Israel bombardiert Flüchtlingslager al-Maghazi und Bureij in Gaza

Feuer und Rauch steigen aus Gebäuden nach israelischen Luftangriffen auf Gaza. 5. November 2023 [AP Photo/Abed Khaled]

Am Wochenende nahmen die internationalen Massenproteste gegen Israels Krieg im Gazastreifen massiv zu. Die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) reagierten darauf mit einer Verstärkung ihrer Bombenangriffe auf Flüchtlingslager und Aufrufen zum Massenmord an Palästinensern.

Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA wurden am Samstag bei einem Bombenangriff der IDF auf das Flüchtlingslager al-Maghazi mindestens 51 Menschen getötet und weitere Dutzende verletzt. Der Journalist Mohammed Alaloul von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu berichtete: „Das Haus meines Nachbarn im Lager al-Maghazi wurde von der israelischen Luftwaffe getroffen und stürzte teilweise ein.“ Er fügte hinzu, zwei seiner Söhne – Ahmed (13) und Qais (4) – seien getötet und seine Frau, seine Mutter und zwei weitere Kinder verwundet worden.

Die IDF bombardierten Schulen, die in den Flüchtlingslagern von Al Bureij als Schutzräume dienten, wobei mindestens 15 Menschen starben, und Dschabaliya, wobei sechs Menschen getötet wurden. Letzteres wurde bereits vergangene Woche dreimal bombardiert, wodurch hunderte getötet wurden. Vertreter der UN warnten, dies könnte darauf hindeuten, dass die IDF noch weitere der etwa 150 UN-Schutzräume im Gazastreifen bombardieren könnten, in denen etwa 700.000 der 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens leben.

Die IDF setzen Völkermord-Methoden ein, um die Hamas-Milizen tief im Inneren des Gazastreifens zu bekämpfen, was zu einer entsetzlichen Zahl an Todesopfern und beispiellosem Leid führt. Bisher wurden mehr als 9.770 Palästinenser getötet, darunter 3.900 Kinder und 2.509 Frauen. Weitere 2.200 Palästinenser werden vermisst, und mindestens 70.000 wurden im Krieg der IDF verwundet. Zudem droht die illegale Blockade des Gazastreifens durch Israel eine beispiellose Lebensmittel- und Gesundheitskrise auszulösen.

Die Blockade hat die Treibstoff-, Nahrungs- und Wasserversorgung des Gazastreifens vollständig unterbrochen. Die palästinensischen Bewohner überleben von durchschnittlich zwei Stück Brot am Tag. Zudem sind durch die Blockade fünf der sechs Kläranlagen und die meisten Wasserentsalzungswerke weitgehend lahm gelegt, was zu einem Zusammenbruch des Abwassersystems und einem katastrophalen Trinkwassermangel geführt hat. Laut den Behörden von Gaza wurden fast 80 Prozent der Brunnen im Gazastreifen zerstört.

Mindestens 95 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der UN-Sonderberichterstatter Pedro Arrojo erklärte gegenüber der spanischen Tageszeitung El Pais, sie würden Salz- oder Brackwasser aus den wenigen verbliebenen Brunnen trinken: „Wenn man dieses Wasser trinkt, muss man sich übergeben, aber wenn man es nicht tut, ist man in fünf oder sechs Tagen tot.“

Eman Basher, ein Lehrer aus dem Gazastreifen, schrieb auf X/Twitter: „Meine Kinder leiden unter Magen-Darm-Grippe mit Symptome wie Unterleibskrämpfen, Erbrechen und Durchfall. Ich habe immer geglaubt, das gehe auf das Schlafen auf dem Boden oder die Wetterumschwünge zurück, in Wirklichkeit liegt es jedoch an dem verseuchten Wasser, das wir täglich trinken, und für das wir auch noch stundenlang Schlange stehen... Wir trinken dieses Wasser seit 15 Tagen und kämpfen auch noch darum, es zu bekommen.“

Durch das Versickern von Abwasser ins Grundwasser drohen im Gazastreifen zudem tödliche Epidemien. Michael Talhami vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz erklärte: „Wir sind unglaublich besorgt, dass es zu Ausbrüchen von Infektionskrankheiten kommen wird, wenn der Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen nicht verbessert wird, wofür Elektrizität erforderlich ist, um die Menschen in den dicht besiedelten Stadtgebieten mit diesen Dienstleistungen zu versorgen.“ Talhami warnte vor einer möglichen Ausbreitung von „Cholera, Durchfall, Hepatitis A und Typhus“.

Eine weitere Gefahr für die öffentliche Gesundheit geht von den tausenden Leichen aus, die noch unter den Trümmern der Häuser liegen, die durch Luftangriffe der IDF zerstört wurden.

