Der gewaltsame Tod von Patrice Lumumba

Zum 50. Jahrestag der Ermordung des nationalistischen Führers des Kongo, Patrice Lumumba, bringen wir noch einmal diese Analyse von Bill Vann von 2002.

 

Am 17. Januar [2002] jährte sich zum einundvierzigsten Mal der Tag der brutalen Ermordung von Patrice Lumumba. Der Mord an dem Führer des kongolesischen Unabhängigkeitskampfes, einem der leidenschaftlichsten Kritiker der kolonialen Unterdrückung Afrikas, hängt Regierungen in Europa und Amerika bis heute an.

Im November gab eine Allparteienkommission, die von der belgischen Regierung einberufen worden war, das Ergebnis ihrer Untersuchungen zum Fall Lumumba bekannt. Im Bericht der Kommission wird anerkannt, dass Belgien in die Ermordung des kongolesischen Führers verwickelt war.

Ein mageres und reichlich spätes Eingeständnis. Die belgische Regierung entschloss sich zur Einberufung der Kommission, um Reue für vergangene Verbrechen zu bekunden. Nach dem Ende der Mobutu-Diktatur möchte Belgien den Weg für ein gesteigertes Engagement in seiner ehemaligen Kolonie frei machen und seine Handelsposition gegenüber den Vereinigten Staaten verbessern, die sein wichtigster wirtschaftlicher Konkurrent in dieser Region sind.

"Wenn wir einen offenen Dialog mit unseren ehemaligen Kolonialpartnern fördern wollen, dann müssen wir uns auch einigen schmerzlichen Perioden in unserer kolonialen Vergangenheit stellen", kommentierte ein Sprecher des Außenministeriums die Ergebnisse der Kommission.

Gleichzeitig dienen die begrenzten Eingeständnisse der belgischen Regierung als Mittel, sich selbst zu rehabilitieren. Dies scheint ihr notwendig, da in den letzten Jahren immer mehr Details über den Mord an die Öffentlichkeit gedrungen sind, vor allem durch das vor zwei Jahren erschienene Buch De Moord Op Lumumba des flämischen Historikers Ludo de Witte und Interviews, die Journalisten mit belgischen Offizieren und Soldaten geführt haben, die an der Ermordung Lumumbas beteiligt waren.

Auch der neue Film Lumumba des Regisseurs Raoul Peck, in dem die schreckliche Tat rekonstruiert wird, trägt dazu bei, das Interesse an dem Verbrechen und seinen Hintergründen aufrecht zu erhalten.

Der Film beginnt mit einer albtraumhaften Szene, in der belgische Soldaten die sterblichen Reste des kongolesischen Führers und eines seiner Mitkämpfer, die erst wenige Tagen zuvor von einem Exekutionskommando erschossen worden waren, aus der Erde holen. Den Anhängern der kongolesischen Befreiung sollte nicht einmal ein Leichnam gelassen werden, um den sie sich hätten sammeln können; daher wurde der Befehl erteilt, jede physische Spur der Existenz Lumumbas auszulöschen. Die Soldaten machten sich mit Äxten, Sägen, Säure und Feuer - und einer großen Menge Whisky, um ihre Sinne zu betäuben - an die grässliche Arbeit.

Der Bericht der Kommission kommt zu dem Schluss, dass die Autoritäten in Brüssel und der belgische König Baudouin von den Plänen zur Ermordung Lumubas wussten und nichts zu seiner Rettung unternahmen. Allerdings, so die Kommission, gebe es keine dokumentarischen Beweise dafür, dass Belgien den Tod des kongolesischen Führers angeordnet habe.

Es wird eingeräumt, dass die Regierung heimlich Gelder und Waffen an regionale sezessionistische Gruppen im Kongo lieferte, die mit Gewalt gegen Lumumba kämpften. Der Bericht gibt dem 1993 verstorbenen König Baudouin einen Großteil der Schuld, der angeblich hinter dem Rücken der gewählten Volksvertreter seine eigene postkoloniale Politik betrieben haben soll. Einige belgische Regierungsparteien haben daraufhin eine Debatte über die Zukunft der königlichen Familie eingefordert.

