Marxismus und die AIDS-Dissidenten

Die Kritik der Dissidenten an den orthodoxen Aids-Theorien

Im Folgenden antwortet Chris Talbot auf eine Reihe von Briefen, die die Theorien der sogenannten Aids-Dissidenten unterstützen. Zusammengefasst behaupten diese, dass der Zusammenhang zwischen dem HIV-Virus und Aids willkürlich von den westlichen Regierungen und den Pharmaherstellern konstruiert wurde, um einen Milliarden Dollar schweren Markt für Medikamente zur Behandlung von Aids zu erzeugen, dass einige dieser Medikamente die eigentliche Ursache von Aids sind und dass all diejenigen, die als Opfer einer Aids-Epidemie in Afrika betrachtet werden, tatsächlich Menschen sind, die "in großer Zahl an denselben Krankheiten sterben, an denen sie immer gestorben sind". Wie Chris Talbot in seiner Antwort deutlich macht, enden diese Behauptungen unabhängig von den persönlichen Motiven der Dissidenten in einer Unterstützung der reaktionärsten politischen Kräfte und, würden sie allgemein akzeptiert, im sicheren Tod für Millionen von Menschen.

Briefe von Unterstützern der Aids-Dissidenten

Lieber Herr Talbot,

Zunächst lassen Sie mich sagen, dass ich die wsws.org schätze und beinahe täglich besuche.

Dann möchte ich aber auch sagen, dass ich von Ihrer Antwort an den Herrn ziemlich abgestoßen wurde, der die Kühnheit besaß die These in Frage zu stellen, dass der sogenannte HIV-Virus Aids verursache.

Was ist los mit den vielen Linken - Marxisten und anderen -, denen offensichtlich nie in den Sinn kommt, dass die Wissenschaft/Wissenschaftler genauso korrupt sind und bürgerliche Tatsachenentstellungen verbreiten wie jeder andere Bereich.

Es verblüfft mich, dass sich so wenige Linke überhaupt mit dieser Sache befassen - zumindest aus historischer Perspektive. Was ist ein Marxist, wenn nicht vor allem jemand, der an die Geschichte glaubt?

Sie wissen wahrscheinlich, dass Prostituierte weltweit kein Aids bekommen, es sei denn, sie nehmen Drogen. Sie wissen allerdings möglicherweise nicht - da die vorherrschende medizinische Richtung es ihnen niemals mitteilen wird - dass in den frühen achtziger Jahren nur die Homosexuellen erkrankt sind, die zusätzlich massiv Drogen nahmen.

Ich bekam zum ersten Mal in einem Artikel über Peter Duesberg im Frühjahr 1990 Kenntnis davon, dass jemand den Zusammenhang von HIV und Aids in Frage stellt. Duesberg behauptet, HIV sei nur ein harmloser parasitärer Virus. Bryan Ellison jedoch, ein ehemaliger Schüler Duesbergs, erklärt, Duesberg habe die Sache verraten. Als Virologe und ehemaliger Kämpfer in Richard Nixons berühmtem Krieg gegen Krebs sei Duesberg - laut der Meinung von Ellison - blind gegenüber der Vorstellung, dass es so etwas wie einen Retrovirus per se höchstwahrscheinlich gar nicht gibt und dass das Verhalten, nach dem sich angeblich Retroviren von gewöhnlichen Viren unterscheiden lassen, tatsächlich ein Charakteristikum ist, dass allen Viren gemein ist.

Ellison sagt, dass Duesberg den Begriff Retroviren nicht aufgeben kann, weil er sich als Retrovirologe einen Namen gemacht hat.

Wie Sie wissen, ist Peter Duesberg nicht der einzige in der Dissidentenbewegung. Und nach und nach sind Sie jetzt der dritte oder vierte Linke im Internet, der behauptet, dass man die Dissidenten "besser als Leugner bezeichnen" sollte. Ihr benutzt alle dieselbe Formulierung. Steckt ihr alle unter einer Decke oder habt Ihr nur alle die Tendenz, Euch als etwas Besonderes zu fühlen? Warum glauben Sie nur, dass man so viele angesehene Wissenschaftler, die es sich erlauben, abzuweichen und anderer Meinung zu sein, besser als Leugner bezeichnen sollte? Alle Schriften der Dissidenten, die ich gesehen habe, sind außerordentlich gut begründet und die sie unterstützende Forschung ist extrem umfassend. Wissen Sie, diese Wissenschaftler stehen nicht einfach auf und leugnen den Unsinn der Mehrheitsmeinung aus dem Nichts heraus.

Und eine wachsende Zahl von Dissidenten-Wissenschaftlern sagt - sehr überzeugend, möchte ich hinzufügen, wenn Sie ihre Artikel lesen - dass das, was allgemein als HIV-Virus bekannt ist, niemals wirklich isoliert werden konnte.

Eine kleinere - aber auch wachsende - Zahl von Wissenschaftlern sagt, dass wir HIV vergessen sollten, dass es so etwas wie Aids nicht gibt und diese Menschen mit einem intakten Immunsystem sterben.

Und dass das menschliche Immunsystem viel komplexer und wesentlich komplizierter zu verstehen ist, als nur (durch das Betrachten von) T-Zellen im Blut. Also selbst wenn es einen Virus gäbe, der das menschliche Immunsystem angreift, ist dieses ganz einfach nicht so verletzlich - und einige Wissenschaftler erklären, dass das Konzept eines menschlichen Immunsystems als solches ein ziemlich dürftiges Konzept ist, dass es tatsächlich nur eine Hypothese ist.

Nichtsdestotrotz gibt es Leute, die begrüßen würden, wenn es so verletzlich wäre. Die verrückten Wissenschaftler im Pentagon und ihre noch verrückteren Bosse in erster Linie. Es gibt Beweise, dass sie nach einem Virus gesucht haben, der das menschliche Immunsystem außer Kraft setzt, um es in ihren chemisch-biologischen Waffenarsenalen aufzubewahren.

Denken Sie mal darüber nach. Es gehört nicht viel dazu. Das Immunsystem wird einfach so ausgeschaltet. Dann kann man zum Beispiel Menschen mit einfachen Erkältungsviren töten. Sehr Kosten-effektiv. Wesentlich billiger als Bomben.

Und sie haben so angestrengt nach diesem Virus gesucht, dass sie es gefunden haben. Was glauben Sie denn, für wen der "Heilige" Robert Gallo, der berühmte Entdecker von HIV, gearbeitet hat, wenn nicht für die US-Regierung?

Es kann sein, dass Ihnen nicht bewusst ist, dass bevor Aids auftauchte - als Gottesgeschenk an die Wissenschaftler der US-Regierung, die dabei waren, eine Menge Geld zu verlieren, weil ihr Kampf gegen den Krebs zu nichts führte - der heilige Doktor Gallo in seinem Krieg gegen den Krebs einen Retrovirus entdeckte, der bei einigen Hühnern Leukämie auslöste. Nur leider wurde später erklärt, das Virus existiere gar nicht, und Robert Gallos Ruf eines von ethischen Grundsätzen geleiteten Wissenschaftlers wurde befleckt.

Und dann tauchten jede Menge sehr kranke homosexuelle Männer auf...

Sie erwähnen die großen Fortschritte, die Peter Duesberg zuvor in der Krebsforschung erzielte. Stimmt das wirklich? Sie haben das doch nachgeprüft, oder? Er war ein Kollege von Robert Gallo, das weiß ich. Duesberg werden große Fortschritte in der Retrovirologie zugeschrieben. Es gibt jedoch Wissenschaftler, die wesentlich mehr Fachwissen haben als ich und die behaupten, das sei nicht stichhaltig. Was ich sagen will ist, das Forschungsgebiet hat keine Berechtigung, ganz zu schweigen von der Forschung.

Ich glaube Duesberg war der erste, der erklärt hat, das Konzept, Retroviren erzeugten Krebs, würde nur belanglose Ergebnisse zeitigen. Und Duesberg war auch unter den ersten, die gesagt haben, der sogenannte HI-Virus sei falsch benannt worden, er setze das menschliche Immunsystem nicht außer Gefecht.

Denkt doch nur mal an all die Behauptungen die Gallo und Co. im Verlauf ihrer wissenschaftlichen Laufbahn über die Retroviren als Klasse aufgestellt haben. Zunächst erklärten sie, der Retrovirus an sich würde Krebs hervorrufen; was bedeutet, er dringt in eine Zelle ein und sorgt dafür, dass sie verrückt spielt - sich unendlich vermehrt. Jetzt haben sie sich um 180 Grad gedreht und erklären, er zerstört die Zellen. Also Jungs, was denn jetzt?

Und Ihnen ist wohl auch bewusst, dass die Zellen - die 1984 isoliert wurden -, aus denen der berühmte HIV-Test entwickelt wurde, 16 Jahre danach immer noch leben, bei bester Gesundheit, vereint mit dem tödlichen HI-Virus, dem man nachsagt, dass er sie tötet. Denkt doch mal darüber nach.

Und wer hat eigentlich entschieden, dass die Afrikaner - die in großer Zahl an denselben Krankheiten sterben, an denen sie immer gestorben sind - jetzt an HIV/Aids erkrankt sind? Natürlich westliche Wissenschaftler. Sie sind einfach dorthin gefahren, schauten sich die Symptome an - die wenig Gemeinsamkeiten mit den Symptomen des sogenannten Aids im Westen haben, und erklärten - Test waren nicht notwendig - sie erklärten einfach, also, ihr habt Aids. Es wird sexuell übertragen. Hier ist ein Kondom. Benutzt einfach ein Kondom, dann geht's euch gut. Wir brauchen keine bessere Ernährung/Hygiene. Ein Kondom ist alles, was ihr braucht. Denken Sie mal darüber nach,Mr. Talbot. Wie können Sie sich sonst einen wissenschaftlichen Sozialisten nennen?

Und dann begannen die Aktivisten, vor allem im Westen, einige allerdings auch in Afrika, sich für billige Medikamente einzusetzen - an sich schon tödlich -, die dieses Syndrom heilen sollten. Diese Argumentation dreht sich ganz furchtbar im Kreis, meinen Sie nicht auch?

Das Ganze ist purer Unsinn. Das Konzept, dass Viren und eine Immunschwäche die Verursacher sind, war schon bei Krebs nicht gültig und es ist auch nicht gültig für die Gesundheitsprobleme sehr verschiedener Gruppen von Menschen, von denen jetzt behauptet wird, sie litten an dem weltberühmten Aids.

Die letzte große Virus-Erkrankung, die im Westen besiegt wurde, war Polio. Und das war vor 45 Jahren. Die Virologen sind seitdem auf der Suche nach einem ähnlichen Erfolg.

Und als dann in den städtischen Zentren der USA Scharen von sehr kranken homosexuellen Männern auftauchten, dachten die Virologen und ihre Kollegen - bildlich gesprochen natürlich - sie seien gestorben und schon im Himmel.

Und das dachten natürlich auch die großen Pharma-Konzerne. Und genau darum dreht sich alles, Mr. Talbot. Geld. Das gute alte Geld. Um eine Menge Geld. Und warum ein Marxist, das nicht sehen kann, verstehe ich nicht. Und Geld - wiederum sehr, sehr viel Geld, Mr. Talbot, ist der Grund, warum die Mediziner auf diesem Gebiet den Mund halten. Und viele anständige, ehrliche Mediziner in Afrika (d. h. nicht die Dummköpfe die einfach die gängige Meinung nachplappern) erklären ihre Patienten hätten Aids, um sich für westliche Hilfs-Gelder zu qualifizieren, die für die normalen Seuchen nicht gewährt werden.

Und viele Mediziner brechen das Schweigen, sie erhalten aber kein großes öffentliches Forum; das ist auch der Grund, weshalb Menschen wie Sie so wenig von ihnen gehört haben. Ihre Zahl nimmt allerdings zu.

Ich frage mich, wann das alles mal in die Luft fliegen wird. Einer der Dissidenten, Turner in Australien, meint, die Wahrheit werde durch die Gerichte ans Tageslicht kommen, wenn all diese Opfer der Pharma-Industrie klagen werden. Ich hoffe nur, er hat Recht. Schon jetzt ist das Internet voller Aufrufe an Menschen, die sich an gemeinsamen Sammelklagen beteiligen wollen.

Die HIV/Aids-Geschichte ist wahrhaft der Skandal des Jahrhunderts. Und wenn das Ganze tatsächlich explodiert, was es letztendlich irgendwann muss, werden die Dissidenten daraus als die Wissenschaftler hervorgehen, die diesen Namen wirklich verdienen. Die Verfechter dieses Betrugs, zu denen auch Gallo gehört, können dann dahin gehen, wohin sie gehören, nicht in den Himmel, sondern ins Gefängnis.

Hochachtungsvoll

MS

(Alle Hervorhebungen im Original)

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Lieber Mr. Talbot,

ich schreibe, ein bisschen verspätet, als Reaktion auf ihre Antwort auf Mr. Steve Martinos Brief [siehe: "Ein Briefwechsel zum Thema Aids/HIV" http://www.wsws.org/de/2000/sep2000/aids-s20.shtml]. Ich habe Briefe an das WSWS geschrieben, die ähnliche Ansichten wie Mr. Martinot vertreten. Ich werde jedes Ihrer Argumente aufgreifen:

1. Sie behaupten: "Es gibt Dutzende von wissenschaftlichen Arbeiten, die beweisen, dass der HIV-Virus Aids verursacht". Sagen Sie mir bitte, welche Arbeit Sie gelesen haben, die Sie dermaßen von dieser Hypothese überzeugt hat. Ich würde vorschlagen, Sie lesen noch einmal Dr. Robert Gallos ursprüngliche vier Arbeiten, in denen behauptet wird, HIV verursache Aids. Als Dr. Gallo auf einer Pressekonferenz verkündete, HIV sei die mögliche Ursache für Aids, waren seine Arbeiten nicht von anderen Ärzten gegengeprüft worden. Und seitdem hat er zugegeben, das seine Arbeiten falsche Daten enthalten.

2. HIV als Teil der Aids-Definition zu bezeichnen, ist nicht wissenschaftlich. Und in Afrika ist HIV-positiv zu sein nicht Bestandteil der afrikanischen Bangui-Definition. Je nachdem, in welchem Teil der Welt sie leben, können sie als Aids-krank definiert werden oder auch nicht. Sie behaupten außerdem, eine Reihe von Studien seien nicht in der Lage gewesen, Menschen zu finden, die über längere Zeit verringerte CD4+-Werte hatten, es sei denn sie litten unter klassischen Krankheiten. Die Beispiele, die sie dafür anführen - Krebs und Tuberkulose - sind interessant, vor allem unter dem Aspekt, dass Krebserkrankungen und Tuberkulose Indikatoren für eine Aids-Erkrankung sind. Ihre Beispiele unterstützen nur Mr. Martinots Argument.

3. Die Unterschriften von 5000 Wissenschaftlern waren tatsächlich ein politischer Schachzug. Wenn man sich die Namen und ihre Qualifikationen genauer anschaut, dann zeigt sich, dass die Erklärung von Durban ursprünglich von 200 Wissenschaftlern verfasst wurde und man sie dann hat zirkulieren lassen, um mehr Unterschriften zu bekommen, gleichgültig ob diejenigen etwas mit HIV oder Aids zu tun hatten. Aber noch wichtiger sind die Auswirkungen, die das auf den südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki hatte. Sein über ein ganzes Leben erworbener Ruf als Menschenrechts-Aktivist und als wichtige Figur im Kampf, die Apartheid zu beenden, ist zerstört. Er wird jetzt als Schurke oder Dummkopf dargestellt, weil er es wagte, sich außerhalb des Aids-Establishments zu stellen.

4. Antikörper sind im allgemeinen eine positive Reaktion des Immunsystems. Impfungen basieren darauf, dem Körper "künstliche" Viren zu injizieren, damit der Körper Antikörper bilden kann und in der Lage ist, den wirklichen Virus zu bekämpfen, wenn er infiziert wird. Ihre Beispiele, Herpes und Hepatitis, sind irreführend. Nach der ersten Infektion mit Herpes als auch mit Hepatitis hat man innerhalb von ein paar Wochen klinische Anzeichen der Erkrankung, nicht erst nach Jahren. Der Virus, genauso wie die Antikörper, können im Körper verbleiben und tun es auch.

HIV-Tests sind nicht exakt. Lesen Sie doch einfach die Packungsbeilage der Tests. Die Beilage erklärt auch, dass es keinen allgemeinen Standard für die HIV-positiv-Definition gibt. Ohne Standards variieren auch die Ergebnisse. Die Hersteller zählen Dutzende von Bedingungen auf, die zu falschen Positiv-Ergebnissen führen können, darunter auch Schwangerschaft. Die Internetseite, auf die Sie sich beziehen, behauptet ebenfalls, die HIV-Tests seien exakt, und erklärt weiter, PCR würde die Bestimmung, ob eine Person HIV-positiv sei, noch exakter machen. Das ist falsch. Dr. Kary Mullis, der Erfinder von PCR, erklärt, PCR solle nicht für HIV-Tests eingesetzt werden. Wenn Dr. Mullis, der mehr über die Wirkungsweise und Möglichkeiten von PCR weiß als irgendjemand anderes, sagt, man solle es nicht benutzen, dann sollte man es, meiner Meinung nach, auch nicht benutzen.

