Israel setzt mit Unterstützung der USA Massaker in Rafah fort

Israel hat die massenhafte Vertreibung, ethnische Säuberung und den Massenmord in Rafah, der südlichsten Stadt des Gazastreifens, intensiviert. Am Freitag wurden bei einem Angriff auf ein Flüchtlingslager nördlich der Stadt 25 Menschen getötet.

Eine palästinensische Familie überprüft am 21. Juni 2024 die schweren Schäden an der UNRWA-Schule in Chan Yunis im Süden des Gazastreifens, in der Vertriebene untergebracht sind. Einen Tag zuvor wurde ein nahegelegenes Haus Ziel eines israelischen Bombenangriffs. (AP Photo/Jehad Alshrafi) [AP Photo/Jehad Alshrafi]

Der Angriff fand unter Einsatz israelischer Panzer unmittelbar neben einer humanitären Einrichtung des Roten Kreuzes statt, die das israelische Militär als „Schutzzone“ eingestuft hatte.

Laut einer Stellungnahme des Roten Kreuzes schlugen die israelischen Geschosse nur wenige Meter von seinen Büros entfernt ein und beschädigten sie. Das Gebäude sei „von Zelten umgeben [gewesen], in denen Hunderte von Vertriebenen leben“.

Ein Überlebender des Angriffs erklärte gegenüber Al Jazeera: „Wir hatten gerade gegessen und wollten schlafen und uns ausruhen, da hörten wir plötzlich laute Explosionen, die unsere Unterkünfte zerstörten! Wir sind hier allein und wissen nicht, was wir tun sollten. Wir können noch immer nicht verarbeiten, was passiert ist!“

Der Augenzeuge fuhr fort: „Oh Gott, sieh uns an, oh Welt, sieh unsere Lage. ... Das Feuer verzehrt uns aus allen Richtungen.“

Eine andere Überlebende erklärte gegenüber Al Jazeera: „Heute, vor dem Nachmittag, wurde in der Nähe des Rotkreuz-Gebäudes eine Bombe abgeworfen. Mein Mann ging raus, als er das Geräusch der Explosion hörte. Die zweite Bombe fiel in der Nähe des Rotkreuz-Gebäudes. Alle jungen Männer gingen dort hin, weil es einige Verletzte gab.“

Das Massaker vom Freitag ist nur das jüngste in dem von den USA unterstützten israelischen Angriff auf Rafah, durch den mehr als eine Million Menschen aus der Stadt vertrieben wurden. Die meisten von ihnen waren bereits aus anderen Teilen des Gazastreifens vertrieben worden.

Hatem, ein Einwohner von Rafah, erklärte gegenüber Reuters: „Letzte Nacht war eine der schlimmsten in West-Rafah: Drohnen, Flugzeuge, Panzer und Boote haben das Gebiet beschossen. Wir haben das Gefühl, die Besatzungsmacht versucht ihre Kontrolle über die Stadt zu vollenden.“

Die Biden-Regierung hatte einen israelischen Angriff auf Rafah zuvor zwar als „rote Linie“ bezeichnet, doch das Weiße Haus hat sowohl den Bodenangriff auf Rafah als auch die anhaltenden Luftangriffe auf Zivilisten uneingeschränkt gebilligt.

Vor zwei Wochen hatten israelische Spezialkräfte bei einem Massaker im Flüchtlingslager Nuseirat mindestens 274 Palästinenser ermordet und mehr als 500 verwundet. Das Weiße Haus bezeichnete die Angriffe auf Nuseirat als „begrenzt“ und „gezielt“.

Zeitgleich mit dem Massaker in Rafah wurden im gesamten Gazastreifen massenhaft Menschen getötet. Laut dem Gesundheitsministerium von Gaza verloren in den letzten 24 Stunden mindestens 35 Menschen ihr Leben, womit sich die offizielle Zahl der Todesopfer seit Oktober auf 37.431 erhöht hat.

Der Angriff auf Rafah und die Zerstörung des Grenzübergangs Rafah haben die Verteilung von Nahrungsmitteln in Gaza an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) warnte am Freitag, sie werde möglicherweise gezwungen sein, ihre Operationen in Rafah einzustellen, weil medizinische Versorgungsgüter so gut wie nicht mehr zur Verfügung stehen.

Sie machte Israels Angriff auf Rafah für die Katastrophe verantwortlich und erklärte: „Die Schließung des Grenzübergangs Rafah nach der israelischen Offensive im Süden von Gaza Anfang Mai hat zusammen mit den endlosen bürokratischen Vorgaben, die von den israelischen Behörden angeordnet wurden, zu einer dramatischen Verlangsamung humanitärer Hilfslieferungen durch den noch geöffneten Grenzübergang Kerem Shalom geführt.“

Nur zwei Tage vor dem Massaker am Freitag hatte die Untersuchungskommission der Vereinten Nationen zum Krieg in Gaza ihr offizielles Urteil verkündet und darin die israelische Regierung der „Ausrottung“, „Kriegsverbrechen“ und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ beschuldigt.

Kommissionsmitglied Chris Sidoti erklärte: „Die einzige Schlussfolgerung, die man daraus ziehen kann, ist, dass die israelische Armee eine der kriminellsten Armeen der Welt ist.“

Navi Pillay, der Vorsitzende der Untersuchungskommission, verurteilte implizit auch die USA, weil sie den Völkermord im Gazastreifen ermöglicht haben: „Ohne die Hilfe mächtiger Staaten wäre Israel nicht in der Lage gewesen, diese andauernde Besetzung so aggressiv durchzuführen.“

Während das Gesundheitssystem von Gaza zusammenbricht, lässt man die Schwerverletzten in Gaza sterben. Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte am Freitag, seit dem 7. Mai habe kein einziger kranker oder verwundeter Palästinenser Gaza verlassen können.

„Seit der Schließung des Grenzübergangs Rafah am 7. Mai wurden keine Patienten mehr aus dem Gazastreifen evakuiert“, erklärte Tedros. „Das bedeutet, dass mehr als 2.000 Menschen keine lebensrettende medizinische Versorgung erhalten haben.“

Er fügte hinzu: „Evakuierungen aus medizinischen Gründen müssen an allen Grenzübergängen ermöglicht werden, einschließlich Rafah für Verlegungen nach Ägypten, Kerem Shalom für Verlegungen in die entsprechenden Krankenhäuser im Westjordanland und in Ost-Jerusalem, sowie, wenn nötig, auch in andere Länder für Spezialbehandlungen.“

Zusätzlich zu den Massakern lässt die israelische Regierung auch in großem Umfang Gefangene foltern. Am Freitag wurde im Internet ein Video verbreitet, in dem Badr Dahlan aus Gaza seine Folter durch israelische Truppen beschrieb: „Sie [die israelischen Soldaten] haben mir auf Hände und Beine geschlagen.“ Er sei „misshandelt und gefoltert“ worden.

Wie die Pressestelle der Regierung von Gaza am Donnerstag erklärte, sind mindestens 36 Personen, die im Gazastreifen von israelischen Soldaten verhaftet wurden, aufgrund von Folter und schlechten Haftbedingungen gestorben.

In der Erklärung hieß es: „54 Häftlinge aus verschiedenen palästinensischen Regionen sind in israelischen Gefängnissen aufgrund von Folter und unmenschlichen Haftbedingungen gestorben. Seit Beginn des völkermörderischen Kriegs gab es systematische Misshandlungen von Gefangenen.“ Die Pressestelle beschrieb israelische Gefängnisse als „Massengräber für Tausende von palästinensischen Gefangenen, die von den internationalen Institutionen ignoriert werden“.

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