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Socialist Equality Party
Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party

Der Sieg des Faschismus in Deutschland

55. Gemäß der Politik der „Dritten Periode“ wurden die Kommunistischen Parteien angewiesen, ihre Anpassung an die Gewerkschaften, sozialdemokratischen Parteien und bürgerlichen Nationalisten zugunsten eines ultralinken Programms aufzugeben, dass die Gründung von „roten“ Gewerkschaften und eine Ablehnung der Einheitsfronttaktik beinhaltete. An Stelle der Einheitsfronttaktik bezeichnete man die sozialdemokratischen Parteien nunmehr als „Sozialfaschisten“.

56. Die neue Politik der Komintern hatte katastrophale Folgen in Deutschland, wo der Aufstieg des Faschismus eine tödliche Gefahr für die sozialistische Bewegung darstellte. Der Faschismus war eine Bewegung des demoralisierten Kleinbürgertums, das von der Wirtschaftskrise schwer gebeutelt war und sich zwischen den beiden Hauptklassen eingekeilt fand, der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse. Die Niederlagen der sozialistischen Bewegung hatten große Teile des Kleinbürgertums davon überzeugt, dass die Arbeiterklasse nicht die Lösung sondern die Wurzel ihrer Probleme sei. Die deutsche Bourgeoisie nutzte die Faschisten, um die Arbeiterorganisationen zu zerschlagen und die Arbeiterklasse zu atomisieren. Der Sieg von Hitlers Nazipartei im Januar 1933 war nur durch das Zusammenspiel der Verrätereien von Sozialdemokratie und Stalinismus möglich. Die Sozialdemokraten vertrauten auf die Weimarer Republik, die sich längst in Auflösung befand, und fesselten die Arbeiterklasse an den kapitalistischen Staat. Die stalinistische Politik des „Sozialfaschismus“ – nach der es sich bei der SPD und Hitlers Partei um „Zwillinge“ handelte – verbot alle Formen der Zusammenarbeit zwischen der Kommunistischen Partei und der Sozialdemokratie, und sei es auch nur zu Verteidigungszwecken. Sie raubte der Kommunistischen Partei jede Möglichkeit, das Vertrauen von Arbeitern zu gewinnen, die immer noch loyal zur SPD standen. Als die Führung der Kommunistischen Partei die kriminelle Parole „Nach Hitler kommen wir“ ausgab, warnte Trotzki im Dezember 1931: „Arbeiter-Kommunisten, Ihr seid Hunderttausende, Millionen; ihr könnt nirgends hinfahren, für euch gibt es nicht genug Reisepässe. Wenn der Faschismus zur Macht gelangt, wird er wie ein furchtbarer Panzer über eure Schädel und Wirbelsäulen hinwegrollen. Rettung liegt nur in unbarmherzigem Kampf. Und Sieg im Kampf kann nur das Bündnis mit den sozialdemokratischen Arbeitern bringen. Eilt, Arbeiter-Kommunisten, es bleibt euch wenig Zeit“[36] Diese Warnung bestätigte sich auf tragische Weise, als Hitler 1933 an die Macht kam, die Führung der Arbeiterklasse verhaften und hinrichten ließ und die unabhängigen Arbeiterorganisationen zerschlug.

57. Der Sieg des Faschismus in Deutschland markierte einen entscheidenden Punkt im Niedergang der Kommunistischen Parteien. Trotz des ungeheuren Ausmaßes der Niederlage in Deutschland gab es in den Parteien der Kommunistischen Internationale keine Opposition. Trotzki reagierte darauf mit dem Aufruf zur Gründung neuer Parteien und einer neuen Internationale. „Die Moskauer Leitung erklärte nicht nur die Politik, die Hitlers Sieg gesichert hatte, für fehlerfrei, sondern verbot, über das Geschehene zu diskutieren“, schrieb Trotzki im Juli 1933. „Und diese schmachvolle Verteidigung wurde weder zurückgewiesen, noch auch nur angegriffen. Kein nationaler Kongress, kein internationaler Kongress, keine Diskussion in den Parteiversammlungen, keine Polemik in der Presse! Eine Organisation, die der Donner des Faschismus nicht geweckt hat, und die demütig derartige Entgleisungen von Seiten der Bürokratie unterstützt, zeigt, dass sie tot ist und nichts sie wieder beleben wird.“[37] Trotzki verstand die Sowjetunion weiterhin als Arbeiterstaat, wenn auch einen, der eine weit reichende Degeneration durchlaufen hatte. Er warnte jedoch, dass das langfristige Überleben der Sowjetunion, ganz zu schweigen von ihrer Entwicklung auf sozialistischer Grundlage, vom Sturz der Bürokratie in einer politischen Revolution abhängen werde.


[36]

Leo Trotzki, Porträt des Nationalsozialismus, „Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen?“, Arbeiterpresse Verlag, Essen 1999, S. 65-66

[37]

Ebenda, „Man muss von neuem kommunistische Parteien und eine Internationale aufbauen“, S. 311-12