5. Finanzielle Unterstützung für "Dissidenten"-Überzeugungen in Bezug auf Aids gibt es nicht. Sie erklären: "Konzepte, die eine unzureichende Glaubwürdigkeit haben, werden ignoriert." Ich stelle ihre Behauptung nicht in Frage, sagen Sie mir aber bitte, was ist unzureichend an den längerfristigen Auswirkungen, die Heroin, Kokain oder Nitrite auf das Immunsystem haben?

Ihre Statistiken über den Rückgang von Aids-Todesfällen nach Einnahme der Drei-Medikamenten-Kombination sind falsch. Die Aids-Fälle sind seit 1993 zurückgegangen, im Gegensatz zu allen Voraussagen, ausgenommen die Voraussagen der Dissidenten. Der Rückgang begann tatsächlich in den 80er Jahren, neue Definitionen bei Reihenuntersuchungen erlaubten es, immer mehr Menschen als an Aids erkrankt zu definieren. Wie die HIV-Aids-Berichte des CDCs [Center for Disease Control = Zentrum für Krankheitsüberwachung] deutlich zeigen, setzte der offizielle Rückgang neuer Aids-Fälle mehrere Jahre vor der Zulassung von Protease-Hemmern durch die FDA [Oberste US-Gesundheitsbehörde] ein. Zwei Jahre nach diesem Rückgang neuer Aids-Fälle ging auch die Aids-Sterblichkeit, wie zu erwarten, zurück. Und auch die Sterblichkeitsrate ging zurück, bevor Protease-Hemmer zugelassen worden waren (CDC 1998). Deshalb können diese Medikamente nicht die Ursache sein, trotz weit verbreiteter gegenteiliger Behauptungen.

Die Statistiken in Afrika entstehen anerkanntermaßen auf der Grundlage von Untersuchungen an Schwangeren und sind deshalb tendenziell ungenau.

Warum ist die offizielle Problemlösung bei der Behandlung von Aids (einem multiplen Krankheitsbild) auf ein einziges kostspieliges und hochgiftiges Medikament beschränkt? - der Behandlung einer Immunschwäche mit einem immunschwächenden Medikament. Ja, Sie haben Recht, Mbeki hat sich geweigert, Gelder für Medikamente für schwangere Frauen auszugeben. Wissen Sie, was AZT ist? Es ist ein transplazentares Karzinogen, das die DNS der Mutter als auch des Kindes zerstört. Es verhindert tatsächlich die Übertragung von HIV, aber auch die Übertragung von lebenserhaltender DNS.

Ich versuche nicht über Sozialismus mit Ihnen zu streiten. Ich bitte Sie allerdings nachdrücklichst, einen Blick zurück in die 80er Jahre zu werfen und Dr. Gallos Arbeiten zu lesen, sich außerdem über den internationalen Prozess zu informieren, der darauf folgte, zu lesen, wie AZT die erste Zulassung von der FDA erhielt (1987), die Concorde-Studie und die vielen Studien in den medizinischen Zeitschriften mit einer kritischeren Einstellung zu lesen; dann sehen die "positiven" Nachrichten in Bezug auf die Medikamente und die Tests schon nicht mehr so positiv aus.

Ich danke Ihnen für Ihre Zeit

Hochachtungsvoll

TS

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Herr Talbot macht es sich viel zu leicht. Er BEHAUPTET einfach, die Beweise für das HIV Dogma lägen vor. Das kann man nur behaupten, wenn man die Gegenposition nicht wirklich kennt. Die meisten sog. Beweise laufen darauf hinaus, dass "HIV-Positive" früher sterben als "HIV-Negative". Das überzeugt die Leute, weil sie nicht wissen, dass der HIV-Test höchstens unspezifische immunologische Abläufe messen kann. Etwas überspitzt sagen manche AIDS-"Dissidenten": nicht HIV erzeugt AIDS, sondern AIDS erzeugt HIV! Soll heißen, wenn man gesundheitliche Probleme bekommt, die man dann AIDS nennen kann, kündigen sie sich durch einen positiven HIV-Test häufig vorher an.

Die Linke versagt leider auf dem Gebiet der Wissenschaft derzeit völlig. Auch Chomsky ist da sehr stur. Ich habe kürzlich mit anderen AIDS-"Dissidenten" erörtert, woran das liegt. Wir sind zum Ergebnis gekommen, dass die Linke zwar die Mainstream POLITIK in Frage stellt, jedoch als Alternative Zuflucht in der vermeintlich objektiven und heilen Welt der WISSENSCHAFT sucht.

Den hervorragenden Leserbrief von S. Martinot konnten Sie jedenfalls nicht adäquat beantworten. Sehr interessant.

Mit freundlichem Gruß

JF

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Chris Talbots Antwort

Als erstes möchte ich etwas über den Hintergrund dieser Korrespondenz erklären. Die Briefe, die oben wiedergegeben wurden, wie auch der Brief von Steve Martinot, auf den ich am 26. August 2000 antwortete [http://www.wsws.org/de/2000/sep2000/aids-s20.shtml], stammen von Aids-Dissidenten. Das ist eine aus vielfältigen Strömungen zusammengesetzte Gruppe von Leuten, die sich um verschiedene Organisationen, Internetseiten und Zeitschriften herum gruppiert. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie es ablehnen, das HIV-Virus als Ursache von Aids anzusehen. Ein dafür typischer Standpunkt ist der folgende von Christine Maggiore, der Verantwortlichen für die Alive and Well AIDS Alternatives in Kalifornien:

"Wir glauben nicht, dass Aids überhaupt eine neue Krankheit ist, es ist vielmehr ein neues Etikett, das einer Anzahl von Krankheiten gegeben wurde, die die Menschheit bereits seit Jahrhunderten heimsuchen. Diese,Neuetikettierung' gibt den Pharmaherstellern eine günstige und profitable Möglichkeit, ein Arsenal an hochgiftigen Medikamenten gegen,Aids' herzustellen. Es gibt unfangreiche Beweise dafür, dass Aids-Medikamente, speziell AZT, das Immunsystem schädigen und die wahre Ursache für jene Todesfälle sind, für die Aids verantwortlich gemacht wird."[1]

Außerdem gibt es die Rethinking Aids-Internetseite, organisiert von Peter Duesberg, Professor für Molekular- und Zellbiologie an der Universität von Kalifornien, Berkeley, die Hunderte Seiten solcher Artikel enthält, die von Peter Duesberg sowie anderen Wissenschaftlern und Journalisten geschrieben wurden. [2] Einer der prominentesten Anhänger Duesbergs ist der Nobelpreisträger Dr. Kary Mullis, der von TS zitiert wird. Mullis hat die PCR-Technik (PCR = Polymerasen-Kettenreaktion) erfunden, die es erlaubt, Mehrfach-Kopien der DNS oder RNS herzustellen und sie dadurch zu identifizieren.

In Duesbergs Arbeiten, obwohl sie in einer wissenschaftlicheren Sprache verfasst sind, wird die Behauptung aufgestellt, dass AZT und andere Anti-HIV-Medikamente eigentlich Aids verursachen. Er behauptet obendrein, "Freizeit"-Drogen seien die eigentliche Ursache für Aids in Europa und den Vereinigten Staaten.

Weitere Dissidenten sind Joan Shenton von der Fernsehproduktionsgesellschaft "Meditel", die Dokumentarfilme für den britischen Sender Channel 4 Television gedreht hat und Autorin des Buches "Positively False" [3] ist, die kanadiscche HEAL-Gruppe (Health Education AIDS Liaison) [4] und die Dissidenten aus der Bewegung für die Rechte von Homosexuellen, wie zum Beispiel ACT UP San Francisco.[5] ACT UPs Web-Seite zeigt ein Photo von zwei führenden Aktivisten der Homosexuellen-Bewegung, die die Anwendung von antiviralen Medikamenten unterstützen. Im Text dazu steht: "Wir haben genug von diesen zwei Gekauften, die Schwule mit giftigen Drogen töten?"

In dem Maße, in dem HIV/Aids-Therapien Erfolg versprachen, schwand der Einfluss der Aids-Dissidenten. Sie gerieten aber im letzten Jahr wieder ins Rampenlicht der Medien, als der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki ihre Ideen aufgriff.

Die Dissidenten behaupten, in Afrika gäbe es Aids als identifizierbare Krankheit nicht. Sie erklären, Aids sei nur ein praktisches Etikett für alle das Immunsystem beeinträchtigenden Krankheiten, wie Malaria, Tuberkulose, Cholera und andere. Eine typische Erklärung ist die folgende von einem der Anhänger Duesbergs, Charles Geshekter, Professor für afrikanische Geschichte an der Californian State University in Chico: "Diese Todesfälle Aids zu nennen und zu behaupten, es sei eine endemische Krankheit, gibt den Entwicklungshilfeorganisationen, Akademikern und Forschern der Biomedizin verlockende Möglichkeiten, mehr Geld und staatliche Intervention einzufordern." [6]

Meine Antwort an Mr. Martinot wandte sich gegen seinen leichtfertigen und unverantwortlichen Umgang mit dem Problem HIV/Aids, speziell in Bezug auf Afrika. Will man uns wirklich glauben machen, wie es Charles Geshekter und MS oben vorschlagen, dass das massive Anwachsen von Todesfällen im südlichen Afrika darauf zurückzuführen ist, dass die Afrikaner lediglich "in großer Zahl an denselben Krankheiten sterben, an denen sie immer gestorben sind"? Wie ich bereits in meiner Antwort an Mr. Martinot schrieb, musste auch Präsident Mbeki und die südafrikanische Regierung einsehen, dass es eine Krise gibt, die weit größer ist als alle gesundheitlichen Probleme, die das Land bisher heimgesucht haben.

Im Verlauf der letzten Monate gab es in Afrika eine Reihe von Untersuchungsberichten, die deutliche Beweise für eine große Zahl von Todesfällen unter jungen Leuten und Kindern enthalten - Schulen, Fabriken und ganze Familien sind krank. Wenn die Aids-Dissidenten meinen, diese Zahlen seien fehlerhaft oder irreführend, schlage ich ihnen vor, mit Studenten aus Südafrika zu reden, so wie ich es getan habe. Praktisch alle von ihnen wussten von der steigenden Zahl von Todesfällen unter jungen Leuten.

Die Positionen der Aids-Dissidenten zu akzeptieren, hieße meiner Meinung nach, ein Problem nicht anzugehen, das mit Recht die größte Gesundheitskatastrophe der modernen Zeit genannt wird. Wenn wir den Aids-Dissidenten folgten und dies als bloße Fortsetzung schon zuvor existierender Krankheiten und als Folge der Armut in Afrika behandelten, hieße das, die gleichgültige Haltung der westlichen Politiker zu akzeptieren, die keine ernsthaften Maßnahmen ergreifen und zulassen, dass Millionen von Menschen sterben.

Bevor man sich detailliert mit den Argumenten der Dissidenten befasst, ist es wichtig, ihren politischen Einfluss in Südafrika zu untersuchen.

Aids-Dissidenten in Südafrika

Die ANC-Regierung hat einen Bericht herausgegeben, der sich gegen die antivirale Medikamenten-Behandlung ausspricht. Sie hat nur in begrenztem Maße Versuche erlaubt und es abgelehnt, die Medikamente allgemein zugänglich zu machen. Es wird keine medikamentöse Behandlung für HIV-infizierte Babys geben. Der regierungseigene Bericht schätzt, dass in Südafrika 50.000 Kinder von ihren Müttern angesteckt wurden. Unter Verwendung derselben Argumente wie MS erklärte Gesundheitsminister Mano Tshabalala-Msimang: "Es gibt nur eine kleine Minderheitsmeinung, die weiterhin behauptet, dass die Ansteckung von Kindern mit HIV durch ihre Mütter nur durch antivirale Medikamente verhindert werden kann... Wir wissen, dass es andere Behandlungsmethoden gibt... Wir wissen, dass sie (die antiviralen Medikamente) giftig sind." [7]

Es sollte betont werden, dass diese "kleine Minderheitsmeinung" diejenige ist, die von den meisten Medizinern und Wissenschaftlern in den westlichen Staaten und zunehmend auch in der restlichen Welt geteilt wird. Diese Behandlungsmethode wurde vor kurzem von der Weltgesundheitsorganisation WHO als das minimale Standard-Paket zur Behandlung von HIV-positiven Müttern und ihren Kindern empfohlen, mit dem speziellen Hinweis, dass es "keine Rechtfertigung für die Beschränkung dieser Mittel auf Versuche oder Studien gibt".[8]

Während die ANC-Regierung Tausenden armen Südafrikanern lebensrettende Medikamente vorenthält, werden dieselben Arzneien an alle Mitarbeiter des Gesundheitssystems ausgegeben, sofern sie HIV-positiv sind, an alle Politiker (sie können die Medikamente durch ihre spezielle medizinische Versorgung erhalten) sowie natürlich an all jene Privatpersonen, die es sich leisten können, eine private Behandlung zu Weltmarktpreisen zu bezahlen.

Hier geht es nicht um die Sicherheit und Effizienz dieser Medikamente, sondern, wie Tshabalala-Msimang in derselben Rede zugab, um die Kosten. Die südafrikanische Regierung ist nicht bereit, eine Behandlung zu bezahlen, die weltweit als die gegenwärtig beste anerkannt wird. Sie ist genauso wenig bereit, die Pharmakonzerne ernsthaft politisch herauszufordern, die maßlos überteuerte Preise für ihre Medikamente verlangen, oder die westlichen Regierungen, die das Recht der Pharmakonzerne schützen, aus Krankheit und Leiden Profit zu schlagen.

Mbeki selbst hat die Aids-Krise in zynischer Weise ausgenutzt. Weit davon entfernt, über die möglichen schädlichen Folgen giftiger Medikamente bei der Behandlung von HIV/Aids besorgt zu sein, war er verantwortlich dafür, dass ein Medikament gefördert wurde, das auf einem giftigen Trockenreinigungsmittel basiert und aus dessen Verkauf seine Partei (der ANC) finanzielle Vorteile gezogen hätte. Wie im WSWS berichtet, versuchte die ANC-Regierung 1997, als Mbeki Vizepräsident war, ein Aids-Medikament namens Virodene auf den Markt zu bringen. [9] Zwei Mitglieder des südafrikanischen medizinischen Kontrollrates (South African Medicines Control Council, MCC) waren gefeuert worden, weil sie Widerstand gegen Versuche mit diesem Medikament geleistet hatten, und wurden erst Ende des letzten Jahres wieder eingestellt. Der ANC hätte einen bestimmten Prozentsatz der Gewinne aus dem Verkauf des Medikamentes erhalten. Weitergehende Fragen zu Virodene und eine Reihe von Aids-Patienten, die bei Versuchen mit Medikamenten in Südafrika gestorben sind, wurden seitdem durch einen Artikel von Helen Epstein in der New York Review of Books aufgeworfen. [10]

Die Aids-Dissidenten haben Präsident Mbeki und seiner Regierung ein nützliches Ablenkungsmanöver und eine Rechtfertigung für ihre Weigerung geliefert, die Aids-Krise in Angriff zu nehmen. Vor allem ihre südafrikanischen Gefolgsleute haben eine besonders schädliche Rolle gespielt. Der südafrikanische medizinische Forschungsrat (Medical Research Council, MRC) präsentierte dem Aids-Beratungsgremium Statistiken, die die Auswirkungen von Aids auf die Sterblichkeitsrate des Landes zeigte. Das Beratungsgremium, das sich je zur Hälfte aus orthodoxen Wissenschaftlern, die meinen, dass HIV Aids verursacht, und Aids-Dissidenten zusammensetzt, wurde von Mbeki angeblich eingerichtet, um alle Fragen in Bezug auf Aids zu klären.

Die Statistiken, die der MRC dem Beratungsgremium vorlegte, zeigten eine Veränderung der Sterblichkeitscharakteristik in Südafrika. Gegen Ende der 90er Jahre war die Sterblichkeit unter jungen Leuten wesentlich höher als zu Beginn desselben Jahrzehnts. Diese Zahlen unterstützen die Hypothese, dass dies die Auswirkungen einer neuen Krankheit waren.

