Hunderte Tote durch Israelische Luftangriffe auf den Gazastreifen am Wochenende

Wie das Gesundheitsministerium von Gaza am Sonntag berichtete, hat das israelische Militär seit Samstag bei mehreren Luftangriffen auf die palästinensische Enklave hunderte Menschen getötet und 400 weitere verwundet.

Zerstörungen nach einem israelischen Luftangriff auf Chan Yunis im Süden von Gaza am 13. Juli 2024 [AP Photo/Jehad Alshrafi]

Bei einem der tödlichsten Angriffe während des seit neun Monaten andauernden Völkermords in Gaza wurden am Samstag bei einem schweren Luftangriff auf ein als humanitäre Zone ausgewiesenes Gebiet in al-Mawasi 92 Menschen getötet und 300 verwundet. In die Küstenstadt im Süden des Gazastreifens nahe Chan Yunis und Rafah waren die Palästinenser geflüchtet, um dort Schutz zu suchen. Die meisten leben in Zelten, grundlegendste Dienstleistungen und Versorgungsgüter sind kaum vorhanden.

Laut Augenzeugenberichten über die Auswirkungen des Angriffs sah das Gebiet aus wie nach einem Erdbeben. Reuters berichtet:

Aufnahmen nach dem Angriff zeigten einen riesiger Krater, verkohlte Zelte und ausgebrannte Autos. Die Opfer wurden auf den Motorhauben und in den Heckklappen von Autos, auf Eselskarren und auf Teppichen getragen.

In einem Bericht von Associated Press heißt es:

Louise Wateridge, eine Sprecherin des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge, erklärte: „Durch die Explosion wurde ein zweijähriges Kind in die Luft geschleudert, seine Mutter gilt als vermisst.“

Der AP-Bericht fügt hinzu:

Einem anderen Jungen wurden die Füße weggesprengt, und ein Achtjähriger wurde getötet. Seine trauernde Mutter erklärte: „Sie sagten mir, ich solle dorthin gehen, um in Sicherheit zu sein.“

Das Gesundheitsministerium von Gaza erklärte am Samstagabend: „Etliche Opfer liegen noch immer unter den Trümmern und auf den Straßen, Krankenwagen und Zivilschutz können sie nicht erreichen.“

Maha Hussaini vom Euro-Med Human Rights Monitor erklärte gegenüber Al Jazeera, der Angriff sei nichts Neues: „Gebiete, in die man vertriebene Palästinenser zu flüchten zwang, wurden ständig bombardiert. Das geht nun schon seit neun Monaten so.“

Die israelische Regierung hat wiederholt Palästinenser zwangsweise evakuiert und in so genannte „sichere Zonen“ umgesiedelt, um die wehrlose Zivilbevölkerung danach mit mörderischen Luftangriffen zu terrorisieren.

„BBC Verify“ analysierte Aufnahmen, die nach dem Angriff aufgezeichnet wurden und bestätigte, dass er „in einem Gebiet“ stattfand, „das auf der Website der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) als humanitäre Zone ausgewiesen ist“.

Al Jazeera berichtete, in den meisten Städten im Westjordanland habe am Sonntag ein Generalstreik stattgefunden; am Samstagabend sei es in Dschenin, Hebron und Tubas zu Protesten gekommen, um den barbarischen israelischen Angriff auf al-Mawasi anzuprangern.

Laut Reuters wurden viele der bei dem Angriff Verwundeten, darunter Frauen und Kinder, in das nahegelegene Nasser-Krankenhaus gebracht. „Mitarbeiter des Krankenhauses erklärten, die Klinik sei überlastet und ,nicht mehr funktionsfähig‘ aufgrund der Intensität der israelischen Offensive und des akuten Mangels an medizinischem Bedarfsmaterial“.

