In der vergangenen Woche trafen sich in Toledo (Ohio) fast 50 derzeitige und ehemalige Arbeiter von Dana Incorporated, einem weltweit tätigen Autozulieferer, sowie Arbeiter des Jeep-Montagewerks Stellantis Toledo, um eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen ungerechtfertigte Entlassungen, Stellenabbau und die Ausbeutung durch die Unternehmen zu besprechen.
Die vom Dana-Aktionskomitee und der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) gesponserte Veranstaltungsreihe trug den Titel „Gewinnbeteiligung bei Dana einbehalten, Entlassungen bei Jeep angedroht, UAW auf der Seite der Unternehmensleitung: Die Abwehrstrategie für Arbeiter an der Basis“.
Bei der Einberufung des Treffens nannte das Dana-Aktionskomitee eine Reihe gemeinsamer Forderungen für die Arbeiter von Jeep und Dana, um die sie sich organisieren und für die sie kämpfen sollten:
- Keine weiteren Entlassungen und ungerechtfertigten Kündigungen!
- Wiedereinstellung aller zu Unrecht entlassenen Arbeiter mit Lohnnachzahlung
- Kontrolle über Einstellungen und Entlassungen durch die Belegschaft
- Sofortige Überführung der Leiharbeiter in Festanstellung
- Keine Lohnstufentrennung mehr
- Massive Lohnerhöhungen, um mit den steigenden Preisen Schritt zu halten
- Anpassung der Kaufkraft der Löhne (COLA) an die Inflation
Die Treffen fanden statt, nachdem die Unzufriedenheit unter den Arbeitern des Dana-Werks Toledo Driveline im Nordwesten von Ohio, das Achsen für das nahe gelegene Stellantis-Werk Toledo Jeep herstellt, wochenlang gewachsen war. Zahlreiche Dana-Arbeiter haben sich zu Wort gemeldet, um gegen eine Welle willkürlicher Entlassungen und die miserablen Bedingungen im Werk zu protestieren. In diesem Werk ist es nicht ungewöhnlich, dass Arbeiter wochenlang 10-Stunden-Tage arbeiten ohne einen freien Tag.
Gleichzeitig sind die Arbeiter der drei großen Automobilhersteller mit einem zunehmenden Angriff auf ihre Arbeitsplätze konfrontiert, weil die Unternehmen versuchen, Arbeiter im Vorfeld des diesjährigen Endes des Tarifvertrags mit der United Auto Workers Gewerkschaft einzuschüchtern. In den Stellantis-Werken im Großraum Detroit, darunter die Sterling Heights Assembly und die Warren Truck Assembly, wurden hunderte Stellenstreichungen oder Entlassungen angekündigt oder in Erwägung gezogen. Am Tag nach dem Treffen informierte die UAW die Jeep-Arbeiter im Montagekomplex in Toledo über den Beginn von Entlassungen.
Als Reaktion auf diese Angriffe und um den Kampf dagegen zu organisieren, hat sich eine wachsende Zahl von Arbeitern dem Netzwerk der Autoarbeiter-Aktionskomitees in den USA angeschlossen, das Teil der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees ist.
