Frito-Lay-Arbeiter aus Kansas schließen sich der Streikwelle gegen steigende Preise und unzumutbare Arbeitsbedingungen an

Fast 600 Arbeiter eines Werks des Snackherstellers Frito-Lay in Topeka (Kansas) legten am Montag die Arbeit nieder. Sie schlossen sich einer wachsenden Streikbewegung der Arbeiter an, die beträchtliche Lohnerhöhungen fordern, um die steigenden Lebenshaltungskosten auszugleichen. Sie wehren sich außerdem gegen die zu hohe Zahl obligatorischer Überstunden, die Straf- und Anwesenheitskontrollsysteme und andere Verstöße seitens des Managements.

Die Arbeiter erschienen auf ihren Streikposten mit selbstgemachten Schildern, die auf Probleme hinweisen, unter denen fast alle Arbeiter in den USA und der Welt zu leiden haben. Auf einem war zu lesen: „Die Lebenshaltungskosten steigen, unser Lohn bleibt der gleiche“, auf einem anderen: „Frito-Lay – hohe Profite, niedrige Löhne“. Andere wiesen auf die langen Arbeitszeiten hin, die teilweise 12 Stunden pro Tag und sechs oder sieben Tage die Woche betragen. Auf einem Schild war zu lesen: „Ein Streik sollte nicht der einzige Grund sein, warum wir Urlaub bekommen“, auf einem anderen: „Obligatorische Überstunden – und wo bleibt Zeit für die Familie?“

Genau wie die streikenden Arbeiter bei Volvo Trucks in Virginia, die Warrior-Met-Kohlebergarbeiter in Alabama, die ATI-Stahlarbeiter in Pennsylvania und anderen Bundesstaaten und die Pflegekräfte des St.-Vincent-Krankenhauses in Massachusetts gibt es auch bei Frito-Lay einen Konflikt zwischen der unternehmensfreundlichen Gewerkschaft und den Arbeitern. Alleine im letzten Jahr haben Arbeiter von Frito-Lay vier Tarifverträge abgelehnt, die von der Niederlassung 218 der Gewerkschaft Bakery, Confectionery, Tobacco Workers and Grain Millers (BCTGM) ausgehandelt wurden, zuletzt am vergangenen Wochenende.

Der jüngste Vorschlag für einen zweijährigen Tarifvertrag, der von dem PepsiCo-Tochterunternehmen Frito-Lay und der Gewerkschaft unter der Aufsicht eines staatlichen Schlichters ausgehandelt wurde, sah eine Lohnerhöhung von nur zwei Prozent pro Jahr vor, also weit unter der Inflationsrate, die derzeit bei etwa fünf Prozent pro Jahr liegt.

Ein Frito-Lay-Arbeiter, der nach sechs Jahren im Betrieb wegen der unzumutbaren Arbeitsbedingungen vor kurzem gekündigt hatte, erklärte der World Socialist Web Site, die BCTGM habe im Jahr 2016 einen Tarifvertrag unterzeichnet, durch den die Stundenlöhne für Vollzeitkräfte von 20 auf 15 Dollar gesenkt wurden. Weiter erklärte er: „Wegen der hohen Fluktuationsrate hat Frito-Lay beschlossen, den Stundenlohn für Vollzeitkräfte auf 18 Dollar zu erhöhen. Jetzt haben wir 2021 und die Arbeiter haben in den letzten sechs Jahren, von 2015 bis 2021, zwei Dollar Stundenlohn verloren.“

Weil immer weniger Arbeiter bereit sind, für solche Armutslöhne zu arbeiten, hat die BCTGM dem Unternehmen außerdem erlaubt, fast unbegrenzt obligatorische Überstunden zu einzuführen, darunter die „Selbstmord-Schicht“, wie die Arbeiter sie nennen. Bei diesem brutalen System lässt das Management die Arbeiter nach der achtstündigen Schicht weitere vier Stunden arbeiten und am nächsten Tag vier Stunden früher zum Schichtbeginn erscheinen. Das bedeutet zwei 12-Stunden-Schichten hintereinander mit nur acht Stunden Freizeit dazwischen, von der noch die Fahrzeit abgezogen werden muss, die mehrere Stunden betragen kann.

