Bemühungen um die Normalisierung der Beziehungen zum Iran

Bisher unbekannter Bericht über die Rolle der CIA während des Putsches im Iran 1953

Die New York Times veröffentlichte am 16. April eine ausführliche Artikelserie über die Rolle der amerikanischen Central Intelligence Agency (CIA) beim Sturz des iranischen Premierministers Mohammed Mossadegh im Jahr 1953. Zwar ist seit langem bekannt, dass die britische und die amerikanische Regierung den Putsch gegen Mossadegh angezettelt hatten, doch die Times -Artikel liefern noch einige Einzelheiten nach. Mossadegh hatte versucht, die iranische Ölindustrie zu verstaatlichen. Die CIA veranlasste daraufhin Schah Mohammed Reza Pahlewi, Mossadegh zu entlassen, und brachte ihn wieder an die Macht.

Einige Bemerkungen zu der Veröffentlichung der Times: Auffällig ist zunächst einmal ihr Zeitpunkt. Es ist kein Geheimnis, dass die amerikanische und die iranische Regierung, zumindest gewisse Kreise innerhalb beider, sich in letzter Zeit um eine Annäherung bemüht haben.

Besonders greifbar wurde dies am 17. März, als die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright in einer Rede zur Aufhebung des Importverbots für iranische Luxusgüter ankündigte, ihre Regierung strebe eine "neue Beziehung" mit Teheran an. Albright räumte die Rolle der USA im Putsch von 1953 ein. Dieser sei "ein eindeutiger Rückschlag für die politische Entwicklung des Iran" gewesen. "Und man kann leicht einsehen, weshalb viele Iraner bis heute diesen Eingriff Amerikas in ihre inneren Angelegenheiten verabscheuen."

Der iranische Außenminister Kamal Kharrazi reagierte positiv auf die Äußerungen der Außenministerin. Er begrüßte den Vorstoß mit den Worten, "wenn die Vereinigten Staaten ihre Beziehungen zum Iran wirklich verbessern wollen, dann sollten sie praktische Schritte in diese Richtung unternehmen und deutlich zeigen, dass sie ihre feindselige Haltung aufgegeben haben."

Die iranische Regierung ihrerseits unternahm prompt "praktische Schritte", um ihre guten Absichten unter Beweis zu stellen. Sie ließ zahlreiche irakische Schiffe beschlagnahmen, die des Öltransports verdächtigt wurden. Die Teheraner Regierung lässt so ihre Bereitschaft erkennen, als Polizist des Imperialismus in der Region die UN-Sanktionen durchzusetzen.

Zwar wurde der "geheime Bericht" der Presse zugespielt, seine Veröffentlichung wirkt jedoch als direkte Reuebekundung Washingtons. Man versucht klar Schiff zu machen. James Risen, der Autor der Artikel in der New York Times vom 16. April, bezeichnet den Sturz Mossadeghs als "Wendepunkt der modernen iranischen Geschichte und Dauerstörung der Beziehung zwischen Teheran und Washington". In einem Leitartikel vom 18. April hieß es erneut: "Wenn die Vereinigten Staaten und der Iran jemals wieder gute Beziehungen herstellen sollen, dann müssen beide Nationen die Ereignisse aufarbeiten, die sie auseinander brachten."

Risen macht den Putsch sowie "die langjährige amerikanische Unterstützung des Schah" für den Anti-Amerikanismus der iranischen Außenpolitik nach dem Machtantritt des Ayatollah Ruholla Khomeini im Jahr 1979 verantwortlich. Trotz des Wortes "langjährig" legen Risens Formulierungen die Vorstellung nahe, der Sturz Mossadeghs sei ein bedauerlicher Ausrutscher in den amerikanisch-iranischen Beziehungen gewesen.

In Wirklichkeit war das Schah-Regime im folgenden Vierteljahrhundert ein zentraler Stützpfeiler der US-Strategie im Nahen Osten. Der Iran diente als wichtiger und verlässlicher Ölproduzent, der vor allem für Israel und Südafrika unverzichtbar war. Das amerikanische Militär und die CIA unterhielten Stützpunkte auf iranischem Boden, von denen aus sie die benachbarte UdSSR ausspionierten. Die Armee des Schahs wurde gegen nationale Befreiungskämpfe in der Golfregion eingesetzt. Die verhasste Geheimpolizei des Schah, die SAVAK, die Verschleppungen, den Mord und die Folter Tausender auf dem Gewissen hat, wurde von amerikanischen Beratern ausgebildet. Die Präsidenten John F. Kennedy, Richard Nixon und Jimmy Carter feierten allesamt den Schah und wurden ihrerseits von ihm gefeiert. Carter besuchte den Iran nur Monate, bevor der Monarch von einer Volkserhebung vertrieben wurde.