Tatsächlich haben jedoch frühere Untersuchungen umfassend bewiesen, dass die Ermordung Lumumbas direkt von der belgischen Regierung und der amerikanischen Regierung unter Präsident Eisenhower befohlen worden war. Ausgeführt wurde sie vom amerikanischen Geheimdienst CIA und örtlichen Handlangern, die von Brüssel und Washington finanziert und "beraten" wurden.

De Witte zitiert in seinem Buch ein Telegramm, das drei Monate vor Lumumbas Tod von Graf Harold d'Aspremont Lynden, dem damaligen Minister für afrikanische Angelegenheiten, an belgische Vertreter im Kongo gesandt worden war:

"Das Hauptziel, das im Interesse von Kongo, Katanga und Belgien zu verfolgen ist, ist fraglos die endgültige Eliminierung Lumumbas", erklärte das Memorandum. Angesichts der Tatsache, dass der kongolesische Führer zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr an der Macht war und unter Hausarrest stand, konnten diese Worte nicht missverstanden werden.

Ähnliche Enthüllungen erfolgten auf amerikanischer Seite. Im Archivmaterial, das die Regierung im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Kennedy-Mord veröffentlichte, fand sich unter anderem ein Interview mit Robert Johnson, dem Protokollanten des Weißen Hauses unter der Eisenhower-Regierung.

Laut Johnson gab Eisenhower bei einem Treffen mit Sicherheitsberatern im August 1960, drei Monate, nachdem der Kongo seine formale Unabhängigkeit von Belgien erhalten hatte, der CIA den Befehl, Lumumba zu "eliminieren".

"Etwa 15 Sekunden lang herrschte fassungsloses Schweigen, dann ging die Sitzung weiter", erinnert sich Johnson.

Der Leiter der CIA, Allen Dulles, bezeichnete den kongolesischen Führer als "tollwütigen Hund".

Unter den amerikanischen Agenten, die im Kongo selbst im Einsatz waren, befand sich der junge CIA-Mann Frank Carlucci, der unter diplomatischem Schutz arbeitete. Er versuchte in den Monaten vor der Ermordung, sich das Vertrauen Lumumbas zu erschleichen. Carlucci wurde später Nationaler Sicherheitsberater und Verteidigungsminister in der Reagan-Regierung und ist heute Vorsitzender der Carlyle Group, einer einflussreichen Handelsbank, zu deren Vorstandsvorsitzenden auch George Bush senior gehört.

Nach Aussage von Larry Devlin, dem damaligen CIA-Chef in Leopoldville (Kinshasa), traf der leitende technische Offizier des Geheimdienstes kurz nach dem Eliminierungsbefehl von Eisenhower im Kongo ein. Im Gepäck hatte er eine Tube vergiftete Zahnpasta, die im Badezimmer Lumumbas platziert werden sollte. Dieser etwas eigenwillige Plan wurde jedoch zugunsten einer direkteren Methode fallen gelassen. Lumumba wurde seinem erbittertsten politischen Feind Moises Tshombe ausgeliefert, dem sezessionistischen Führer von Katanga.

Sieben Monate, nachdem der Kongo seine Unabhängigkeit erklärt und Lumuba zu seinem ersten Premierminister gemacht hatte, fand die Ermordung statt.

Lumumba war einer der mutigsten und prinzipientreusten Vertreter jener Generation junger politischer Führer, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervortraten, um die nationale Unabhängigkeit vom europäischen Kolonialismus einzufordern.

Von den gewaltigen sozialen Kämpfen, die dann den ganzen Kontinent ergriffen, wurden diese Kräfte allerdings überrascht. Sie konnten ihnen keine Führung geben. Eine weitere Schlinge um ihren Hals waren die Landesgrenzen, die die Kolonialmächte im 19. Jahrhundert willkürlich gezogen hatten, um Afrika aufzuteilen und zu erobern. Diese politischen Schwächen teilten sowohl die Opfer von Mordanschlägen, wie eben Lumumba, als auch die Überlebenden.

Besonders im Kongo hatte der belgische Kolonialismus die afrikanische Bevölkerung gezielt unwissend und ungebildet gelassen. Man drückte die Kongolesen auf den Status von Lasttieren für die Rohstoff gewinnende Industrie herab, die den gewaltigen Mineralienreichtum des Landes und andere natürliche Schätze plünderte.

