Das Imperial College, eine Technische Hochschule und Universität in London, veröffentlichte am Montag eine Studie, laut der in den USA und Großbritannien Millionen Menschen an der Coronavirus-Pandemie sterben werden. Im bestmöglichen Szenario, in dem die Übertragung des Virus massiv eingeschränkt wird, und „selbst wenn alle Patienten behandelt werden können“, rechnen die Autoren mit „etwa 250.000 Toten in Großbritannien und 1,1 bis 1,2 Millionen Toten in den USA“.
Laut den Autoren der Studie ist Covid-19 „durch die Gefahr für die öffentliche Gesundheit, die von ihm ausgeht, das gefährlichste Atemwegsvirus seit der H1N1-Influenza-Pandemie im Jahr 1918“. Mittlerweile gibt es weltweit 217.031 Fälle und fast 9.000 Tote. Zu den Ländern mit der größten Zahl an Neuerkrankungen gehören Italien, der Iran, Spanien, Deutschland, Frankreich und die USA.
Die Studie wurde von einem Team aus Mitarbeitern des Imperial College, der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des MRC Centre for Global Infectios Diesease Analysis und dem US-amerikanischen Forschungszentrum Abdul Latif Jameel Institute for Disease and Emergency unter der Leitung von Neil Ferguson verfasst. Sie prognostiziert nicht nur eine große Zahl von Todesopfern sondern auch, dass die Pandemie bis August andauern wird.
Sie betonen: „Eine Eindämmung wird nicht realisierbar sein, falls nicht die Kapazitätsgrenzen des britischen und amerikanischen Gesundheitssystems um ein Vielfaches ausgeweitet werden.“ Der Bericht macht deutlich, dass bereits bei Zugrundelegung eines optimistischeren Szenarios im Fall einer kurzen Dauer des Ausbruchs die „Kapazitätsgrenzen an Betten sowohl in allgemeinen Krankenstationen wie auch in Intensivstationen um mindestens das Achtfache überschritten werden“. Unter diesen Umständen müssten die USA auf dem Höhepunkt der Pandemie mit etwa 56.100 Toten täglich rechnen.
Mit anderen Worten, die derzeitige Politik der Regierungen von Johnson und Trump wird dazu führen, dass sich möglicherweise Dutzende Millionen Menschen mit der Krankheit infizieren und sterben, da die Krankenhäuser, Kliniken und medizinischen Einrichtungen aufgrund der immensen Zahl an infizierten Patienten zusammenbrechen. Das Virus konnte sich vor allem aus dem Grund auf große Teile der Bevölkerung ausbreiten, ohne dass ein Ende der Ausbreitung in Sicht ist, weil beide Regierungen sich zu Beginn der Krise geweigert haben, Massentests auf das Coronavirus durchzuführen, so wie die WHO es seit langem eindringlich fordert.
Der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, warnte: „Man kann einen Brand nicht mit verbundenen Augen bekämpfen, und man kann diese Pandemie nicht aufhalten, wenn wir nicht wissen, wer infiziert ist.“
Das beste Beispiel für die unmittelbaren Gefahren ist der Zusammenbruch des italienischen Gesundheitssystems, das mittlerweile von 35.713 Fällen überwältigt wird – vor weniger als einem Monat waren es nur drei Fälle. Die Zahl der Todesopfer liegt bei knapp 3.000 und steigt weiter. Wenn die Sterblichkeitsrate in Großbritannien und den USA so hoch ausfällt wie in Italien – und die fehlende öffentliche Gesundheitsinfrastruktur der beiden Länder deutet darauf hin – müssen die beiden Länder mit mindestens zwei Millionen bzw. 8,6 Millionen Toten rechnen.
Zudem berücksichtigt die Zahl der offiziellen Todesfälle nicht die kollateralen Todesopfer durch HIV, Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle oder andere auftretende Krankheiten aufgrund der überlasteten Gesundheitseinrichtungen. Die Krankenhäuser sagen bereits klinische Behandlungen und chirurgische Eingriffe ab, um sich auf einen Anstieg der Atemwegserkrankungen wegen des Coronavirus vorzubereiten.
Der Direktor des Harvard Global Health Institute, Dr. Ashish Jha, äußerte sich am Dienstag in der MSNBC-Sendung Morning Joe ähnlich wie die Verfasser der Studie des Imperial College.
Dr. Jha forderte eine vollständige Quarantäne in den gesamten USA: „Unsere Krankenhäuser und Notaufnahmen sind nicht bereit. Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder, wir rufen jetzt eine landesweite Quarantäne für zwei Wochen aus, bekommen die Lage in den Griff und bewerten sie dann neu.