Washington hat seine eigenen Beweggründe, "klar Schiff" über dieses Kapitel der Geschichte, den Putsch von 1953 zu machen. Die damit verbundene Peinlichkeit ist ein kleiner Preis, wenn sie wirklich zu normalisierten Beziehungen zum Iran beitragen sollte. Darüber hinaus könnte das CIA-Material über den Putsch auch in den gegenwärtigen Machtkämpfen innerhalb des Iran Verwendung finden. Die Times regt dies unverblümt an: der Bericht werfe "erregende Fragen auf. Welche Rolle könnten etwa einige der religiösen Kämpfer, die 1953 im Auftrag der CIA tätig waren, in der islamischen Revolution von 1979 gespielt haben? Haben sie darin eine Rolle gespielt? Laut der CIA sind die geheimdienstlichen Unterlagen über die iranischen Ereignisse zum Teil vernichtet worden. Aber vieles, das noch existiert, sollte sofort freigegeben werden."

Man sollte die Rolle der New York Times in der gegenwärtigen Ereigniskette nicht übersehen. Die geheime Geschichte des Putsches wurde "der Times von einem ehemaligen Beamten zur Verfügung gestellt, der eine Kopie für sich behalten hatte", schreibt Risen. In einem Begleitartikel schildert er in einigen Einzelheiten, wie die amerikanische Presse damals vom Geheimdienst manipuliert wurde. (Der Inhalt dieses Artikels widerspricht seiner Überschrift, "Die CIA versuchte mit wenig Erfolg, die US-Presse während des Putsches zu benutzen"). Risen beschreibt, wie CIA-Beamte Artikel bei Associated Press und in der Newsweek unterbrachten, und wie sie einen Korrespondenten der Times einsetzten, um den Schah zu fördern.

Die geheime Geschichte beklagt jedoch, dass der Spionage-Agentur "Kontaktleute fehlten, die fähig waren, ihr Material so unterzubringen, dass die amerikanischen Publizisten ihre Herkunft nicht bemerkten". Wenn sich während der seither vergangenen Jahrzehnte irgend etwas verändert hat, dann das Verhältnis zwischen der US-Regierung, der CIA und der Presse: es ist weitaus enger geworden. Während des jüngsten Konflikts im Kosovo betätigten sich die Medien, allen voran die New York Times, im großen und ganzen als kritiklose Sprachrohre des NATO-Oberkommandos und des amerikanischen Außenministeriums. Auch mit der Veröffentlichung des Berichts über den Putsch von 1953 möchte die Redaktion der Times in der einen oder anderen Weise den geopolitischen Zielen Amerikas dienen, deren Verwirklichung dem iranischen Volk nur neues Leid bringen kann.

Einzelheiten über den Putsch

Laut dem Geheimbericht, der im März 1954 von Dr. Donald N. Wilber (einem der Organisatoren des Putsches) verfasst wurde, stammte die Idee zum Sturz Mossadeghs vom britischen Geheimdienst. Ende 1952 habe dieser seinen amerikanischen Kollegen einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Die Briten hatten nach dem Zweiten Weltkrieg vermittels der Anglo-Iranian Oil Company die Kontrolle über die iranischen Ölfelder behalten. Der Beschluss des iranischen Parlaments zur Verstaatlichung der Ölindustrie, der auf Premierminister Mossadegh zurückgeführt wurde, versetzte London in Rage.

Die amerikanische und die britische Regierung betrachteten die Mossadegh-Regierung, genauer die dahinter stehende Bevölkerung, als Bedrohung ihrer Interessen in der Region. Sie konnten zwar die direkte oder beinahe-direkte Kolonialherrschaft aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder herstellen, versuchten aber neue politische Konstellationen zu finden, die ihnen die Aufrechterhaltung ihrer wirtschaftlichen Vormachtstellung garantieren würden. Die Nähe der Sowjetunion - auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges - verlieh der Frage des Teheraner Regimes besondere Brisanz.

Augenscheinlich wurden die Putschpläne im März 1953 akut. Ein iranischer General suchte in der amerikanischen Botschaft um Unterstützung für einen vom Militär gesteuerten Staatsstreich nach. Im April bewilligte CIA-Chef Allen W. Dulles eine Million Dollar für Ausgaben, die "in irgend einer Weise zum Sturz Mossadeghs führen". Während eines Treffens amerikanischer und politischer Geheimdienstler auf Zypern im Mai 1953 wurde ein erster Putschplan ausgearbeitet. Die CIA begann auf den Straßen Teherans "graue Propaganda", etwa regierungsfeindliche Cartoons zu verbreiten, und "ungünstige Artikel in die Lokalpresse zu pflanzen".

