Während die Pandemie in eine noch tödlichere Phase eintritt:

Chicagoer Lehrer führen den Widerstand gegen Bidens Schulöffnungspläne an

Das nächste Online-Treffen des Netzwerkder Educators Rank-and-File Safety Committees findet am Samstag, den 30. Januar um 19 Uhr hiesiger Zeit statt.

Angesichts einer landesweiten Kampagne der Biden-Regierung und der Medien zur Wiederöffnung der Schulen in den USA und dem Beginn einer neuen, noch tödlicheren Phase der Pandemie bilden Lehrer und Schulpersonal in Chicago die Speerspitze des Widerstandes gegen die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts.

Am letzten Samstag stimmten die Lehrer von Chicago mit 71 Prozent gegen die Rückkehr zum Präsenzunterricht, den die Chicagoer Schulbehörde (CPS) am 4. Januar wieder aufnehmen ließ. Die Lehrer stimmten außerdem für einen Streik, falls der Schulbezirk Vergeltungsmaßnahmen gegen Lehrer ergreift, die sich am Montag der Anweisung zur Rückkehr in die Klassenzimmer widersetzen. Angesichts der Aussicht auf einen direkten Kampf mit 23.000 Lehrkräften im drittgrößten Schulbezirk des Landes rückten Bürgermeisterin Lori Lightfoot und Vertreter der Schulbehörde von ihren Drohungen ab, Lehrer für „illegale Streiks“ zu bestrafen. Stattdessen setzten sie den Grund- und Mittelschullehrern für die Rückkehr in die Klassen eine neue Frist bis zum Mittwoch. Danach musste die CPS jedoch erneut zurückrudern und sagte die für Donnerstag geplante Rückkehr zum Präsenzunterricht ab.

In den USA war der Januar mit mehr als 80.000 Todesopfern der bisher tödlichste Monat der Corona-Pandemie. In 28 Bundesstaaten wurden ansteckendere und tödlichere Varianten des Virus entdeckt, die laut Prognosen bis März dominant zu werden drohen. Die neue Direktorin der Seuchenschutzbehörde CDC Dr. Rochelle Walensky erklärte am Mittwoch, bis zum 20. Februar werde die Zahl der Toten die grauenhafte Marke von einer halben Million erreichen.

Da Engpässe bei Impfstoffen eine groß angelegte Immunisierung der Bevölkerung bis Ende des Sommers oder Herbsts verzögern, ist die Schließung von Schulen und nicht systemrelevanten Arbeitsplätzen die wichtigste Maßnahme, um Menschenleben zu retten. Doch Biden, der bereits erklärt hat, es werde in den USA mehr als 600.000 Todesopfer geben, bevor „wirklich Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist“, will bis Mitte April die Schulen bis zur achten Klasse wieder öffnen. Dies bezeichnete er als entscheidend, um „Millionen Menschen wieder an die Arbeit zu bringen... [darunter] alle Mütter und Väter, die jetzt zu Hause sind und sich um ihre Kinder kümmern, statt zu arbeiten, obwohl sie es könnten.“

Biden, dessen Frau die Gewerkschaftsführer der American Federation of Teachers (AFT) und der National Education Association (NEA) letzte Woche bei einem Treffen im Weißen Haus empfangen hat, vertraut darauf, dass die Gewerkschaften die Schulöffnungen durchsetzen. Auf diese Weise könnte seine Regierung eine direkte Konfrontation mit den Lehrern vermeiden, die den arbeiterfeindlichen Charakter seiner Regierung und der Demokraten noch weiter enthüllen würde.

Im Verlauf dieser Woche haben die bürgerlichen Medien eine Flut an Nachrichtenbeiträgen und Leitartikeln veröffentlicht, in denen die Schulen als sicher bezeichnet und die Chicagoer Lehrer verurteilt wurden. Das Wall Street Journal behauptete, die Lehrer würden ihre Schüler „in Geiselhaft nehmen“. Wissenschaftliche Studien in den USA und international haben jedoch bewiesen, dass Schulen beträchtlich zur Ausbreitung von Covid-19 beitragen, und dass auch Kinder durch eine Infektion sterben oder für ihr ganzes Leben geschädigt werden können.