Am Vorabend der Unabhängigkeit war der Kongo, ein größeres Territorium als Westeuropa, von starken Entwicklungsrückständen gekennzeichnet. Es gab keine afrikanischen Offiziere, im gesamten Staatsdienst nur drei Afrikaner auf leitenden Positionen und lediglich 30 Kongolesen mit akademischer Ausbildung. Gleichzeitig waren die westlichen Investitionen in die Mineralressourcen des Kongo (Uran, Kupfer, Gold, Zinn, Kobalt, Diamanten, Mangan, Zink) kolossal. Diese Investitionen bedeuteten, dass der Westen gezwungen war, das Land über seine Unabhängigkeit hinaus unter Kontrolle zu halten. Die Belgier organisierten die Machtübergabe bewusst so, dass die "Unabhängigkeit" bestenfalls eine formale Fiktion sein würde.

Nach den weit verbreiteten Unruhen und Streiks des Jahres 1959 überraschte die Kolonialmacht alle nationalistischen Führer damit, dass sie Wahlen für Mai 1960 anberaumte. Es setzte ein chaotisches Gedränge um die Verteilung der Früchte der Unabhängigkeit ein, und 120 verschiedene Parteien formierten sich, wobei sich die meisten auf regionaler oder ethnischer Grundlage bildeten. Die Mouvement National Congolais (MNC), die von Lumumba geführt wurde, war die einzige Partei, die für eine Zentralregierung und die Vereinigung des Kongo über ethnische und regionale Grenzen hinweg eintrat.

Lumumbas Aufstieg und Fall verliefen kometenhaft. Er wurde aus einem belgischen Kolonialgefängnis geholt, wo er wegen seines Eintretens für die Unabhängigkeit eingesperrt und gefoltert worden war, und nach Brüssel geflogen. Dort nahm er an Gesprächen teil, die einen friedlichen und reibungslosen Übergang zu einem Regime einleiten sollten, das Belgiens finanzielle Interessen im Kongo unangetastet lassen würde, während das ganze Drum und Dran der staatlichen Macht von den Händen der weißen Kolonialherren in die der neuen einheimischen Elite übergehen würde.

Pecks Film Lumumba zeichnet ein akkurates Bild der gewaltigen sozialen Widersprüche, die der Unabhängigkeitsbewegung zugrunde lagen, und der Klassenposition der neuen kleinbürgerlichen nationalistischen Herrscher Afrikas. Eine Szene zeigt die Rede Lumumbas zum Unabhängigkeitstag vor dem belgischen König und seinen Ministern sowie der Versammlung von schwarzen opportunistischen Politikern, denen Belgien den neuen unabhängigen Staat anvertrauen wollte.

Inmitten der Zeremonie, in der die Belgier sich selbst zur erfolgreichen Zivilisierung des Kongos und zur Vorbereitung der staatlichen Eigenständigkeit gratuliert hatten, sprach Lumumba in anschaulichen Worten über die Wirklichkeit der kolonialen Unterdrückung und charakterisierte sie als 80 Jahre "erniedrigende Sklaverei, die uns mit Gewalt auferlegt wurden":

"Wir haben zermürbende Arbeit kennen gelernt und mussten sie für einen Lohn erbringen, der es uns nicht gestattete, den Hunger zu vertreiben, uns zu kleiden oder in anständigen Verhältnissen zu wohnen oder unsere Kinder als geliebte Wesen großzuziehen. [...] Wir kennen Spott, Beleidigungen, Schläge, die morgens, mittags und nachts unablässig ausgeteilt wurden, weil wir Neger sind. [...] Wir haben erlebt, wie unser Land im Namen von angeblich rechtmäßigen Gesetzen aufgeteilt wurde, die tatsächlich nur besagen, dass das Recht mit dem Stärkeren ist. [...] Wir werden die Massaker nicht vergessen, in denen so viele umgekommen sind, und ebenso wenig die Zellen, in die jene geworfen wurden, die sich einem Regime der Unterdrückung und Ausbeutung nicht unterwerfen wollten."

Pecks Kamera wechselt zwischen der sprachlosen Wut auf den Gesichtern des belgischen Publikums und dem freudigen Stolz der Mengen von Afrikanern, die sich um Radios sammelten und Lumumba für seinen Mut priesen, ihre Existenz ehrlich zu schildern.

