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Socialist Equality Party
Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party

Der Dritte Kongress des IKVI

136. Nach der Wiedervereinigung musste das IKVI die Lehren aus dem Kampf gegen den Pablismus ziehen und dessen objektive Bedeutung einschätzen. Das Internationale Komitee hielt seinen Dritten Weltkongress im April 1966 ab, um die Kräfte des internationalen Trotzkismus zu konsolidieren und die Grundlage zu bereiten für den Aufbau von trotzkistischen Parteien in der ganzen Welt. Die Kongressresolution verwies auf die Widersprüche im Weltimperialismus und die Anzeichen für einen Niedergang des Nachkriegsbooms. Es heißt darin:

„Der Imperialismus befindet sich in einer wachsenden Krise. Die Entwicklung der Produktivkräfte während des und seit dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere der Bau von Atomwaffen und die Einführung der Automatisierung, treibt den Konflikt zwischen den Produktivkräften und den kapitalistischen Eigentumsverhältnissen auf die Spitze. Die dadurch ausgelösten Kämpfe radikalisieren die Arbeiterjugend. Die Parteien der Vierten Internationale werden durch diese Kämpfe aufgebaut werden.“

137. Die Kongressresolution betonte die objektive Rolle des pablistischen Revisionismus, ein revolutionäres Aufbegehren der Arbeiterklasse zu verhindern.

„Der Revisionismus, der die Revolution in den fortgeschrittenen Ländern, die ,koloniale Revolution‘ und die politische Revolution in den Arbeiterstaaten als getrennte Bereiche definiert, trägt maßgeblich dazu bei, die kapitalistische Dominanz über die Arbeiterbewegung und seine eigene Blockierung des Aufbaus revolutionärer Parteien zu verschleiern. Diese Form des Revisionismus findet insbesondere in der Theorie und Praxis des selbsternannten Vereinigten Sekretariats der Vierten Internationale Ausdruck, das ohne Diskussion theoretischer und politischer Fragen gebildet wurde. Die nächste Stufe im Aufbau der Vierten Internationale muss aber gerade mit einer äußerst ernsthaften theoretischen Diskussion in allen Sektionen über die Politik und Theorie der Bewegung in Vergangenheit und Gegenwart einhergehen.“[86]

138. Das Internationale Komitee betonte die Notwendigkeit, die Entwicklung der Vierten Internationale auf die Lehren der vergangenen Kämpfe zu basieren. Es erklärte nachdrücklich, dass die Auseinandersetzung mit dem pablistischen Revisionismus ein politisch und theoretisch entscheidendes Element in der Geschichte der Vierten Internationale darstellt – und nicht eine Ablenkung von anderen, wichtigeren Aufgaben des Parteiaufbaus. Durch eben jenen nachhaltigen Kampf gegen die Revision des Marxismus kämpft die trotzkistische Bewegung gegen den ideologischen Druck, der von der Bourgeoisie ausgeübt wird, und entwickelt ihre revolutionäre Perspektive. Diesem Verständnis der historischen und politischen Bedeutung, die dem Kampf gegen den Revisionismus innewohnt, widersetzten sich zwei Tendenzen, die zum Dritten Kongress eingeladen worden waren, um herauszufinden, ob eine prinzipielle politische Zusammenarbeit möglich war – Voix Ouvrière und die Spartacist-Tendenz unter Führung von James Robertson. In beiden Fällen erwies sich eine Zusammenarbeit als unmöglich.

139. Nach Auffassung dieser Gruppen überschätzte das IVKI die Bedeutung des Pablismus und der politischen Auseinandersetzungen innerhalb der Vierten Internationale. Robertson erklärte 1966 auf der Konferenz:

„Wir bestreiten, dass die gegenwärtige Krise des Kapitalismus so scharf und tief ist, dass nur eine revisionistische Tendenz innerhalb des Trotzkismus die Arbeiter im Zaum halten kann, vergleichbar mit der Degeneration der Zweiten und Dritten Internationale. Eine derart falsche Einschätzung würde auf einer gewaltigen Überschätzung unserer gegenwärtigen Bedeutung beruhen und würde daher auch zur Desorientierung unserer Kräfte beitragen.“[87]

140. In dieser Stellungnahme findet sich alles, was den Marxismus auf theoretischem und politischem Gebiet vom kleinbürgerlichen Radikalismus trennt. Im Wesentlichen leugnete Robertson die objektive gesellschaftliche und politische Bedeutung des Konflikts innerhalb der Vierten Internationale. Die Lehren aus Lenins Kampf zum Aufbau der Bolschewistischen Partei im Kampf gegen den Revisionismus und aus Trotzkis späterem Kampf gegen den Stalinismus und diverse Formen des Zentrismus wurden ignoriert. Die Auseinandersetzung mit dem Pablismus innerhalb der Vierten Internationale – die so offensichtlich mit großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden war – wurde von Robertson als mehr oder weniger subjektiv motivierter Hickhack zwischen verschiedenen Einzelpersonen ins Lächerliche gezogen. Noch dazu kam Robertson knapp zwei Jahre nach dem Eintritt der LSSP in eine bürgerliche Koalitionsregierung zu dieser Einschätzung!


[86]

Trotskyism versus Revisionism, Volume 5, „Resolution of the Third World Conference, April 8, 1966“, London, New Park Publications 1975, S. 25-27 (Aus dem Englischen)

[87]

Marxist Internet Archive, „Spartacist Statement to the International Conference, http://www.marxistsfr.org/history/etol/document/icl-spartacists/1986/1966conf.html, (Aus dem Englischen)