Nachdem Russland eine „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine angekündigt hat, erklärt Biden, dass die USA Russland „zur Rechenschaft ziehen“ werden

Am Donnerstag um 5:50 Uhr Moskauer Zeit leitete der russische Präsident Wladimir Putin eine „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine ein.

Ab etwa 5:00 Uhr morgens Ortszeit wurden in Teilen der Ukraine Explosionen gemeldet, unter anderem in der Hauptstadt Kiew, in der östlichen Stadt Charkow und in anderen Teilen des Landes. Das ukrainische Außenministerium erklärte, dass Militärbasen in Kiew und Charkow von Raketenangriffen betroffen waren. Am späten Donnerstagmorgen meldete der ukrainische Regierungssprecher Alexiy Arestowytsch, dass 40 ukrainische Soldaten und 10 Zivilisten getötet und Dutzende Soldaten verwundet worden seien.

Die ukrainische Regierung behauptete außerdem, dass russische Truppen in Odessa gelandet seien und die Grenze in Charkow überschritten hätten. Im Widerspruch zu dieser Information berichtete CNN, dass keine Bodentruppen gesichtet worden seien. In den sozialen Medien wurden Aufnahmen geteilt, die zeigen, wie Autos auf Autobahnen rasen, um aus Kiew zu fliehen.

Das russische Verteidigungsministerium hat bestritten, dass ukrainische Städte Ziel von Raketenangriffen gewesen seien, und betonte, dass nur militärische Infrastrukturen angegriffen worden seien. Später meldete es: „Die militärische Infrastruktur der Luftwaffenstützpunkte der ukrainischen Armee wurde außer Betrieb gesetzt.“

Die ukrainische Regierung von Wolodymyr Selenskyj hat das Kriegsrecht ausgerufen, ohne anzugeben, welche Einschränkungen damit verbunden sind.

Die ukrainische Regierung hat bereits den Ausnahmezustand ausgerufen, der am Donnerstag in Kraft treten soll. Es beinhaltet ein Verbot von Streiks, Demonstrationen und der Produktion und Verbreitung von „destabilisierenden“ Informationen in den Medien sowie nicht näher bezeichnete Beschränkungen für die Nutzung sozialer Medien.

Russland hat den Luftraum über der Ostukraine und den angrenzenden russischen Regionen gesperrt. Der Flughafen in Rostow am Don, der wichtigsten russischen Stadt nahe der ukrainischen Grenze, wurde vollständig geschlossen. Die ukrainische Regierung hatte zuvor mehrere internationale Flughäfen in der Ostukraine geschlossen, darunter in Charkow (Charkiw), Dnepr, Saporoshje und Cherson. Inzwischen hat sie den ukrainischen Luftraum vollständig gesperrt.

US-Präsident Joe Biden, der am Mittwochabend (US-Zeit) mit Selenskyj sprach, verurteilte den russischen Truppenaufmarsch als einen „gewählten, vorsätzlichen Krieg, der katastrophale Verluste an Menschenleben und menschliches Leid mit sich bringen wird“. Er wird heute eine nationale Ansprache halten.

Russland leitete seine Militäroperation ein, nachdem die Separatistenführer der so genannten „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk (Luhansk) (DNR und LNR) im Osten der Ukraine den Kreml um militärische Unterstützung gebeten hatten. Putin hatte die Unabhängigkeit der separatistischen Enklaven am Montag anerkannt.

Das russische Staatsfernsehen Rossiya 24 berichtete am Mittwochabend, dass die ukrainischen Streitkräfte die Grenze der LNR überschritten und die Stadt Nikolaevka (Mykolaivka) mit Artillerie beschossen hätten.

Die DNR und die LNR wurden von prorussischen Separatisten im Jahr 2014 nach Ausbruch des Bürgerkriegs ausgerufen. Der Bürgerkrieg begann nach einem von den USA unterstützten rechtsextremen Putsch in Kiew, durch den die vorherige prorussische Regierung gestürzt wurde.

In seiner Rede am frühen Donnerstagmorgen prangerte Putin die Nato-Erweiterung nach Osteuropa sowie die US-amerikanischen Kriege im Nahen Osten und in Jugoslawien an und drohte: „Jeder, der versucht, sich bei uns einzumischen, oder mehr noch, eine Bedrohung für unser Land und unser Volk zu schaffen, muss wissen, dass Russlands Antwort sofort erfolgen und zu Konsequenzen führen wird, wie ihr sie noch nie in eurer Geschichte erlebt habt.“

Er sagte, dass Russland nicht beabsichtige, die Ukraine zu „besetzen“, sondern sie lediglich zu „entmilitarisieren“ und zu „entnazifizieren“.

Die Moskauer Börse setzte am Donnerstag den Handel aus, nachdem der Index am frühen Morgen um 11 Prozent gefallen war. Der Rubel hat einen rapiden Sinkflug begonnen.

Die europäischen Aktienmärkte gaben zu Handelsbeginn gestern Morgen stark nach: der FTSE-100 in London um 2,34 Prozent, der Dax in Frankfurt um 3,62 Prozent und der CAC-40 in Paris um 3,36 Prozent. Die Ölpreise stiegen zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder auf über 100 US-Dollar pro Barrel. In Paris stiegen die Weizenpreise über Nacht um 10 Prozent auf über 300 Euro pro Tonne.

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