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Socialist Equality Party (Sri Lanka)
Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party (Sri Lanka)

Der Stalinismus verrät die revolutionären Erhebungen der Nachkriegszeit

7.1. Trotzkis Prognose, die blutigen Schrecken und das Elend des Krieges würden nach seinem Ende für einen neuen revolutionären Aufschwung sorgen, wurde in ganz Asien bestätigt. Die Massaker des japanischen Imperialismus in China, Korea und anderen Ländern unter japanischer Herrschaft fanden ihre Parallele in der kriminellen Art und Weise, in der der US-Imperialismus den Krieg beendete. Die heftigen amerikanischen Luftangriffe auf japanische Städte, bei denen auch massiv Brandbomben zum Einsatz kamen, die darauf ausgelegt waren, möglichst viele zivile Opfer zu fordern, fanden ihren Höhepunkt in den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945. Das Hauptziel dieser beiden letzten Gräueltaten war es, der Sowjetunion die verheerende Kraft der neuen Waffe zu zeigen und angesichts des schnellen Vorstoßes der sowjetischen Armeen in China und Korea den Pazifikkrieg schnell zu beenden. Nach dem Elend der Großen Depression, gefolgt von sechs Jahren imperialistischer Barbarei, war der Kapitalismus vor den Augen der Menschheit bloßgestellt. Die Versuche der diskreditierten herrschenden Klassen, die Kontrolle zurückzugewinnen, stießen auf entschlossenen Widerstand der Arbeiterklasse und führten weltweit zu revolutionären Erhebungen.

7.2. Wie das Übergangsprogramm erklärte, war die zentrale Frage die der revolutionären Führung. Zwar hatten die Trotzkisten mutig dafür gekämpft, die Arbeiterklasse gegen den Krieg zu mobilisieren und zu vereinigen, aber die Vierte Internationale war durch das schiere Ausmaß der Repression gegen ihre Sektionen – durch die „demokratischen“ Mächte, die Faschisten und die Stalinisten – stark geschwächt worden. Ferner ging die Sowjetbürokratie durch die Siege gegen die Nazi-Armeen mit großem Prestige aus dem Krieg hervor. Stalin jedoch fürchtete, dass durch erfolgreiche Revolutionen im Westen in der sowjetischen Arbeiterklasse eine Bewegung gegen sein Regime erwachsen könnte. Er schloss auf den Konferenzen von Teheran (1943), Jalta (Februar 1945) und Potsdam (Juli 1945) eine Reihe von Abkommen mit Roosevelt und Churchill. Im Austausch gegen eine begrenzte sowjetische Einflusssphäre in Osteuropa half er, den Kapitalismus zu bewahren. In Frankreich und Italien, wo die bürgerlichen Parteien durch ihre heimliche oder offene Zusammenarbeit mit den Faschisten vollkommen diskreditiert waren, entwaffneten die Kommunistischen Parteien auf Geheiß Moskaus die Widerstandskämpfer, beteiligten sich als Minister an kapitalistischen Regierungen und unterdrückten alle unabhängigen Aktivitäten der Arbeiterklasse. Als Teil der kapitalistischen Regierung in Frankreich unterstützte die KP Frankreichs die Bestrebungen des französischen Imperialismus‘, die Kolonien, darunter Algerien und Indochina, zurückzuerobern. In Japan spielte die Kommunistische Partei eine genauso verräterische Rolle, indem sie dabei half, einen großen Aufstand der Arbeiterklasse einzudämmen. Sie erklärte in einer bizarren Auslegung der stalinistischen Zwei-Stufen-Theorie, die amerikanischen Besatzungstruppen würden die „demokratische Revolution“ durchführen und ordneten die Streikbewegung der Arbeiterklasse den Diktaten von General Douglas MacArthur unter. So wurde die Herrschaft des Kapitalismus in Japan gerettet und das Land in einen wichtigen Verbündeten des US-Imperialismus in Asien verwandelt.

7.3. Die Rolle des Stalinismus beim Verrat der antikolonialen Bewegungen in Asien war ebenfalls ein wichtiger Beitrag für die weltweite Stabilisierung des Kapitalismus. Nach Kriegsende entstanden in der ganzen Region antiimperialistische Massenbewegungen, beispiellos in ihrem Ausmaß und ihrer Stärke. Dass die Japaner die alten europäischen Mächte während des Krieges so vernichtend geschlagen hatten, hatte die Grundlage ihrer asiatischen Reiche erschüttert. In allen Fällen, egal ob es die Franzosen in Indochina waren, die Niederländer in Indonesien oder die Briten in Malaysia und auf dem indischen Subkontinent: Die Versuche der ehemaligen Kolonialmächte, ihre Besitzungen zurückzuerobern, stießen auf den Widerstand der Massen. In China und Korea führte der Zusammenbruch der japanischen Herrschaft zu Massenbewegungen gegen die diktatorischen Regimes, die der US-Imperialismus dort einsetzen wollte.

7.4. In Der Krieg und die Vierte Internationale von 1934 befasste sich Trotzki besonders mit den kolonialen und halbkolonialen Ländern in Ostasien und erklärte: „Ihr Kampf ist ein zweifach progressiver: Er entreißt die rückständigen Völker der asiatischen Barbarei, dem Partikularismus und der Fremdherrschaft, und er versetzt den imperialistischen Staaten mächtige Schläge. Doch muss man sich von vornherein darüber im Klaren sein, dass die verspäteten Revolutionen in Asien oder in Afrika keine neue Blütezeit des Nationalstaats eröffnen. Die Befreiung der Kolonien wird nur eine grandiose Episode der sozialistischen Weltrevolution sein, wie der verspätete demokratische Umsturz im halbkolonialen Russland nur das Vorspiel zur sozialistischen Revolution war.“[15] Die demokratischen Aufgaben der antikolonialen Kämpfe der Nachkriegszeit konnten also nur unter Führung der Arbeiterklasse im Rahmen eines allgemeinen Kampfes für den weltweiten Sozialismus verwirklicht werden, aber dieser Weg wurde vom Stalinismus blockiert.