Daraufhin wurden die Zahlen des MRC von der Regierung angezweifelt. Sie beauftragte ein Unternehmen namens Statistics SA, einen konkurrierenden Bericht zu erstellen, welcher zu der Schlussfolgerung kam, dass der MRC-Bericht fehlerhaft sei. Wie Statistics SA später zugab, hatten sie die MRC -Zahlen fehlinterpretiert. Das Unternehmen erklärte zu einem späteren Zeitpunkt gegenüber der südafrikanischen Zeitung Mail and Guardian: "Unter Berücksichtigung des späteren, detaillierteren Berichtes des MRC, stimmt Statistics SA damit überein, dass sich das Sterblichkeitsprofil, speziell das von Frauen in den letzten zehn Jahren verändert hat." [11]

Dennoch brachte das südafrikanische Magazin noseweek auf Grundlage der ersten Stellungnahme von Statistics SA einen Kommentar, der die Untersuchungen des MRC lächerlich machte und den Rücktritt seines Vorsitzenden Prof. Malegapuru Makgoba forderte. Dieser hatte eine Schlüsselrolle beim Angriff auf Positionen der Dissidenten gespielt. Der Chefredakteur von noseweek und Co-Autor des Kommentares ist Martin du Plessis, ein führender Vertreter der Dissidenten-Gruppierung Forum for Debating AIDS in South Africa. Der Kommentar von noseweek ist nun auch auf den Nachrichten-Seiten von Duesbergs Internet-Domaine erschienen, der deutliche Widerruf, der von Statistics SA im Mail and Guardian gemacht wurde, hingegen nicht.

Mbekis Schulterschluss mit den Aids-Dissidenten ist ein schäbiges Manöver. Die Aids- Dissidenten sind zumindest der Naivität schuldig, weil sie sich mit einer Regierung verbündet haben, deren Taten weit von dem beinahe heiligen Bild entfernt sind, das TS zeichnet. Ich kann nur annehmen, dass TS die Politik in Südafrika während des letzten Jahrzehnts nicht verfolgt hat. Mbeki wurde vor kurzem von der Weltbank für seine Verteidigung der freien Marktwirtschaft gelobt. Er treibt die Privatisierung des öffentlichen Sektors voran, was zu einem Verlust von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen führen wird, bei einer derzeitigen Arbeitslosigkeit von schon 40 Prozent. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst unter seiner Regierung.

Die einzige Veränderung gegenüber den Zeiten der Apartheid besteht darin, dass es nun eine kleine Zahl sehr reicher Schwarzer gibt. Als im letzten Jahr Volkswagen-Arbeiter streikten, warf Mbeki ihnen vor, "antisoziale und egoistische Ziele zu verfolgen". Die Polizei wurde gegen sie eingesetzt und die militantesten Arbeiter entlassen. Obwohl sie seit dem Ende der Apartheid 1994 in jedem Wahlmanifest den allgemeinen Zugang zu sauberem Wasser versprochen hatten, unternahmen Mbeki und die ANC-Regierung keine effektiven Maßnahmen, um eine Situation zu verändern, in der Millionen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Als Folge davon grassiert jetzt eine schwere Choleraepidemie in Südafrika. [12]

Wissenschaftliche Objektivität

Um ein tieferes Verständnis der Fragen rund um Aids zu vermitteln und um zu verstehen, wie die Dissidenten-Gruppen entstanden sind, ist es für Marxisten unabdingbar, die Geschichte dieses Problems zu studieren, so wie es MS angedeutet hat. An dieser Stelle muss ich allerdings ihrer Auffassung deutlich widersprechen, dass es ausreiche, das Vorhandensein von wirtschaftlichen und Regierungsinteressen an einem Wissenschaftszweig nachzuweisen, um behaupten zu können, dass wissenschaftliche Resultate einfach erfunden seien. ("Und sie haben so angestrengt nach diesem Virus gesucht, dass sie ihn gefunden haben.") Noch deutlicher wird das in dem Brief von JF ausgedrückt - die Linke "versucht sich in die sogenannte objektive und sichere Welt der WISSENSCHAFT als Alternative zurückzuziehen". (Hervorhebung im Original)

Zu leugnen, dass es eine objektive Wahrheit überhaupt gibt, und zu postulieren, die Wissenschaft sei nur eine gesellschaftliche Erfindung, ist ziemlich in Mode gekommen, häufig in angeblich linken Zirkeln. Diese Herangehensweise ist nicht in der Lage, Wissenschaft von Ideologie oder von offenem Mystizismus zu unterscheiden. Historisch gesehen stellt die Leugnung der Objektivität, und nicht die Verteidigung der Wissenschaft durch Marxisten und progressive Denker im Allgemeinen, einen Rückzug dar. Als gesellschaftliches Phänomen führte diese stets zur Verteidigung der Reaktion und zur Unterdrückung der Suche nach Wahrheit. Als Beispiel sei hier die wissenschaftsfeindliche, mystische Welle angeführt, die selbst intellektuelle Kreise in Deutschland erfasste, bevor die Nazis an die Macht kamen, oder die Verfolgung von Wissenschaftlern und der Angriff auf ganze Zweige der Wissenschaft, wie der Genetik, im stalinistischen Russland. In unserer Epoche ging die Herausbildung des Postmodernismus mit einem Rückzug vom sozialistischen Denken und jeglichem Streben nach sozialen Verbesserungen einher.

Wenn wir akzeptieren, dass die Wissenschaft in der objektiven Wirklichkeit eine Grundlage hat, dann müssen wir deutlich zwischen der Gültigkeit oder Ungültigkeit eines speziellen Wissenschaftszweigs - in diesem Fall der molekularen Virusforschung - und dem geschichtlichen Kontext unterscheiden, in dem er sich entwickelt. So würde heute zum Beispiel niemand die Gültigkeit von Newtons Gravitationsgesetzen zur Berechnung der Umlaufbahn der Satelliten, Monde und Planeten in Zweifel ziehen. Aber wie alle wissenschaftlichen Theorien nähert sie sich der Wahrheit nur an. Betrachtet man Objekte, die sich fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegen oder deren Gravitationsfelder besonders stark sind, benötigt man Einsteins Relativitätstheorie. Dennoch gibt es wohl wenige Menschen, welche die seltsamen religiösen Überzeugungen unterstützen oder auch nur verstehen würden, die das Motiv für Newtons Forschungen waren und einen großen Teil seiner Zeit beanspruchten.

Mehrere Briefe drücken die Überzeugung aus, es reiche schon, die Gier und das Streben nach Profit hinter der Arbeit spezieller Gruppen von Wissenschaftlern aufzuzeigen, um damit das Wissenschaftsgebiet, auf dem sie arbeiten, für unwissenschaftlich zu erklären. Es gibt in der Tat Fälle von Betrug, schlampiger Arbeit und viele Fälle, in denen aus den Ergebnissen der Wissenschaft Verwerfliches entsteht - wie giftige Chemikalien, gefährliche nicht getestete Medikamente oder sogar Nuklearwaffen. Das heißt jedoch nicht, dass die Chemie, Biochemie oder Atomphysik uns in irgendeiner Weise ein falsches Bild der Wirklichkeit zeigt.

Ich verwahre mich obendrein aufs Heftigste gegen die Ansicht, dass Wissenschaft und Technologie an sich die Ursache der Probleme unserer Epoche sind. Die Quelle dieser Probleme findet sich vielmehr im kapitalistischen Profitsystem. Die unwissenschaftlichen Fortschrittskonzepte, wie sie zum Beispiel von den Grünen vertreten werden, sind ein Versuch, in eine imaginäre, "sichere" vergangene Welt zurückzukehren. Die global organisierte moderne Technologie und Medizin - von der Produktion des Silikonchips bis zur Gentechnik - kann eine erfolgreiche Zukunft für die Menschheit sichern, wenn sie sich in gesellschaftlichem Besitz befindet und demokratisch kontrolliert wird. Das ist sicherlich eine Grundvoraussetzung des Marxismus.

Bevor ich mich mit der Geschichte der Aids-Krankheit beschäftige, möchte ich einen Überblick über die relevanten grundlegenden wissenschaftlichen Fakten geben. HIV ist eine besondere Art von Virus, auch Retrovirus genannt. Die Ursache der meisten Infektionen sind Viren oder Bakterien - zum Beispiel lösen Viren Masern, Windpocken und Mumps aus. Während Bakterien normalerweise Einzeller sind, die wachsen und sich teilen wie Zellen in der gesamten lebenden Materie, können Viren bis zu 500mal kleiner sein, und sie müssen in lebende Zellen eindringen, um zu überleben. Das genetische Material von Zellen ist in DNS-Molekülen enthalten. Die Information, die die DNS enthält, wird an die RNS weitergegeben, die wiederum dazu dient, die verschiedenen Arten von Proteinen zu produzieren, die es der Zelle ermöglichen, zu leben und sich zu reproduzieren. Im Gegensatz dazu besteht ein Virus aus der DNS, umgeben von einer schützenden Proteinhülle. Es dringt in eine Zelle ein, bemächtigt sich ihrer und produziert Tausende von neuen Viren.

Retroviren unterscheiden sich von den meisten Viren dadurch, dass nicht die DNS, sondern die RNS ihr genetisches Material ausmacht. Sie enthalten zusätzlich ein spezielles Enzym (ein Protein, das bei einer biochemischen Reaktion als Katalysator wirkt), das reverse Transkriptase genannt wird und den normalen zellularen Prozess, mit dem DNS in RNS verwandelt wird, umkehrt; dadurch werden DNS-Kopien der viralen RNS erstellt. Unter bestimmten Bedingungen wird diese "Betrüger"-DNS in die DNS der Zelle eingebaut, wo sie überlebt und zusammen mit der Zelle reproduziert wird. Wenn der HIV-Virus zum ersten Mal in den Körper eindringt, wird er vom Immunsystem entdeckt; er hängt sich an die so genannten CD4-T-Zellen des Immunsystems und die anfängliche Infektion ist unter Kontrolle. Das Immunsystem ist jedoch nicht in der Lage, die Zellen aufzuspüren, die die virale DNS enthalten, und die Krankheit besteht in dieser latenten Form weiter.

Dieser Reproduktionsprozess erklärt die lange Zeit zwischen der ursprünglichen Infektion und dem Ausbruch der voll entwickelten Krankheit Aids. Aus diesem Grund nennt man HIV Lentivirus oder "langsamen" Virus. Wenn die virale DNS neue Viren produziert, werden ihre Proteine von den T-Zellen des Immunsystems entdeckt: so kann der Virus angegriffen und kontrolliert werden. Dann spielen jedoch zufällige Veränderungen, oder Mutationen, beim Reproduktionsprozess der viralen RNS eine Schlüsselrolle. Die RNS ist anfälliger dafür, "fehlerhafte" Kopien von sich selbst zu machen, als die DNS. Der Virus kann dem Immunsystem immer einen Schritt voraus bleiben, bis schließlich die CD4-T-Zellen nicht mehr mithalten können und beginnen, sich drastisch zu verringern.

Dies ist natürlich eine sehr vereinfachte Zusammenfassung eines sehr komplexen Prozesses, von dem bestimmte Aspekte immer noch nicht verstanden werden. Eine klare und umfassende Erklärung findet man in dem Buch von Professor Luc Montagnier, der HIV entdeckt hat. [13] Die Dissidenten-Wissenschaftler, speziell Duesberg, haben die Tatsache, dass es noch keine vollständige biochemische Erklärung dafür gibt, wie HIV Aids auslöst, für ihren Angriff benutzt. Aber, wie ich in meiner Antwort an Mr. Martinot erklärt habe, es gibt viele Viruserkrankungen, für die es noch keine vollständige biochemische Erklärung gibt. Zum Beispiel werden Windpocken und Gürtelrose von demselben Herpes-Virus ausgelöst - dem Varicella-Zoster-Virus (VZV). Dennoch bleibt der Virus nach der VZV-Erstinfektion, die Windpocken auslöst, latent in den Nervenzellen des Körpers. Diejenigen von uns, die den VZV in sich tragen, sind dann immun gegen Windpocken. Gelegentlich wird dieser latente VZV reaktiviert und produziert neue Viren, die an den Nervenzellen entlang wandern und Gürtelrose hervorrufen. Was diesen Prozess auslöst ist nicht vollständig geklärt. Aber dennoch würde niemand in Frage stellen, dass VZV der Auslöser ist. (Diese Erklärung und eine nützliche allgemeinverständliche Einführung in die Entwicklung der Virologie gibt das Buch "The Invisible Enemy, A Natural History of Viruses") [14]

Wie ich ebenfalls in meiner Antwort auf Mr. Martinot erklärt habe, sind die üblichen Kriterien, die erfüllt sein müssen, um die mikrobische Ursache einer Krankheit festzustellen, im Koch-Test enthalten: Als erstes ein deutlicher statistischer Zusammenhang zwischen dem Erreger und der Krankheit, als zweites die Isolation des Verursachers und drittens der Beweis, dass die Übertragung des Erregers auf eine nicht infizierte Person die Krankheit hervorruft. Es gibt eine Fülle von Beweisen für alle drei dieser Bedingungen. Faktisch alle Aids-Patienten sind HIV-positiv - wenn man Aids durch eine sehr niedrige Zahl von CD4-T-Zellen definiert und die Abwesenheit anderer Krankheiten, die das Immunsystem unterdrücken. [15] HIV kann isoliert werden, wenn man es während einer "langen und beschwerlichen Prozedur" [16] in einer Kultur wachen lässt. Es wurden Fälle von Krankenhauspersonal untersucht, die mit HIV in Kontakt kamen und von denen einige HIV-positiv wurden. In einem speziellen Fall schnitt sich Malon Johnson, ein Pathologe an der Vanderbilt-Universität, Tennessee, 1992 mit einem Skalpell in den Daumen, das er bei einem Aids-Patienten benutzt hatte. Er wurde als HIV-positiv diagnostiziert, nimmt jetzt antivirale Medikamente und hat ein Buch über seinen Kampf gegen HIV geschrieben. [17] Trotz dieser überwältigenden Beweise dafür, dass HIV die Ursache von Aids ist, kann das, wie jeder wissenschaftliche Beweis, einer detaillierten Überprüfung unterzogen und beanstandet werden.

Die Geschichte von Aids

Nach dieser ausführlichen Einleitung, möchte ich mich der Geschichte und dem gesellschaftlichen Umfeld von Aids zuwenden - sowohl was die gesundheitliche Katastrophe angeht als auch die Wissenschaft und Medizin, die entwickelt wurde, um ihr zu begegnen. Obwohl die Arbeiten der Dissidenten sich weitgehend auf die speziellen Fragen der Wissenschaft konzentrieren - sie greifen die Theorie an, dass der HIV-Virus Aids verursacht -, tauchen ernsthafte Bedenken in Bezug auf ihr Anliegen vor allem dann auf, wenn sie als Bewegung auftreten (und sie sind im Wesentlichen eine politische Bewegung, egal wie vage definiert).

Wie ihre Unterstützung für Mbeki in Südafrika gezeigt hat, macht sie das, was man bestenfalls als Naivität bezeichnen könnte, zu einem nützlichen Werkzeug für reaktionäre gesellschaftliche Kräfte. Auf die Frage nach der wissenschaftlichen Stichhaltigkeit ihrer Argumente werde ich am Ende meiner Erwiderung zurückkommen.

Professor Duesberg ist seit über zehn Jahren die zentrale Figur des Dissidentenlagers. Trotz der beleidigenden Hinweise von MS auf Anhänger der orthodoxen wissenschaftlichen Richtung, zeigen die Dissidenten ein erstaunliches Maß an Leichtgläubigkeit, wenn es darum geht, die "Parteilinie" in Bezug auf die Entwicklung der Aids-Wissenschaft zu akzeptieren, wie sie im Wesentlichen von Duesberg und seinen journalistischen Anhängern entwickelt wurde.

Es stimmt, wie MS erklärt, dass es eine Reihe von Wissenschaftlern im Dissidenten-Lager gibt. Neben der Gruppe, die direkt mit Duesberg in Verbindung steht, gibt es den deutschen Virologen Stefan Lanka und die Perth-Gruppe in Australien um Eleni Papadopulos-Eleopulos, die die Existenz eines HIV-Virus überhaupt in Frage stellen. (Zu dieser Auseinandersetzung unter den Dissidenten komme ich noch zurück.) MS zufolge gehört Bryan Ellison zu diesem alternativen Dissidenten-Lager und beschuldigt Duesberg des "Verrats". Ellison war als Student Duesbergs Mitarbeiter und überwarf sich Mitte der 90er Jahre mit ihm wegen eines Rechtsstreits über die Veröffentlichung ihres gemeinsam geschriebenen Buchs. Es sieht so aus, als habe er seitdem nichts mehr geschrieben oder keine Rolle mehr gespielt. Der Versuch einer der Dissidenten-Internetseiten, ihn zu interviewen, schlug fehl. [18] Auf jeden Fall erscheinen Artikel der meisten anderen Dissidenten-Wissenschaftler auf Duesbergs Internetseite. Selbst wenn sie Meinungsverschiedenheiten über wissenschaftliche Fragen haben, akzeptieren sie offensichtlich alle seine Argumente in Bezug auf die orthodoxe Aids-Wissenschaft; Argumente, die MS zweifellos wiederholt.

Bevor wir uns Duesbergs Erklärung der Ereignisse ansehen, wollen wir den historischen Hintergrund eingehender betrachten.

