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Am 14. September, in etwas mehr als zwei Monaten, laufen die Tarifverträge von 150.000 Mitgliedern der Gewerkschaft United Auto Workers bei Ford, General Motors und Stellantis (Big Three) aus. Zum ersten Mal seit Jahren laufen zeitgleich auch die Tarifverträge der 20.000 Beschäftigten der Big Three in Kanada aus. Dies stellt eine außergewöhnliche Gelegenheit dar, um einen mächtigen, international koordinierten Kampf zu führen.
Um diese Gelegenheit für einen klaren Sieg der Arbeiterinnen und Arbeiter zu nutzen, rufen wir zum Aufbau von Aktionskomitees in allen Fabriken, Lagern und Betrieben auf.
Ein branchenweites Netzwerk derartiger Komitees wird den notwendigen organisatorischen Rahmen für einen koordinierten, vereinten Kampf aller Arbeiter für höhere Löhne und angemessene Arbeitsbedingungen bilden und die Grundlage für einen Streik der Ford-, GM- und Stellantis-Arbeiter in ganz Nordamerika schaffen.
Wie verlaufen die Frontlinien im Tarifkampf?
Arbeiter gehen auf eine historische Schlacht zu. Alle Autokonzerne befinden sich in einem erbitterten Wettbewerb, ihr operatives Geschäft umzustrukturieren, Kosten zu senken sowie Arbeitsplätze abzubauen und die Märkte und die Technologie für Elektrofahrzeuge zu dominieren. Die Konzerne sind fest entschlossen, den Übergang zu Elektrofahrzeugen zu finanzieren und gleichzeitig ihre gigantischen Profite zu erhalten. Zu diesem Zweck wollen sie die Ausbeutung der Arbeiter erhöhen, entweder durch Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate, längere Arbeitszeiten, höhere Produktionsquoten oder andere Maßnahmen.
Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge fällt zusammen mit einer drohenden Wirtschaftskrise und einer massiven Erhöhung der US-Ausgaben für Militär und Krieg. Daher bereiten sich die Autokonzerne auf ein weltweites Arbeitsplatzmassaker von unvorstellbarem Ausmaß vor. Die Lebensgrundlagen von hunderttausenden und Millionen Arbeitern geraten dabei in Gefahr. Laut Ford-Vorstandschef Jim Farley wird die Produktion von Elektrofahrzeugen 40 Prozent weniger Arbeitskräfte erfordern.
Die Unternehmen bereiten sich eindeutig auf einen Streik vor und versuchen, die Arbeiter einzuschüchtern. In einer provokativen Aktion hat Stellantis mehrere Werke ab dem 5. Juli für 90 Tage für „systemrelevant“ erklärt. Das bedeutet, die Arbeiter können gezwungen werden, sieben Tage die Woche bis zu zwölf Stunden zu arbeiten. Der UAW-Apparat leistet keinen ernsthaften Widerstand dagegen, sodass das Unternehmen in Erwartung eines Ausstands seine Lagerbestände aufstocken kann.
Bereits jetzt sind die Arbeitsbedingungen unerträglich.
- Die Reallöhne der Arbeiter sind massiv gesunken und die Arbeitsbedingungen haben sich drastisch verschlechtert. Die armseligen Lohnerhöhungen – sofern Arbeiter überhaupt welche erhalten haben – wurden von den rasant steigenden Lebenshaltungskosten aufgefressen. Alleine die Lebensmittelpreise sind von 2018 bis 2022 um mehr als 20 Prozent gestiegen. Der Achtstundentag gehört fast gänzlich der Vergangenheit an. Arbeitszeiten von zehn bis zwölf Stunden über sechs bis sieben Tage die Woche werden immer häufiger. Gleichzeitig werden ganze Schichten ohne Vorwarnung entlassen, sodass es zu Schlangen bei der Arbeitslosenhilfe kommt. Befristet beschäftigte Arbeiter werden von der UAW ohne jeden Schutz im Stich gelassen.
