Spanische Schauspieler und Regisseure verurteilen bei den Goya Awards den israelischen Völkermord

Bei den 38. Goya Awards, der Verleihung des wichtigsten spanischen Filmpreises am 10. Februar, sprachen sich zahlreiche Schauspieler und Regisseure nachdrücklich gegen den anhaltenden israelischen Massenmord in Gaza aus.

Die jährliche Veranstaltung wird seit 1987 von der ein Jahr zuvor gegründeten spanischen Akademie der Filmkunst und -wissenschaften organisiert. Dieses Jahr fand die Preisverleihung in der Feria de Valladolid in Valladolid, im Norden Spaniens, statt und wurde per Livestream im ganzen Land gezeigt.

Juan Antonio Bayonas Die Schneegesellschaft, ein Survival-Thriller über die Flugkatastrophe von 1972 in den uruguayischen Anden, erhielt am 10. Februar die meisten Auszeichnungen, u.a. als bester Film.

Wie die Morocco World News mit einiger Berechtigung feststellten, „benutzten die größten Stars Spaniens die Goya-Verleihung, um angesichts des anhaltenden völkermörderischen Angriffs auf den belagerten Gazastreifen ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk zum Ausdruck zu bringen – im Gegensatz zum überwiegenden Schweigen Hollywoods zu Gaza. Pro-palästinensische Organisationen und Aktivisten lobten ihre Haltung.“

Die Zeitung The National aus Abu Dhabi wies darauf hin, dass „viele der anwesenden Persönlichkeiten auf dem roten Teppich, im Publikum oder bei der Entgegennahme ihrer Preise einen Anstecker trugen, der ein Bild einer Wassermelone [in den Farben der palästinensischen Flagge] mit dem Wort ,Gaza‘ in der Mitte und der Parole ,Stoppt den Waffenhandel, Waffenstillstand jetzt‘ zeigte.“

Die Zeitung erklärte, dass die bekannte spanische Schauspielerin und Sängerin Ana Belen, die „im Jahr 2017 den Ehren-Goya als besondere Anerkennung ihrer langen Karriere in der spanischen Filmbranche erhielt, bei ihrem Gang über den roten Teppich den Anstecker auf der Handfläche trug und in Richtung Fotografen zeigte, die über die Veranstaltung berichteten.“

20.000 Arten von Bienen

Estabilaz Urresola Solaguren, die Drehbuchautorin und Regisseurin von 20.000 Arten von Bienen, erhielt die Auszeichnung als beste neue Regisseurin. Der Film über ein Transgender-Mädchen wurde bei der 96. Oscar-Verleihung als spanischer Beitrag für die Kategorie „Bester internationaler Spielfilm“ eingereicht. In ihrer Dankesrede erwähnte Urresola direkt die anhaltenden Kriegsverbrechen. Sie trug den Gaza-Anstecker gut sichtbar und erklärte: „Wenn dieser Film über etwas spricht, dann über die Wichtigkeit davon, Dinge beim Namen zu nennen... Und ich wollte hier auch die Gelegenheit ergreifen, das, was im Gazastreifen passiert, Völkermord zu nennen. Wir müssen unsere Regierungen auffordern, ihn zu beenden.“ Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez war bei der Preisverleihung anwesend.

Im Juli 2023 hatte Urresola auf Drängen der Palästinensischen Kampagne für einen akademischen und kulturellen Boykott Israels ihren Film vom Jerusalemer Filmfestival zurückgezogen.

Die Schauspielerin Alba Flores, bekannt für ihre Rolle in der beliebten TV-Krimiserie La Casa de Papel (Haus des Geldes, 2019–2021, veröffentlicht auf Netflix), trug ebenfalls die Farben der palästinensischen Flagge prominent auf einer Brosche. Vor der Preisverleihung erklärte sie auf dem roten Teppich: „Es ist schwer für mich, hierher zu kommen und irgendetwas zu feiern, ohne mich daran zu erinnern, was in Palästina passiert. Deshalb trage ich zumindest einen Anstecker. Auch wenn das nicht viel ist, möchte ich dennoch darauf hinweisen.“ Bevor sie die Auszeichnung für den besten Song vergab, erklärte Flores: „Gute Nacht und Frieden für Palästina, bitte“, worauf das Publikum applaudierte.

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Flores ist eine von mehr als 10.000 Künstlern und Intellektuellen aus 30 Ländern, die eine Erklärung gegen den Krieg, den israelischen Terror und den Völkermord unterzeichnet haben.

Auch die Schauspielerin Penelope Cruz trug den Gaza-Anstecker. Sie und ihr Gatte Javier Bardem waren im Jahr 2014 unter großen Druck geraten, weil sie einen offenen Brief unterzeichnet hatten, in dem einer der früheren Angriffe Israels auf Gaza verurteilt wurde.

Alba Flores bei den Goya Awards

Es ist bezeichnend und bemerkenswert, dass das US-Fachmagazin Variety in seiner Berichterstattung über die Goyas mit keinem Wort auf die Kommentare oder Protestäußerungen zum Völkermord in Gaza einging. Der Name der verwüsteten Enklave wird kein einziges Mal erwähnt. Variety gehört zusammen mit dem Hollywood Reporter und Deadline zu den Medien, die in der amerikanischen Unterhaltungsbranche die Kampagne zur Unterdrückung und Einschüchterung von Widerstand gegen Israels Verbrechen anführen.

Bei den 77. British Academy Film Awards (BAFTAs) am Sonntag gab es einige zurückhaltende Zeichen von Protest in einem Land, in dem einige der größten Demonstrationen gegen Israel stattfanden. Der altgediente Filmregisseur Ken Loach und sein langjähriger Partner, der Drehbuchautor Paul Laverty, hielten auf dem roten Teppich ein Schild der Stop the War Coalition hoch, mit der Aufschrift „Gaza – Stop the Massacre“.

Christopher Nolans Film Oppenheimer dominierte die wichtigsten Kategorien der BAFTAs, wie zuvor bereits bei bisherigen US-Filmpreisverleihungen. Emma Stone gewann für Poor Things (Yorgos Lanthimos) den Preis in der Kategorie „Beste Schauspielerin“.

James Wilson, der Produzent von Jonathan Glazers Zone of Interest, der vom Bau eines Hauses in unmittelbarer Nähe von Auschwitz handelt, erwähnte die aktuelle Lage kurz, als er seinen Preis für den „besten britischen Film“ entgegennahm. Er erklärte, es sei „genau jetzt [dringend notwendig], dass wir uns um die unschuldigen Menschen kümmern, die im Gazastreifen oder im Jemen getötet werden, genauso wie um die unschuldigen Menschen, die in Mariupol oder Israel getötet werden.“

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