Die israelische Regierung rechtfertigte das Massaker mit der Behauptung, es richte sich gegen den Hamas-Kommandanten Mohammed Deif. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, es sei „noch immer nicht absolut sicher“, dass Deif bei dem Angriff getötet wurde. Die Hamas wies die Behauptung zurück, Deif habe sich in dem Gebiet aufgehalten: „Diese falschen Behauptungen sollen lediglich das Ausmaß dieses schrecklichen Massakers vertuschen.“

Das Timing der jüngsten israelischen Angriffe deutet darauf hin, dass das zionistische Regime beabsichtigt, die Waffenstillstandsverhandlungen in Doha und Kairo zu beenden. Die israelische Regierung ist mit Unterstützung des US-Imperialismus entschlossen, ihre kriminelle ethnische Säuberung des Gazastreifens zu vollenden.

Laut dem Gesundheitsministerium von Gaza wurden bei israelischen Bodenoffensiven und Bombenangriffen mehr als 38.400 Menschen in Gaza getötet und mehr als 88.000 verwundet. Laut einem Bericht in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet hat Israel 186.000 Palästinenser getötet. Diese Zahl basiert auf einer konservativen Schätzung der „indirekten Todesfälle“ durch die Belagerung des Gazastreifens.

Als Reaktion auf den Angriff auf al-Mawasi erklärte ein Vertreter der Hamas am Sonntag, die palästinensische Organisation ziehe sich von den Verhandlungen zurück. Ismail Haniyeh, der in Katar ansässige politische Chef der Hamas, erklärte, die „Entscheidung, die Verhandlungen abzubrechen, gehe auf die fehlende Ernsthaftigkeit des [israelischen] Besatzungsregimes, die fortgesetzte Politik des Zögerns und der Obstruktion sowie die anhaltenden Massaker an unbewaffneten Zivilisten zurück“.

Videos und Fotos, die vor Ort gemacht wurden, deuten wegen der zerstörerischen Wirkung der Explosion darauf hin, dass bei dem Angriff eine sehr starke Waffe verwendet wurde. Unterdessen behauptete Präsident Biden am Donnerstag bei seiner Pressekonferenz: „Ich liefere keine 2.000-Pfund-Bomben. Sie können weder in Gaza noch in einem anderen dicht besiedelten Gebiet eingesetzt werden, ohne großes menschliches Leid und Schäden zu verursachen.“ Das Weiße Haus hat Israel 14.000 dieser Waffen geschickt, die größte Anzahl an Bomben, die von der US-Regierung bereitgestellt wurden.

Weitere Luftangriffe auf Gaza im Verlauf der letzten Woche waren:

  • Ein Angriff auf die Abu-Oreiban-Schule im Flüchtlingslager Nuseirat, bei dem mindestens 17 Menschen getötet und 80 verwundet wurden.
  • Ein Angriff auf einen Gebetsraum im Flüchtlingslager Shati westlich von Gaza-Stadt, bei dem 20 Menschen getötet wurden.
  • Bei Angriffen am Sonntag auf verschiedene Teile von Gaza-Stadt, wo das israelische Militär laut eigenen Angaben noch operiert, wurden mindestens acht Menschen getötet.
  • Am Sonntag wurde ein israelischer Bombenangriff auf Maghazi im Zentrum von Gaza gemeldet, bei dem die Zahl der Opfer noch unbekannt ist.
  • Letzten Dienstag wurde die al-Awdah-Schule östlich von Chan Yunis angegriffen, in der sich Menschen zum Fußballspielen und Zuschauer versammelt hatten. Mindestens 30 Menschen wurden getötet, 53 wurden verwundet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Es war der vierte israelische Angriff auf eine als Notunterkunft genutzte Schule innerhalb von vier Tagen.

Am 24. Juli wird der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen angeklagt wurde, bei einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses sprechen – im Wesentlichen, um seinen imperialistischen Zahlmeistern einen Fortschrittsbericht zu geben.

Die World Socialist Web Site ruft Arbeiter und Jugendliche auf, sich an der Demonstration und der Veranstaltung in Washington an diesem Tag zu beteiligen. Die Socialist Equality Party ruft dazu auf, um eine politische Perspektive für den Aufbau einer Massenbewegung in der Arbeiterklasse zu schaffen, um den Völkermord zu stoppen und den imperialistischen Krieg durch den Kampf für den internationalen Sozialismus zu beenden.

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