produktivität der Landwirtschaft in den 1960 und 1970er Jahren] in Asien und Lateinamerika ermöglicht hat, wird in Afrika selten eingesetzt. Es gibt außerdem viel zu wenig Straßen, Lagerräume und Verarbeitungsmöglichkeiten.

Ein weiterer Faktor, der [Afrikas] geringe Agrarproduktion beeinflusst, ist das Wasser. Es nutzt nur 1,6 Prozent der vorhandenen Wasserreserven für Bewässerungen im Vergleich zu 14 Prozent in Asien. Nur 7 Prozent des Agrarlands in Afrika wird bewässert, im Vergleich zu 40 Prozent in Asien. Und wenn wir die fünf in dieser Hinsicht am höchsten entwickelten Länder weglassen - Marokko, Ägypten, Sudan, Madagaskar and Südafrika - dann sinkt die Zahl in den verbleibenden 48 Ländern auf 3 Prozent. Die Erträge von bewässerten Pflanzen sind drei Mal so hoch wie von regenabhängigen Pflanzen. Aber die Agrarwirtschaft auf 93 Prozent von Afrikas bewirtschaftbarem Land ist von extrem unregelmäßigen Regenfällen abhängig und deshalb stark von Trockenheit bedroht. Achtzig Prozent der Fälle von Nahrungsknappheit hängen mit Wasser zusammen."

Probleme der Infrastruktur sind auch nicht auf Afrika beschränkt. In Asien stellte das International Rice Research Institute (IRRI) reduzierte Forschungsinvestitionen, das Fehlen von neuen Projekten zur Bewässerung und "ungenügende Instandhaltung" der bestehenden Bewässerungseinrichtungen als Hauptprobleme fest. Es ergänzte, dass "gegenwärtig bei den meisten Feldern in den Reisanbaugebieten Asiens eine ungenutzte Ertragslücke von zwei bis drei Tonnen pro Hektar existiert". Als Gründe werden nicht ausreichende Bewässerung und Düngung, Schädlings- und Krankheitsbekämpfung und Lagerhaltung sowie Transport nach der Ernte genannt.

Laut der Zeitschrift India Times betragen die Frühjahrs-Ernteerträge beim Reis in Indien 3,12 Tonnen pro Hektar (t/ha), während sie in Asien im Durchschnitt bei 4,17 t/ha und in China bei 6,26 t/ha liegen. Beim Weizen produziert Indien 2,6 t/ha, was niedriger liegt als die 4,1 t/ha in China und die 5,0 t/ha in Europa. Die Times stellt fest, dass die durchschnittlichen Ausgaben für die Entwicklung der Landwirtschaft von 1986-1990 bei 14,5 Prozent lagen, aber nach der Liberalisierung und der Öffnung für das internationale Kapital 1991 auf 6 Prozent gefallen sind. Das Wachstum der landwirtschaftlichen Produktivität fiel von 2,62 Prozent auf 0,5 Prozent.

Obwohl die Landwirtschaft in China produktiver ist als in Indien, ist sie mit eigenen Herausforderungen konfrontiert. Die unkoordinierte Industrialisierung hat, laut den Zahlen des Ministeriums für Land und Bodenschätze, das Land, das der Agrarwirtschaft zur Verfügung steht, von 127,6 auf 121,7 Millionen Hektar reduziert. Daran haben auch mehrfach von der Zentralregierung erlassene Bestimmungen nichts geändert, mit denen Landverkäufe von Bauern an lokale Beamte, mit dem Ziel Fabriken oder Geschäfte auf bestem Ackerland zu errichten, beschränkt werden sollen. Das Land in der Nähe von Fabriken, von denen viele mit wenig Rücksicht auf ökologische Maßstäbe betrieben werden, ist oft schwer verseucht.

Während die Krise der weltweiten Landwirtschaft das Angebot senkt, treiben Bevölkerungswachstum und der wachsende Bedarf der neuen aufstrebenden Länder an aufwändigeren Lebensmitteln die Nachfrage nach oben. Dieses Auseinanderdriften zweier mächtiger objektiver Entwicklungen im Weltkapitalismus verleiht der Krise einen besonders hartnäckigen und explosiven Charakter.

Die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund des Bevölkerungswachstums stellt im Allgemeinen kein größeres Problem dar. Das Bevölkerungswachstum betrug in diesem Jahrzehnt (etwa 1,2 Prozent im Jahr) weniger als in den 1960er Jahren, als es zirka 2 Prozent pro Jahr waren - zu einer Zeit als aufgrund von Verbesserungen bei der Ernteergiebigkeit und der Infrastruktur die Weltgetreideproduktion von 275 auf 300 kg pro Kopf stieg.