Lumumbas offene und aufrichtige Forderung nach ökonomischer Unabhängigkeit, sozialer Gerechtigkeit und politischer Selbstbestimmung und seine Feindschaft gegenüber einer politischen Ordnung, die auf ethnischen Spaltungen basiert - welche die Kolonialherren effektiv genutzt hatten, um Afrika zu teilen und zu beherrschen - besiegelten sein Schicksal. Als das Land auch nach der Unabhängigkeit weiterhin von belgischen Bergbaukreisen beherrscht wurde, und belgische Truppen in deren Interesse wiederholt intervenierten, drohte Lumumba schließlich damit, als letzte Möglichkeit um sowjetische Unterstützung zu bitten. Dies gab Washington den Vorwand, sich zum Zweck seiner Eliminierung mit der alten Kolonialmacht zusammenzutun.

Innerhalb weniger Tage nach der Unabhängigkeit war die politische Situation im Kongo außer Kontrolle geraten. Schwarze Soldaten meuterten gegen belgische Offiziere. Die Provinz Katanga, die wichtigste Bergbauregion, erklärte sich zum eigenständigen Staat unter Tshombe, der unter dem Schutz der westlichen Bergbaukreise und des belgischen Militärs handelte. Belgien sandte seine Armee zurück in die ehemalige Kolonie, angeblich um belgische Staatsangehörige zu beschützen. Lumumba lud Friedenstruppen der Vereinten Nationen ein, aber die UNO ordnete sich den Machenschaften Belgiens und der Vereinigten Staaten unter und weigerte sich, Maßnahmen zu ergreifen, um die Ermordung des neuen Premierministers zu verhindern.

Obwohl Tshombe nach dem Mord an Lumumba Premierminister wurde, hatte seine Herrschaft nicht lange Bestand. Im Jahre 1965 führte der kongolesische Armeechef Joseph Mobutu, der Lumumba dem Exekutionskommando ausgehändigt hatte, einen unblutigen Staatsstreich durch. Mobutu blieb 32 Jahre lang Diktator und wurde berühmt für die Korruption und Habgier seines Regimes. Diese "Kleptokratie", die dem Land wieder den Namen Zaire gab, wurde zum engsten Verbündeten der Vereinigten Staaten auf dem afrikanischen Kontinent und diente ihnen als Operationsbasis für ihre konterrevolutionären Interventionen gegen Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika.

Nach seinem Tod wurde Lumumba zu einer harmlosen Ikone der afrikanischen Befreiung und Dritte-Welt-Politik gemacht. Selbst Mobutu, der an seinem Tod beteiligt war, zollte dem ehemaligen Führer Tribut. Das gleiche tat die sowjetische Bürokratie, die ihre renommierteste internationale Universität nach ihm benannte.

In Wirklichkeit hatten die Sowjets kaum die Absicht, Lumumba zu helfen. Ihre Präsenz in und ihr Interesse an Afrika war nie so stark, wie der Westen behauptete - um seine eigenen neokolonialen Strategien zu rechtfertigen - oder wie Moskau es selbst darstellte, um als Verfechter der internationalen Befreiung aufzutreten. Wo die Sowjetunion intervenierte, tat sie es nicht, um die soziale Revolution voranzubringen, sondern um im Rahmen der Nachkriegspolitik – der friedlichen Koexistenz – ihre Verhandlungsposition gegenüber dem amerikanischen Imperialismus zu verbessern. Daher half Moskau Angola gegen die militärische Aggression des Apartheidregimes in Südafrika und stützte gleichzeitig die brutale Militärdiktatur in Äthiopien, die die gesamte Region am Horn von Afrika in eine tiefe Krise stürzte.

Vor allem schildert Pecks Film Lumumba ohne Beschönigungen die Isolation des neuen kongolesischen Premierministers, der in einem Netz politischer Verschwörungen gefangen war, dem er nicht entrinnen konnte. Der in Haiti geborene Peck verbrachte als junger Mensch einige Zeit im Kongo, wo sein Vater als Lehrer arbeitete. Er sympathisiert mit dem Panafrikanismus und hat wiederholt erklärt, dass sein Film sich vor allem an ein afrikanisches Publikum richtet, dem er Lumumbas Geschichte zeigen möchte. Er präsentiert akkurat all jene Kräfte, die sich gegen den nationalistischen Premierminister zusammenschlossen, von der CIA und dem von ihr geförderten Militärchef Mobutu, über die belgischen Kolonialherren und Militäroffiziere bis hin zu den verräterischen und nach dem eigenen Vorteil strebenden afrikanischen Politikern.