7.5. In ganz Südostasien waren die stalinistischen Parteien federführend daran beteiligt, die antikolonialen Kämpfe der Nachkriegszeit zu sabotieren, was weitreichende Auswirkungen für die Arbeiterklasse und die unterdrückten Massen hatte, unter denen sie heute noch leiden. Keiner der Staaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Region entstanden sind, konnte die Forderungen der arbeitenden Bevölkerung nach demokratischen Rechten und angemessenem Lebensstandard erfüllen. In Indonesien ordnete die Kommunistische Partei (PKI) die Arbeiterklasse Sukarnos nationalistischer Bewegung auch dann noch unter, als er zuerst mit den Niederlanden und dann mit den USA manövrierte. Als Gegenleistung für Washingtons Unterstützung im Kampf für die Unabhängigkeit ging Sukarno 1948 brutal gegen die PKI vor. Tausende ihrer Mitglieder wurden getötet. Dennoch erneuerte die PKI ihr Bündnis mit Sukarno. Von 1965-66 unterstützte die CIA einen Militärputsch, in dessen Verlauf mehr als 500.000 PKI-Mitglieder, Arbeiter und Bauern umkamen und drei Jahrzehnte lang eine Diktatur an die Macht kam. In Malaysia begrüßten die Kommunistische Partei und ihre Antijapanische Malayische Volksarmee offen die Rückkehr der britischen Truppen und unterstützten die britische Regierung bei ihren Versuchen, ihre Herrschaft wieder zu festigen. Nachdem Großbritannien seine Herrschaft 1948 gefestigt hatte, ging es die nächsten zehn Jahre über brutal gegen die KPM und ihre Guerillatruppen vor, bevor es die Macht an die konservative Einheitspartei United Malays National Organization abgab, die Malaysia seither beherrscht. Die Unterstützung der KPM für Lee Kuan Yew und seine People’s Action Party war die Grundlage für den Einparteien-Polizeistaat, der heute in Singapur an der Macht ist.

7.6. Die Kommunistische Partei Indochinas (KPIN) unter Führung von Ho Chi Minh spielte eine besonders kriminelle Rolle dabei, Frankreich bei der Wiedererlangung seiner Kontrolle über ihre Kolonien zu unterstützen. Nachdem sich die Japaner im August 1945 ergeben hatten, bildeten die Stalinisten eine Übergangsregierung mit bürgerlichen Parteien und versuchten, mit den Briten und Franzosen zu verhandeln, als deren Truppen eintrafen. Die Trotzkisten aus der Gruppe La Lutte (frz. der Kampf) und die League of International Communists kämpften in der wachsenden Bewegung für die nationale Unabhängigkeit für die unabhängige Mobilisierung der Arbeiterklasse und der städtischen und ländlichen Armen. In Saigon kam es zu Massendemonstrationen, Volkskomitees begannen aus dem Boden zu schießen und ein provisorisches Zentralkomitee wurde gegründet. Als sich die Spannungen im September 1945 zuspitzten, entwaffneten die Stalinisten die Volkskomitees, unterdrückten das provisorische Zentralkomitee und ermordeten zahlreiche Trotzkisten, darunter auch Ta Thu Thau, den Führer von La Lutte. Die Kollaboration der KPIN mit den Franzosen sicherte nicht etwa die Unabhängigkeit Indochinas, sondern half Frankreich, die Kolonialherrschaft wiederherzustellen. Die vietnamesische Bevölkerung zahlte einen schrecklichen Preis für den Verrat der revolutionären Erhebungen der Nachkriegszeit und die Manöver der Stalinisten mit dem französischen, und später dem amerikanischen Imperialismus. Nach dreißig Jahren Krieg war das Land verwüstet, Millionen waren tot.

7.7. Die Vereinigten Staaten, waren als dominierende imperialistische Macht aus dem Krieg hervorgegangen und konnten durch die stalinistischen Verrätereien in Europa und Asien eine Reihe von Initiativen durchsetzen, durch die die kapitalistische Weltwirtschaft stabilisiert wurde. Das Bretton Woods-Abkommen etablierte den US-Dollar als stabile weltweite Währung, indem es ihn zu einem Festpreis an Gold band; das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen sollte den Handel stimulieren und eine Rückkehr der katastrophalen Politik des Protektionismus der 1930er Jahre verhindern; und die USA unterstützten den Wiederaufbau der zerstörten Wirtschaften in Westeuropa und Japan mit beträchtlichen Geldsummen. Nachdem der Kapitalismus wieder einigermaßen stabilisiert war, begann der US-Imperialismus den „Kalten Krieg“, die Gegenoffensive gegen „den Kommunismus“. Er begann damit, dass die USA rechte Regimes in Griechenland und der Türkei unterstützten und den Marshall-Plan einführten, durch den Westeuropa in einen antisowjetischen Block verwandelt wurde. Bald wurde daraus eine weltweite Konfrontation. Auf die Revolution in China 1949 reagierten die USA mit einer massiven Militärintervention in Korea, um das rechte, diktatorische Marionettenregime in Seoul zu unterstützen. Der Koreakrieg von 1950-53 forderte Millionen Tote, die Halbinsel ist bis heute geteilt und vom Krieg gezeichnet.


[15]

Der Krieg und die IV. Internationale, in: Leo Trotzki: Schriften, Bd. 3.3, Köln,2001, S. 557