Falls Arbeiter Überstunden ablehnen, können ihnen Anwesenheitspunkte abgezogen werden, sodass sie sich nicht ohne negative Folgen freinehmen und nicht in besser bezahlte Positionen aufrücken können. Aufgrund dieser Arbeitszeitpläne müssen einige Arbeiter zwischen den Schichten in ihren Autos schlafen. Der unablässige Druck und die Abwesenheit von zu Hause haben zur Zerstörung von Ehen und mehreren Selbstmorden geführt.

Der Sohn eines langjährigen Frito-Lay-Arbeiters erklärte in einem wütenden Facebook-Post: „Die Beschäftigten sind geistig und physisch ausgelaugt und es gibt keine Sicht auf Abhilfe. Die Löhne sind nicht hoch genug, um jemanden mit gesundem Menschenverstand dazu zu bringen, dort einen Job anzunehmen, bei den derzeitigen obligatorischen Überstunden. Deshalb haben diejenigen, die am längsten dort sind, keine andere Wahl, als auszuhalten oder entlassen zu werden und die Zusatzleistungen zu verlieren, für die sie so viele Jahre gearbeitet haben.“

Er fügte hinzu, die Drohung des Unternehmens, die Gesundheitsversorgung zu streichen, sei „eine kaum verhohlene Drohung mit Tod oder finanziellem Ruin... Ihre Arbeiter werden schlechter behandelt als Maschinen, und es wird erwartet, dass sie den Großteil ihres Tages auf der Arbeit verbringen, während der Chef von PepsiCo 16 Millionen Dollar pro Jahr einstreicht und sich die Aktionäre erst vor wenigen Tagen über Aktienkurse auf Rekordniveau freuen konnten...“

Laut dem Jahresbericht von PepsiCo für 2020 hat das Unternehmen 7,5 Milliarden Dollar durch Dividenden und Aktienrückkäufe an Aktionäre ausgezahlt und damit „die Einnahmen der Aktionäre um 11,7 Prozent erhöht – ein starkes Ergebnis im Vergleich zu anderen Lebensmittelkonzernen“.

Die BCTGM veröffentlichte keine Details zu der Abstimmung über den letzten Tarifvertrag, gab aber zu, dass eine „überwältigende“ Mehrheit von etwa 400 Arbeitern den Deal abgelehnt hat. Vor der Abstimmung vom 3. Juli hatten die Arbeiter bereits am 18. Juni, am 15. Mai und am 31. März von der Gewerkschaft ausgehandelte Verträge abgelehnt. Der erste wurde sogar mit 265 zu 36 Stimmen abgelehnt.

Das Management von PepsiCo reagierte auf die Abstimmung, indem es der BCTGM vorwarf, unfähig zu sein, den Arbeitern weitere Zugeständnisse aufzuzwingen. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte in einem Interview mit dem Sender 13 NEWS: „Obwohl alle Mitglieder des Verhandlungskomitees der Gewerkschaft, einschließlich des Präsidenten, ihre Unterstützung für das Abkommen erklärt und die Beschäftigten angehalten haben, es zu ratifizieren, und obwohl Frito-Lay alle Partner dazu gedrängt hat, für das uneingeschränkt empfohlene Abkommen zu stimmen, wurde es am Samstag, dem 3. Juli abgelehnt... Dass die Gewerkschaftsmitglieder dieses uneingeschränkt empfohlene Abkommen abgelehnt haben, deutet darauf hin, dass die Gewerkschaftsführung die Stimmung unter den Frito-Lay-Beschäftigten nicht kennen. Weil die Gewerkschaft unsere vorläufige Vereinbarung uneingeschränkt empfohlen hat, rechnen wir in der nahen Zukunft nicht mit weiteren Verhandlungen mit der Gewerkschaft.“

