Die Volkswagen-Tochter Audi baut in den nächsten fünf Jahren 9500 Arbeitsplätze in Deutschland ab. Von den derzeit 61.000 Arbeitsplätzen werden dann nur noch etwas mehr als 50.000 übrig sein.
Der massive Arbeitsplatzabbau hat die volle Unterstützung der IG Metall und des Betriebsrats, die die Einzelheiten mehrere Monate lang hinter dem Rücken der Belegschaft mit dem Vorstand ausgearbeitet haben.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch besaß die Unverschämtheit, den Abbau fast jedes sechsten Arbeitsplatzes als Erfolg zu verkaufen. „Nach monatelangen Verhandlungen konnten wir die ursprünglich vom Unternehmen geforderten Einschnitte an den meisten Stellen abwenden“, behauptete er. Auch den Verzicht auf „betriebsbedingte Kündigungen“ und das Versprechen, bis zu 2000 Fachleute für E-Mobilität und andere Zukunftsfelder einzustellen, präsentierte Mosch als Erfolg.
Die verbleibenden Arbeiter müssen außerdem mit Geldeinbußen rechnen. Laut Vereinbarung soll die Ergebnisbeteiligung, die zuletzt für einen Produktionsarbeiter 3600 Euro betrug, sinken oder eingefroren werden, wenn sich das operative Ergebnis verschlechtert oder gleich bleibt. Bei deutlich höheren Ergebnissen wird es dagegen nicht automatisch erhöht.
Gesamtbetriebsratschef Mosch gehört zu jener hochbezahlten Funktionärskaste, die sich vor allem im Kreis des Managements bewegt, ein entsprechendes Einkommen bezieht und wie dieses mit Verachtung auf die einfachen Arbeiter blickt. Neben dem Gesamtbetriebsrat von Audi, den er seit 2006 leitet, gehört er als Stellvertretender Vorsitzender auch dem Konzernbetriebsrat und als Präsidiumsmitglied dem Weltkonzernbetriebsrat von Volkswagen an. Er ist außerdem Stellvertretender Vorsitzender des Audi-Aufsichtsrats, Präsidiumsmitglied des VW-Aufsichtsrats und Mitglied des Ständigen Ausschusses des Porsche-Aufsichtsrats.
Was er in all diesen Ämtern verdient, lässt sich nur vermuten. Laut dem Geschäftsbericht der Volkswagen AG brachte ihm allein die Tätigkeit im VW-Aufsichtsrat 2016 und 2017 jeweils rund 300.000 Euro ein.
Der Arbeitsplatzabbau bei Audi ist Bestandteil einer internationalen Offensive gegen Autoarbeiter, der Expertenschätzungen zufolge allein in Deutschland bis zu 15 Prozent der 820.000 Arbeitsplätze in der Auto- und Zulieferindustrie zum Opfer fallen werden. Ähnlich ist die Situation in anderen Automobil-Nationen wie den USA, Japan, Indien, Frankreich usw..
Die global operierenden Autokonzerne nutzen die internationale Absatzkrise, die Umstellung auf E-Mobilität und den Einsatz künstlicher Intelligenz systematisch aus, um Arbeitsplätze abzubauen, die Löhne zu senken, die Arbeitshetze zu erhöhen und so die Profitrate zu steigern.
So verfolgt Audi mit dem Arbeitsplatzabbau ausdrücklich das Ziel, rund sechs Milliarden Euro zu erwirtschaften, um seine Zielrendite von neun bis elf Prozent abzusichern – ein phantastischer Gewinn für die Aktionäre angesichts der niedrigen Kapitalzinsen. Audi will so wieder zu seinen Hauptkonkurrenten, den beiden anderen Oberklasseherstellern Mercedes und BMW aufschließen, die derzeit ebenfalls massive Entlassungs- und Sparmaßnahmen durchführen. Ein Teil der eingesparten Gelder soll in die E-Mobilität und Digitalisierung fließen.
Neben der wachsenden Konkurrenz auf dem Weltmarkt und dem technologischen Wandel ist Audi von den Folgen weiterer Krisen betroffen.
Der Dieselbetrug kostete das Unternehmen Milliarden, denn die VW-Premium-Tochter war die Entwicklungsschmiede des Volkswagen-Konzerns und stand damit im Zentrum der Motorenentwicklung und deren spezieller Abschaltautomatik bei der Abgasreinigung.