- Die fieberhafte Jagd der Konzerne nach Profiten hat die Fabriken in den sogenannten reichsten Ländern der Welt in Sweatshops und Todesfallen verwandelt, in denen täglich Arbeiter getötet, verwundet oder krank gemacht werden. In den drei Jahren der Corona-Pandemie haben zahllose Automobilarbeiter völlig vermeidbar ihr Leben verloren, weil Profiten Vorrang vor dem Schutz von Menschenleben eingeräumt wurde. Obwohl die Pandemie vom gesamten politischen Establishment und den Medien fälschlicherweise für beendet erklärt wurde, breitet sich das Virus weiterhin aus und entwickelt sich. Arbeiter infizieren sich immer wieder, womit auch die Wahrscheinlichkeit von Langzeitschädigung durch Long Covid steigt.
- Die internationalen Autokonzerne dezimieren weltweit die Arbeitsplätze. Werke, in denen noch vor wenigen Jahren tausende Arbeiter beschäftigt waren – u.a. das Stellantis-Fertigungswerk in Belvidere (Illinois) und das Ford-Motorenwerk in Romeo (Michigan) – wurden stillgelegt. Doch dies ist nur der Auftakt für eine neue Offensive der Konzerne gegen Arbeitsplätze und -bedingungen.
In den letzten Wochen hat Ford den Abbau von hunderten Arbeitsplätzen für Festangestellte und Leiharbeiter in Australien, Kanada und den USA angekündigt – zusätzlich zur Welle von Entlassungen in Deutschland, Spanien, Indien und weiteren Ländern im Verlauf des letzten Jahres. Am 28. Juni kündigte Stellantis die Schließung seines Motorenwerks in Wien und die Entlassung von 300 Arbeitern an. In diesem Jahr hatte das Unternehmen bereits in den USA, Italien und der Slowakei hunderte und tausende von Arbeitsplätzen abgebaut. GM vernichtet derweil tausende Stellen durch Übernahmen.
Junge Arbeiter können es sich nicht leisten, eine Familie zu gründen oder aus ihrem Elternhaus auszuziehen. Pensionierte Arbeiter können sich mit ihren kümmerlichen Renten kaum ernähren und ihre Rechnungen bezahlen, wenn sie überhaupt Rente erhalten. Immer mehr Arbeiter auf der ganzen Welt sind davon überzeugt, dass es so nicht weitergehen kann und dass sich etwas ändern muss.
Im Jahr 2023 haben Arbeiter wiederholt massive Streiks mit hunderttausenden oder Millionen Teilnehmern organisiert, u.a. Arbeiter in Frankreich gegen die Rentenkürzungen von Präsident Macron, Lokführer in Deutschland, Piloten in Spanien, Beschäftigte des Gesundheits- und Bildungswesens im Vereinigten Königreich und Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, Hafenarbeiter und Transportarbeiter in Kanada gegen die steigenden Preise für Lebensmittel und Energie. In den USA haben Arbeiter es in den letzten Jahren immer wieder unternommen, Widerstand zu leisten, angefangen mit dem Kampf von 100.000 Eisenbahnern im Jahr 2022, über die Streiks von 50.000 akademischen Beschäftigten der UAW an der Westküste im letzten Herbst, bis hin zu den laufenden Streiks der Lokführer in Pennsylvania und von zehntausenden Drehbuchautoren der Film- und Fernsehbranche.
Doch in all diesen Fällen sind das größte Hindernis für die kämpfenden Arbeiter die etablierten Gewerkschaftsbürokratien, die Streiks systematisch isoliert und sabotiert und die Forderungen der Unternehmen und des Staats durchgesetzt haben.