Als Folge niedrigerer Investitionen in Landwirtschaft und Forschung ist das Wachstum des Ernteertrags jäh zurückgegangen und hält jetzt kaum noch Schritt mit dem Bevölkerungswachstum. Das in Washington, D.C., ansässige International Food Policy Research Institute (IFPRI) erklärt dazu: "Die Vernachlässigung der Landwirtschaft bei den öffentlichen Investitionen, der Forschung und den Dienstleistungen im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat ihre Schlüsselrolle für das wirtschaftliche Wachstum untergraben. Als Folge ist die landwirtschaftliche Produktivitätssteigerung zurückgegangen und ist jetzt zu niedrig, um der gegenwärtigen Herausforderung gewachsen zu sein." Von 1980 bis 2004 ist es laut den Zahlen der UNO von einem hohen Stand von 4,5 Prozent auf 2 Prozent bei Weizen, von 3,3 Prozent auf 1,0 Prozent bei Mais und von 3,2 Prozent auf 1,5 Prozent bei Reis gefallen.

Zu den gesellschaftlichen und industriellen Problemen, die dem langsamen Wachstum des Lebensmittelangebots zugrunde liegen, gesellt sich die wachsende Nachfrage, die mit wesentlichen Veränderungen in der globalen Wirtschaft zusammenhängt - insbesondere mit den wachsenden Einnahmen in den Öl produzierenden Ländern und der Industrialisierung in einer Reihe von Entwicklungsländern besonders in Asien.

Die verfügbaren Zahlen weisen nicht darauf hin, dass die wichtigsten Ölproduzenten, die traditionell Getreide importieren (z. B. Saudi Arabien, Nigeria), durch höhere Getreideimporte zu den Preissteigerungen beigetragen haben. Ihre Tonnage an Reis- und Weizen-Importen ist laut Zahlen der USDA in den letzten Jahren vielmehr geschrumpft - zum Teil deshalb, weil die Getreideimporteure sich weigerten, auf dem teuren Weltgetreidemarkt zu kaufen, da der Staat niedrige Brotpreise festgesetzt hat.

Die enorm wachsenden Öleinkünfte dieser Länder - die Ölpreise in US-Dollar sind von 2002 bis 2008 um mehr als das Sechsfache gestiegen - haben aber die Erwartungen auf den Märkten gesteigert, dass sie in der Lage sein werden, hohe Summen für Reis, Weizen und andere Lebensmittel zu bezahlen.

Der steigende Lebensstandard und eine Ernährung mit einem höheren Anteil an Fleisch- und Milchprodukten in bestimmten Entwicklungsländern haben die Nachfrage nach Getreide erhöht - nicht nur für Lebensmittel, sondern speziell für Tierfutter. Laut der Internationalen Vereinigung der Futtermittelindustrie (International Feed Industry Federation, FAO) ist der Weltverbrauch von Getreide bei Mischfuttermitteln von 290 Millionen Tonnen 1975 auf 537 Millionen Tonnen 1994 und 626 Millionen Tonnen 2005 gestiegen. Die FAO prognostiziert für den Zeitraum von 1996 bis 2030 einen um 60 Prozent höheren Verbrauch an Getreide für Viehfutter, verglichen mit einem 45 Prozent höheren Getreidebedarf für Lebensmittel.

Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch lag in China 2005 2,4 Mal, an Milch 3,0 Mal und an Fisch 2,3 Mal höher als 1990. Brasilien konsumierte 2005 1,7 Mal soviel Fleisch, 1,2 Mal soviel Milch und 0,9 Mal soviel Fisch pro Kopf wie 1990. Diese Zunahmen sind sowohl in absoluter als auch in relativer Hinsicht wichtig. Zum Beispiel betrug der Verzehr von Fleisch in China 2007 50 kg pro Person, im Unterschied zu 20 kg 1980. In den USA betrug der Pro-Kopf-Verbrauch 2004 98 kg.

Das in wachsendem Maße labile Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch wird durch die globale Erwärmung noch weiter gefährdet. In einem Artikel vom Februar 2007 zitiert die in Toronto erscheinende Globe and Mail einen Bericht der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR), in dem ein fatales Bild von den Folgen der Erwärmung auf die Getreideernte gezeichnet wird.