Zeitgleich eskalieren die IDF ihre Bombierungen durch Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal im Gazastreifen. Der Sprecher der IDF, Admiral Daniel Hagari erklärte, dass „die Hamas Krankenhäuser systematisch als Teil ihrer Kriegsmaschinerie ausnutzen“ würde. Sie habe sogar „das indonesische Krankenhaus gebaut, um ihre unterirdische Terrorinfrastruktur zu verbergen“.

Am Freitag bestätigten Vertreter der Vereinten Nationen, dass 135 Beschäftigte des Gesundheitswesens durch Bombardierungen der IDF getötet und 58 Gesundheitsreinrichtungen beschädigt wurden. Zudem mussten 16 Krankenhäuser und 51 Zentren der medizinischen Grundversorgung wegen Kämpfen und Treibstoffmangels aufgrund der israelischen Blockade des Gazastreifens den Betrieb einstellen. Das wichtigste Krebskrankenhaus des Gazastreifens, das türkisch-palästinensische Freundschaftskrankenhaus, hat Berichten zufolge wegen Luftangriffen der IDF und Treibstoffknappheit ebenfalls den Betrieb eingestellt.

Laut Vertretern der UN wurden innerhalb von weniger als einem Monat dieses Krieges 79 UN-Entwicklungshelfer getötet – die bisher höchste Zahl in einem relativ kurzen Konflikt.

Die IDF genießen bei ihren völkermörderischen Operationen die volle Unterstützung Washingtons und seiner imperialistischen Nato-Verbündeten in Europa.

Vertreter der US-Regierung haben in Gesprächen mit ihren Kollegen aus dem Nahen Osten sogar eine Feuerpause ausgeschlossen. US-Außenminister Antony Blinken lehnte bei einem Treffen mit jordanischen und ägyptischen Regierungsvertretern jede Unterbrechung des Angriffs der IDF auf Gaza ab. Er erklärte, ein Waffenstillstand würde „die Hamas in die Lage versetzen, sich neu zu gruppieren und erneut Angriffe zu starten.“

Israelische Regierungsvertreter machten in einer Reihe von entwürdigenden, politisch kriminellen Äußerungen deutlich, dass sie die palästinensische Bevölkerung des Gazastreifens ausrotten wollen, vielleicht abgesehen von denjenigen, die einer Umsiedlung in Konzentrationslager außerhalb des Gazastreifens zustimmen. Zuvor hatte das israelische Geheimdienstministerium letzte Woche vorgeschlagen, alle Palästinenser zu töten, die einer Deportation aus dem Gazastreifen nicht zustimmen, und damit die palästinensische Bevölkerung des Gebiets vollständig zu vernichten.

Am Sonntag erklärte Amihai Elijahu, Minister für Kulturerbe, er sei unzufrieden mit dem derzeitigen Ausmaß des Massakers in Gaza und sprach sich für die Vernichtung des Gebiets mit Atombomben aus. Auf die Frage des Radiosenders Kol Barama, ob er den Abwurf „einer Art Atombombe“ auf den Gaza unterstütze, antwortete er: „Das ist eine Option.“ Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rügte Elijahu für diese Äußerung und bezeichnete sie als „losgelöst von der Realität“.

Weitere Aussagen von israelischen Ministern zeigen jedoch, dass Elijahus völkermörderische Äußerung keine Übertreibung oder Verirrung war, sondern Netanjahus Politik getreu widerspiegelt.

Die ehemalige Ministerin für Diplomatie und heutige Abgeordnete von Netanjahus Partei Likud, Galit Distel Atbarjan, rief die Israelis auf, die Energie, die sie Anfang des Jahres bei Protesten gegen Netanjahus Regierung gezeigt hatten, für den Massenmord an den Palästinensern einzusetzen. Auf X/Twitter schrieb sie: „Steckt diese Energie in eine Sache: Löscht den gesamten Gazastreifen vom Angesicht der Erde. Damit die Monster aus Gaza an den südlichen Zaun fliehen, um nach Ägypten zu kommen, oder sie werden sterben. Und ihr Tod ist böse. Gaza sollte ausgelöscht werden.“

Auch die rechtsextremen israelischen Siedler im Westjordanland entfesseln eine Welle mörderischer Gewalt, nachdem der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, nach Ausbruch des Kriegs 10.000 Gewehre und andere militärische Ausrüstung an Siedler verteilt hat. In den letzten drei Wochen wurden mindestens 132 Palästinenser, darunter 41 Kinder, durch Soldaten oder Siedler getötet.

Die schreckliche Gewalt, die von rechtsextremen Kräften unter dem Schutz des israelischen Regimes und seiner imperialistischen Nato-Verbündeten ungestraft ausgeübt wird, machen eins deutlich. Es gibt nichts zu verhandeln mit der Netanjahu-Regierung oder ihren Nato-Hintermännern. Das Massaker zu beenden, erfordert die Vereinigung der wachsenden internationalen Protestbewegung der Arbeiter und Jugendlichen gegen den Krieg in einer Bewegung gegen Israels Krieg in Gaza und alle kapitalistischen Regierungen, die ihn unterstützen.

Loading