Die UAW-Bürokratie setzt ihren konzernfreundlichen Kurs unter Fain fort
Der Lebensstandard der Autoarbeiter war einmal einer der höchsten aller Industriearbeiter weltweit. Sein massiver Niedergang wäre ohne die Zusammenarbeit der UAW-Bürokratie nicht möglich gewesen. In den letzten 40 Jahren haben die UAW-Vorstände mit dem Management zusammengearbeitet, um das Lohnstufensystem einzuführen, die Lebenskostenangleichung und Renten abzuschaffen, unsere Löhne zu senken und hunderttausende Arbeitsplätze zu vernichten.
Der UAW-Apparat ist, genau wie Unifor in Kanada und die konzernfreundlichen Gewerkschaftsapparate in anderen Ländern, nur dem Namen nach eine Gewerkschaft. Statt die Arbeiter zu vereinen und für unsere Interessen zu kämpfen, isolieren sie uns und arbeiten ständig daran, die Wünsche des Unternehmens durchzusetzen. Ein massiver Korruptionsskandal hat aufgedeckt, dass die Spitzenfunktionäre der UAW Bestechungsgelder von Unternehmen angenommen und Mitgliedsbeiträge von Arbeitern veruntreut haben. Laut aktuellen Nachrichtenberichten dauern die Untersuchungen der Bundesbehörden wegen des offiziellen Fehlverhaltens noch immer an.
Die ersten 90 Tage der Amtszeit von UAW-Präsident Shawn Fain und der Unite all Workers for Democracy (UAWD)-Fraktion zeigen unwiderlegbar, dass das Problem nicht ein paar „schwarze Schafe“ in der Gewerkschaftsführung sind. Das Problem ist der riesige Gewerkschaftsapparat selbst, der den Konzernen völlig hörig ist und den einfachen Arbeitern keine Rechenschaft ablegen muss.
Unter Fain und der UAWD verriet die UAW-Bürokratie den Streik der Arbeiter im Clarios-Autobatteriewerk und ging genauso verräterisch vor wie unter den früheren UAW-Präsidenten Ray Curry, Gary Jones oder Dennis Williams. Der UAW-Ortsverband 12, der Direktor der Region 2B, Dave Green, und die UAW International zwangen den Arbeitern einen konzernfreundlichen Tarifvertrag auf, der lediglich eine dreiprozentige Lohnerhöhung und Zwölf-Stunden-Tage ohne Überstundenzuschlag beinhaltete.
Die Clarios-Arbeiter haben einen mutigen Kampf geführt und zweimal die Abkommen zwischen der UAW und dem Management abgelehnt, beim ersten Mal mit 98 Prozent, beim zweiten Mal mit 76 Prozent. Die Gewerkschaftsfunktionäre reagierten auf diese überwältigende Ablehnungen nicht, indem sie auf die Forderungen der Arbeiter eingingen, sondern taten alles in ihrer Macht Stehende, um ihren Kampf zu beenden. Sie befürchteten, dass der Widerstand der Arbeiter weiteren Widerstand auslösen und die Arbeiter zu unabhängigem Handeln ermutigen könnte. Die UAW hungerte die Clarios-Arbeiter mit einem Streikgeld von nur 500 Dollar pro Woche aus und ließ sie über ihre Verhandlungen mit dem Management im Dunkeln. Vor den Ratifizierungsabstimmungen gab sie nur ausgewählte „Highlights“ aus dem Tarifvertrag bekannt und schwieg den Streik fast völlig tot, damit andere UAW-Mitglieder nichts davon erfahren.
Sollten noch Zweifel darüber bestanden haben, wo UAW-Präsident Fain und seine Gewerkschaftsführung stehen, so wurden sie durch deren Entscheidung ausgeräumt, die Ortsverbände bei den Big Three anzuweisen, von Streikbrechern produzierte Batterien aus dem Clarios-Werk in Ohio zu verarbeiten, obwohl unter Arbeitern großer Rückhalt für eine Ausweitung des Streiks herrschte. Eine Gruppe von Aktionskomitees bei GM in Flint und Lansing und dem Stellantis-Lastwagenwerk in Warren kämpfte gegen die Zusammenarbeit der Bürokratie mit den Unternehmen und forderte mehrfach ein Verbot der Verarbeitung von Batterien, die durch Streikbruch hergestellt wurden.