Die Erklärung des PepsiCo-Vorstands erinnert auffällig an eine Erklärung des Volvo-Vizepräsidenten Franky Marchand, nachdem die Arbeiter bei Volvo Trucks in Virginia einen von den United Auto Workers ausgehandelten Tarifvertrag mit 90 Prozent abgelehnt hatten: „Dieses Verhalten ist schwer zu verstehen. UAW International, die regionale und lokale Führung hat die vorläufige Vereinbarung unterstützt, die beträchtliche wirtschaftliche Verbesserungen für alle von der UAW repräsentierten Arbeiter beinhaltet.“

Das Problem für die Unternehmensbosse besteht darin, dass sie ein Abkommen mit der Gewerkschaft getroffen haben, aber nicht mit den Arbeitern bei Frito-Lay oder Volvo. Nachdem die Gewerkschaften jahrzehntelang Zugeständnisse gemacht und in der Pandemie die Gesundheit und das Leben zahlloser Arbeiter dem Profitstreben der Unternehmen geopfert wurden, herrscht eine neue Militanz und Entschlossenheit in der Arbeiterklasse.

Laut der School of Industrial and Labor Relations an der Cornell University haben Arbeiter in den USA im letzten Monat 22 Streiks begonnen, sieben davon in der produzierenden Industrie. Diese Kämpfe entwickeln sich zunehmend zu einer direkten Konfrontation mit den korporatistischen Gewerkschaften, deren Vorstände persönlich vom unablässigen Anstieg der Aktienkurse profitieren. Diese Kursanstiege wiederum basieren auf der unablässigen Ausbeutung und Verarmung der Arbeiterklasse.

BCTGM-Präsident Anthony Shelton erhielt letztes Jahr ein Gehalt von 288.502 Dollar, plus Einnahmen aus Investitionen.

Der Widerstand der Arbeiter wird auch von einem rasanten Anstieg der Preise befeuert. Die American Automobile Association erklärte am Dienstag, die Benzinpreise würden bis Ende August um weitere 10 bis 20 Cent anziehen, sodass der Durchschnittspreis für eine Gallone von 3,05 Dollar im letzten Monat auf bis zu 3,33 Dollar ansteigen könnte. Für Arbeiter bedeutet das, es wird 53,28 Dollar kosten, einen normalen PKW vollzutanken, oder 86,58 Dollar für einen Pickup.

Die herrschende Klasse versucht, durch die Einführung neuer arbeitssparender Technologien und die Abschaffung der ergänzenden Arbeitslosenhilfe einen potenziellen „Lohndruck“ zu verhindern und „den Arbeitgebern wieder einen Vorteil zu verschaffen“, wie es die New York Times vor kurzem schrieb. Doch die Arbeiter bauen mit Hilfe der WSWS neue, von den Gewerkschaften unabhängige Kampforganisationen auf, um eine industrielle und politische Gegenoffensive zu beginnen.

Ein streikender Volvo-Trucks-Arbeiter aus Virginia, der Mitglied des Aktionskomitees der Volvo-Arbeiter ist, rief zur Einheit aller Arbeiter im Kampf auf: „Ich würde den Arbeitern bei Frito-Lay sagen: Nehmt keinen dieser Tarifverträge an. Bleibt hart und tut, was ihr tun müsst, um zu gewinnen. Ihr habt vielleicht nie zuvor gestreikt und habt Angst, aber ihr könnt mit unserem Komitee sprechen, wir können euch Ratschläge geben, wie ihr mit den Gewerkschaftsfunktionären umgeht und euren Streik führt.

Wir haben mit Lehrern, Schulbusfahrern, Mack-Truck-Arbeitern, Autoarbeitern und Amazon-Arbeitern gesprochen. Wir müssen uns alle zusammentun. Der Spitzenlohn bei Frito-Lay liegt bei nur 22 Dollar, davon kann niemand leben. Wir müssen alle zusammenkommen und eine Entscheidung erzwingen. Wir sollten zusammen kämpfen.“

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