Zu Beginn der Sitzungen sagte ein führendes Mitglied des Dana Aktionskomitees: „Ich spreche im Namen derjenigen, die in den letzten Monaten bei Dana Toledo Driveline entlassen wurden. Wir glauben, dass dies ein gezielter Versuch war, die Unternehmensausgaben zu senken und gleichzeitig den Tarifvertrag zwischen der UAW und Dana Incorporated aus dem Jahr 2021 zu brechen.“
Die überwiegende Mehrheit der Entlassenen aus dem Werk Toledo, sagte sie, „wurde zu Unrecht entlassen. Sie erhielten keine Art von Verwarnung oder irgendeine Art von Disziplinarmaßnahme, bevor sie die direkte Kündigung erhielten. Dabei ging es um Dinge wie z.B. ein Telefon in der Hand zu halten, ein paar Minuten zu spätes Erscheinen am Fließband oder das Tragen einer Brille auf der Stirn. Und die Gewerkschaft hat im Grunde nichts unternommen, um dafür zu sorgen, dass auch nur einer der 60 bis 80 Arbeiter, die in den letzten Monaten entlassen wurden, wieder eingestellt würde.“
Als sie erklärte, wie es zur Gründung des Dana-Aktionskomitees kam, fuhr sie fort: „Nachdem wir alle entlassen worden waren, begannen die Leute Fragen zu stellen, warum die UAW nicht reagierte. Warum reagieren unsere Funktionäre nicht auf unsere Beschwerden? Sie rufen uns nicht einmal zurück. Sie reagieren auf keinen von uns.“
„Im Grunde war das der Start für die Gründung des Aktionskomitees. Die Menschen begannen, Fragen zu stellen, und wollten Antworten haben. Und so schauten wir auf die World Socialist Web Site, begannen Gespräche zu führen und verstanden, dass das, was bei Dana geschah, nur der Anfang von etwas war, das in allen UAW-Fabriken und -Einrichtungen im ganzen Mittleren Westen stattfinden wird, nicht nur im Mittleren Westen, sondern im ganzen Land.“
Das Dana-Aktionskomitee hat bereits eine starke erste Resonanz erhalten, erklärte sie. Es arbeite daran, die Arbeiter bei Stellantis und anderen Unternehmen für einen gemeinsamen Kampf zu mobilisieren. „Das Ziel des Aktionskomitees der Dana-Arbeiter ist es, die Automobilarbeiter zu informieren, zu schützen und zu vereinen, damit sie sich untereinander im Kampf für unsere Rechte organisieren.“
Sie fuhr fort: „Dieses Aktionskomitee baut Bündnisse auf. Es kümmert sich um die Arbeitsbedingungen bei Jeep, und wir erwarten, dass sich die Jeep-Arbeiter unserem Kampf gegen Dana anschließen und bereit sind, sich auch für unsere Erlebnisse und Erfahrungen zu interessieren. Wenn Dana Toledo und Toledo Jeep sich zusammentun, gibt es buchstäblich nichts, was uns aufhalten könnte. Gemeinsam sind wir stark.“
Sie erklärte auch, wie sie die Rolle der WSWS im Kampf der Dana-Arbeiter sieht. „Was die World Socialist Web Site angeht, denke ich, dass es sehr wichtig ist, dass die Leute die Journalisten nutzen. Die Tatsache, dass die WSWS immer wieder Artikel und unsere Erfahrungen veröffentlichte, hat so viele Arbeiter ermutigt, von ihren Erlebnissen zu berichten.“
„Die WSWS bietet uns die Möglichkeit, unsere Anliegen zu äußern, ohne von Vergeltungsmaßnahmen getroffen zu werden oder gar unsere Existenzgrundlage zu verlieren. Stellt euch vor, wie ermutigend es für einen eurer Kollegen ist, einen Artikel zu lesen, der über die Bedingungen berichtet, unter denen ihr arbeiten müsst; auch für jemanden bei Jeep oder Stellantis. Das gibt euch die Gewissheit, dass die ganze Community um euch herum diese Artikel liest.“
Danach gab Eric London, Reporter der World Socialist Web Site, einen Überblick über die Situation der Dana-Arbeiter und deren Zusammenhang mit dem allgemeinen Angriff auf die Arbeitsplätze und den Lebensunterhalt der Autoarbeiter auf internationaler Ebene.
„Zuallererst werden sich einige von euch vielleicht die Frage stellen, warum die Dana-Arbeiter keine Gewinnbeteiligung bekommen haben, obwohl vertraglich vereinbart“, sagte London. „Nun, das ist eine gute Frage. Und weder das Unternehmen noch die UAW haben sie bisher beantwortet. Ihr bringt dem Unternehmen eine Menge Geld ein. Wohin ist dieses Geld geflossen, wenn es nicht an die Belegschaft gegangen ist? Nun, es ist an die Aktionäre geflossen“, erklärte er, darunter auch eine berüchtigte „Heuschrecke“, der Firmen-Ausschlachter Carl Icahn, dessen Investmentfirma den größten Teil der Dana-Aktien besitzt.