Das konzernfreundliche Handeln der UAW war keineswegs auf Clarios beschränkt. Im Juni sorgten die beispiellosen Waldbrände in Kanada, die in Folge des Klimawandels ausgebrochen waren, für eine Rauchentwicklung, die Michigan, Ohio, Indiana, Illinois und andere Bundesstaaten mit einem erstickenden Nebel überzog. In einigen der am stärksten betroffenen Fabriken bekamen Arbeiter kaum noch Luft. Berichten zufolge fielen einige an den Produktionsstraßen in Ohnmacht. Fain und die UAW-Funktionäre rührten keinen Finger zur Verteidigung der Arbeiter, sodass die Unternehmen die Produktion unter gefährlichen Bedingungen fortsetzen konnten.
Der Streikbruch durch Fain und die UAW-Bürokratie bei Clarios und ihr Schweigen während der Waldbrände sind eine Warnung vor dem, was sie bei den Big Three und anderen Unternehmen wie den Zulieferern und Mack Trucks planen, wo dieses Jahr ebenfalls die Tarifverträge auslaufen.
Um sich als militante Kritiker der „Gier der Konzerne“ zu inszenieren, hat die UAW-Führung vor kurzem Erklärungen und Videos veröffentlicht, in denen sie auf die enormen Profite der Big Three hinweisen – in den letzten zehn Jahren insgesamt eine Viertelbillion Dollar. Fain erklärt dazu: „Die Mitgliedschaft wurde nie für die Opfer entschädigt, die wir 2009 gebracht haben.“
Was für eine Heuchelei! Die brutale Umstrukturierung im Jahr 2009 geschah mit Unterstützung der UAW-Bürokratie, einschließlich Fains Person. Fain unterstützte als Mitglied des Nationalen Tarifausschusses von UAW und Chrysler den Tarifvertrag von 2009 und erklärte damals: „Wir sind nicht glücklich darüber, aber man muss tun, was man tun muss.“
Während sich die Einkommen und Arbeitsbedingungen der Arbeiter an der Basis seither jedes Jahr verschlechtert haben, sind die Vermögen und Aktienportfolios einiger „UAW-Mitglieder“ – darunter Fain selbst und hunderter anderer UAW-Funktionäre mit sechsstelligen Gehältern – stark angeschwollen. Zweifellos gibt es im „Solidarity House“ der UAW nicht wenige Multimillionäre. Diese sozialen Interessen der UAW-Bürokratie sind der Grund für ihre Feindseligkeit gegenüber allen Kämpfen der Arbeiter, die die Profite der Konzerne bedrohen. Der UAW-Apparat ist ein Werkzeug und Vollstrecker des Managements, keine Vertretung der Arbeiter.
Ein Programm, das die Bedürfnisse der Arbeiter erfüllt
Das Netzwerk der Aktionskomitees der Autoarbeiter, das Teil der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) ist, richtet sich bei seinen Forderungen nicht danach, was nach Ansicht der Unternehmensvorstände bezahlbar ist, sondern danach, was Arbeiter für einen würdigen Lebensstandard brauchen.
Deshalb stellen wir die folgenden Forderungen als notwendige Grundlage für alle neuen Vereinbarungen in der Autoindustrie:
- Keine einzige Entlassung oder Werksschließung! Die Entwicklungen in den Bereichen Automation und Technologie müssen benutzt werden, um die wöchentliche Arbeitszeit zu verkürzen, nicht um Arbeitsplätze abzubauen oder die Profite zu erhöhen. Wenn der Bau von Elektrofahrzeugen weniger Arbeitsstunden erfordert, kann die Wochenarbeitszeit von anstrengenden 40, 50 oder sogar 60 Stunden, die Arbeiter routinemäßig schuften, auf 30 Stunden gesenkt werden – ohne Einkommensverluste und mit gleichmäßiger Verteilung auf alle Arbeiter.
