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Socialist Equality Party (Sri Lanka)
Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party (Sri Lanka)

Nach der Spaltung von der WRP

24.1. Das IKVI erklärte: „Die Spaltung von 1985-86 ist ohne jeden Zweifel ein historischer Meilenstein in der Entwicklung der Vierten Internationale. Sie ist der Höhepunkt des langen Kampfes der trotzkistischen Bewegung gegen den pablistischen Opportunismus seit der Gründung des Internationalen Komitees 1953. Die lange Periode von Uneinigkeit und Verwirrung, die durch den pablistischen Opportunismus geschaffen wurde, neigt sich dem Ende zu. Die Voraussetzungen sind geschaffen worden, um alle wirklichen Trotzkisten, d.h. revolutionären Marxisten aus aller Welt, unter dem Banner des Internationalen Komitees zusammenzuschließen.“ [56]

24.2. Der Bruch mit der WRP führte zu einer beispiellosen Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit zwischen den Sektionen des IKVI und einer Renaissance des Marxismus in der internationalen Bewegung. Das IKVI schrieb eine lange Analyse über die Degeneration der WRP mit dem Titel „Wie die Workers Revolutionary Party den Trotzkismus verraten hat, 1973-1985“. Kein WRP-Renegat hat diese Analyse jemals angefochten, geschweige denn widerlegt. David North schrieb gegen Bandas antitrotzkistische Tiraden das Buch „Das Erbe das wir verteidigen“. Darin klärte er die wichtigen Aspekte der Geschichte und des Programmes der Vierten Internationale. Diese Werke und zahllose andere Artikel und Stellungnahmen stellen heute die Grundlage für die Kaderbildung dar, mit ihrer Hilfe konnten die Auswirkungen der Degeneration der WRP auf die Sektionen des IKVI bewältigt werden.

24.3. Die Spaltung veränderte die Arbeit der RCL. Die Dokumente des IKVI und die wichtigen Fragen, die sich stellten, wurden in der Führung und von den Mitgliedern gründlich diskutiert, und die überwiegende Mehrheit von ihnen unterstützte das IKVI. Innerhalb der nächsten zwei Jahre konzentrierte sich Keerthi Balasuriya auf die programmatische Arbeit des IKVI, vor allem auf seine Beziehung zur Theorie der Permanenten Revolution. Balasuriya und David North schrieben im März 1987 den Leitartikel der Zeitschrift Vierte Internationale (Band 14, Nr. 1), in dem sie Bandas Ablehnung der Permanenten Revolution detailliert enthüllten. Dabei gingen sie bis zu dessen Lobhudelei über Mao und Ho Chi Minh in den späten 1960er Jahren zurück. In der gleichen Ausgabe veröffentlichten sie die Korrespondenz zwischen Balasuriya und der SLL-Führung über den Befreiungskampf in Bangladesch. Die RCL nahm zusammen mit dem IKVI auch die politische Arbeit in Indien wieder auf und weitete sie aus.

24.4. Die Spaltung schaffte die Bedingungen für eine wichtige Diskussion über die nationale Frage, der sich die RCL aufgrund des eskalierenden Bürgerkriegs gegen die LTTE stellen musste. 1986 schrieb Balasuriya einen langen Artikel mit dem Titel „Der Kampf der Tamilen und der Verrat von Healy, Banda und Slaughter“, in dem er den opportunistischen Schlingerkurs der WRP von völliger Gleichgültigkeit dem Kampf der Tamilen gegenüber und der Unterstützung des srilankischen Nationalstaates bis hin zur unkritischen Unterstützung der LTTE seit 1979 untersuchte. „Wie diese Untersuchung der historischen Leistungen von Healy, Banda und Slaughter für die Sache des nationalen Kampfes der Tamilen zeigt, hat dieser Haufen als Trotzkisten verkleideter Verbrecher die tamilischen und singhalesischen Arbeiter systematisch verraten. Vor allem haben sie bewusst – wenn auch erfolglos – versucht, die einzige srilankische Partei zu zerstören, die für die Perspektive und die Theorie der Permanenten Revolution kämpfte: die RCL.“

24.5. Die Spaltung fiel mit einer akuten politischen Krise der srilankischen Bourgeoisie zusammen. Die UNP-Regierung erlitt ernsthafte militärische Rückschläge im Norden, und auch im Süden nahmen aufgrund eines Wirtschaftsabschwungs und der Auswirkungen der Marktreformen die sozialen Unruhen zu. Präsident J.R. Jayewardene versuchte, sich etwas Zeit zu verschaffen, indem er Indiens Appellen für Verhandlungen mit den diversen bewaffneten Tamilengruppen zustimmte. Nachdem 1985 Verhandlungen in Thimpu, der Hauptstadt von Bhutan, gescheitert waren, begann Jayewardene in Colombo 1986, Gespräche mit allen Parteien zu führen, um die politische Opposition zu einem „gemeinsamen Friedensprogramm“ auf seine Seite zu bringen. Die kleinbürgerlichen Radikalen der NSSP beteiligten sich gemeinsam mit der LSSP, der KP und der Sri Lanka Mahajana Party (einer linken Gruppierung ehemaliger Parlamentarier unter Führung von Bandaranaikes Tochter, Chandrika Kumaratunga) an Gesprächen mit der UNP-Regierung. Sie alle sind für das Ergebnis mitverantwortlich: die Unterzeichnung des indisch-srilankischen Abkommens vom Juli 1987 durch Jayewardene und den indischen Premierminister Rajiv Gandhi. Durch dieses Abkommen wurden indische Truppen in die nördlichen und östlichen Provinzen geschickt, angeblich um ein Friedensabkommen auszuhandeln. Der wirkliche Zweck der Militärmission war es jedoch, die tamilischen Guerillas zu entwaffnen und jeden politischen Widerstand gegen das Abkommen zu unterdrücken. Die SLFP weigerte sich, an den Gesprächen teilzunehmen, und begann zusammen mit der JVP eine chauvinistische Kampagne gegen ein Friedensabkommen.