Aids wurde in den frühen 80er Jahren entdeckt, als man bei homosexuellen Männern in den USA sehr seltene Krankheiten fand, die in Zusammenhang mit unzulänglichen Immunsystemen standen. Mehrere von ihnen waren gestorben, und es wurde klar, das es sich um einen neuen und tödlichen Symptomkomplex handelte. 1984 gab es 6122 Aids-Fälle und 2800 gemeldete Todesfälle. Das US-amerikanische Center for Disease Control (CDC) [Gesundheitsbehörde] schätzte, dass sich in den USA zwischen 200.000 und 300.000 Menschen mit dem Virus angesteckt hatten, der gerade zur Ursache der Krankheit erklärt worden war. Wie ein kürzlich erschienenes Buch über den öffentlichen Gesundheitssektor erklärt: "Washington reagierte bei sämtlichen öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen sehr zögerlich in Bezug auf HIV: ob mit Geldern für grundlegende Forschung, mit öffentlicher Aufklärung, rechtlichen Maßnahmen zum Schutz von infizierten Personen oder hinsichtlich des Versicherungsschutzes im öffentlichen Gesundheitssystem." [19]

Nicht nur, dass die Reagan-Regierung keine Reaktion zeigte, sie wurde auch von der Kampagne der fundamentalistischen christlichen Rechten beeinflusst, die Aids als "göttliche Strafe" für homosexuelles Verhalten ansah. Reagan selbst wusste so wenig über Aids, dass er dachte, Aids sei so etwas Ähnliches wie Masern. [20] Wegen der Tatsache, dass die Krankheit sich durch sexuellen Kontakt ausbreitete, verhinderten rechte Politiker jeden Versuch zur öffentlichen Aufklärung über das Wesen von Aids: Erst 1986 durfte der Vorsitzende der obersten US-Gesundheitsbehörde eine Erklärung herausgeben, die davor warnte, dass Aids durch Sexualverkehr übertragen wird. Und das geschah gegen die Opposition der republikanischen Rechten; außerdem war es nicht erlaubt, analen Verkehr zu erwähnen - der wahrscheinlichste Übertragungsweg zwischen Homosexuellen. Es kursierten panikerregende Geschichten über den äußerst infektiösen Charakter von Aids und selbst Ärzte und Zahnärzte weigerten sich Aids-Patienten zu behandeln.

1984 behauptete der amerikanische Wissenschaftler Robert Gallo, er habe den Virus gefunden, der Aids verursacht. Praktisch jedes Buch und jeder Artikel der Dissidenten folgt Duesberg, der Gallo zum Hauptschurken der Aids-Wissenschaft macht. Gallo erklärte, er habe das HIV-Retrovirus isoliert, nachdem er eine Virusprobe von Professor Luc Montagniers Team in Frankreich erhalten habe. Es stellte sich heraus, dass Gallos eigene Laborkulturen mit denen von Montagnier vermischt worden waren. Der Wissenschaftsredakteur der Chicago Tribune, John Crewdson, der den Hintergrund der Geschichte aufdeckte, erklärte, es sei entweder "ein Versehen oder Diebstahl" gewesen. Gegen Gallo wurde daraufhin vom National Institute of Health (NIH) [Nationale Gesundheitsbehörde] ermittelt und er wurde wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens angeklagt; die Anschuldigungen gegen ihn wurden allerdings später nach einer Berufung wieder fallen gelassen. [21]

Wie Joan Shenton in ihrem Buch "Positively False" erklärt, bedeutete die Tatsache, dass Gallo das Patent für den Aids-Bluttest erhielt - und zwar anderthalb Jahre nachdem Montagnier zum ersten Mal seine Bewerbung dafür eingereicht hatte, was von den US-Behörden ignoriert worden war -, dass Gallo und seine Teilhaber, die ein privates Unternehmen, die Cambridge Bioscience, gegründet hatten, Einnahmen von Millionen Dollar erwarten konnten. [22] (Montagnier und das französische Pasteur-Institut haben die US-Regierung 1985 wegen dieser Angelegenheit verklagt. Zwei Jahre später gab es eine außergerichtliche Einigung, aber erst nach einer Intervention auf höchster Ebene vom französischen Premierminister Jacques Chirac bei Präsident Reagan.)

Ohne in irgendeiner Weise zu versuchen, Gallo von aller Schuld freizusprechen, soll man doch nicht aus den Augen verlieren, worum es in dieser Frage eigentlich geht? Es ist völlig un zulässig, die Sünden von Gallo (oder sogar den Inhalt seiner Arbeiten, wie TS vorschlägt) zu benutzen, um die gesamte Theorie, dass HIV Aids auslöst, auf den Müll zu werfen. Wissenschaftlich ausgedrückt: Die Theorie wurde zuerst von Motagnier entwickelt und zusätzlich von einem weiteren Team in den USA erforscht. [23] Eine Widerlegung dieser Theorie kann sich deshalb nicht einzig und allein auf die Mängel in Gallos Arbeit konzentrieren.

Politisch ausgedrückt heißt das, der zentrale Punkt ist die Rolle der US-Regierung. Es waren die US-Behörden, die versucht haben, Montagnier zu schröpfen und den wichtigen französischen Beitrag zur Aids-Forschung an den Rand zu drängen. Es war Margaret Heckler, Präsident Reagans Gesundheitsministerin, die in einer Presseerklärung Gallo zum Helden der amerikanischen Wissenschaft erklärte, bevor andere Wissenschaftler seine Resultate ernsthaft untersuchen konnten. Es war Heckler, die erklärte: "Diejenigen, die behaupten, wir täten nicht genug, haben nicht verstanden, wie tadellos gründliche, bedeutende medizinische Forschung vorangeht." [24] Und es war Heckler, die behauptete, innerhalb von zwei Jahren stünde ein Impfstoff für Tests zur Verfügung

Nachdem sie vier Jahre lang sehr wenig bis nichts getan hatte, reagierte die US-Regierung dann auf die übliche kopflose Art und Weise, um die wachsende Welle von Besorgnis zu besänftigen. Es war ein Versuch, die Franzosen zu überlisten (Montagnier und seine Gruppe waren bezeichnenderweise sehr vorsichtig, was ihre Ergebnisse anging). Die US-Regierung benutzte die Presse-Mitteilung, um die normale wissenschaftliche Vorgehensweise der genauen Gegenprüfung zu umgehen, und förderte den Presserummel um einige Wissenschaftler, die dann zusammen mit US-Unternehmen daraus mit Leichtigkeit ein Vermögen machen konnten.

Es ist sicherlich richtig, dass Gallo und andere aus der Krebsforschung kamen, und dass es fragwürdige Entwicklungen der Regierungspolitik gegenüber der Wissenschaft auf diesem Gebiet gab. In den 70er Jahren tauchten rund um Präsident Nixons "Krieg gegen den Krebs" Sensationsberichte über die neuesten angeblichen Heilmethoden für Krebs auf, die große Aufmerksamkeit auf von verschiedenen Wissenschaftlern entwickelte patentierte Laborprozesse lenkten.

Duesberg selber wurde in dieser Zeit berühmt. Ich sehe keinen Grund, MS zuzustimmen und Duesbergs wissenschaftliche Fähigkeiten in Frage zu stellen - ihm werden bahnbrechende Arbeiten in Bezug auf die genetische Grundlage von Krebs zugeschrieben -; er hat eine Reihe von Auszeichnungen bekommen, darunter auch die Mitgliedschaft in der angesehenen National Academy of Sciences. Aber es entbehrt nicht jeglicher Vernunft, die Ansicht zu vertreten, dass der oberflächliche Optimismus, der in dieser Zeit bezüglich einer Krebsheilung vertreten wurde, zusammen mit der Verherrlichung des Strebens nach persönlichem Reichtum, dazu beigetragen hat, dass er sich offensichtlich von der molekularen Virologie insgesamt abgewandt hat.

Duesbergs Version

Hier kommen wir zur ersten von Duesberg aufgestellten Behauptung: Riesige Mengen an Regierungsgeldern seien in die Aids-Forschung geflossen, weil - wie MS es darstellt - das Geld der Steuerzahler beim Kampf gegen den Krebs verschleudert worden war, deshalb sei stattdessen der Triumph der Aids-Forschung vorangetrieben worden. Ich weiß nicht, ob Duesberg die Meinung von MS teilt, das Pentagon sei daran interessiert gewesen, aber man muss dennoch klarstellen, dass an diesem Argument nichts Progressives ist. Es ist ein Appell an die äußerste Rechte, die überzeugt ist, dass die Regierung für die Forschung zuviel Geld ausgibt und - angesichts ihrer Vorurteile gegenüber Homosexuellen - speziell für Aids. Bryan Ellison, der 1990 mit Sicherheit rechte Überzeugungen vertrat, legte der Zeitschrift Policy Review einen Artikel vor, den er zusammen mit Duesberg geschrieben hatte und in dem zum ersten Mal ihre Theorien dargelegt wurden. Diese Zeitschrift wird von der rechten Denkfabrik Heritage Foundation herausgegeben. Der Artikel schlug vor, die Regierung solle, statt drei Milliarden Dollar im Jahr für die Aidsforschung auszugeben, lieber Studien finanzieren, die untersuchen, "wie verschiedene Aids-Erkrankungen hervorgerufen werden", und die "angemessene Therapien dagegen entwickeln". Der Rest der drei Milliarden Dollar "könne eingespart und den Steuerzahlern zurückgegeben werden". [25]

Die Summe von drei Milliarden Dollar ist ganz eindeutig eine grobe Übertreibung. Wie ein neulich auf der Homepage von Duesberg erschienener Artikel zugibt, betrug die gesamte Summe, die die USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien in der Mitte der 90er Jahre jährlich für die Aids-Forschung ausgegeben haben, nur 1,8 Milliarden Dollar. [26]

Wie sollte eine sozialistische Haltung in dieser Frage aussehen? Trotz des riesigen Anteils an öffentlichen Geldern, die ans Militär fließen - und trotz der Tatsache, dass die Pharmakonzerne auf Kosten der Öffentlichkeit profitieren, eine Frage, zu der ich später noch kommen werde - müssen die öffentlichen Ausgaben für die Erforschung von Krankheiten und für die Entwicklung von Medikamenten und zur Gesundheitsversorgung verteidigt werden; genauso wie die öffentliche Gesundheitsversorgung, wie sie in Westeuropa existiert, verteidigt werden muss. All das sind wichtige Errungenschaften, die die Arbeiterbewegung im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts erkämpft hat. Was immer wir an der öffentlichen Gesundheitsversorgung kritisieren, so ist es sicherlich unzulässig, der republikanischen Rechten zu erlauben, diese Kritik als Rechtfertigung zu benutzen, um die öffentlichen Ausgaben dafür noch weiter zu kürzen. Aber genau das tun die Dissidenten.

In diesem Zusammenhang ist die Behauptung von TS, die Aids-Dissidenten würden keine Gelder erhalten, sicherlich zu hinterfragen. Ich habe keine Widerlegung des Berichts in der südafrikanischen Zeitung Mail and Guardian gelesen - ich habe diesen Bericht in meiner Antwort an Mr. Martinot erwähnt -, der erklärt, dass Dissidenten (vermutlich Duesbergs Gruppe) von dem milliardenschweren Finanzier aus San Franzisko, Bob Leppo, finanziert werden und dass eine rechte Lobbyisten-Gruppe sich ihrer Sache angenommen hat. Diese Lobbyisten-Gruppe hat kostenlose Exemplare von Duesbergs Buch "Inventing the Aids-Virus" und von dem von Duesberg-Anhänger und Nobelpreisträger Kary Mullis verfassten Buch "Dancing Naked in the Mind Field" zusammen mit weiterem Dissidenten-Material verteilt. Das Ganze war mit einem Aufruf an die Mitglieder des US-Kongresses verbunden, die Ausgaben der Regierung für die Forschung zu überprüfen. [27]

Gehen wir zur nächsten Behauptung Duesbergs: Weil die Virologen in der Krebsforschung nicht den Durchbruch schafften, den sie erhofft hatten, und weil einige Wissenschaftler die Möglichkeit sahen, ihr Wissen über Viren in der Aids-Forschung zu nutzen, um viel Geld zu machen, erklärt Duesberg das gesamte Gebiet der Virologie für Müll. MS scheint damit überein zu stimmen. Folgendes äußert Duesberg zum Beispiel über Virologie in dem Buch, das er zusammen mit Ellison geschrieben hat:

"Das CDC [Center for Disease Control = US-amerikanische Gesundheitsbehörde] hat das öffentliche Vertrauen missbraucht, indem es Grippeinfektionen und andere unbedeutende epidemische Krankheiten in ungeheure Krisen verwandelt und aus nicht ansteckenden medizinischen Bedingungen ansteckende Seuchen fabriziert hat. Während die Virus-Jäger des NIH und der akademischen Welt sich als nützlich erwiesen haben, indem sie harmlose Viren oder sogar nicht existierende Viren als für längst bekannte Krankheiten verantwortlich erklärt haben, verfügen das CDC und seine EIS-Infrastruktur [Epidemic Intelligence Service, eine Abteilung des CDC] über die Mittel, um die Seuchen zu übertreiben oder sogar selbst zu fabrizieren." [28]

Ich weise erneut darauf hin, dass diese Art von Argumentation in sich reaktionär ist und sehr leicht von Politikern benutzt werden kann, die die öffentlichen Ausgaben für medizinische Forschung drastisch kürzen wollen. Duesberg verhöhnt die "Erreger"-Theorien über Krankheiten. Er spricht von der Gegenwart als "einer Epoche frei von ansteckenden Krankheiten, aber voller von Menschen geschaffenen Chemikalien". Er ist der Meinung, dass die Wissenschaftler und die Öffentlichkeit "eine überholte Angst vor Mikroben teilen, aber den Gebrauch von zahlreichen Drogen und Medikamenten tolerieren oder sogar genießen". Das scheint auch die Auffassung von MS zu sein, die erklärt, dass die Idee der viralen Kausalität und der Immunschwäche sich bei Krebs als falsch herausgestellt hat; außerdem wiederholt sie Duesberg, indem sie betont, die letzte große Virenerkrankung, die im Westen besiegt werden musste, sei Polio gewesen.

Man kann sich gut vorstellen, was die Menschen in Uganda von dieser so genannten "Übertreibung" der Gefahren von Viren-Epidemien halten. Dutzende sterben zur Zeit an Ebola, und weltweit werden nur verschwindend kleine Geldmittel darauf verwendet, um einen Impfstoff für diese tödliche Krankheit zu finden. Und haben wir nicht selbst in den Vereinigten Staaten und im Westen das Recht, Duesbergs Einstellung für extrem selbstgefällig zu halten? Hätten wir nicht jede Berechtigung zu fordern, dass sehr viel mehr öffentliche Gelder in den Kampf gegen Viruserkrankungen gesteckt werden, um mögliche Grippe-Epidemien und ähnliches zu bekämpfen?

Duesbergs Ansichten, dass die Erregertheorien überholt seien, wurden 1992 veröffentlicht, dem selben Jahr, in dem die Zahl von TBC-(Tuberkulose-)Fällen in New York auf 3811 anstieg. In ihrem kürzlich erschienen Buch "Betrayal of Trust" erklärt Laurie Garrett den Zusammenhang zwischen dem Anwachsen von TBC-Fällen in New York City und dem Angriff auf die öffentliche Gesundheitsversorgung unter den Regierungen von Bush und Reagan. Sie zeigt auf, dass weltweit im Jahr 1999 mehr Menschen an TBC gestorben sind als 1899. [29] Ist es wirklich an der Zeit, die "Angst vor Mikroben" fallen zu lassen, auf die Duesberg so verächtlich hinweist?

Öffentliche Gesundheitsversorgung und private ärztliche Behandlung

Ein Argument kann man mit Sicherheit vorbringen, und Laurie Garrett tut es, dass es nämlich in den letzten Jahrzehnten eine extrem einseitige Entwicklung der individuellen medizinischen Behandlung im Gegensatz zu den gesellschaftlichen Methoden der medizinischen Versorgung gegeben hat. Sie weist darauf hin, dass 1999 in den USA weniger als ein Prozent aller öffentlichen und privaten Ausgaben in öffentliche Gesundheitsprogramme geflossen sind; wohingegen 99 Prozent für private ärztliche Behandlung ausgegeben wurden. [30] Das setzte sich unter Clinton fort, der seine Minimalvorschläge für eine Reform des öffentlichen Gesundheitswesens unter dem Druck der republikanischen Rechten fallen ließ. (Auf die Rolle der Pharmakonzerne bei dieser Entwicklung komme ich später zurück.) Was die Aids-Dissidenten angeht, muss man jedoch darauf hinweisen, dass ihre Kritik an Methoden, die auf der "Erreger-Theorie" basieren, in keiner Weise irgendeine Besorgnis über diese einseitige Konzentration auf individuelle Medizin ausdrücken. In den vielen Arbeiten von Dissidenten, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, habe ich bisher keinen einzigen Hinweis auf Besorgnis über die Kürzungen im öffentlichen Gesundheitswesen oder die Millionen von US-Bürgern gefunden, die über keine oder nur eine unzureichende Krankenversicherung verfügen, oder die Millionen, die weder einen Arzt noch eine Klinik aufsuchen können.