Oder wir tun es nicht und warten noch eine Woche, und sobald die Dinge dann wirklich schrecklich werden, sind wir gezwungen, es tun. Dann wird es aber viel länger dauern, und noch mehr Menschen werden sterben. Das sind also unsere Optionen: der Entwicklung zuvorkommen oder warten, bis wir noch mehr Zeit verloren haben.“ Er fügte hinzu, wenn eine solche Quarantäne erfolgreich sein solle, werde es „wie in Italien zugehen“.
US-Präsident Donald Trump machte bei seiner letzten Pressekonferenz jedoch deutlich, dass für die herrschenden Eliten der imperialistischen Großmächte der Schwerpunkt nicht auf der Rettung von Menschenleben liegt, sondern auf dem Schutz der Finanzoligarchen in ihren eigenen Ländern und dem Rest der Welt. Trump drängt momentan auf ein Konjunkturpaket in Höhe von 600 Milliarden Dollar, das direkt an die Unternehmen gehen soll. Er fordert außerdem eine weitere Senkung der Lohnsteuer, die ein zusätzlicher beträchtlicher Geldsegen für Hedgefonds-Manager und Unternehmensvorstände bedeuten würde.
Weitere 250 Milliarden Dollar sollen angeblich für die Bevölkerung bereitgestellt werden, allerdings wird im Kongress weiterhin über die genaue Summe und deren Verteilung gefeilscht. Selbst wenn der Vorschlag angenommen würde und jeder Arbeiter 1.000 Dollar erhielte, würde das nicht annähernd die Bedürfnisse von Millionen abdecken, denen wochenlanger Lohnausfall drohen, weil große Teile der Wirtschaft wegen der Pandemie zum Erliegen kommen.
In der gleichen Pressekonferenz kündigte Finanzminister Steve Mnuchin ein weiteres Programm an, das es „der Fed ermöglichen wird, den Kauf von … Wertpapieren fortzusetzen. Es geht hier um einen Markt im Wert von einer Billion Dollar.“ Die Summe für solche Aufkäufe beträgt zwar anfangs nur zehn Milliarden Dollar, doch Mnuchin machte deutlich: „Wir sind in der Lage, der Fed notfalls den Kauf von Wertpapieren im Wert von einer Billion Dollar zu ermöglichen.“ Damit hat die Trump-Regierung der Wall Street bis letzte Woche durch Unternehmensrettungen, direkte Geldspritzen in den Aktienmarkt und andere Methoden 3,8 Billionen Dollar zur Verfügung gestellt.
Weniger als die Hälfte dieser Summe wäre genug, um allen Studenten ihre Studienkredite zu erlassen. Der Rest könnte benutzt werden, um allen Arbeitern in Amerika ihre Kreditkartenschulden und Autokredite zu erlassen. Mit diesem Geld könnte man Hunderte Millionen Masken für Ärzte und Patienten herstellen, um das Coronavirus zu bekämpfen, dazu Dutzende Millionen Kittel und Hunderttausende Beatmungsgeräte und Intensivbetreuungsbetten für besonders gefährdete Patienten. Hunderte von neuen Krankenhäusern mit jeweils 500 Betten könnten innerhalb weniger Wochen gebaut werden, um die Infizierten zu behandeln und zu isolieren. Man könnte Tests für Millionen von potenziell Infizierten finanzieren und die Pandemie eindämmen.
Die Börsen reagierten am Mittwoch auf die jüngsten Geldspritzen für die privaten Konten der Reichen mit einem Anstieg von fünf Prozent. Den Arbeitern hingegen droht Elend und Krankheit.
Wie das Nationalkomitee der amerikanischen Socialist Equality Party in seiner jüngsten Erklärung schreibt: „Es ist viel Zeit verloren worden, aber Auswirkungen und Ausmaß der Pandemie hängen immer noch davon ab, welche Maßnahmen jetzt dringend ergriffen werden. Man muss dabei zwei unbedingte Prioritäten setzen: Erstens ist die Ausbreitung des Virus so weit wie möglich einzudämmen und zweitens, angesichts der Tatsache, dass man bereits globale Dimensionen erreicht hat, ist eine Notfallversorgung für alle Kranken und eine Notfallhilfe für alle Betroffenen zu gewährleisten.“
Die World Socialist Web Site ruft Arbeiter und Jugendliche auf, sich dem Kampf gegen diese Pandemie und zur Verteidigung der Rechte der Arbeiter anzuschließen, was den Aufbau einer internationalen sozialistischen und revolutionären Bewegung erfordert. Dies ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit und eine Frage von Leben und Tod.