24.6. Die RCL war die einzige Partei, die die Verhandlungen und das indisch-srilankische Abkommen auf der Grundlage des proletarischen Internationalismus ablehnte und zur Einigkeit der Arbeiterklassen Sri Lankas und Indiens gegen die Militärintervention aufrief. Die Partei erklärte, der Einsatz des Militärs habe seinen Grund in den Krisen der Regierungen von Jayewardene und Gandhi, richte sich gegen die Arbeiterklasse und die Massen vom Land und sei für die tamilische Bevölkerung eine Falle. Es war kein Zufall, dass im Juni 1986, während der Verhandlungen, drei RCL-Mitglieder (Wije Dias, Brutan Perera und Ruman Perera) verhaftet und sechs Wochen lang festgehalten wurden, weil sie zu einer Versammlung zur Verteidigung des öffentlichen Bildungssystems aufgerufen hatten. Kurz nach seiner Freilassung wurde Brutan Perera zusammen mit dem Anführer der Jugendorganisation der RCL, Viran Peiris, erneut verhaftet. Sie wurden erst nach einer großen internationalen Kampagne freigelassen, an der alle Sektionen des IKVI teilnahmen. Dieser Versuch, die RCL einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen, hat seine Wurzeln eindeutig in der Empfindlichkeit der UNP gegen jede Kritik an ihren „Friedens“-verhandlungen.

24.7. Das indisch-srilankische Abkommen war für alle bewaffneten Tamilenorganisationen ein verheerender Schlag. Sie hatten darauf vertraut, dass die indische Regierung und ihre Soldaten die demokratischen Rechte der Tamilen, auch der LTTE, schützen würde. Sie waren die ganze Zeit davon ausgegangen, die indische Bourgeoisie für die Schaffung eines eigenständigen, kapitalistischen Staates Tamil Eelam zu gewinnen. Die Regierungen von Indira und Rajiv Gandhi interessierten sich jedoch nicht im Geringsten für die demokratischen Rechte der Tamilen; sie versuchten auf zynische Weise, den Kampf der Tamilen für Neu-Delhis Bestrebungen, die vorherrschende Regionalmacht zu werden, auszunutzen. 1987 griff das indische Militär ein, um einen tamilischen Aufstand niederzuschlagen. Zuvor hatte es diesen Aufstand selbst hervorgerufen, um Colombo unter Druck zu setzen; nun jedoch drohte er, in Indien Unruhen auszulösen und das reaktionäre Staatensystem zu gefährden, das in Südasien nach dem Krieg entstanden war. Die Organisationen, die Neu-Delhi am nächsten standen (wie die EPRLF, TELO und PLOTE) betätigten sich als Hilfstruppen der indischen Besatzungsmacht. So wurde EPRLF-Führer Vardaraja Perumal Ministerpräsident im vereinigten Norden und Osten. Beim Versuch, unangefochtene Kontrolle zu etablieren, setzte die indische Armee Massenverhaftungen, Vergewaltigungen, Folter und außergerichtliche Ermordungen ein. Dadurch brachte sie die Tamilen gegen sich auf und geriet in Konflikt mit der LTTE. Diese jedoch proklamierte, obwohl ihre Kämpfer gejagt wurden, weiterhin ihr Vertrauen in Indien und in Rajiv Gandhi.

24.8. Das indisch-srilankische Abkommen führte in den srilankischen Tamilenorganisationen und der internationalen Diaspora zur politischen Krise. Keerthi Balasuriya sprach auf mehreren gut besuchten Veranstaltungen junger, militanter Tamilen in Europa, die nach Antworten auf die Niedertracht ihrer Organisationen suchten. Die weitsichtigsten Elemente von ihnen kamen zu dem Schluss, dass die Unterdrückung der Tamilen nur mit Hilfe der Perspektive des IKVI und einer Orientierung auf die Arbeiterklasse überwunden werden könne. Sie schlossen sich dem IKVI an und leisten seither einen wertvollen Beitrag zu dessen Arbeit in Europa und Südasien.


[56]

“Die kapitalistische Weltkrise und die Aufgaben der Vierten Internationale (Essen, Arbeiterpresse Verlag, Oktober 1988), Pkt. 109, S. 22.