Audi hat in den vergangenen sieben Jahren sechs Entwicklungschefs verschlissen. Und Bram Schot, der im Dezember letzten Jahres an Stelle des wegen des Abgasskandals inhaftierten Rupert Stadler den Audi-Chefposten übernahm, wird im April nächsten Jahres vom BMW-Manager Markus Duesmann abgelöst. Schot sitzt nur deshalb noch auf seinem Sessel, weil BMW Duesmann nicht früher freigegeben hat.
Die Umstellung auf Elektroautos, die Audi wie die anderen deutschen Hersteller lange verschlafen hatte, verschlingt Milliarden an Entwicklungskosten. Audi will bis 2025 30 Elektro-Modelle auf den Markt bringen.
Auch vom Rückgang der weltweiten Automobilverkäufe ist Audi betroffen. Der weltweite Pkw-Absatz sank 2018 von 81,8 auf 80,6 Millionen und wird diesem Jahr voraussichtlich auf 77,5 Millionen zurückgehen.
Erst Ende Oktober hatte auch Audi die Absatzprognose für das laufende Jahr gesenkt. In den beiden Hauptwerken von Audi in Ingolstadt und Neckarsulm werden nun im Rahmen der jetzt geschlossenen Vereinbarung die Produktionszahlen gesenkt. Im Werk Neckarsulm mit einer jährlichen Kapazität von 300.000 Fahrzeugen, wo vor allem die Audi-Modelle A4 bis A8 und R8 produziert werden, laufen in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge weniger als 200.000 Autos vom Band. Künftig sollen es 225.000 Fahrzeuge sein.
Im Werk Ingolstadt mit einer Kapazität von weit über einer halben Million Fahrzeugen wurden im vergangenen Jahr 491.000 Autos produzierte. In Zukunft sollen es 450.000. sein.
Auch bei Audis Konzernmutter Volkswagen findet ein massiver Arbeitsplatzabbau statt. Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte mit dem heutigen Konzern- und dem damaligen VW-Markenchef Herbert Diess bereits vor drei Jahren den berüchtigten „Zukunftspakt“ beschlossen, dem weltweit 30.000 Arbeitsplätze zum Opfer gefallen sind, davon 23.000 in Deutschland. Nun bereiteten Betriebsrat und Vorstand bei VW eine Neuauflage ihres Pakts vor.
Audi kann sich, wie alle internationalen Auto-Konzerne, bei den Angriffen auf die Beschäftigen auf die Unterstützung der Metall-Gewerkschaft und ihrer Betriebsräte stützen. Arbeitsplätze, Renten, Löhne und Arbeitsbedingungen können nur gegen diese gekauften Apparate verteidigt werden. Der globale Charakter des Angriffs auf die Arbeitsplätze entlarvt den reaktionären Nationalismus der Gewerkschaften, die nach protektionistischen Maßnahmen und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit „ihrer“ Konzerne rufen.
Daher müssen sich die Audi-Arbeiter unabhängig organisieren. Es ist notwendig, Aktionskomitees zu gründen, um gegen die verlogene Politik der IG Metall und ihre enge Zusammenarbeit mit der Unternehmensleitung zu kämpfen. Diese Komitees müssen sich untereinander vernetzen, Kontakt zu anderen Betrieben aufnehmen und sich über alle Grenzen hinweg mit anderen Arbeitern in der Auto- und anderen Industrien vereinen.
Die Autoarbeiter müssen sich auf heftige Auseinandersetzungen vorbereiten, die eine internationale Strategie und ein sozialistisches Programm erfordern. Während die modernen Technologien ungeahnte Möglichkeiten schaffen, den Lebensstandard und das kulturelle Niveau der ganzen Menschheit zu heben, geschieht unter kapitalistischen Bedingungen das Gegenteil. Der Reichtum der Gesellschaft fließt in die Taschen einer kleinen Minderheit und die faulende kapitalistische Gesellschaft bringt wieder Massenelend, Faschismus und Krieg hervor.
Die WSWS und die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP) unterstützen Arbeiter, die sich entscheiden, den Kampf gegen die korrupten Vertreter aus Gewerkschaft und Betriebsrat aufzunehmen. Nehmt Kontakt zu uns auf.