- Eine 40-prozentige Lohnerhöhung und die Wiedereinführung der Lebenshaltungskostenangleichung (COLA) als Ausgleich für die jahrelangen Nullrunden und die verheerenden Auswirkungen der hohen Inflation.
- Abschaffung aller Lohnstufen- und Lohnprogressions-Systeme. Die unteren Lohnstufen müssen sofort auf die obersten Löhne und Leistungen angehoben werden.
- Die Umwandlung aller befristeten- und Teilzeitstellen in Vollzeitstellen mit vollem Lohn und Zusatzleistungen.
- Vollständige Finanzierung der Renten und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung für alle aktuellen und ehemaligen Arbeiter.
- Die Wiedereinführung des Achtstundentags mit Löhnen, mit denen wir uns und unsere Familien versorgen können.
- Kontrolle der Arbeiter über die Geschwindigkeit der Produktionsstraßen und die Produktionsstandards. Sie müssen von lokalen Aktionskomitees ausgehandelt werden, um sicherzustellen, dass die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter an erster Stelle steht.
Die Frage, mit der Arbeiter konfrontiert sind, ist nicht ob, sondern wie sie diese Forderungen durchsetzen können.
Die UAW-Bürokratie schürt Illusionen, die Unternehmensvorstände könnten durch Druck dazu gebracht werden, das Richtige zu tun, und die Profitinteressen der Unternehmen könnten mit den Interessen der Arbeiter in Einklang gebracht werden.
Gleichzeitig versucht der Gewerkschaftsapparat, den Rückhalt für die Demokraten zu stärken und Arbeiter davon zu überzeugen, dass sie dieser Partei des Großkapitals trauen können. Dass die UAW Bidens Wiederwahl vorübergehend ihre Unterstützung versagt, ist lediglich ein Versuch, ihre unvermeidliche Unterstützung als Gegenleistung für falsche Zusagen des Präsidenten erscheinen zu lassen, Arbeitern beim Übergang zu E-Fahrzeugen „zur Seite zu stehen“.
Hinter den Kulissen versucht der UAW-Apparat die Unterstützung des Staats und der Unternehmen für die „Organisation“ der neuen EV-Batterie- und Montagewerke zu gewinnen, in der Hoffnung, seine Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen zu erhöhen. Im Gegensatz zu Fains demagogischer Kritik an den Armutslöhnen im Batteriewerk Ultium ist der UAW-Apparat uneingeschränkt bereit, die Weiterführung separater Tarifverträge und Lohnkürzungen in der gesamten Elektrofahrzeugbranche zu verantworten, wie er es zuvor bei GM Subsystems und anderswo getan hat.
Jede Strategie, die darauf beruht, „Druck“ auf die Konzernführungen und ihre Vertreter unter den Demokraten und Republikanern auszuüben, hat sich immer wieder als katastrophal für die Arbeiterklasse erwiesen. Man braucht sich nur an die letzte verheerende Umstrukturierung der Autoindustrie auf Kosten der Arbeiter im Jahr 2009 erinnern, die unter Präsident Obama und Vizepräsident Biden stattfand.
Damals wie heute haben sich die Unternehmen, das Weiße Haus und die UAW-Bürokratie verschworen, um die Löhne der Arbeiter zu kürzen, tausende Arbeitsplätze abzubauen und Werke zu schließen. Diesmal steht jedoch noch mehr auf dem Spiel, da die Biden-Regierung die Gewerkschaftsbürokratien benutzen will, um die Arbeiterklasse zu disziplinieren, Streiks abzublocken und die Entwicklung einer Bewegung der Arbeiter zu verhindern, welche die Kriegspläne Washingtons gegen Russland und China stören würde, die zu einem neuen Weltkrieg zu eskalieren drohen.