Aber Peck kann nicht erkennen oder erklären, welche sozialen Kräfte innerhalb des neuen Regimes wirkten. Lumumba war unfähig, dem Aufgebot seiner Feinde etwas entgegenzusetzen, weil er letzten Endes selbst auch einen Balanceakt zwischen den Imperialisten einerseits und der Masse der unterdrückten afrikanischen Bevölkerung andererseits vollführte.

Der Mord an Lumumba war Teil eines politischen Prozesses, der im gesamten Afrika südlich der Sahara stattfand und in dem die Hoffnungen der Masse von Arbeitern, Bauern und Armen auf eine revolutionäre gesellschaftliche Veränderung auf tragische Weise verraten wurden.

Die kleinbürgerlichen nationalistischen Eliten, die im Zuge der Entkolonialisierung an die Macht kamen, akzeptierten bereitwillig das von den Kolonialherren angebotenen Erbe und übernahmen die staatlichen Institutionen und Grenzen, die die europäischen Mächte im Zuge ihrer Eroberung Afrikas geschaffen hatten.

Die formale Gewährung von staatlicher Unabhängigkeit bedeutete nirgendwo in Afrika, dass in einem grundlegenden Sinn die demokratischen Hoffnungen der Masse der Afrikaner verwirklicht wurden. Selbst in den Regionen, in denen das Ende des Kolonialismus durch einen bewaffneten Kampf erreicht wurde, bildete die staatliche Unabhängigkeit nur einen Deckmantel für die fortgesetzte Dominanz des Imperialismus über die ehemaligen Kolonien. Gleichzeitig benutzten korrupte Cliquen der nationalen Bourgeoisie den Staat, um sich selbst zu bereichern – zu Lasten jedes gesellschaftlichen Fortschritts.

Seine brutale Ermordung machte Lumumba zum Märtyrer der Aggression des westlichen Imperialismus in Afrika. Doch diejenigen, die sich ihn zum Vorbild nahmen – von Nyere über Nkrumah bis zu Kenyatta – standen korrupten Regimen vor, die den Weg ebneten für Militärdiktaturen und Polizeistaaten im Dienste der internationalen Banken und des ausländischen Kapitals.

41 Jahre nach Lumumbas Ermordung steht der Kongo beispielhaft für den gänzlich reaktionären Charakter der nationalen Bourgeoisie. Mobutu wurde 1997 gestürzt, nachdem sein hochverschuldetes Regime nach dem Ende des Kalten Krieges seinen Nutzen für Washington verloren hatte. Sein Nachfolger Laurent Kabila wurde im Gegenzug ermordet und durch seinen Sohn Joseph ersetzt, der sich den finanziellen Interessen des Westens noch viel stärker anzupassen versucht.

Im Verlauf des dreijährigen Bürgerkriegs starben mehr als 2,5 Millionen Kongolesen, zumeist Frauen und Kinder, die dem Hunger und Seuchen zum Opfer fielen. Die Armeen benachbarter Regimes – Ruanda und Uganda auf der einen und Zimbabwe auf der anderen Seite – haben in den Bürgerkrieg im Kongo eingegriffen, angeblich aufgrund von politischen Sympathien und um die regionale Sicherheit zu garantieren. Tatsächlich haben die drei Länder bloß die historische Rolle des westlichen Kolonialismus übernommen und sich illegal Bergbauanlagen angeeignet, um die Militäroffiziere und ihre Spießgesellen in Politik und Wirtschaft zu bereichern.

Unter der Führung der nationalen Bourgeoisie und der Dominanz westlicher Banken und transnationaler Konzerne gibt es keinen Ausweg aus der entsetzlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise, die den Kongo und den gesamten afrikanischen Kontinent im Griff hat. Demokratische Freiheit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Fortschritt – Ideale, die vor vier Jahrzehnten Massen von Kongolesen und andere Afrikaner im Kampf gegen den Kolonialismus begeistert haben – können nur durch den Aufbau einer neuen Bewegung erreicht werden, die auf der programmatischen Grundlage des internationalen Sozialismus die afrikanische Arbeiterklasse mit den Arbeitern in Europa, Amerika und dem Rest der Welt vereint.

 

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