Duesbergs Theorie, dass Drogen die Ursache von Aids sind, wirft wichtige Fragen in Bezug auf die öffentliche Gesundheit auf. Aber er verschwendet keinen einzigen Gedanken an die gesellschaftlichen Ursachen von Drogenkonsum oder entwickelt Vorschläge, was dagegen zu tun sei. Er reduziert die Frage des Drogenmissbrauchs auf ein enges wissenschaftliches Problem. Und selbst da gibt es ernsthafte wissenschaftliche Schwächen in seiner Theorie, Drogenmissbrauch sei die Ursache für Aids.

1987 griff Duesberg die Arbeit von Gallo und dessen Kollegen an, konnte aber keine alternative Theorie vorlegen, um Aids zu erklären. Offensichtlich unter dem Einfluss des Aids-Journalisten John Lauritzen kam er zu dem Schluss, dass faktisch alle Aids-Kranken homosexuelle Männer seien, die in den Badehäusern von San Franzisko und New York einem Lebenswandel häufig wechselnder Geschlechtsbeziehungen frönten und regelmäßig zum Vergnügen Drogen nahmen oder Drogenabhängige waren. [31] (Joan Shantons Buch enthält zum Beispiel ein ganzes Kapitel, das den Vorgängen in Badehäusern gewidmet ist.)

Anfänglich gab es unter homosexuellen Aktivisten ein gewisses Interesse an Duesbergs Angriff auf Gallos HIV-Theorie - Gallo hatte sie durch seine arrogante Weigerung, ihre Fragen zu beantworten, von sich gestoßen. Aber dieses anfängliche Interesse schwand, als Duesberg seine Theorie entwickelte, der "Lebenswandel" sei die Ursache, und nur eine kleine Zahl von homosexuellen Aktivisten unterstützten ihn auch weiterhin. Darunter befand sich auch Michael Callen, ein homosexueller Aktivist, der an Aids starb. Inmitten der rechten Kampagne gegen Homosexuelle in den frühen 80er Jahren, gestand Callen, er habe häufig wechselnden Geschlechtsverkehr gehabt und regelmäßig eine ganze Reihe von Drogen genommen. Er machte direkt seinen Lebenswandel für seine Krankheit verantwortlich. Seine Haltung konnte nur die anti-homosexuelle Propaganda, die von den christlichen Fundamentalisten aufgepeitscht wurde, unterstützen. Der Großteil der homosexuellen Aktivisten wandte sich gegen die Erklärung, der "Lebenswandel" sei für Aids verantwortlich, wie sie von Callen und Lauritsen vertreten wurde. Diese Erklärung verstärkte nicht nur die Vorurteile gegenüber Homosexuellen, es gab auch medizinische Untersuchungen, die bewiesen, dass Homosexuelle, die ihre Partner nicht ständig wechselten und keine Drogen nahmen, sich dennoch mit Aids infizierten. [32]

Das Ausmaß von Duesbergs Ignoranz in bezug auf gesellschaftliche und politische Fragen zeigt sich in seiner Meinung darüber, wie Drogenmissbrauch behandelt werden sollte. Am Ende einer umfangreichen Arbeit über HIV und Aids empfiehlt er, die Regierung "könne dem amerikanischen Steuerzahler jährlich bis zu 20 Milliarden Dollar sparen" (in dieser Summe ist angeblich Drogenbehandlung als auch die medizinische Aids-Behandlung enthalten), wenn die "Aufklärung über Aids und Drogen, darauf basierte, die gesundheitlichen Langzeitfolgen von Drogeneinnahme klar zu machen". Mit anderen Worten, wenn man den Drogenbenutzern sagt, dass sie durch ihre Gewohnheit Aids bekommen können, könnten sowohl Aids als auch die Einnahme von Drogen sofort drastisch reduziert werden. "Es wäre", so argumentiert er, "genauso erfolgreich wie das bundesstaatliche Programm gegen das Rauchen." [33]

Duesberg hat offensichtlich keine Vorstellung von den sozialen Problemen und dem enormen menschlichen Leid, die zum wachsenden Drogenmissbrauch geführt haben, ganz abgesehen von Alkohol, Tabak und Medikamenten; genauso wenig scheint er von den ungeheuren Einsparungen seit 1980 bei den Programmen zur Behandlung von Abhängigen, zur Vorbeugung und zur Drogen-Aufklärung zu wissen. Genauso blind ist er gegenüber der Tatsache, dass die Zahl derjenigen, die dafür ins Gefängnis geworfen werden und die zu den verwundbarsten Schichten der Gesellschaft gehören, massiv angewachsen ist, und zwar seit Reagans "Krieg gegen Drogen" im Jahr 1982. Es ist bemerkenswert, wie attraktiv seine Perspektive für Reaktionäre ist - wenn die Leute der Warnung keine Beachtung schenken, die ihnen die langfristigen Folgen von Drogenmissbrauch erklären, was können sie dann anderes erwarten, als zu Gefängnisstrafen verurteilt zu werden, früh zu sterben oder beides?

Wiederum ein erstaunlicher Mangel an Interesse für öffentliche Gesundheitsfragen zeigt sich in Duesbergs abwertender Haltung gegenüber dem Gebrauch von Kondomen und der Bereitstellung von sauberen Nadeln für Drogenabhängige. Diese Haltung gegenüber der Werbung für Kondombenutzung - was natürlich nicht die einzige Antwort auf die Ausbreitung von Aids sein kann - wurde von MS aufgegriffen. Selbst wenn man mit der Meinung der Mehrheit der Dissidenten übereinstimmt, dass Aids nicht durch Geschlechtsverkehr übertragen wird, ist es, angesichts all der übrigen sexuell übertragbaren Krankheiten, durchaus vernünftig, eine solche öffentliche Gesundheitsmaßnahme zu unterstützen. Nicht so Duesberg. Seiner Meinung nach "hat der geschützte Geschlechtsverkehr nicht einen einzigen Fall von Aids verhindert; außerdem würde den Menschen durch die ausschließliche Konzentration auf sichere und saubere Nadeln als Vorsorge gegen Aids ein falsches Gefühl von Sicherheit gegeben". [34]

Wenn es sich um eine "ausschließliche Konzentration" handelte, wäre das natürlich inakzeptabel. Auf der alternativen Aids-Konferenz entzweite sich Duesberg jedoch sowohl mit Michael Callen als auch mit Dr. Joseph Sonnabend, dem hoch angesehenen New Yorker Arzt, der lange Zeit mit Aids-Patienten gearbeitet hat. Sonnabend, der als erster für geschützten Sex unter Homosexuellen eingetreten war, hatte Zweifel an der Arbeit von Gallo über HIV und wurde von Joan Shenton und anderen als zentrale Dissidentenpersönlichkeit herausgestellt. Seine Meinung war, dass Aids wahrscheinlich durch eine Reihe von Faktoren, die das Immunsystem schwächen, einschließlich von Infektionen, die in Zusammenhang mit "risikoreichem Verhalten" stehen, verursacht wird. Er konnte aber die verantwortungslose Haltung nicht akzeptieren, die die Dissidenten-Kreise in Bezug auf soziale Fragen einnahmen. Sonnabend wurde später Mitglied im Aids-Beratungsgremium von Mbeki, aber auf der Seite der orthodoxen Aids-Wissenschaftler.

Noch einmal: Afrika und die Dissidenten

Obwohl in den Schriften der Dissidenten immer wieder darauf verwiesen wird, dass Aids in Afrika eine grundlegend andere Krankheit sei als im Westen - angeblich eine Fortdauer der Krankheiten, die es in Afrika schon immer gab, und das Ergebnis von Armut - gibt es von ihnen keine ernsthaften Untersuchungen der sozialen und politischen Aspekte des enormen Anwachsens von Todesfällen speziell unter jungen Leuten. Überdies ist Geshekters Darstellung von "Entwicklungshilfe-Agenturen, Akademikern und biomedizinischen Forschern", die wütend "mehr Geld und staatliche Unterstützung" verlangen, ein zentrales Thema rechter Ideologen.

Die Argumentation der Dissidenten ist als erstes ein Angriff auf die Diagnose von Aids in Afrika. Sie argumentieren, die Definition von Aids, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO, World Health Organisation) auf der Bangui-Konferenz von 1985 gegeben hat, sei nur eine Übereinkunft, die sich auf beobachtete Symptome basiere. HIV-Tests gäbe es nur bei einer kleinen Prozentzahl von Patienten, und Tuberkulose sowie andere in Afrika verbreitete Krankheiten würden bei HIV-Tests ebenfalls zu positiven Resultaten führen. Und deshalb werden laut ihrer Argumentation die Aids-Zahlen von Wissenschaftlern, die dringend westliche Unterstützung gewinnen wollen, künstlich in die Höhe getrieben.

Zweitens stützten sich Aids-Wissenschaftler angeblich auf "westliche Vorstellungen von sexueller Moral und rassistische Klischees aus dem 19. Jahrhundert". [35] Geshekter behauptet, die Idee, dass Aids in Afrika vor allem durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen wird, sei eine Klischeevorstellung vom "unersättlichen sexuellen Appetit und exotischen fleischlichen Gelüsten" der Schwarzafrikaner.

Dass es für große Teile Afrikas keine verlässlichen Statistiken gibt, ist richtig. Die Zahlen der WHO zum Beispiel basieren auf Untersuchungen in begrenzten Gebieten und beschränkten Gruppen, wie schwangeren Frauen, Prostituierten oder Blutspendern, die ein Krankenhaus besuchen, oder Patienten in Krankenhäusern der großen Städte. Was man über die Prozentzahlen an HIV-Positiven in diesen Gruppen weiß, wird auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet; dabei werden die statistischen Standardmethoden benutzt. Obwohl es eine große Fehlerquote bei den Ergebnissen gibt, zeigen sie dennoch eine sehr rasche Ausbreitung der Infektion bei beiden Geschlechtern. Es wäre offensichtlich wichtig, genaue Statistiken zu erhalten, aber Geshekters Reaktion besteht nur darin, von den Planern der öffentlichen Gesundheitsfürsorge zu verlangen, "systematisch Statistiken zu erstellen". Er zieht die Tatsache nicht einmal in Betracht, dass solche "Gesundheitsfürsorge-Planer" in vielen verarmten Ländern nicht einmal existieren.

Es ist Mode geworden, die Aktivitäten von westlichen Hilfsorganisationen, NGOs usw. in den unterentwickelten Ländern anzugreifen, und es ist mit Sicherheit nicht schwierig, ihre Beschränkungen nachzuweisen. Geshekter möchte dieser Liste auch westliche Aids-Mediziner und medizinische Hilfskräfte hinzufügen. Tatsächlich ist die westliche Hilfe für Afrika seit den 80er Jahren insgesamt zurückgegangen. Sie ist größtenteils an wirtschaftliche Reformen gebunden, umfasst weniger als 15 Milliarden Dollar im Jahr und fließt in Schuldenrückzahlungsprogramme der Länder südlich der Sahara an westliche Banken. Zweimal soviel Gelder gehen an Schuldenprogramme als für grundlegende Gesundheitsversorgung ausgegeben wird. Im Jahr 2001 betrugen die Gesamtausgaben der USA für Hilfsprogramme gegen HIV/Aids und sämtliche Infektionskrankheiten in Afrika nur 460 Millionen Dollar.

Wenn Geshekter, statt die "leichten" Ziele wie die Weltgesundheitsorganisation, UNAIDS usw. anzugreifen, eine ernsthafte Untersuchung der Gesundheitsversorgung in Afrika durchführen würde, dann müsste er die zentrale Rolle offen legen, die die Strukturanpassungsprogramme des IWF dabei spielen, selbst die minimalste Gesundheitsversorgung, die es zuvor auf dem Kontinent gab, abzuschaffen. Er müsste als Professor für afrikanische Geschichte sicherlich die Auswirkungen der Sklaverei und der Kolonialherrschaft auf Afrika berücksichtigen, genauso wie die noch anhaltenden Auswirkungen der imperialistischen Politik während des Kalten Kriegs. Stattdessen zählt er nur "die schlechten Ernten, die ländliche Armut, das System der Wanderarbeiter, die Überfüllung der Städte, die ökologische Erosion, das soziale Gemetzel, den Zusammenbruch der staatlichen Strukturen und die sadistische Gewalt der Bürgerkriege" als die Faktoren hinter den Krankheiten in Afrika auf, als seien all das Gottes Taten. [36]

Trotz des großen Gezeters aus dem Dissidenten-Lager, die sozialen Bedingungen seien das Problem in Afrika, vermeiden sie jegliche Diskussion über ihre Ursachen und versuchen in keiner Weise, gegen die Plünderungen der westlichen Banken und Konzerne vorzugehen.

Medikamentenbehandlung, statistische Studien und Pharma-Konzerne

Die Methode der Dissidenten versagt auch in Bezug auf die Medikamentenbehandlung und die Tests zur Feststellung von HIV/Aids-Symptomen. In der Tat ist die Herangehensweise der Dissidenten an medizinische Fragen, wenn sie sie überhaupt in Betracht ziehen, genauso vereinfachend wie ihre Einstellung in politischen und sozialen Fragen.

Die immer wiederkehrende Leitidee der Aids-Dissidenten ist, dass mächtige Pharma-Konzerne ein giftiges Medikament in den Markt gepuscht hätten, ohne dass es ausreichend getestet worden sei. Sie malen das Bild einer Verschwörung, die fast den gesamten medizinischen Berufsstand, Regierungen und Pharma-Unternehmen umfasst und die zur Folge hat, dass Medikamente, die zur Linderung von Aids-Symptomen verschrieben werden, in Wirklichkeit zum Aids-Tod führen.

Warum behaupten sie zum Beispiel, das Medikament AZT, das als erstes umfassend von Aids-Patienten eingenommen wird, sei nicht nur wertlos, sondern auch dermaßen giftig, dass es Patienten umbringe? Als erstes wollen wir uns die wissenschaftliche Seite ansehen.

AZT ist ein sogenannter DNS-Ketten-Terminator. Es greift die DNS der Zelle an und verhindert, dass sie sich vermehrt, was entscheidend ist bei dem Versuch, die Reproduktion von Aids-infizierten Zellen aufzuhalten. Aus dieser theoretischen biochemischen Erklärung hat Duesberg geschlossen, dass AZT alle Zellen des Körpers angreift. Dies ist auch das Argument, das TS in Bezug auf den Einsatz von AZT zur Unterbindung von Aids-Übertragung von Müttern auf ihre Babys wiederholt.

Es sind allerdings nicht nur die Aids-Dissidenten unter den Wissenschaftlern, die über diese Gefahr nachgedacht haben. Montagnier zum Beispiel hat dieselbe Frage aufgeworfen: "Tötet AZT nicht alle Zellen?" Und seine Antwort: "Tatsächlich tut es das, aber nur in Dosen, die viel höher sind als diejenigen, die man braucht, um aktiv gegen das Enzym des Virus vorzugehen." [37] Die AZT-Theorie, erklärt er, geht davon aus, dass es das Reverse-Transkriptase-Enzym angreift, die das HIV benutzt, um sich zu vermehren. Montagnier erklärt weiter, weil AZT die DNS angreife, produziere es tatsächlich ernste Nebenwirkungen; aber eine angemessen niedrige Dosis verringere solche Nebenwirkungen. Selbst bei den erst später entwickelten effektiveren Kombinations-Therapien, bei denen verschiedene Medikamente eingesetzt werden, führt Montagnier die schweren Probleme an, die durch die Behandlung entstehen - Anämie, Schädigungen von peripheren Nerven, was zu Schmerzen und Lähmung führt, Übelkeit, Durchfall und Überempfindlichkeit der Haut- sowie des Verdauungstrakts. Zu den Langzeitfolgen kann das Ansteigen des Cholesterinspiegels gehören, was zu Herzkrankheiten führt. [38]

Anders ausgedrückt, wir sehen, dass orthodoxe Aids-Wissenschaftler Duesbergs Sorgen hinsichtlich der Toxizität von Aids-Medikamenten teilen - innerhalb gewisser Grenzen. In einer entsprechend hohen Dosis tötet AZT alle Zellen ab, und selbst bei niedrigeren Dosen hat es ernsthafte Nebenwirkungen. Aber an diesem Punkt müssen wir übergehen von der Biochemie zur medizinischen Praxis.