Berichten zufolge hat die Biden-Regierung Gene Sperling, einen langjährigen Spitzenfunktionär der Demokraten, mit der Koordinierung ihrer Intervention bei den Tarifverhandlungen bei den Big Three ausgewählt. Diese Entscheidung verdeutlicht, dass das Weiße Haus die Absicht hat, die Forderungen der Konzerne durchzusetzen. Sperling ist ein erfahrener Feind der Arbeiterklasse; er war Teil von Obamas Autoindustrie-Taskforce, die die Löhne für neu eingestellte Arbeiter halbiert hat. Daneben spielte er eine Schlüsselrolle beim erzwungenen Bankrott von Detroit im Jahr 2013.
Die Autoarbeiter werden diesen Kampf nicht durch Appelle an Unternehmensvorstände und Politiker des Kapitals gewinnen, sondern durch einen harten und kompromisslosen Klassenkampf. Die Verbündeten der Arbeiter finden sich nicht in den Vorstandsetagen oder im Kongress, sondern unter den Millionen Arbeitern in den USA und anderen Ländern, die ebenfalls Widerstand gegen die Ausbeutung durch die Konzerne leisten wollen. Zu ihnen gehören u.a. die 350.000 UPS-Beschäftigten, deren Tarifvertrag Ende Juli ausläuft.
Um sicherzustellen, dass Arbeiter die Kontrolle über diesen Kampf behalten, fordern wir die folgenden Maßnahmen:
- Keine Gespräche mehr hinter verschlossenen Türen zwischen UAW-Vertretern und dem Unternehmen! Es gibt keinen Grund, den „Verhandlungs-Updates“, die von der Kommunikationsabteilung der UAW verbreitet werden, Glauben zu schenken. Alle Tarifverhandlungen müssen per Livestream übertragen und unter der Kontrolle von Arbeitern stattfinden, die von der Belegschaft gewählt wurden.
- Jeder Streik muss bei allen der Big Three stattfinden. Die Vorstellung, es gäbe bei Tarifverhandlungen ein „Zielunternehmen“, ist angesichts des globalen Charakters der Autoindustrie und der komplexen Verflechtungen der Lieferketten hoffnungslos veraltet. Die Isolierung eines Ausstandes auf nur ein Unternehmen – wie während des Streiks bei GM 2019 – wird die Position der Arbeiter unweigerlich schwächen und den Unternehmen die Oberhand geben.
Wir brauchen keine ohnmächtigen „Tarifkampagnen“, welche die UAW-Bürokratie zum Schein durchführt. Ein landesweiter und sogar internationaler Streik gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Kanada, Mexiko und vielen weiteren Ländern ist lange überfällig. - Das Streikgeld muss auf 1.000 Dollar pro Woche angehoben werden. Die Streikkasse der UAW, die sich auf 825 Millionen Dollar beläuft, wurde zwar aus unseren Mitgliedsbeiträgen aufgebaut, aber von der Bürokratie jahrzehntelang als schwarze Kasse für ihre eigenen Privilegien benutzt. Stattdessen muss sie verwendet werden, um unsere Kämpfe angemessen zu finanzieren.
Die UAW-Präsidentschaftswahl 2022
In den letzten zwei Jahren entwickelte sich eine Reihe von Rebellionen der Autoarbeiter. Von Volvo Trucks, Dana Corp. und John Deere im Jahr 2021 über Ventra und Detroit Diesel im Jahr 2022 bis hin zu Clarios im Jahr 2023 haben die Arbeiter immer wieder mutig die von der UAW gebilligten Verträge mit der Unternehmensleitung abgelehnt, oft mit über 90 Prozent. In mehreren Fällen, wie bei Volvo, Dana, Deere und Clarios, spielten Aktionskomitees der Arbeiter die entscheidende Rolle dabei, die Lügen des Managements und der UAW-Bürokratie zu entlarven und den Widerstand gegen ihre Verschwörungen zu konsolidieren.
