Am 25. April dieses Jahres wurde unser Genosse Bogdan Syrotjuk vom ukrainischen Geheimdienst (SBU) verhaftet. Ihm wird Hochverrat und Dienst an russischen Interessen vorgeworfen. Ihm drohen 15 Jahre bis lebenslange Haft, was unter ukrainischen Haftbedingungen im Wesentlichen einem Todesurteil gleichkommt.
Bogdan ist ein politischer Anführer der Jungen Garde der Bolschewiki-Leninisten (YGBL), einer trotzkistischen Organisation, die in der ehemaligen UdSSR tätig ist, und ein Gegner der kapitalistischen Regierungen, die auf beiden Seiten an diesem Krieg beteiligt sind. Er wendet sich gegen das Selenskyj-Regime und das Putin-Regime und vertritt die Linie des Internationalen Komitees der Vierten Internationale für die Vereinigung der Arbeiterklasse der kriegführenden Länder gegen ihre Regierungen. All dies ist in seinen Artikeln und Reden auf der World Socialist Web Site umfassend dokumentiert.
Die Bedeutung dieser Verhaftung für die ukrainische Regierung besteht darin, einen sozialistischen Kriegs- und Regimegegner zu einem Zeitpunkt zu isolieren, an dem die wachsende soziale Wut der ukrainischen arbeitenden Bevölkerung verheerende Folgen für das Regime zu haben droht. Dieser Angriff auf Bogdans demokratische Rechte ist gleichzeitig ein Angriff auf die gesamte ukrainische Arbeiterklasse und die internationale Arbeiterklasse im Allgemeinen.
Mehr als sechs Monate sind seit Bogdans Verhaftung vergangen. In dieser Zeit haben viele Organisationen, Parteien, Intellektuelle und Wissenschaftler ihre Unterstützung für ihn zum Ausdruck gebracht. In Russland haben sich viele Gruppen und Organisationen offen für Bogdan ausgesprochen. Dazu gehören: die Rabkor-Website, die Revolutionary Workers’ Party (RWP), die russische Sektion der International Marxist Tendency (nun Revolutionäre Kommunistische Internationale), der bekannte Antikriegs-Blogger Konstantin Syomin und viele Gruppen im russischen sozialen Netzwerk VKontakte (VK). In jüngster Zeit hat auch die Präsidentschaftskandidatin der amerikanischen Grünen, Jill Stein, ihre Unterstützung für Bogdan bekundet.
Nun hat sich die russische Gruppe Militant, die eine gleichnamige kleine Zeitung herausgibt, der Kampagne für Bogdans Freilassung angeschlossen und sich in einem 20-minütigen YouTube-Video, das sich weitgehend auf die umfangreiche Berichterstattung der WSWS über Bogdans Fall stützt, für seine demokratischen Rechte eingesetzt. Die Gruppe zitiert ausführlich aus den Anschuldigungen gegen Bogdan und die WSWS.
Sie erklären:
„... wir haben andere Ansichten [als Bogdan und die WSWS], aber wir halten es für unsere Pflicht, Syrotjuks Fall öffentlich zu machen, nicht weil wir ihn mögen oder nicht mögen würden, sondern weil er dafür eintritt, alle politischen Repressionen gegen Kriegsgegner aufzudecken, sowohl in Russland als auch in der Ukraine...“
Zu Beginn des Videos wird sowohl die geringe Menge an Informationen über politische Gefangene in der Ukraine als auch der antidemokratische Charakter von Selenskyjs Regime selbst hervorgehoben. Tatsächlich berichten nur sehr wenige Medien über dieses Thema, da sie meist pro-imperialistisch eingestellt sind. Sie bezeichnen den Krieg der Ukraine gegen Russland als einen Krieg der Demokratie gegen die Diktatur. Die Situation von Bogdan und anderen in der Ukraine aus politischen Gründen Verfolgten (wie Maxim Goldarb) widerlegt diesen Mythos. Beide Regime der kapitalistischen Restauration sind zutiefst antidemokratisch.
Das Video verurteilt auch die Haltung vieler politischer Strömungen in Russland, die unsere Aufforderungen, über Bogdans Verhaftung zu berichten, ignorierten oder sich völlig weigerten, ihn zu unterstützen. Letztere Haltung begründeten diese hauptsächlich mit der reaktionären Erklärung, dass sie damit nur Beweise für Bogdans Verbindung zu Russland liefern würden, und/oder dass wir uns überhaupt nicht in die Angelegenheiten der Arbeiterklasse eines anderen Staates (Ukraine) einmischen sollten. Dazu gehören: die Gruppe „Lenin-Crew“, die stalinistische Russische Kommunistische Arbeiterpartei (RCWP), die Russische Maoistische Partei (RMP) und die Ural Maoist Union (SMU).
In diesem Zusammenhang liefert die Militant-Gruppe einen angemessenen historischen Verweis auf die reaktionäre Politik des Stalinismus während des Zweiten Weltkriegs, als die Kommunistische Partei der Vereinigten Staaten der imperialistischen Kriegführung Beifall spendete und die Verfolgung der amerikanischen Trotzkisten wegen ihrer internationalistischen und kriegsfeindlichen Standpunkte unterstützte. Später dagegen, als die stalinistische Kommunistische Partei während der McCarthy-Ära selbst in Ungnade fiel, verteidigte die Socialist Workers Party (die amerikanische Sektion der Vierten Internationale) die KP der USA.
Dutzende Kommentare unter dem Video brachten ihre Unterstützung für Bogdan zum Ausdruck. „Freiheit für Syrotjuk! Freiheit für die politischen Gefangenen!“, „Freiheit für Bogdan! Schande über die Stalinisten!“, „Er wird überleben. Er wird ein echter Held der Ukraine sein, natürlich einer sozialistischen Ukraine“.
Die YGBL unterscheidet sich grundlegend von der Gruppe Militant, die eine national orientierte Strömung ist und auch in diesem Video behauptet, dass der moderne russische Staat imperialistisch ist. Wie das IKVI betont hat, ist dies sowohl aus historischer Sicht als auch aus dem Blickwinkel der Analyse des russischen Kapitalismus falsch und spielt der imperialistischen Kriegspropaganda in die Hände. Außerdem ist es für Marxisten nicht notwendig, Russland für „imperialistisch“ zu erklären, um das Putin-Regime von einem prinzipiellen, sozialistischen Standpunkt aus zu bekämpfen.
Dennoch schätzen wir die prinzipielle Haltung der Gruppe zur Verteidigung von Bogdan Syrotjuk und demokratischer Rechte. Wir rufen erneut alle anderen Arbeiter, Jugendlichen und Organisationen in Russland, die sich selbst als links oder sozialistisch und demokratisch bezeichnen, auf, die Kampagne zur Befreiung des Genossen Bogdan zu unterstützen. Verbreitet die Nachricht über Bogdan in den sozialen Medien und in eurem Bekanntenkreis. Unterzeichnet die Petition für Bogdans Freiheit und beteiligt euch an der Kampagne!
Freiheit für Bogdan Syrotjuk!