Die wissenschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben Tausende neue Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten hervorgebracht und die medizinische Praxis musste sich entsprechend darauf einstellen. Wenn man sie in falscher Dosierung einnimmt, sind vieler dieser Medikamente "giftig", und viele haben ernste Nebenwirkungen. Aber wenn sie mit Umsicht angewandt werden, dann stehen heute Behandlungen zur Verfügung, die zumindest das Leben von Patienten, für die es zuvor keinerlei Hoffnung gab, verlängern können. Der ständige Verweis der Aids-Dissidenten darauf, die Aids-Medikamente seien "giftig", dient dazu, mögliche Behandlungsmethoden abzulehnen, statt sich den wirklichen Schwierigkeiten zuzuwenden, mit denen Arzt und Patient konfrontiert sind, wenn man sich für eine spezielle Therapie entscheiden muss. Würden die Dissidenten dieselben Argumente, die sie gegen Aids-Medikamente vorbringen, auch gegen Medikamente richten, die in der Krebs-Therapie oder bei anderen Krankheiten verwandt werden und die genauso "giftig" sind und drastische Nebenwirkungen haben? Die Dissidenten kümmern sich nicht um diese weitergehenden Aspekte der Behandlung mit Medikamenten.

In der Medizin basieren viele Entscheidungen darüber, welcher Weg bei der Behandlung eingeschlagen werden sollte, auf der Erfahrung des Mediziners, der die Vor- und Nachteile verschiedener Strategien abwägt, seiner Kenntnis der Geschichte des Patienten und so weiter. Sie sollten auch auf einer sachkundigen Diskussion mit dem Patienten basieren, um soviel wie möglich über seine Krankheit zu erfahren. Theoretische Erwägungen aus der Biochemie können eine Richtschnur sein; aber der gegenwärtige Kenntnisstand über dieses Thema weist trotz der revolutionären Entwicklungen in der letzten Epoche ernsthafte Unzulänglichkeiten auf, wenn er auf die komplexen Zusammenhänge des menschlichen Körpers angewandt wird. Man geht davon aus, dass "nur etwa 15 Prozent der medizinischen Eingriffe von zuverlässigen wissenschaftlichen Beweisen gestützt werden". [39]

Bevor wir diese Diskussion über die medizinische Praxis weiterführen, müssen wir uns mit dem wesentlichen Problem auseinandersetzen, mit dem Millionen von Menschen in der westlichen Welt und noch viele mehr in den unterentwickelten Länder konfrontiert sind: mit dem eingeschränkten Zugang zu Medikamentenbehandlungen. Medikamente und öffentliche Gesundheitsversorgungssysteme, die diese Behandlungen anbieten, sollten allen zugänglich sein, die sie brauchen. Stattdessen wird die Verfügbarkeit immer mehr auf eine reiche Elite eingeschränkt. Im Westen werden Medikamente rationiert, während gleichzeitig ihr Preis in einer Höhe festgesetzt wird, der weit über den Möglichkeiten der meisten unterentwickelten Länder liegt. Zusammenbrechende öffentliche Gesundheitssysteme, Mangel an Ärzten und ausgebildetem Personal, fehlende technische Ausrüstung auf dem neuesten Stand - das ist die Wirklichkeit, der man sich zuwenden muss. Im Zentrum dieser zugespitzten Lage, die in Afrika derart katastrophale Ausmaße angenommen hat, dass Millionen junger Menschen unnötig sterben, stehen die transnationalen Pharma-Konzerne, die riesige Profite machen, und Regierungen, deren Ausgaben für die Gesundheit von der globalen Finanzwelt diktiert werden.

Es ist reine Ablenkung, wenn man alle Aufmerksamkeit auf eine angebliche Verschwörung mit dem Ziel richtet, eine Krankheit "zu erfinden" und dann ein giftiges Medikament zu produzieren, dass diese Krankheit hervorruft. Die wirkliche Verschwörung ist die einer reichen Minderheit, die ihre Profite über die Bedürfnisse der großen Mehrheit der Weltbevölkerung nach Medikamenten und angemessener medizinischer Versorgung stellt.

Wenn die Arbeiten der Dissidenten die Profite in Betracht ziehen, die mit Medikamenten erzielt werden, dann tun sie das auf eine sehr einseitige Art und Weise. Joan Shelton zum Beispiel erklärt - wie auch MS, die "Geld, sehr viel Geld" im Zentrum der Verschwörung sieht - : "Wissenschaft kann gekauft werden, und eine abweichende Meinung kann zum Schweigen gebracht und als unerheblich abgetan werden wegen der enormen Summen, die dazu dienen, eine allgemein vorherrschende Hypothese zu verteidigen." [40] Aber wenn sie über die teuren Kombinationsmedikamente spricht, die jetzt bei Aids-Patienten angewandt werden, dann verliert sie kein Wort über Profite. Ganz im Gegenteil, sie akzeptiert die Auffassung, dass nur eine begrenzte Menge Geld für die Gesundheitsversorgung zur Verfügung steht, das rationiert werden muss. Das Recht der Pharma-Firmen, unmäßige Profite zu machen, und die Behauptung, Regierungen müssten die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung senken, werden nicht in Frage gestellt.

So wie sie darauf bestehen, sämtliche medizinischen Überlegungen auf die Biochemie zu reduzieren, so ziehen die Dissidenten speziell ein Gebiet der modernen Medizin in ihre Betrachtungen ein: die medizinische Statistik - klinische Versuche, epidemiologische Studien und so weiter. Hier befinden wir uns auf einem Gebiet, auf dem es ebenfalls keine schwarz-weiß Ergebnisse gibt und auf dem endlose Kontroversen möglich sind, so wie es ein Buch über dieses Thema beschreibt: "Im Bereich der medizinischen Behandlung gibt es nur wenige Situationen, in denen man nicht noch einen weiteren Faktor berücksichtigen, eine weitere Studie durchführen oder eine neue Variante einer Hypothese aufstellen könnte... Die Antwort darauf, ob ein bestimmter Zusammenhang ein ursächlicher Zusammenhang ist, ist nicht ein einfaches ja oder nein, sondern erfordert wohldurchdachte und der Wahrscheinlichkeit entsprechende Überlegungen." [41]

Duesberg wurden zum Beispiel, als er und Ellison 1990 in der Zeitschrift Policy Review die Theorie über "Risiko-Verhalten" als Ursache für Aids vorstellten, mit den epidemiologischen Ergebnissen der "San Francisco Men's Health Study" konfrontiert. Von den 386 homosexuellen Männern, die HIV-positiv waren, als sie sechs Jahre zuvor Teilnehmer der Untersuchung wurden, hatten 140 Aids entwickelt und die meisten davon waren gestorben. 40 Männer hatten sich angesteckt, seit sie an der Studie teilnahmen, und zwei davon entwickelten später Aids. Von den 370 homosexuellen Männern der Studie, die HIV-negativ waren, hatte keiner Aids entwickelt. [42]

Duesberg und Ellison reagierten darauf, indem sie erklärten, es gäbe zwar einen Zusammenhang zwischen Aids und HIV-Infektion, aber das würde nicht die These widerlegen, dass Risiko-Verhalten die zugrundeliegende Ursache sei. Als 1993 eine weitere Analyse der San-Franzisko-Studie veröffentlicht wurde, in der kein bedeutsamer Zusammenhang zwischen Drogeneinnahme und Aids nachgewiesen wurde, war Duesbergs Reaktion drauf, die Daten über Drogeneinnahmen seien oberflächlich und unzureichend, weil die Teilnehmer nicht über Drogenkonsum in den Jahren vor der Studie befragt worden und keine Drogentests gemacht worden seien. [43] Aids-Dissidenten fordern immer noch weitere statistische Studien, in denen die Drogengewohnheiten der Teilnehmer genauer untersucht werden. Angesichts der Tatsache, dass Drogenkonsum illegal ist, könnten die Befragten natürlich lügen. Aber wir sehen hier sehr deutlich, dass "wohldurchdachte und der Wahrscheinlichkeit entsprechende Überlegungen" nicht das Kennzeichen von Duesbergs Herangehen an statistische Studien sind.

Ähnliche Probleme der Interpretation tauchen in der Einschätzung von klinischen Tests zur Untersuchung der Wirksamkeit von Medikamenten auf. Und hier ist das Problem noch komplexer weil (a) Patienten, die an Aids zu sterben drohen, verständlicherweise alles versuchen, um neue Medikamententherapien auszuprobieren, von denen sie hoffen, dass sie ihr Leben verlängern, und (b) es eine ebenso verständliche Tendenz gibt, die anfänglichen Erfolge einer Medikamentenbehandlung zu übertreiben und umgekehrt eine Tendenz, eine Medikamentenbehandlung abzulehnen, wenn sich nach begrenztem Erfolg Enttäuschung breit macht.

Zu diesen Problemen kommt noch die schädliche Rolle der Pharmaindustrie. Natürlich besteht ihre Perspektive darin, die Deregulierung voranzutreiben, und sie beschäftigt riesige Presse- und Werbeabteilungen, um Ärzte und Patienten zu überzeugen, ihre Produkte zu benutzen. Darüber hinaus finanziert sie Patientengruppen, um die Unterstützung für ihre Medikamententherapien zu erhöhen; sie dominiert den größten Teil der Forschung auf dem Gebiet der Biochemie und Medizin, in wachsendem Maße finanziert sie die Forschung an den Universitäten, und sie finanziert sogar akademische Zeitschriften mit ihren Anzeigen.

Wie soll man auf eine solche Situation reagieren? Wiederum ist die Reaktion der Dissidenten viel zu stark vereinfachend. Joan Shenton befasst sich recht detailliert mit den Tests, mit denen AZT, das erste Anti-HIV-Medikament 1986 eingeführt wurde. Medikamente sollen mehrere Testphasen durchlaufen, strenge Prozeduren, die speziell nach dem Contergan-Fall in den 60er Jahren entwickelt wurden, als verkrüppelte Kinder zur Welt kamen, nachdem ihre Mütter das Medikament während der Schwangerschaft eingenommen hatten.

Wenn neue Medikamente an einer Gruppe von Patienten ausgetestet werden, werden statistische Standardmethoden angewandt, darunter der Doppel-Blind-Test, bei dem weder der Patient noch der Arzt wissen, was wirkliche Medikamente und was Placebos sind. Shenton enthüllt, wie die AZT-Tests, die von dem Hersteller Burroughs Wellcome finanziert wurden, auf höchst unzulängliche, wenn nicht betrügerische Weise durchgepeitscht wurden, was dann von der US-Behörde für Lebensmittel und Medikamente [US Food and Drug Administration, FDA] vertuscht wurde. Patienten, die an der Erprobung beteiligt waren, fürchteten, möglicherweise Placebos zu bekommen; deshalb schickten sie Medikamente zu einer unabhängigen Analyse. Die verzweifelte Bemühen der sterbenden Aids-Opfer, das neue Medikament auszuprobieren, war so groß, dass bestimmte Gruppen von Testpatienten ihre Medikamente mit anderen teilten, damit alle wenigstens einen kleinen Teil von AZT abbekamen.

Was Shenton nicht erklärt, bei Steven Epstein (siehe [23] in Teil 2 der Serie) aber detailliert ausgeführt wird, ist die Rolle der Homosexuellenbewegung, die forderte, AZT rasch zur Verfügung zu stellen. Aids-Aktivisten behaupteten, sie seien das Opfer von "Gruppenmord durch Vernachlässigung" und forderten "Medikamente für die Körper"; sie demonstrierten vor der Hauptverwaltung der FDA und griffen bei Veranstaltungen von Aids-Wissenschaftlern ein.

Während die Verzweiflung der unter Aids leidenden Patienten verständlich ist, fanden sie unerwartete Verbündete, als sie Druck auf das FDA mit dem Ziel ausübten, die Erprobungen zu umgehen. Die rechte Denkfabrik Heritage Foundation und das Wall Street Journal erkannten in Aids die Möglichkeit, die bundesstaatlichen Vorschriften abzubauen. Als der Vorsitzende des Unterausschusses des Repräsentantenhauses zu Gesundheitsfragen gegen die Deregulierung auftrat, erklärte das Wall Street Journal: "Wenn er die Initiative der Regierung ablehnt, dann wird es interessant werden, wie er das den Aids-Opfern in seinem Wahlbezirk West Hollywood erklären wird." [44] Mächtige finanzielle und politische Interessen innerhalb der Reagan-Regierung kamen ins Spiel. Der Wert der Burroughs-Wellcome-Aktien stieg angesichts der Aussicht, eins ihrer Produkte könnte das erste erfolgreiche Anti-HIV-Medikament sein. Epstein erklärt, dass es nicht lange dauerte, bis Pharmafirmen begannen, Aktivistengruppen zu finanzieren - und damit ernstlich deren Anspruch aufs Spiel setzten, die Interessen der Aids-Kranken zu vertreten.

Das Ergebnis der Deregulierung in den Vereinigten Staaten ist, dass Pharmakonzerne bei Aids-Medikamenten keine umfangreichen klinischen Erprobungen mehr durchführen müssen; das bedeutet, dass, sobald die neuen Kombinationsmedikamente entwickelt sind, sie sofort in den Krankenhäusern ausprobiert werden. "Da die Mediziner sich auf immer neue und breitere Gebiete der HIV-Behandlung vorwagen, bewegt sich das gewaltige Experiment mit Kombinationstherapien... ohne ordentliche Datenerfassung voran. Keiner kann das noch verfolgen." [45] Es gibt ein paar Daten, aber da sie nicht aus klinischen Erprobungen stammen, entsprechen sie nicht den wissenschaftlichen Standards, die normalerweise erforderlich sind. Die Deregulierung durch Regierungen, die vor den Forderungen der Pharmakonzerne und der Aids-Aktivisten zurückweichen, die den Verkauf der neuesten Medikamente ohne vorherige umfassende klinische Erprobung verlangen, hat eine ernste Situation geschaffen, die mit einem erneuten Ansteigen von Aids-Todesfällen zu einer Krise in den westlichen Ländern führen könnte. Und das kommt noch zu der bisher schon furchtbaren Situation in Afrika und den unterentwickelten Ländern hinzu.

Die Reaktion der Dissidenten war, zu leugnen, dass die Kombinationsbehandlungen irgendwelche Wirkungen haben. In Wirklichkeit hatten sie eine beachtliche Wirkung, und genau das ist das Problem.

Obwohl langfristige statistische Studien fehlen, schauen wir uns die Zahl der Aids-Toten in den USA an. 1993 starben 44.730 Menschen an Aids, die Zahl wuchs 1994 auf 49.095 und erreichte 1995 mit 49.456 den Höhepunkt. Dann ging sie 1996 jäh auf 36.510 zurück und fiel in den nächsten zwei Jahren auf 20.732 und 16.317 (siehe auch die Aufstellung des US-Gesundheitsbehörde). [46] TS argumentiert, dieser jähe Rückgang an Aids-Sterblichkeit sei eine Folge des Rückgangs an neuen Aids-Fällen und wiederholt das von Dissidenten vorgelegte Material, das die Wirkung von Medikamenten leugnet. Auf der Grundlage von Forschungen des Direktors des Gesundheitsamtes von San Franzisko, Dr. Mitch Katz, behaupten die Dissidenten, wenn man die Änderung der Definition von Aids durch medizinische Experten berücksichtige, könne der Rückgang an Aids-Todesfällen vollständig durch diesen früheren Höhepunkt bei der Rate an HIV-Übertragungen erklärt werden. Tatsächlich war die von Katz vorhergesagte nierdrigere Rate an neuen Aids-Fällen immer noch sehr viel höher als die, die von 1997 an tatsächlich beobachtet wurde. [47] Dieser Rückgang an Aids-Todesfällen bezieht sich nur auf die Vereinigten Staaten. In Europa, wo die Behandlung kostenlos ist, war der Rückgang noch steiler: 80 Prozent zwischen 1994 und 1998. [48]

Weil keine Langzeitstudien zur Verfügung standen, erzeugte der anfängliche augenscheinliche Erfolg der Medikamente eine Euphorie bei vielen Aids-Patienten und Wissenschaftlern. Natürlich waren die Pharmaunternehmen in der Lage, ihre Profite in die Höhe zu treiben, indem sie verschiedene Kombinationstherapien zu enorm überhöhten Preisen verkauften Die Folge war, dass eine gefährliche Selbstzufriedenheit genährt wurde. Wie Laurie Garrett erklärt, gibt es drei Studien, die letztes Jahr veröffentlicht wurden und die zeigen, dass sich in den USA und Europa medikamtenresistente Abarten des HIV-Virus verbreiten. [49] Es erscheint wahrscheinlich, dass die Medikamente, die zur Zeit zur Aids-Behandlung eingesetzt werden, nur etwas Zeit herausschinden werden, vielleicht einige Jahre, bevor der Virus sich wieder geltend macht. Die meisten Wissenschaftler auf diesem Gebiet erklären, der Grund dafür liege darin, dass der HIV-Virus sich sehr schnell verändere, so dass auch veränderte Kombinationen der eingesetzten Medikamente letztendlich nicht in der Lage sind, die Verbreitung der Krankheit aufzuhalten.

In den USA hat die Medieneuphorie, die verkündete, die Krankheit sei "besiegt", dazu geführt, "dass dringend benötigte Aids-Pflegeeinrichtungen geschlossen und Teams von Wissenschaftlern, Ärzten und Krankenschwestern aufgelöst wurden, die bis dahin die Ergebnisse der Patientenbehandlungen in einem Umfang überwacht hatten, dass daraus statisch relevante Daten gewonnen werden konnten". [50] Es sieht jetzt so aus, als ob die HIV-Infektion unter homosexuellen Männern anwächst und dass es einen zunehmenden Trend zu ungeschütztem Sex gibt, in dem Glauben, die Infektion sei nicht mehr gefährlich.