Bei den landesweiten Wahlen der UAW kämpfte Will Lehman – ein Arbeiter bei Mack Trucks – letztes Jahr dafür, dieser entstehenden Rebellion eine Stimme und ein bewusstes Programm zu geben.
Lehman, ein Sozialist, kandidierte für das Amt des UAW-Präsidenten und forderte Maßnahmen, die alle Macht und Entscheidungsgewalt den Arbeitern in den Werkhallen und anderen Arbeitsplätzen übertragen würden, darunter:
- Keine Reform der bestehenden Bürokratie, sondern ihre Abschaffung.
- Abschaffung aller gemeinsamen Einrichtungen von UAW und Unternehmen, einschließlich der gemeinsamen „Trainingszentren“, die lediglich als schwarze Kassen für den Apparat dienen.
- Vollständige Kontrolle der Belegschaft über das gesamte Vermögen der UAW, die Tarifverhandlungen und die Auszählung der Stimmen.
- Ein Programm zum Kampf für die Bedürfnisse der Arbeiter, unabhängig davon, ob die Konzerne sie für bezahlbar halten.
Neben diesen Forderungen kandidierte Lehman auch als Unterstützer der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) und forderte die Arbeiter auf, dem Nationalismus, den alle Sektionen der UAW-Bürokratie propagieren, eine internationale Perspektive und Strategie entgegenzusetzen.
Der UAW-Apparat und die UAW-Beobachtungsstelle, die ihn nominell überwacht und angeblich Korruption bekämpft, reagierten darauf mit dem Versuch, die Beteiligung an der ersten landesweiten direkten Wahl der Gewerkschaft so weit wie möglich zu verhindern. Die Wahlbeteiligung in der ersten Runde im letzten Herbst war mit neun Prozent und 104.776 von 1,1 Millionen stimmberechtigten aktiven und pensionierten Mitgliedern erschreckend niedrig; in der Stichwahl war sie kaum höher. Zehntausende, wenn nicht hunderttausende Arbeiter wurden schlicht nicht darüber informiert, dass eine Wahl stattfand, und erhielten keine Wahlunterlagen.
Die Anwaltskanzleien der Unternehmen, aus denen sich die UAW-Beobachtungsstelle rekrutiert – Jenner & Block und Crowell & Moring – arbeiteten daran, die undemokratischen Aktivitäten der Bürokratie zu beschönigen. Wie Lehman in seinem Wahlkampf aufdeckte, kam es in den Anwaltskanzleien zu dreisten Interessenskonflikten: Jenner & Block hatte GM jahrzehntelang vor Gericht vertreten; Crowell & Moring hat Unternehmen wie GM, Daimler, Caterpillar und Dana vertreten.
Fain wurde schließlich im März als UAW-Präsident vereidigt, nachdem er nur drei Prozent der Stimmen der Arbeiter erhalten hatte. Um die unrechtmäßige Grundlage seiner Präsidentschaft zu vertuschen, ließen Fain und UAWD alle Beweise für systematischen Wahlrechtsentzug verschwinden und widerlegten damit alle Behauptungen, sie würden „Demokratie“ und „Transparenz“ in der Gewerkschaft wiederherstellen.
Die Biden-Regierung und der Staat haben inzwischen daran gearbeitet, die Unterstützung für Fain zu stärken und die betrügerischen Wahlen bei der UAW als legitim darzustellen. Ende Juni lehnte das Arbeitsministerium eine Klage von Lehman ab, gab aber keine Erklärung für ihre Ablehnung oder zu den Beweisen für Wahlunterdrückung, die Lehman zusammengestellt hatte. Lehman ist zum zweiten Mal vor Gericht gegangen, um die Rechte der Basis zu verteidigen, und hat eine Klage gegen das Arbeitsministerium eingereicht, in der er eine Wiederholung der Wahl fordert, bei der alle UAW-Mitglieder angemessen informiert werden.