NBC Nightly News berichtete am Mittwoch über einen neuen Anstieg des Multisystemischen Entzündungssyndroms bei Vier- bis Sechsjährigen durch Covid-19, das in 47 Bundesstaaten bereits Dutzende Kinder getötet und bei vielen weiteren schwere Organschäden ausgelöst hat.

Bürgermeisterin Lightfoot verhandelt hinter den Kulissen fieberhaft mit der Chicago Teachers Union (CTU), um bis zum 1. Februar einen Deal auszuhandeln. An diesem Tag sollen mehr als 10.000 Lehrkräfte und 71.000 Schüler bis zur achten Klasse wieder in die Schule zurückkehren. Die CTU-Funktionäre wiederum haben einen Unterhändler beantragt, der in die Verhandlungen eingreifen soll, und haben eine Reihe schwacher Forderungen als Grundlage für die Rückkehr an die Arbeit vorgelegt.

Laut einem Post auf der Website der Gewerkschaften gehören zu diesen Forderungen „Gesundheitsstandards auf der Grundlage von Empfehlungen der Gesundheitsbehörde CDC, eine gestaffelte Wiederöffnung, Zugang zu Impfungen für Lehrkräfte und durchsetzbare Sicherheitsstandards in Schulgebäuden, die bisher selbst bei der Erfüllung der Grundbedürfnisse nach Schutzausrüstung, ausreichender Belüftung und sauberer Einrichtungen große Mühe hatten.“ Ein solcher Deal würde jedoch sowohl Lehrer als auch Schüler und ihre Familien gefährden.

Chicago erhält bislang nur 34.000 Impfstoffdosen pro Woche, während es aber rund 660.000 Beschäftigte gibt, die entweder im Gesundheitswesen, bei den Verkehrsbetrieben oder bei anderen, ebenfalls „systemrelevanten“ Bereichen arbeiten, die mit Lehrern und Erziehern auf derselben Prioritätsstufe stehen. Daher ist es längst nicht gewährleistet, dass die 23.000 Lehrkräfte in Chicago auch nur eine einzige Impfstoffdosis erhalten werden. Und selbst wenn dem so wäre, könnten sich ungeimpfte Schüler weiterhin gegenseitig anstecken und die Ausbreitung des Virus unter Arbeitern beschleunigen.

Die CTU hat dem Schulbezirk mehrere Wochen Zeit gegeben, die Lehrer zur Rückkehr an die Arbeit zu erpressen und viele der 900 Vorschul- und Cluster-Lehrer zu diskriminieren, die am 4. Januar die Rückkehr zur Arbeit verweigerten. Ihnen wurde Gehalt abgezogen und der Zugang zu ihren Computeraccounts wurde gesperrt, damit sie sich nicht am Distanzunterricht beteiligen können.

Der Grundschullehrer Jake – einer von rund 150 Lehrern, die von der Schulbehörde ausgesperrt wurden – erklärte gegenüber der WSWS: „Wir waren nur Versuchskaninchen. Es kam mir vor wie ‚Schauen wir mal, ob sie gesund bleiben‘. Ich möchte an ihrem Experiment aber nicht teilnehmen. Wie sollen die Schulen alle tiefengereinigt werden, wie sie es versprechen, wenn nicht einmal genug Seife, Papierhandtücher und funktionierende Handtrockner vorhanden sind?“

Jake war im letzten Monat an Covid-19 erkrankt und berichtete: „Ich konnte zehn Tage nicht aus dem Bett. Ich hatte Atemprobleme. Es war übel. So viele Leute sind gefährdet. Die Kinder. Die Erwachsenen. Niemand sollte krank werden. Wir können das nur eindämmen, wenn wir jetzt nicht wieder zurückkehren.“