London erklärte, dass die Angriffe auf die Arbeitsplätze und die Ausbeutungsbedingungen, denen die Dana-Arbeiter ausgesetzt sind, Teil einer umfassenderen Umstrukturierung der globalen Autoindustrie sind, da die Autogiganten versuchen, die Kosten für den Übergang zu Elektrofahrzeugen der Arbeiterklasse aufzubürden. „Die Konzerne planen, in den nächsten Jahren Tausende oder Zehntausende von Autoarbeitern zu entlassen. Und genau das wird in dem Tarifvertrag stehen. Und die UAW weiß das und informiert die Belegschaft nicht darüber. Die Massenentlassungen haben bereits begonnen.“
Während die UAW-Bürokratie versucht habe, die Arbeiter zu isolieren und ihnen das Gefühl zu geben, machtlos zu sein, so London, seien die Arbeiter in Wirklichkeit Teil einer mächtigen und international vernetzten Arbeiterklasse, die zunehmend für ihre Interessen kämpfe. „Ihr seid nicht allein, ihr seid Teil eines internationalen Netzwerks von Aktionskomitees. Es gibt sie im Bildungswesen, bei den Krankenpflegern, bei den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern, es gibt sie in verschiedenen Branchen auf der ganzen Welt und natürlich bei den Autoarbeitern.“
„Wir brauchen Veränderung“
Auf jeder der Versammlungen in Toledo prangerten die anwesenden Arbeiterinnen und Arbeiter nachdrücklich ihre Misshandlung und die Gleichgültigkeit der UAW-Bürokratie an. „Nichts wird gelöst“, sagte ein langjähriger Dana-Arbeiter. „Unsere Gewerkschaft schreitet nicht ein. Man muss sich mit seinen Problemen erst an einen Vorgesetzten und dann an die Personalabteilung wenden, bevor ein Gewerkschaftsvertreter eingreift. Die Dinge sind miserabel geworden am Fließband, und es gibt viel Mobbing.“
„Wir brauchen Veränderung. Unsere Gesundheit ist den Bach runtergegangen. Ich meine, es klingt lächerlich, aber man hat uns jetzt freie Tage zugestanden. Wir haben an Wochenenden frei bekommen, und ich nehme an, dass das alles [mit dem Aktionskomitee] angefangen hat, was großartig ist. Ich denke, eine Zeit lang fehlt es deinem Körper sozusagen an Vitaminen, du kämpfst mit Depressionen. Und es schmerzt einfach, wenn man zur Arbeit geht. Und ich persönlich habe das Gefühl, dass unsere Gewerkschaft eine abgeschottete Clique von Freunden geworden ist, anstatt sich um alle Leute in der Fabrik zu kümmern, die dieses Werk am Leben erhalten.“
Ein anderer Dana-Beschäftigter sagte: „Wir haben hier viele hart arbeitende Leute, die sieben Tage die Woche arbeiten. Und mit Covid und anderen Sachen ist es noch schlimmer geworden. Und sie behandeln mich wie einen Sack Kartoffeln, aber sie haben wie viele Millionen und Milliarden Dollar verdient? Wenn ich ein Sack Kartoffeln wäre, wie hätten sie dann so viel Geld verdient?“
Er wies auf die gemeinsame Ausbeutung von Dana- und Jeep-Arbeitern hin und fuhr fort. „Meine Freundin arbeitet bei Jeep und ist jetzt seit vier Jahren als Zeitarbeiterin beschäftigt. Sie wurde vier Jahre lang ausgenutzt und betrogen.“
„Es gibt eine Vielzahl von Problemen“
Einer von mehreren anwesenden ehemaligen Dana-Mitarbeitern sagte: „Ich gehöre zu den Leuten, die fünf Jahre in Folge dort gearbeitet haben und dann gefeuert wurden. Ich hatte nie irgendwelche disziplinarischen Maßnahmen bekommen, insgesamt 65 Monate lang. Es gab keine Verwarnung und ich wurde mit nur einem Regelverstoß entlassen.“
„Ich war bei zahlreichen Gelegenheiten sowohl beim Ortsvorsitzenden als auch beim stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft. Ich bin sogar während der Gewerkschaftssitzungen zu ihnen gegangen und musste ein Jahr lang warten, nur um die Sicherheit einer Maschine, an der ich arbeitete, überprüfen zu lassen. Man ging ständig zu ihnen und wurde einfach nur abgewimmelt.“
„Es gibt eine Vielzahl von Problemen, die man einfach nicht in den Griff bekommt. Man ist ständig am Arbeiten. Wenn der Arbeitstag vorbei ist, hat man ein paar Stunden Zeit, und dann muss man sich wieder an die Arbeit machen.“
Eine Reihe von Jeep-Mitarbeitern von Stellantis Toledo nahm ebenfalls an dem Treffen teil, darunter mehrere befristete Zeitarbeiter (TPTs), auch bekannt als Aushilfsarbeiter (SEs).