Wahrscheinlich hat die Konzentration darauf, nicht ausführlich getestete Medikamente anzubieten, zu einer Selbstzufriedenheit geführt, die der langfristigen Forschung einen ernsthaften Schaden zugefügt hat. Ganz sicher wurde sehr wenig Mühe auf die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Aids verwendet. Garrett erklärt die Haltung in Bezug auf Impfstoffe: "Im Jahr 2000 gab es keine solche Lösung. Und, was noch wichtiger war, es spielte in den Forschungs- und Entwicklungsvorhaben der großen Pharma-Konzerne keine Rolle; in erster Linie deshalb, weil keine zukünftige Profitabilität gesehen wurde."

Obwohl die Medikamente für viele Aids-Patienten einen zeitlichen Aufschub bedeuten, sollte man noch einmal betonen, dass das nur für diejenigen gilt, die sich diese Behahndlung leisten können (ab 10.000 Dollar im Jahr aufwärts). Die Kosten umfassen nicht nur die Kombinations-Medikamente, sondern auch medzinische Pflege und Überwachung, die man bei der Einnahme eines solchen Medikamenten-Cocktails braucht, der oft schwerwiegende Nebeneffekte hat. Dass immer weniger Menschen Zugang zu medizinischer Behandlung haben, gilt nicht nur für die unterentwickelten Länder, sondern in wachsendem Maße auch für die USA. Erhebungen in Amerika zeigen, dass mehr als die Hälfte der HIV-Infizierten sich die Behandlung mit den Kombinations-Medikamenten nicht leisten kann. Eine der Umfragen stellte fest, dass weniger als ein Drittel der Infizierten über eine private Versicherung verfügen, die die volle Kombinationsmedikamenten-Behandlung ermöglicht. [52]

Wenn man die Arbeiten der Dissidenten über die neueren "Drei-Medikamenten-Kombinationen" liest, dann zeigt sich eine ähnliche Reaktion wie die von Joan Shenton. Das Recht der Pharmahersteller, überhöhte Preise zu verlangen und riesige Profite zu machen, wird nicht in Frage gestellt. Es gibt keine Besorgnis über die immer schlechter werdende medizinische Versorgung oder die Behandlungskosten. Die Besserung, die die Medikamente bewirken können, wenn auch nur für eine gewisse Zeit, wird geleugnet. John Lauritzen schreibt zum Beispiel: "Patienten die Protease-Hemmer genommen haben, taten das aus Herdentrieb und in einem Milieu von Hoffnung, das die Propaganda der Pharma-Industrie erzeugt hat. Sie hofften, dass es ihnen besser gehen würde. Sie ermutigten sich gegenseitig, damit es ihnen besser ging, und einigen ging es besser. Die anderen wurden ignoriert, eine Form von Ächtung. Anders ausgedrückt, der Nutzen der Protease-,Cocktails' - wenn es einen gibt - muss psychologischer Natur sein. Diese Chemikalien können unmöglich einen wirklichen Nutzen für die Gesundheit gebracht haben."

Damit behaupten die Dissidenten, die Wahrnehmung von Besserung, hervorgerufen durch die Medikamente, sei eine Art Massenhypnose. Diese Art von Argumentation wird ihrer Sache nicht dienlich sein, da die meisten, die sich ernsthaft und intensiv mit der Aids-Frage beschäftigen, anhand einer ganzen Anzahl von Quellen - darunter auch solchen, die dem medizinischen Establishment kritisch gegenüberstehen wie Garrett [53] - nachprüfen können, dass die Medikamente in der Tat kurzfristig dramatische Bessserungen gebracht haben.

Die HIV-Tests

Eine der emotionsgeladensten Fragen in der Argumentation der Dissidenten ist die der HIV-Diagnose. Es gibt hier viele persönliche Tragödien, und die Literatur der Dissidenten hat diese Fälle ans Licht gebracht. Das Mindeste, was passieren kann, wenn man als HIV-positiv eingestuft wird, ist oft, dass man sozial gebrandmarkt wird; und es gibt eine Reihe von Fällen, in denen Menschen nach einer solchen Diagnose Selbstmord begangen haben. Sie kann auch zum Verlust des Arbeitsplatzes und zu enormen Rechnungen für medizinische Behandlung führen. Weil der Test anfänglich weniger zuverlässig war, gibt es Beispiele von Menschen, die fälschlicherweise als HIV-positiv diagnostiziert wurden. [54] Eine Reihe von führenden Dissidenten wie Christine Maggiore, wurden als HIV-positiv diagnostiziert, haben es aber überlebt und erfreuen sich bester Gesundheit. Aber erneut werden hier wichtige Fragen der medizinischen Praxis und Diagnose mit einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung auf dem Gebiet der Biochemie vermischt.

Joan Shenton ließ eine kleine Auswahl an Leuten HIV-Tests unterziehen. Es war nicht überraschend, dass im Ergebnis Personen, die nicht an Aids litten, aber bestimte Auto-immun-Bedingungen aufwiesen, wie z. B. rheumatische Arthristis, positive Ergebnisse erzielten. Wie ich schon in meiner Antwort auf Mr. Martinots Brief zu erklären versucht habe ("Ein Briefwechsel zum Thema Aids/HIV"), sollen die Tests als Teil einer medizinischen Diagnose angewandt werden, in der die Tatsache mit in Betracht gezogen wird, dass viele bekannte "klassische" Krankheiten ebenfalls zu positiven Resultaten führen können.

Shenton fand heraus, dass fünf HIV-positive Patienten in allen Tests als positiv diagnostiziert wurden, aber ein schwuler Mann wurde in drei Fällen als positiv und in zwei Fällen als negativ erkannt. Shenton meint, die negativen Resultate hätten sich deshalb ergeben, weil die Testlaboratorien nicht wussten, dass der Kandidat schwul war. Sie hat damit sicherlich bewiesen, dass es mit den Tests in einigen Grenzfällen Probleme geben kann. Die hohe Zuverlässigkeitszahl, die ich in meiner Antwort an Mr. Martinot zitiert habe, stammt aus den Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und bietet wahrscheinlich deshalb eine weniger zweideutiges Ergebnis, weil in eindeutigeren Fällen getestet wurde. Joan Shenton erklärt, die Mediziner hätten groß angelegte statistische Versuche machen müssen, um die Zuverlässigkeit der Tests zu prüfen. Auf dem Hintergrund jedoch, dass vor den Gerichten viele Fälle wegen falscher Diagnose verhandelt werden - Fälle, von denen die Dissidenten hoffen, dass sie ihre Behauptungen bestätigen werden -, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Mediziner weiteren Prüfungen der Tests ausgewichen sind. Viel wahrscheinlicher ist die Erkenntnis - die für die gesamte medizinische Praxis gilt -, dass selbst die besten diagnostischen Methoden zu falschen Ergebnissen führen können und dass sie im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe anderer Tests und Beobachtungen eingesetzt werden müssen.

(Es sollte besonders erwähnt werden, dass diese Aids-Tests nicht auf der PCR-Methode beruhen, die TS erwähnt, obwohl PCR und andere Methoden benutzt werden, um den Verlauf der Krankheit zu verfolgen. Die Zuverlässigkeit solcher Methoden wird von Bruce Mirken in "Answering the AIDS-Denialists" beschrieben.) [55]

Hinter der Herangehensweise von TS - die Aids-Symptome könnten nicht von Krebs und Tuberkulose unterschieden werden, weil sie zu denselben HIV-positiven Resultaten führen, die Tests seien nicht genau und nicht standardisiert - scheint die Forderung zu stehen, das vielschichtige Problem der medizinischen Diagnose solle ein einfaches Ja/Nein-Ergebnis auf der Grundlage eines einzigen Tests liefern. Was immer die Probleme sind - und es gibt sicherlich gravierende Probleme, wie die Unterschiede in den Standards zwischen den verschiedenen Ländern -,sollte eigentlich kein direkter Zusammenhang mit dem Wahrheitsgehalt der HIV-Aids-Theorie bestehen.

Historisch betrachtet scheint die Zuverlässigkeit der HIV-Tests bei den Dissidenten in den USA keine Rolle gespielt zu haben. In dem Buch von Epstein, das 1996 herauskam, wird es kaum behandelt. Die Perth-Gruppe der Dissidenten in Australien, angeführt vom Biophysiker Eleni Eleopulos, warf diese Frage 1993 zum ersten Mal auf. Die in extrem wissenschaftlicher Sprache gehaltenen Arbeiten zweifelten die gesamte Grundlage der HIV-Tests an und stellten in Frage, ob der HIV-Virus tatsächlich isoliert worden sei. Man müsste eine Spezialist auf diesem Gebiet sein, um ihren Argumenten zu folgen, aber ihr wichtigstes Argument scheint zu sein, dass jeder über die Proteine verfügt, die für HIV spezifisch sind, und dass deshalb die Grundlage der Tests fehlerhaft ist. Der deutsche Virenforscher Stefan Lanka entwickelte auf der Konferenz, die von Aids-Dissidenten 1995 in Buenos Aires organisiert wurde, ihre Position noch weiter. (Die kürzliche Intervention in Süd-Afrika ist nicht das erste Mal, dass die Dissidenten ihre Meinungen in ein unterentwickeltes Land getragen haben, obwohl es so aussieht, als hätten sie in Argentinien weniger Erfolg gehabt.)

Lanka unterbreitete theoretische Argumente, die beweisen sollten, dass HIV nicht existiert und nie isoliert wurde. Seine Philosophie scheint der modernen Medizin und ärztlichen Eingriffen extrem feindlich gegenüberzustehen; "Um den Irrungen unserer Zeit adäquat begegnen zu können, müssen wir zuerst die Autonomie über unsere Körper wieder zurückerlangen, die wir an fehlgeleitete Experten abgegeben haben.". [56]

Die Meinung, dass HIV nicht existiert, wird auch von MS verteidigt. Sie ist einer Meinung mit Ellison, dass Duesberg "Verrat geübt hat" und nicht von seiner Vergangenheit als Retrovirus-Forscher brechen kann. Duesberg jedoch meint, dass HIV existiert und isoliert werden kann, aber dass es nicht die Ursache für Aids ist. Auf der Konferenz von Buenos Aires gab es deutliche Unterschiede zwischen Duesbergs Einstellung und derjenigen der Perth-Gruppe. Duesberg erklärte dazu: "Es wirkt tragisch, dass 99 Prozent der Aids-Forscher einen Virus studieren, der Aids nicht verursacht, und dass die wenigen, die das nicht tun, jetzt eine Debatte über die Existenz eines Virus führen, der Aids nicht verursacht." [57]

Offensichtlich ist die Kontroverse innerhalb des Dissidentenlagers bis auf den heutigen Tag nicht beigelegt. Obwohl die Perth-Gruppe Beiträge für die Internet-Seite von Duesberg liefert, behauptet Duesberg auf dieser Seite auch, dass er persönlich HIV isoliert hat. Sicherlich verdeutlicht das die enorme fachliche Komplexität und den Hang zu Debatten in diesem Bereich der Wissenschaft und sorgt nicht für Vertrauen in die Sache der Dissidenten.

Einige Schlussfolgerungen

Was die rein wissenschaftlichen Fragen angeht, so hat die Tatsache, dass ich sehr viele Artikel und Bücher mit so wenig Voreingenommenheit wie möglich über dieses Thema gelesen habe, meine Meinung, die ich in meiner Antwort auf Mr. Martinot geäußert habe, nicht geändert - dass nämlich die Theorie, HIV verursache Aids, im Wesentlichen bewiesen ist. Ich gebe allerdings zu, dass für mich, da ich nicht in Biochemie ausgebildet bin, viele der Arbeiten zu fachsprachlich und zeitaufwendig waren, um alle Details zu verstehen. Ich erkenne an, dass es viele Bereiche gibt, wo die Art, wie der HIV-Virus arbeitet, nicht bekannt ist, und dass die Debatte über die wissenschaftlichen Fragen fortgesetzt werden sollte. Es gibt mit Sicherheit Hinweise darauf, dass bestimmte Fragen nicht angesprochen werden und dass eine ordentliche wissenschaftliche Debatte nicht stattfindet.

Der überzeugendste Beweis für die HIV-Aids-Theorie ist die Wirksamkeit der Kombinations-Medikamente. Was diesen Punkt angeht, glaube ich, dass der Versuch der Dissidenten, die Wirksamkeit der Drogen zu leugnen, den Beweisen ins Gesicht schlägt, denn die Wirkung kann nicht nur der Medien-Propaganda der Pharma-Konzerne zugeschrieben werden.

In Beantwortung der Frage von TS, welche Arbeit mich von der Hypothese überzeugt hat, dass HIV Aids verursacht, würde ich sagen, dass Montagniers kürzlich erschienenes Buch "Virus" für den Laien die beste Darlegung ist (siehe [13] in Teil 2). Der Grund, warum sich sein halbbiografisches Buch wirklich zu lesen lohnt, liegt vielleicht darin, dass Montagnier jahrelang in einer Umgebung gearbeitet hat, die nicht völlig von Unternehmenshabgier und der Kontrolle durch Forschungsgelder dominiert war. Bei seiner Darstellung der wichtigsten Züge der orthodoxen Theorie ist er erfrischend frei von der Arroganz und dem vereinfachenden Dogmatismus, der das Thema zu beherrschen scheint.

Montagnier gesteht zu, dass neben dem HIV-Virus auch "Co-Faktoren" die Ursache für Aids sein können; eine Meinung, die er seit den frühen 80er Jahren vertritt. Duesberg tut diese Einstellung jedoch ab: "Wenn man es einmal mit einem Establishment zu tun hat, dass einen Fehler gemacht hat, aber damit in eine Machtposition gelangt ist, wird es sie kaum aufgeben, weil es da an der Spitze sehr bequem ist... Und in der Wissenschaft besteht die klassische Rettung aus dieser Situation darin, zu behaupten, es [HIV] würde nicht ausreichen, um die Krankheit auszulösen, was sie eigentlich von Anfang an gesagt haben. Jetzt erklären sie, wir brauchen etwas anderes... das gibt ihnen viel Zeit, ihre Hypothese zu berichtigen. Aber wenn man das tut, dann stellt man seine Hauptthese direkt in Frage, denn wenn man nicht weiß, wodurch sonst es verursacht wird, dann kann man auch nicht wissen, ob HIV eine Rolle dabei spielt." [58]

Abgesehen von der Tatsache, dass Montagnier sein "klassisches Rettungs"-Konzept von Anfang an vertreten hat, scheint Duesbergs Behauptung, bis man alle kausalen Faktoren kenne, sei es unmöglich, eine kausale Erklärung vorzubringen, einem extrem engstirnigen Konzept zu entspringen. Das würde die meisten Entwicklungen in allen Wissenschaftsbereichen ausschließen und mit Sicherheit die in der Medizin, wo die Schädigung oder die Überbelastung des Immunsystems durch schwere Infektionen, Drogengebrauch und so weiter als mögliche Faktoren im Verlauf einer Krankheit untersucht werden müssen, genauso wie die verschiedenen genetischen Voraussetzungen bei verschiedenen Individuen.

Es muss allerdings auch gesagt werden, dass die extrem fachlichen, wissenschaftlichen Fragen nicht der wichtigste Punkt in der Auseinandersetzung sind. Ich habe im Verlauf dieser Erwiderung versucht deutlich zu machen, speziell durch einen Rückblick auf die Geschichte der Aids-Katastrophe, dass es enorm wichtige politische und soziale Fragen gibt, die diskutiert werden sollten und die von den Dissidenten verschleiert werden. Es ist richtig, dass die Mehrheit der "orthodoxen" Wissenschaftler diese Fragen ebenso widerwillig angeht - der Grund dafür liegt oft nicht nur darin, von wem sie finanziert werden, sondern auch im augenblicklich vorherrschenden intellektuellen Klima, das die politische Auseinandersetzung auf dem niedrigsten Niveau gehalten hat.

Obwohl die Dissidenten politische Fragen kaum offen diskutieren, ist vieles von dem, was sie im letzten Jahrzehnt getan haben, politisch. Wie unbeabsichtigt es auch sein mag, sie haben sehr reaktionären Kräften geholfen oder könnten es tun, von der ANC-Regierung in Südafrika bis zur religiösen Rechten in den Vereinigten Staaten.