An Pädagogen in den USA und dem Rest der Welt gerichtet, erklärte er: „Wir gehen hier jeden Tag hin und kämpfen für die Kinder. Die Leute da oben spielen nur mit uns. Und sie haben versucht, uns Lehrer zu spalten. Wir tun, was richtig ist. Egal, ob wir im Schulbezirk sind, wo wir wieder persönlich anwesend sein müssen, oder ob wir von der Schulbehörde ausgesperrt werden, wir sind gemeinsam betroffen. ... Uns steht eine lange Schlacht bevor.“

Eine andere Chicagoer Lehrerin kommentierte: „Gestern Abend hat die Bürgermeisterin erklärt, es sei nicht fair, dass die Lehrer keinen Präsenzunterricht halten, wenn doch so viele andere schon seit so langer Zeit bei der Arbeit eine Ansteckung riskieren. Wie bitte? Wem nützt es, wenn sich auch Lehrer, Schüler und damit alle betroffenen Familien der Ansteckungsgefahr aussetzen – außer den Unternehmen, die dafür zur Verantwortung gezogen werden sollten, dass sie ihre Arbeiter der Gefahr einer Ansteckung aussetzen? Das ist auf so vielen Ebenen falsch und korrupt.“

Sie fügte hinzu: „Die Lehrer sind buchstäblich Futter für die Mühlen der Wirtschaft. In Chicago müssen die Lehrer in der Stadt leben, also finanzieren sie Banken durch Zinsen auf Immobilienkredite, die Stadt durch Grundsteuern, die Lebensmittelkonzerne durch den Kauf von Nahrung und Lebensmitteln, und frisch ausgelernte Lehrer müssen Studienkredite zahlen. Der Streikposten ist ein schrecklicher Ort, um den Tag zu verbringen, aber wenn ein Angehöriger stirbt oder dauerhaft durch Covid geschädigt ist, wird der Tag unendlich viel schlimmer.“

Ein High-School-Lehrer in Connecticut erklärte gegenüber der WSWS: „Ich unterstütze die Lehrer in Chicago. Die Situation war im ganzen Land sehr übel. Für mich als Lehrer ist die Schande so real. Es ist mir peinlich, wie gering wir geschätzt werden.“

Diese Woche fanden in New Jersey, Alabama, Georgia und anderen Bundesstaaten Proteste, Krankmeldungen und andere Arbeitskampfmaßnahmen statt. In Montgomery (Alabama) hatten die Lehrer am Montag nach wochenlangen Protesten Krankschreibungen organisiert, sodass der Schulbezirk ab dem 1. Februar Distanzunterricht einführen muss. Zuvor waren in der letzten Woche innerhalb von 48 Stunden vier Lehrer an Covid-19 gestorben. Dieser von den Demokraten geführte Schulbezirk ist jedoch bereits wieder von seinen Plänen abgerückt, die Lehrer zur Rückkehr in die Schulen zu zwingen, um ihren Distanzunterricht zu betreuen. In Montclair (New Jersey) musste die Schulbehörde am Montag aufgrund von Protesten von Lehrern, Eltern und Schülern die für Montag geplante Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts absagen.

In Chicago, New York City, Los Angeles, sowie in Alabama, Texas, Tennessee, Pennsylvania, Kalifornien und Michigan haben Lehrer Sicherheitskomitees gegründet, um den Gewerkschaften, die mit Biden und den Demokraten verbündet sind, die Kontrolle über den Kampf zu entziehen.

Dies ist Teil des internationalen Widerstands von Lehrern, Erziehern, Eltern und Schülern gegen die mörderischen Schulöffungen. Auch in Deutschland, Großbritannien, Australien und anderen Ländern wurden Aktionskomitees gegründet. In der kanadischen Provinz Ontario organisieren Lehrer Proteste gegen die Wiederöffnung der Schulen.

Diese Komitees kämpfen in allen Ländern für die Vorbereitung von Generalstreiks für die Schließung aller Schulen und nicht-systemrelevanten Arbeitsstätten, für vollen Einkommensschutz für Arbeiter und Kleinunternehmer und die Umverteilung der Billionen, die die Pandemie-Profiteure angehäuft haben. Diese Gelder müssen stattdessen eingesetzt werden, um die Bereitstellung von Fernunterricht und Impfstoffen und die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit zu finanzieren.

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