„Ich arbeite seit fast fünf Jahren bei Jeep und bin immer noch ein TPT“, sagte einer. „Ich habe mit einem Gewerkschaftsvertreter gesprochen und ihn gefragt, was es mit diesem Vertrag auf sich hat. Werden sie jemanden auf Vollzeit umstellen? Er sagte mir geradeheraus ‚Nein‘. Er sagte: ‚Denken Sie nicht einmal darüber nach, hoffen Sie nicht darauf.‘ Ich weiß also nicht, wie lange ich das noch machen werde, denn ich kann das nicht aufrechterhalten. Ich kann nicht immer mehr Jahre arbeiten ohne Gehaltserhöhung. Das macht keinen Sinn.“
Ein andere Zeitarbeiterin bei Jeep sagte: „Nicht jeder, der bei Jeep arbeitet, bekommt eine Gewinnbeteiligung. Zeitarbeiter bekommen gar nichts. Die Leute begreifen nicht, warum man nicht jedes Jahr einen Scheck mit Gewinnbeteiligung bekommt. Ich bekomme auch all die anderen Prämien und Dinge nicht, die mit diesem Job verbunden sind. Ich bekomme die ganze Arbeit, aber keine der Vorteile, die damit verbunden sind.“
„Unser Vertrag wurde 2019 ausgehandelt“, fuhr sie fort. „Seitdem wurden die Gehälter eingefroren. Selbst bei all der Inflation können wir also nicht mehr Geld erhalten als jetzt, bis dieser Tarifvertrag ausgehandelt ist. Selbst dann wissen wir nicht, wie es mit den Zeitarbeitern aussieht. Wir könnten alle unseren Job verlieren.“
„Wir müssen weltweit Aktionskomitees aufbauen“
Will Lehman, ein Arbeiter von Mack Trucks und Spitzenkandidat für das Amt des UAW-Präsidenten im vergangenen Jahr, sprach ebenfalls online zu den Versammelten. Lehman ließ die Erfahrungen mit den nationalen Wahlen der UAW Revue passieren und sagte, die Gewerkschaftsbürokratie habe darauf hingearbeitet, die Arbeiter zu entrechten und sie über die allererste Direktwahl von UAW-Spitzenfunktionären nicht zu informieren. In der Zwischenzeit habe sich herausgestellt, dass die Anwaltskanzleien, aus denen die UAW-Aufseher bestehen und die nominell die Aufgabe haben, die UAW „unabhängig“ zu überwachen und Korruption zu verhindern, eklatante Interessenskonflikte und enge Verbindungen zu Unternehmen wie General Motors und Dana haben.
„Der Hauptpunkt meiner Kampagne“, so Lehman, „war nicht die Idee, einen Bürokraten durch einen anderen zu ersetzen. Es geht darum, den Arbeitern die Idee zu vermitteln, dass die Strategie, die wir verfolgen müssen, darin besteht, dass wir auf internationaler Ebene Aktionskomitees aus den Reihen der Belegschaft aufbauen müssen, denn nur so können wir in Zukunft gewinnen. Es geht um die Idee, dass wir die Kontrolle über die Situation in den Betrieben selbst in die Hand nehmen müssen.“
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