Wie die Washington Post am Mittwoch berichtete, bereitet das Pentagon aktiv die Lieferung neuer moderner, in Nato-Staaten hergestellter Militärflugzeuge an die Ukraine für den Krieg gegen Russland vor. Es handelt sich um eine massive Ausweitung des US-Engagements im Ukrainekrieg.
Der Stabschef der US Air Force, General Charles Q. Brown Jr., erklärte gegenüber der Zeitung, die Lieferung der Jagdflugzeuge werde diskutiert. Bei einer Rede auf der Aspen Security Conference wurde Brown gefragt: „Ist es möglich, dass die USA der Ukraine weitere US-Kampfflugzeuge verkaufen oder bereitstellen können?“
Darauf antwortete er: „Es wird nicht-russisches Gerät sein, soviel kann ich Ihnen wohl verraten.“
Mit „nicht-russisch“ spielt Brown auf einen früheren Vorschlag Polens an, alte sowjetische MiG-Flugzeuge in die Ukraine zu schicken. Die Biden-Regierung hatte dies abgelehnt, weil es zu wahrscheinlich sei, dass dies den Krieg eskalieren könnte.
Damals hatte Biden erklärt, dieser Schritt könne den „dritten Weltkrieg“ auslösen: „Die Vorstellung, dass wir Angriffswaffen schicken, Flugzeuge und Panzer und Züge mit amerikanischen Piloten und amerikanischen Besatzungen, verstehen Sie, täuschen Sie sich nicht, egal was Sie alle sagen, das wäre der dritte Weltkrieg.“
Browns Vorschlag ist jedoch noch viel provokanter als der frühere Plan, alte und halb veraltete sowjetische Flugzeuge zu entsenden.
Das Pentagon hatte am gleichen Tag angekündigt, es werde der Ukraine vier weitere HIMARS-Langstreckenraketenwerfer schicken, womit deren Gesamtzahl auf sechzehn ansteigt.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte am Mittwoch: „Wir werden weiterhin innovative Wege finden, unsere langfristige Unterstützung für die tapferen Männer und Frauen der ukrainischen Streitkräfte aufrecht zu halten. Und wir werden unsere Unterstützung darauf ausrichten, sicherzustellen, dass die Ukraine die Technologie, die Munition und die schiere Feuerkraft hat, um sich zu verteidigen.“
Austin erklärte: „Die ukrainischen Streitkräfte setzen jetzt mit großer Wirkung Langstreckenraketensysteme ein, darunter HIMARS, die ihnen die USA geliefert haben, und andere Systeme von unseren Verbündeten und Partnern.“ Er fügte hinzu, dass „die internationale Staatengemeinschaft auch hart daran gearbeitet hat, der Ukraine bessere Küstenverteidigungsmittel zukommen zu lassen“.
Vertreter der USA und der Ukraine diskutieren immer offener die Details eines Plans, enorme Mengen an hochmodernen US-Waffensystemen anzuhäufen, mit denen Kiew im Herbst eine große Gegenoffensive beginnen kann. Deren Ziel soll es sein, die russische Flotte zu versenken und die Halbinsel Krim im Schwarzen Meer „zurückzuerobern“, die nach dem Putsch in Kiew 2014 von Russland annektiert worden war.
Der stellvertretende ukrainische Verteidigungsminister Wolodymyr Gawrylow versprach bei einem Besuch in Großbritannien, die von den USA gelieferten schweren Waffen in einer Offensive gegen die Krim einzusetzen: „Wir bekommen Schiffsabwehrwaffen, und früher oder später werden wir die Flotte angreifen. Das ist unvermeidlich, weil wir die Sicherheit unserer Bevölkerung garantieren müssen... Russland wird die Krim verlassen müssen, wenn es als Land weiterbestehen will.“
Am Samstag erklärte der ukrainische Militärgeheimdienstler Wadym Skibizki, die Ukraine werde die HIMARS-Raketenwerfer benutzen, um Ziele auf der Krim anzugreifen, die „zur Sicherheit unserer Bürger, unserer Einrichtungen und unserer Ukraine zerstört werden müssen.“
Auf die immer offenere Diskussion über eine ukrainische Offensive zur Rückeroberung der Krim reagierten russische Regierungsvertreter mit äußerst scharfen Warnungen.
Russlands Außenminister Sergei Lawrow erklärte, Washington wolle Russland zu einem „echten Krieg“ provozieren: „Unsere amerikanischen Kollegen... wollen das wirklich in einen echten Krieg verwandeln und eine Konfrontation zwischen Russland und den europäischen Staaten anzetteln.“
Er warnte: „Die Ukraine wird nicht nur mit Waffen vollgepumpt. Sie wird auch dazu gezwungen, diese Waffen in immer riskanterer Weise einzusetzen.“
Am Sonntag erklärte der ehemalige russische Präsident und stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew, dass ein Angriff auf die Krim eine „systemische Bedrohung für Russland“ darstellen würde, worauf Russland mit einem „Tag des Jüngsten Gerichts“ reagieren würde.
Er erklärte, falls die Ukraine versuchen sollte, die Krim zurückzuerobern, „wird der Tag des Jüngsten Gerichts sehr schnell und hart“ kommen.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Geopolitische Kommentatoren haben davor gewarnt, dass Russland die Verteidigung der Krim als lebenswichtiges Staatsinteresse betrachtet und Atomwaffen einsetzen würde, um das Gebiet zu schützen.
Der ukrainische Verteidigungsminister lud die amerikanischen Rüstungskonzerne ein, sich an diesem gemeinsamen Vorhaben der USA und des Kiewer Regimes zu beteiligen. Am Mittwoch erklärte er offen, die Ukraine solle als „Testgelände“ für US-Rüstungskonzerne benutzt werden. „Wir laden die Waffenhersteller ein, neue Produkte hier zu testen.“
Die äußerst gefährliche Eskalation des Kriegs ereignet sich in einer Lage, in der die durch den Konflikt ausgelöste Energiekrise immer verheerendere Auswirkungen auf die Bevölkerung Europas und der Welt hat. Die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen erklärte am Mittwoch, man müsse sich auf eine vollständige Einstellung der russischen Gaslieferungen einstellen und bezeichnete dies als wahrscheinliches Szenario.
Am Mittwoch stellte die EU Pläne vor, nach denen die Mitgliedsstaaten beginnen sollten, als Vorbereitung für eine vollständige Einstellung der Gaslieferungen im Winter die Energievorräte zu rationieren. Am gleichen Tag warnte der IWF, eine vollständige Einstellung der russischen Gaslieferungen könne die Wirtschaftsleistung einiger EU-Mitgliedsstaaten um sechs Prozent verringern und sie in eine Rezession stürzen.
Nur zwei Wochen vor der Enthüllung, dass die USA der Ukraine Nato-Flugzeuge liefern wollen, hatte das New Yorker Office of Emergency Management einen 90-sekündigen Spot veröffentlicht, das der Bevölkerung der größten US-amerikanischen Stadt Anweisungen für den Fall eines Atomangriffs erteilt.
Zu Beginn des Videos verkündet die Sprecherin: „Es hat also ein Atomangriff stattgefunden. Fragen Sie mich nicht warum oder wie, jedenfalls ist es passiert.“
Die außerordentliche Rücksichtslosigkeit, mit der die USA ihren Krieg gegen Russland eskalieren, erhöht die sehr reale Gefahr eines derart katastrophalen Ergebnisses.