Am Samstag hat WikiLeaks Dokumente veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass es innerhalb der weltweit tätigen Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) beträchtliche Unstimmigkeiten wegen der Manipulation eines öffentlichen Berichts über den angeblichen Chemiewaffenangriff im syrischen Duma am 7. April 2018 gibt. Offiziell wurden bei diesem Angriff 49 Menschen getötet und bis zu 650 verwundet.
Die jüngsten Enthüllungen machen deutlich, dass die von den USA in die Wege geleitete Regimewechsel-Operation in Syrien, die 2011 begann, auf einer Ansammlung von Lügen basiert.
Eine Woche später hatten die Trump-Regierung und ihre europäischen Verbündeten Videos, auf denen angebliche Opfer des Angriffs nach Luft schnappen und aus dem Mund schäumen, als Rechtfertigung für Raketenangriffe auf Syrien benutzt. Der US-Angriff war eine Kriegshandlung und hätte einen umfassenderen Konflikt mit Russland und dem Iran auslösen können. Beide Länder haben Streitkräfte im Land stationiert, um die Assad-Regierung in dem seit acht Jahren andauernden, von der CIA geschürten Krieg zum Regimewechsel zu unterstützen.
Die Trump-Regierung versuchte nicht, die Vorwürfe gegen Assad von einer unabhängigen Quelle bestätigen zu lassen, bevor sie ihre Militärschläge startete. Dennoch wurden der Bericht der OPCW und die angeblich objektive Haltung der Organisation noch Monate später als Rechtfertigung für den Angriff benutzt.
Nun hat WikiLeaks jedoch eine Reihe von internen Dokumenten der OPCW veröffentlicht, über die der Kolumnist Peter Hitchens in der Daily Mail berichtete. Sie zeigen, dass Mitglieder der Untersuchungsmission der OPCW (FFM) in Duma ernsthafte Bedenken geäußert haben, weil Beweise im endgültigen Bericht ausgelassen wurden, um Assad zu belasten.
Die USA und ihre europäischen Verbündeten haben einen Krieg angezettelt, der 570.000 Todesopfer gefordert und mehr als 12 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen hat. Als Stellvertreter dienten ihnen islamistische Terrorgruppen, darunter al-Qaida und ihre Ableger, die als „gemäßigte Rebellen“ dargestellt wurden. Das Ziel des jahrelangen Gemetzels war der Sturz von Assad und die Einsetzung eines gefügigen westlichen Marionettenregimes, um den Einfluss des Iran und Russlands im ölreichen Nahen Osten zu neutralisieren. Um westliche Militäraktionen und Forderungen nach dem Sturz von Assad zu rechtfertigen, wurde immer wieder behauptet, das syrische Militär würde Chemiewaffen und „Fassbomben“ einsetzen.
Am 14. März 2019 sandte ein Mitglied der FFM, die nach Duma geschickt wurde, um die beiden Zylinder zu analysieren, in denen sich das Giftgas befunden haben soll, ein Memo an OPCW-Generaldirektor Fernando Arias. Darin schrieb er, etwa zwanzig Inspektoren hätten Bedenken wegen des endgültigen Berichts geäußert, der Anfang März 2019 veröffentlicht wurde.
Der Autor des Memos weist darauf hin, dass Mitglieder der FFM das Gefühl hatten, der Bericht „gibt nicht die Ansichten der Teammitglieder wieder, die in Duma tätig waren“. Weiter hieß es, nur einer der OPCW-Inspektoren in Syrien, ein Sanitäter, sei letztlich an der Erstellung des endgültigen Berichts beteiligt gewesen. Er weist darauf hin, dass seine Untersuchung der Herkunft der Zylinder, die auf einem Bett bzw. auf dem Dach eines Wohnhauses lagen, aus dem endgültigen Bericht vom März ausgelassen wurde.
WikiLeaks veröffentlichte außerdem den ersten Entwurf des vorläufigen Berichts der FFM, laut dem die Ermittler „keine befriedigenden Erklärungen liefern konnten für den relativ geringen Schaden an den Zylindern, die angeblich aus einer unbekannten Höhe abgeworfen wurden, im Vergleich zu den Zerstörungen an den mit Stahlbeton verstärkten Dächern“. Die Tatsache, dass die Beweise nicht darauf hindeuten, dass die Zylinder von Assads Flugzeugen abgeworfen wurden, fehlte im endgültigen Bericht.