Alle Anzeichen deuten jedoch auch darauf hin, dass von der skandalösen Episode rund um Gallos' erste Bekanntmachung, er habe den HIV gefunden, bis zu den wissenschaftlichen Konferenzen im Jahr 1996, als die Kombinations-Medikamente als die endgültige Lösung verkündet wurden, die Pharma-Konzerne und ihre Verbündeten in der Regierung die wissenschaftliche Tagesordnung der Aids-Wissenschaft größtenteils diktiert haben. Obwohl ich nicht so weit gehen würde wie die Dissidenten, die erklären, sie seien in der Lage gewesen, alle dazu zu bringen, eine völlig falsche Theorie zu akzeptieren, so ist es sicherlich richtig, dass sie die Forschung in eine bestimmte Richtung gelenkt haben. Zweifellos tun sie das durch ihre Kontrolle über die Forschungsgelder, durch finanzielle Belohnungen und die Förderung von wichtigen Individuen etc. Obwohl ich nicht einverstanden bin mit der Idee, die Mr. Martinot vertritt, dass Dissidenten-Wissenschaftler "unterdrückt" werden, kann ich verstehen, dass sie von den Kreisen an der "Spitze", die Konferenzen organisieren, Zeitschriften herausgeben und die Richtung der Forschung diktieren, an die Seite gedrängt werden, so wie es Montagnier 1984 passiert ist.

Um ein Beispiel aus den Unterlagen der Dissidenten zu zitieren: David Rasnick, ein Biochemiker, der Duesberg unterstützt, erzählt, wie er 1997 an einer bedeutenden Aids-Konferenz teilnahm. [59] Die Tatsache, dass er daran teilnahm und ein Papier einreichen konnte, das die maßgebende Theorie - HIV verursacht Aids - angriff, zeigt, dass es die totale Zensur nicht gibt, wie die Dissidenten es behaupten. Aber als er den zwei führenden Wissenschaftlern auf der Konferenz Fragen stellte, weigerten sie sich einfach, darauf zu antworten und flohen sogar. Andere Wissenschaftler auf der Konferenz, die, wie Rasnick erklärt, seinen Thesen wohlwollend gegenüberstanden, wollten es nicht riskieren, die führenden Leute herauszufordern. Was Rasnick berichtet, klingt wahr und es deutet auf eine sehr ungesunde Situation in der Wissenschaft hin.

Die Wahrheit herauszufinden, wie sich Aids entwickelt, und eine Behandlung zur Heilung einer Krankheit zu finden, von der Millionen betroffen sind, erfordert die besten wissenschaftlichen Traditionen. Offene Diskussion, ein Maximum an Klarheit, Zugang zu allen Informationen - das sind die grundlegenden Voraussetzungen.

Bedeutet das nicht, dass eine politische Kampagne geführt werden müsste, die viel mehr darüber aufdeckt, wie die Interessen der Unternehmen von der Wissenschaft Besitz ergreifen? Dissidenten-Wissenschaftler könnten einen Teil der Energie, die sie in die wissenschaftliche Diskussion über die Ursache von Aids gesteckt haben, dazu benutzen, um aufzudecken, was sie über das Vorgehen der Pharma-Konzerne wissen oder herausfinden können. Es wäre mit Sicherheit unermesslich produktiver, es mit den wirklichen Kräften, die hier am Werk sind und die die wissenschaftliche Diskussion kontrollieren und beschränken, aufzunehmen, als zwei Lager zu bilden und alle Virenforscher zu denunzieren, weil sie dem intellektuellen Niveau von Duesberg nicht entsprechen. Aber in den Fragen der Wissenschaftspolitik wie auch in der Frage der Medikamentenbehandlung, gibt es in den Arbeiten der Dissidenten kaum Anzeichen einer wirklichen Opposition gegen die Machenschaften der Pharma-Konzerne.

In Bezug auf Afrika und die unterentwickelten Länder habe ich schon gezeigt, dass es eine reaktionäre Politik ist, sich auf Angriffe auf die WHO und auf Hilfsorganisationen zu konzentrieren. Genauso wie man den Einfluss offenlegen sollte, den der IWF und die Weltbank auf die Gesundheitssysteme dieser Länder haben, gibt es noch viel mehr zu sagen über das Vorgehen der Pharma-Konzerne in der Dritten Welt.

Trotz des Medienrummels vom Mai letzten Jahres - dass fünf führende Parmafirmen sich bereit erklärt haben, die Preise ihrer HIV-Medikamente für Menschen in den "dritte Welt"-Ländern zu senken - war das Ganze fast nur eine Werbemaßnahme. Wie eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Washington Post aufdeckt, wurden die WHO und die UN überrumpelt, um diese Ankündigung zu machen, obwohl "sie keinen Wahrheitsgehalt hatte", wie ein Sprecher der UNAIDS zugibt. Nur 25.000 Afrikaner - etwa 0,001 Prozent der Infizierten - haben Zugang zu Anti-Retroviren-Medikamenten.

Mehr als 40 Pharmaproduzenten haben die südafrikanische Regierung dieses Jahr verklagt, um ihr Recht zu veteidigen, Medikamente entsprechend dem sogenannten Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights (Trip)-Abkommen [Abkommen über handelsbezogene Aspekte des geistigen Eigentumsrechts] der Welthandelsorganisation zu patentieren. Vor drei Jahren hatte die südafrikanische Regierung eine Klausel für ihr Medizin-Gesetz vorgeschlagen, das die Herstellung von markenlosen Aids- und anderen Medikamenten in Südafrika erlauben würde. Der ANC hatte nie die Absicht, das globale Kapital anzugreifen - er hat das Trips-Abkommen selbst unterzeichnet - er möchte nur das Recht haben, seine eigenen Profite zu machen. Aber wie der anhängige Gerichtsprozess zeigt, können keine Preissenkungen und keine Schmälerung der globalen Profite der Pharma-Konzerne erlaubt werden.

Die Pharmahersteller haben jetzt eine Strategie entwickelt, um die Probleme, die bei der klinischen Erprobung von AZT auftraten, zu vermeiden. Indem sie Ärzte und Wissenschaftler in Osteuropa und in unterentwickelten Ländern einsetzen, um ihre Medikamente zu testen, können sie all die Probleme umgehen, die im Westen entstehen, wenn sie Placebos benutzen. Gesetzliche Vorschriften existieren so gut wie gar nicht, so dass Medikamente, die in den USA und Europa als zu riskant gelten, um erprobt zu werden, dort ohne Schwierigkeiten getestet werden können. Die schlecht unterrichteten Patienten sind sich oft nicht bewusst darüber, mit was für einer Behandlung sie sich einverstanden erklärt haben, und wenn die Pharma-Konzerne für die medizinische Versorgung der Patienten in den Versuchsreihen zahlen müssen, dann sind die Kosten dafür in diesen Ländern viel niedriger. Einige Aspekte dieser skandalösen Situation findet man in einer Artikelserie der Washington Post. [61]

In einem größeren Zusammenhang geht es hier um medizinische Fragen, die nicht nur für das wichtige Problem Aids von Bedeutung sind, sondern die auch enorme Auswirkungen für die ganze Menschheit haben. Ich spreche hier von dem ganzen Bereich an wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen, die in der Biochemie insgesamt gemacht wurden.

Der vielleicht am meisten publizierte Aspekt ist das Projekt der menschlichen Erbinformationen; der Bauplan der Gene wurde einige Jahre früher entschlüsselt, als man ursprünglich erwartet hatte. Es gibt gibt jedoch noch viele andere Aspekte dieser Wissenschaft. Indem sie gigantische Computerleistungen einsetzen, erweitern die Wissenschaftler nicht nur ihr Wisssen über die Moleküle der DNS in der menschlichen Zelle, die den genetischen Code (Genome) enthält, sondern auch ihr Wissen über andere chemische Komponenten der Zelle, die Boten-RNS und -Proteine. [62] Es gibt zweifellos einen großen Presserummel darüber, wie schnell diese Forschung in eine Heilung von Krebs und anderen Krankheiten umgesetzt werden kann. Es könnten eher Jahrzehnte als Jahre sein. Es ist eine Ironie der gegenwärtigen Lage, dass der Geschäftsführer eines Pharmaherstellers Duesberg in seiner Ablehnung der "Keim-Theorie" der Medizin zustimmt. Diese Konzerne sind im Moment vollauf damit beschäftigt, Medikamente auf der Basis von Gen- und Protein-Mustern zu entwickeln. Milliarden von Dollar werden von den Pharma-Konzernen in diese Forschung gepumpt, mit der Aussicht auf riesige Profite, die sie in Zukunft zu erzielen hoffen.

Mit der Verheißung von Ergebnissen, die sie sich von dieser Forschung versprechen - und indem sie Vergleiche ziehen zu Forschung und Entwicklungen in der Mikrochip-Technologie früherer Jahrzehnte - werden die Pharma-Konzerne jetzt als Erfolgsstory des globalen Kapitalismus angepriesen. Man sollte dabei natürlich nicht die Profite vergessen, die sie gegenwärtig mit den völlig überteuerten Medikamenten machen.

Laurie Garrett führt Zahlen an, die das verdeutlichen. 1998 machte die Pharma-Industrie alleine in den Vereinigten Staaten einen Profit von 99,5 Milliarden Dolllar. Von 1997 bis 1998 stiegen die Profite um 11 Prozent und von 1998 bis 1999 um 16,6 Prozent. Von 1993 bis 1998 verdoppelte sich die Summe, die für Medikamente in den USA ausgegeben wurde von 50,6 Milliarden auf 93,4 Milliarden Dollar. Das Anwachsen der Profite in der Pharmaindustrie übertraf bei weitem die übrigen Sektoren. Die Profite im Pharma-Bereich stiegen zwischen 1997 und 2000 jährlich zwischen 14 und 18 Prozent, während sie bei den 500 bestverdienenden Firmen um 4 bis 7 Prozent anstiegen. Garrett erklärt dazu: "Das Ergebnis war ein ungeheurer Preissteigerungsprozess für Medikamente, wodurch die Pharmaka an der Schwelle zum 21. Jahrhundert zum neuen Motor der Inflation im Gesundheitswesen wurden. Nur ein Jahrzehnt zuvor waren es die Krankenhäuser gewesen, die die Inflation angetrieben hatten: 1999 war die wirkliche Frage, mit der Politiker konfrontiert waren nicht mehr, ob die Versicherungen, die Regierung und der Einzelne die Kosten des Krankenhausaufenthalts bezahlen konnten, sondern ob sie es sich leisten könnten, die Medikamente zu bezahlen, die einen Krankenhausaufenthalt verhindern sollten." [63]

Die Aids-Wissenschaft und die Entwicklung von Aids-Medikamenten muss sicherlich in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Sollte das enorme Potential für die Menschheit, das in der Gen- und Protein-Forschung enthalten ist, nicht unter der Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung stehen statt unter der Kontrolle des Dow-Jones-Index und der Aufsichtsräte?

Statt zuzulassen, dass die gegenwärtige Entwicklungsrichtung fortgesetzt wird, bei der nur noch eine reiche Minderheit über eine umfassende Versorgung mit Medikamenten und ärztlicher Behandlung verfügt, ist es da nicht notwendig, dieser Profittreiberei ein Ende zu bereiten und die gesamte Medizin und Gesundheitsversorgung in öffentliches Eigentum zu überführen? Dieselbe Frage stellt sich in Bezug auf die Ausgaben (oder das Fehlen von Ausgaben) der Regierung für die Gesundheitsversorgung, die nicht nur durch die in die Höhe getriebenen Preise für Medikamente und medizinische Ausrüstung bestimmt werden, sondern auch von den Anforderungen der Finanzmärkte. All diese umfassenderen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen werden durch die Aids-Katastrophe aufgeworfen.

Quellen:

1. Alive and Well - Alternative AIDS Information Network http://aliveandwell-eugene.dreamhost.com/

2. Rethinking AIDS http://www.virusmyth.net/aids/

3. Joan Shenton Positively False, I.B.Tauris, 1998

4. HEAL Toronto http://www.healtoronto.com/

5. ACT UP San Francisco http://www.actupsf.com/

6. Positively False, S. 160

7. Govt sees scant role for key drugs in AIDS fight, 25. Oktober 2000, veröffentlicht auf der iClinic-Web-Seite http://www.iclinic.co.za/oct00/reuters/aidsdrugs25.htm

8. Preventing Mother-to-Child HIV Transmission, WHO-Bericht http://www.who.int/inf-pr-2000/en/pr2000-70.html

9. South Africa: The ANC government and the AIDS crisisWSWS -Artikel http://wsws.org/articles/2000/jul2000/aids-j05.shtml

10. The Mystery of AIDS in South Africa, Helen Epstein, New York Review of Books, 20. Juli, 2000

11. Lies, damned lies and noseweekDaily Mail and Guardian, 10. Oktober, 2000

12. Siehe auch folgende WSWS -Artikel: "South African provinces gripped by cholera epidemic" [http://wsws.org/articles/2001/jan2001/chol-j09.shtml], 9. Januar 2001, "South Africa's ANC government faces growing opposition" [http://wsws.org/articles/2000/nov2000/sa-n14.shtml], 14. November 2000, und "President Mbeki threatens South African workers" [http://wsws.org/articles/2000/feb2000/saf-f09.shtml], 9. Februar 2000.

13. Luc Montagnier, Virus, W.W. Norton & Co., 2000

14. Dorothy H. Crawford, The Invisible Enemy, A Natural History of Viruses, Oxford University Press, 2000

15. The Evidence that HIV Causes AIDS, NIAID Fact Sheet http://www.niaid.nih.gov/factsheets/evidhiv.htm

(Sehr viel mehr Informationen gibt es unter: Focus On the HIV-AIDS Connection http://www.niaid.nih.gov/spotlight/hiv00/default.htm)

16. Virus, S. 98

17. The Invisible Enemy, S. 137

18. HIV/AIDS Web-Seite von Raeto West http://www2.prestel.co.uk/littleton/aids_hiv_fraud.htm

19. Laurie Garrett Betrayal of Trust, The Collapse of Global Public Health, Hyperion, 2000, S. 399

20. ibid, S. 398

21. Joan Shenton Positively False, I.B.Tauris, 1998, Kapitel 4

22. ibid, S. 45

23. Steven Epstein, Impure Science, Aids, Activism and the Politics of Knowledge, University of California Press, 1996, S. 66-75

24. ibid, S. 72

25. ibid, S. 135

26. Valendar Turner and Andrew McIntyre, The Yin and Yang of HIV, in Rethinking AIDS

27. The self-styled Galileo of the modern age, Daily Mail and Guardian, 3. April, 2000

28. Positively False, S. 66

29. Betrayal of Trust, S. 418

30. ibid, S. 425

31. Impure Science, S. 111

32. ibid, S. 49

33. Peter Duesberg, How Much Longer Can We Afford the AIDS Virus Monopoly?, auf der Rethinking AIDS-Web-Seite http://www.virusmyth.net/aids/

34. Positively False, S. 150

35. Charles Geshekter, Reappraising AIDS in Africa, auf Rethinking AIDS

36. ibid

37. Luc Montagnier, Virus, W. W. Norton & Co, 2000, S. 157

38. ibid., S. 146-47

39. British Medical Journal editorial, 1991, cited in Mark Elwood, Critical Appraisal of Epidemiological Studies and Clinical Trials, Oxford U.P., 1998, S. 240

40. Joan Shenton Positively False, I.B. Tauris, 1998, S. xxiii

41. Critical Appraisal of Epidemiological Studies and Clinical Trials, S. 218

42. Steven Epstein, Impure Science, Aids, Activism and the Politics of Knowledge, University of California Press, 1996, S. 136

43. ibid., S. 167

44. ibid., S. 223

45. Laurie Garrett Betrayal of Trust, The Collapse of Global Public Health, Hyperion, 2000, S. 473

46. CDC HIV/AIDS Surveillance Report, Band 11, Nr. 2, Abbildung 22, http://www.cdc.gov/hiv/stats/hasr1102/table22.htm

47. Bruce Mirken, AIDS Treatment Improves Survival: Answering the "AIDS Denialists"http://www.niaid.nih.gov/spotlight/hiv00/default.htm

48. Betrayal of Trust, S. 708, n. 716

49. Betrayal of Trust, S. 477

50. ibid., S. 473

51. ibid., S. 574

52. Laurie Garrett, The Virus at the End of the World, in Esquire, March 1, 1999

53. Betrayal of Trust, S. 468

54. Martin Delaney, HIV, AIDS, and the Distortion of Science http://www.niaid.nih.gov/spotlight/hiv00/default.htm

55. Bruce Mirken, Answering the AIDS Denialists: CD4 (T-Cell) Counts, and Viral Load http://www.niaid.nih.gov/spotlight/hiv00/default.htm

56. Stefan Lanka, HIV - Realität oder Artefakt?, http://www.aids-info.net/micha/hiv/aids/artefact.html

57. Positively False, S. 232

58. ibid., S. 80

59. David Rasnick, Non-infectious HIV is Pathogenic, auf Rethinking AIDS

60. Washington Post, 27.-29.Dezember 2000

61. The Body Hunters, Washington Post, 17.-22. Dezember 2000

62. See the articles in Scientific American, Juli 2000

63. Betrayal of Trust, S. 586

Siehe auch:
Ein Briefwechsel zum Thema Aids/HIV ( 20. September 2000)

UN-Bericht über Aids zeichnet ein Bild der Verwüstung ( 21. Juli 2000)

Ursprung des AIDS Virus festgestellt ( 9. März 1999)

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