Der Kampf für Arbeitermacht und internationale Einheit
Die unerschlossene soziale Kraft der Arbeiterklasse ist heute größer als je zuvor in der Geschichte. Die Konzernleitungen und ihre politischen Vertreter mögen rücksichtslos sein, haben aber auch große Angst vor der wachsenden Möglichkeit einer international koordinierten Streikwelle und Bewegung der Arbeiterklasse.
Insbesondere seit 2019 haben Arbeiter immer wieder versucht, in Auflehnung gegen die nationalistischen Gewerkschaftsbürokratien ihre Kämpfe über Landesgrenzen hinweg zu verbinden. Von der explosionsartigen Serie von spontanen Streiks im mexikanischen Matamoros, an denen sich im Januar und Februar 2019 schließlich mehr als 70.000 Arbeiter von Autozulieferern beteiligten, bis zur mutigen Weigerung der Arbeiter im mexikanischen GM-Montagekomplex in Silao, die Produktion zu erhöhen, um den Streik in den USA zu schwächen, über die spontanen Streiks angesichts von Covid-19 im März 2020, die zur Schließung von Autowerken in Italien, Spanien, Kanada und den USA führten, bis hin zu den spontanen Streiks der Volvo-Arbeiter in Belgien als Reaktion auf den Streik bei Volvo Trucks im Jahr 2021.
Das objektive Potenzial für Arbeiter, ihre Kämpfe weltweit zu koordinieren, ist enorm. Mit Hilfe von Smartphones, sozialen Netzwerken, automatischen Übersetzungsprogrammen und anderer Technologie können Arbeiter sofort mit ihren Genossinnen und Genossen in nahezu jedem anderen Land kommunizieren. Die Arbeiterklasse ist in einem weltweiten Produktionsnetzwerk miteinander verbunden, ist mit ähnlichen Problemen konfrontiert und wird von der gleichen Handvoll transnationaler Konzerne ausgebeutet.
Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) kämpft für eine globale Organisation der Arbeiter, damit sie ihre potenzielle Stärke bündeln, sich aus dem Würgegriff der Gewerkschaftsbürokratien befreien und einen gemeinsamen Aktionsplan in allen Werken, Unternehmen, Branchen und über alle Landesgrenzen hinweg ausarbeiten können. Sie vereint nicht nur Autoarbeiter, sondern auch Postbeschäftigte, Lehrkräfte, Verkehrsarbeiter, Eisenbahner und andere Sektionen der Arbeiterklasse im Kampf gegen Ungleichheit und imperialistischen Krieg.
Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Unternehmen und Gewerkschaftsbürokratien planen bereits die Niederlage der Autoarbeiter in der kommenden Schlacht. Arbeiter müssen genauso systematisch und unermüdlich ihre eigene Strategie und Organisation ausarbeiten.
Registriert euch noch heute als Delegierter im Netzwerk der Aktionskomitees der Autoarbeiter und der IWA-RFC. Wir werden die künstlichen Barrieren von Hautfarbe, Nationalität und anderen Spaltungen einreißen, die den Arbeitern von Konzernen und Gewerkschaftsbürokratie aufgezwungen wurden, und sie mit allen Arbeitern verbinden, die für ihre gemeinsamen Interessen kämpfen wollen. Wir werden euch beim Aufbau von Aktionskomitees in euren Betrieben unterstützen und euch die Möglichkeit geben, mit Arbeitern in anderen Teilen der Welt zu kommunizieren und Informationen zu teilen.
Das Ergebnis dieses Kampfs hängt davon ab, welche Entscheidung wir Arbeiter treffen. Entscheide dich dafür, dich der Bewegung für Arbeitermacht anzuschließen!