Der E-Mail-Verkehr des Teamleiters der FFM, Sami Barrek, vom Juli 2018 zeigte, dass ein Ermittler Bedenken geäußert hatte, weil im endgültigen Bericht die Tatsache unterschlagen wurde, dass nur geringe Mengen von gechlorten organischen Chemikalien (COCs) geborgen wurden. Ebenfalls unterschlagen wurde, dass nicht sicher geklärt wurde, wie die Zylinder dort hingekommen waren, wo sie entdeckt wurden. Trotz mehrfacher Interventionen der Ermittler wurde die Angabe des COC-Wertes im endgültigen Bericht ausgelassen, wodurch der Eindruck entstand, der Chlorgasangriff sei bestätigt worden.
Eine weitere E-Mail von einem Ermittler mit abweichender Meinung an die Strategiedirektorin der OPCW, Veronika Stromsíková, vom 20. Mai erwähnte Bedenken wegen der wahrheitswidrigen Behauptung der Organisation, der altgediente OPCW-Inspektor und Ballistikexperte Ian Henderson, der eine technische Bewertung angefertigt hatte, sei kein Mitglied der FFM-Delegation in Duma gewesen. Im Vorfeld dieser Behauptung war ein Bericht von ihm an die Presse geraten, in dem er Zweifel an der Möglichkeit aufwarf, dass die Zylinder aus der Luft abgeworfen wurden. Nachdem er die Zylinder inspiziert hatte, stellte Henderson fest, dass es „wahrscheinlicher ist, dass beide Zylinder nicht aus einem Flugzeug abgeworfen, sondern von Hand platziert wurden“.
Wie Hitchens in seinem Bericht schreibt, hat die Endfassung des Berichts der OPCW Bedenken der FFM-Ermittler unterschlagen, dass die von ihnen entdeckten Beweise nicht mit dem Beweisvideo übereinstimmen, in dem die angeblichen Opfer mit Schaum vor dem Mund zu sehen sind. Dieses Symptom würde zu einem Angriff mit Sarin passen, nicht jedoch zu einem Angriff mit Chlorgas.
„Der Widerspruch zwischen der Anwesenheit eines angeblichen Würge- oder Blutkampfstoffes auf Chlorbasis auf der einen Seite und den Aussagen angeblicher Zeugen sowie den auf Videos und Fotos gezeigten Symptome kann nicht rational erklärt werden.“ Es wurden keine Beweise dafür gefunden, dass in Duma Sarin eingesetzt wurde.
Im Vorfeld der jüngsten Leaks hatten die Medien die Veröffentlichung einer E-Mail der OPCW-Untersuchungsmission, in der „beträchtliche Bedenken“ wegen des zensierten endgültigen Berichts geäußert wurden, faktisch totgeschwiegen. Die wenigen Journalisten, die über die Leaks berichteten und Fragen zum offiziellen Narrativ des Angriffs in Duma geäußert haben, wurden als russische Marionetten oder Assad-Verteidiger verunglimpft.
OPCW-Leiter Fernando Arias bestätigte zwar, dass die E-Mail legitim ist, stellte sich aber letzten Monat bei der Jahreskonferenz der Organisation in Den Haag hinter den endgültigen Bericht: „In einigen öffentlichen Diskussionsforen zirkulieren zwar einige dieser abweichenden Ansichten, aber ich möchte bekräftigen, dass ich zu den unabhängigen, professionellen Schlussfolgerungen stehe.“
Letzte Woche kündigte der britische Newsweek-Journalist Tareq Haddad seinen Job aus Protest, nachdem sich die Redaktion des Magazins geweigert hatte, seinen Bericht über die OPCW-Leaks zu veröffentlichen. Nachdem Haddad auf Twitter den Grund für seine Kündigung genannt hatte, wurde er von einem anonymen Sprecher von Newsweek mit der Behauptung verunglimpft, er habe „statt einer Idee für einen objektiven Bericht eine Verschwörungstheorie verbreitet“.
Die Redakteure von Newsweek und den übrigen Mainstream-Medien geben sich größte Mühe, jede Berichterstattung zu unterdrücken. Dennoch machen die anhaltenden Enthüllungen über den Bericht der OPCW deutlich, dass es ernsthafte Gründe gibt, warum Journalisten Bedenken wegen der offiziellen Verlautbarungen über den Vorfall in Duma äußern. Er hätte beinahe einen dritten Weltkrieg ausgelöst.