Darin heißt es: "Eine grobe Faustregel, die Getreidewissenschaftler entwickelt haben, lautet: Jedes Grad Celsius mehr, das während der entscheidenden Stadien des Wachstums, wie z.B. der Befruchtung, über ca. 35 Grad hinausgeht, lässt die Erträge um 10 Prozent sinken." Und weiter: "Die durchschnittlichen globalen Temperaturen werden laut Weltklimarat im Verlauf des nächsten Jahrhunderts zwischen 1,1 und 6,4 Grad steigen, was bedeutet, dass in einem großen Teil des künftigen Temperaturbereichs die Ernte auf problematische Weise zurückgehen wird."

Der Bericht der CGIAR beschreibt Computer-Modelle, welche die Ernteerträge in Regionen analysieren, in denen die Temperaturen während des Wachstums der Feldfrüchte oft 35 Grad und mehr erreichen - die nördliche Hälfte des indischen Subkontinents, Südostasien und die Sahelzone.

Globe and Mail folgert daraus: "Die Getreide- und Maisproduktion in Afrika ist genauso gefährdet wie die Reisernte in einem Großteil Indiens und Südost-Asiens... Das beste Weizenanbauland in dem großen fruchtbaren Ackerbau-Gebiet, das sich von Pakistan über Nord-Indien bis nach Nepal und Bangladesh erstreckt, würde dezimiert. Ein großer Teil dieser Fläche würde für Ackerbau zu heiß und zu trocken werden und damit die Nahrungsversorgung von 200 Millionen Menschen gefährden."

Einen vorausschauenden Blick auf die möglichen Auswirkungen der globalen Erwärmung bietet Australien mit seinen zwei Dürrejahren hintereinander, die, wie die australische Presse ausführlich berichtete, durch die globale Erwärmung zusätzlich verschärft wurden. Die Ernteerträge bei Weizen sind von dem normalen Stand von 25 Millionen Tonnen auf 10,6 Millionen Tonnen in 2007 sowie auf einen prognostizierten Ertrag von 13 Millionen Tonnen in 2008 gefallen.

Fazit

Die Herausforderungen, die vor der weltweiten Landwirtschaft stehen, und die inflationäre Krise, die der Weltbevölkerung schon jetzt trotz des ausreichenden Vorrats an Lebensmitteln zugemutet wird, unterstreichen die Irrationalität des Weltkapitalismus.

Gespalten in konkurrierende Profitinteressen verschiedener Konzerne und Staaten, sind die kapitalistischen Politiker unfähig, die Weltwirtschaft und die Landwirtschaft vernünftig und als Ganzes zu planen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Sie haben die Zerstörung und Verschlechterung von enormen produktiven Reichtümern zu verantworten.

Diese grundlegenden Widersprüche werden jetzt durch das Aufbrechen der US-Kredit-Krise und das Steigen der Ölpreise verschlimmert und krisenhaft auf die Spitze getrieben. Trotz des menschlichen Grundbedürfnisses nach bezahlbaren Nahrungsmitteln, hat die Weltbourgeoisie reagiert, indem sie die Preiskrise zur Bereicherung mittels Spekulation, Schmuggel oder nationaler Preiskartelle nutzt.

Die Welle von Streiks und Demonstrationen, mit denen die internationale Arbeiterklasse auf die Explosion der Lebensmittelpreise reagiert hat, zeugt von ihrer objektiven Einheit im Kampf gegen die Kräfte des Weltmarktes.

Der Ratlosigkeit und den symbolischen Maßnahmen der kapitalistischen Regierungen und der imperialistisch dominierten Agenturen wie der UNO muss die Arbeiterklasse die revolutionäre Perspektive des internationalen Sozialismus entgegensetzen. Die soziale Kraft, die einzig und allein in der Lage ist, die Krise auf einer menschlichen und fortschrittlichen Basis zu lösen, ist die internationale Arbeiterklasse, die die Bauernschaft und andere unterdrückte Schichten hinter sich vereinigt.

Die historische Aufgabe, die sich der Arbeiterklasse stellt, ist die Neuorganisation der Weltwirtschaft auf internationaler Grundlage, um den Konflikt zwischen der globalisierten Produktion und dem nationalstaatlichen System zu überwinden, und um das Profitprinzip durch eine geplante Produktion für das gesellschaftliche Wohl zu ersetzen. Das ist nur auf der Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln unter der demokratischen Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung möglich.

Siehe auch:
Schatten von 1929: die globalen Auswirkungen der US-Bankenkrise (27. Mai 2008)

Weltweite Umfrage belegt wachsende Wut über soziale Ungleichheit (23. Mai 2008)

Angesichts der Lebensmittelkrise fürchten Regierungen eine Revolution der Hungrigen (17. April 2008)

Loading