Im Juni 1953 verliehen britische und amerikanische Beamte auf einem Treffen in Beirut ihren Verschwörungsplänen den letzten Schliff. Kermit Roosevelt, der Enkel des ehemaligen Präsidenten Theodore Roosevelt, traf alsbald in Iran ein, um ihre Durchführung zu überwachen. Am 11. Juli unterschrieb Präsident Dwight Eisenhower den fertigen Plan.

Die Hauptschwierigkeit der CIA bestand darin, den Schah zur Beteiligung zu überreden. General H. Norman Schwarzkopf, der Vater des Oberkommandierenden im Golfkrieg, bemühte sich ebenfalls um den Schah. Auch die Briten versuchten ihn zu überzeugen.

Unterdessen lief die Operation an. Einer der schmutzigen Tricks der CIA bestand darin, dass ihre Agenten sich als Kommunisten ausgaben und dann moslemischen Führern "drakonische Strafen androhten, wenn sie gegen Mossadegh auftraten". Auch setzten CIA-Agenten, die sich als Kommunisten ausgaben, das Haus zumindest eines religiösen Führers in Brand.

Am 3. August traf sich Roosevelt, wie Wilber berichtet, zu einer "langen und ergebnislosen Sitzung mit dem Schah". Wenn er nicht handele, habe Roosevelt dem Schah vorgehalten, so könne "dieses Versagen nur zu einem kommunistischen Iran oder einem zweiten Korea führen". Acht Tage später erklärte sich der Schah endlich bereit, Mossadeghs Entlassungsurkunde zu unterzeichnen und General Fazlollah Zahedi zum neuen Regierungschef zu ernennen.

Die Verschwörer hatten den Putsch auf den 15. August angesetzt. Doch die Operation drohte zu scheitern, als Mossadegh von den Plänen erfuhr und dem Schah ergebene Sicherheitskräfte, die den Premierminister verhaften sollten, selbst festgenommen wurden. Radio Teheran meldete am nächsten Tag das Scheitern des Putschversuchs. Roosevelt und die CIA sahen jedoch noch Erfolgschancen. General Zahedi wurde in seinem Versteck aufgesucht und zum Weitermachen überredet.

Hier kam die Manipulation der Presse durch die CIA ins Spiel. Die Verschwörer wollten die Meldung verbreiten, der Schah habe die Entlassungsurkunde und andere Dekrete unterzeichnet. Also sorgten sie dafür, dass Associated Press eine Meldung über diese Dokumente und über die Entlassung Mossadeghs verbreitete. Ein als Pressesprecher der US-Botschaft getarnter CIA-Agent zeigte Kenneth Love von der New York Times die vom Schah unterzeichneten Papiere, und der Reporter schrieb prompt einen Artikel darüber.

Die Getreuen des Schahs gingen zum Gegenangriff über. Sie planten einen neuerlichen Putschversuch für den 19. August. Ein Religionsführer aus Teheran wurde Risen zufolge in die heilige Stadt Qom entsandt, um "zum heiligen Krieg gegen den Kommunismus aufzurufen". Die wichtigsten Offiziere besuchten die Kasernen, um die Befehlshaber von der Teilnahme am geplanten Aufstand zu überzeugen.

Am Morgen des 19. August schritt die Armee zur Tat. "Schon um 10 Uhr 15 befanden sich auf allen größeren Plätzen ganze Lastwagen voller Anhänger des Schahs aus dem Militär", schreibt Wilber in seiner Darstellung. Kurz nach Mittag fiel das zentrale Telegrafenamt. In das ganze Land gingen Telegramme, die zur Unterstützung des Schahs aufriefen. Am frühen Nachmittag eroberte die Armee die Radiostation Teheran, so dass über Rundfunk der Sieg der Putschisten verbreitet werden konnte. Mossadegh und andere wurden verhaftet. Jetzt setzte auch die Verfolgung der iranischen Stalinisten in der Tudeh-Partei und anderer oppositioneller Kräfte ein.

Wilber schrieb in seiner Schilderung: "Es war ein Tag, der nie hätte vergehen sollen. Denn er war von solcher Begeisterung, Befriedigung und einem solchen Jubel erfüllt, dass ihm kaum ein anderer gleichkommen dürfte." Das sollte man sich merken. Der Tag, der für das iranische Volk der Beginn eines 26 Jahre währenden Alptraums unter einem der grausamsten Regime der Geschichte werden sollte, weckte in der Brust der US-Beamten "Begeisterung", "Befriedigung" und "Jubel". Alles frühere und heutige Gerede über "Demokratie" und die "freie Welt" kann diesen Eindruck nicht aufwiegen.

Siehe auch:
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