Fast 300 Leichen in Massengräbern am Nasser-Krankenhaus von Gaza entdeckt

Am Sonntag und Montag wurden in der Nähe des Nasser-Krankenhauses im südlichen Gazastreifen fast 300 Leichen in einer Reihe von Massengräbern entdeckt. Bei den Toten handelt es sich um Männer, Frauen und Kinder. Bei vielen Menschen gibt es eindeutige Hinweisen darauf, dass sie Patienten waren. Einige wurden mit Handschellen gefesselt aufgefunden, was darauf hindeutet, dass sie Opfer bei Massenerschießungen waren.

Ein Massengrab am Nasser-Krankenhaus [Photo: Bisan Owda]

Nach der Entdeckung ähnlicher Massengräber im Shifa-Krankenhaus in Gaza im vergangenen Monat ist das Massengrab im Nasser-Krankenhaus ein weiterer Beweis für Verbrechen der israelischen Streitkräfte (IDF). Sie haben die Krankenhäuser im Gazastreifen in Orte des Todes verwandelt, als Teil ihres anhaltenden Völkermords an den Palästinensern in der kleinen Enklave am Mittelmeer.

Die palästinensische Journalistin Bisan Owda besuchte das Massengrab am Montag. Sie dokumentierte und berichtet, dass „einige Leichen ohne Organe, Haut oder Köpfe“ gefunden wurden.

Bisan richtete ihre Kamera auf eine der Hunderte Leichen auf dem Terrain. Die Beine der Leiche waren bandagiert, was darauf schließen lässt, dass das Opfer ein Patient des Krankenhauses war. „Er oder sie wurde verletzt. Und die israelische Armee hat den Menschen getötet und in einem Massengrab verscharrt“, sagt Bisan.

Am Montag erklärte Oberst Yamen Abu Suleiman, Direktor des Zivilschutzes in Chan Junis, gegenüber CNN, dass am Montag 73 Leichen am Nasser Krankenhaus geborgen wurden, womit sich die Gesamtzahl auf 283 erhöhte.

Suleiman sagte gegenüber CNN, dass einige Leichen mit gefesselten Händen und Füßen gefunden wurden, was auf Hinrichtungen im Schnellverfahren hindeutet. „Wir wissen nicht, ob sie lebendig begraben oder hingerichtet wurden.“

Dr. Mads Gilbert, ein norwegischer Arzt, der im Shifa Hopsital gearbeitet hat, sagte gegenüber The Young Turks, dass das Massaker ein „moralischer Einschnitt“ sei.

Gilbert verurteilte die „rücksichtslosen Massaker Israels an unbewaffneten Zivilisten in den Krankenhäusern“. Er sagte, dies seien „Orte der Zuflucht, um das Leben zu schützen und den Menschen einen Schutz zu bieten, wenn sie verwundet, verletzt oder krank sind. Die israelische Besatzungsarmee nutzte diese Orte, um die schrecklichsten und sadistischsten Massaker an der palästinensischen Bevölkerung zu verüben.“

Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit reagierte auf die Entdeckung mit der Forderung nach einer Untersuchung von Kriegsverbrechen und erklärte, Israel habe „entsetzliche Massaker“ begangen. Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Hunderte von Vertriebenen, Verwundeten, Kranken und medizinische Teams wurden gefoltert und misshandelt, bevor sie hingerichtet und kollektiv verscharrt wurden.“

Die US-Medien haben sich bewusst dafür entschieden, die Entdeckung der Massengräber herunterzuspielen und zu vertuschen. Die drei führenden US-Zeitungen - New York Times, Washington Post und Wall Street Journal – haben trotz der Berichterstattung von CNN nicht über die Geschichte berichtet.

Denn weitere Enthüllungen über israelische Kriegsverbrechen würden die Kampagne des gesamten politischen Establishments der USA untergraben, die Gegner des Völkermords im Gazastreifen als Antisemiten zu diffamieren. Dies Verunglimpfung des Protestes wird als Rechtfertigung für das harte Vorgehen gegen protestierende Studenten in den gesamten USA benutzt. Und eine solche Berichterstattung würde die Mitschuld der USA an diesen Verbrechen aufdecken - am Samstag stimmte das US-Repräsentantenhaus mit überwältigender Mehrheit dafür, Israel 26 Milliarden Dollar an neuer Militärhilfe zukommen zu lassen, zusammen mit 61 Milliarden Dollar für die Ukraine und 8 Milliarden Dollar für Taiwan.

Die Massengräber werden zu einem Zeitpunkt entdeckt, an dem die Hungersnot im Gazastreifen angesichts der verschärften israelischen Blockade zunimmt. Am Montag erklärte Tlaleng Mofokeng, der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Gesundheit: „Israel tötet nicht nur palästinensische Zivilisten und fügt ihnen mit den Bombardements irreparablen Schaden zu, sondern Israel und seine Verbündeten führen auch wissentlich und absichtlich Hungersnot, anhaltende Unterernährung und Dehydrierung herbei.“

Am Montag teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit, dass in den vergangenen 24 Stunden 54 Menschen durch israelische Angriffe getötet worden seien.

Doch die Katastrophe wird sich noch verschärfen, denn Israel bereitet eine Offensive gegen Rafah vor, wo aktuell über 1,5 Millionen Vertriebene aus dem Gazastreifen Zuflucht suchen.

In einer Erklärung vom Montag gelobte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, dem Feind „zusätzliche und schmerzhafte Schläge“ zu versetzen.

„In den kommenden Tagen werden wir den militärischen und diplomatischen Druck auf die Hamas erhöhen, denn nur so können wir unsere Geiseln freilassen und unseren Sieg erringen“, sagte Netanjahu am Sonntag.

Am Wochenende wurden zig Menschen bei Luftangriffen in Rafah getötet, womit sich die offizielle Zahl der Todesopfer des israelischen Völkermords im Gazastreifen auf über 34.000 erhöht hat. Zehntausende werden offiziell noch vermisst.

Am Donnerstag führten die USA und Israel hochrangige Gespräche über die Planung der US-Operationen im südlichen Gazastreifen. Die USA unterstützen dabei die Pläne Israels zum Herbeiführen einer „Niederlage“ der Hamas in Rafah.

Das Weiße Haus berichtete über das Treffen: „Beide Seiten haben sich auf das gemeinsame Ziel geeinigt, die Hamas in Rafah zu besiegen.“

Letzte Woche meldeten israelische und arabische Medien, dass die Regierung Biden Israel Grünes Licht für einen Angriff auf Rafah gegeben habe.

Am Montag berichtete das Wall Street Journal, dass Israel in Kürze mit der Vertreibung der Bevölkerung von Rafah beginnen wird, um einen wochenlangen Angriff auf die Stadt vorzubereiten.

Die Zeitung schreibt: Israel bereitet sich darauf vor, Zivilisten aus Rafah in das nahe gelegene Chan Junis und andere Gebiete zu verlegen, wo es Unterkünfte mit Zelten, Zentren für die Verteilung von Lebensmitteln und medizinische Einrichtungen wie Feldlazarette einrichten will, sagen ägyptische Vertreter, die über die israelischen Pläne informiert sind.“

Die Evakuierungsaktion würde zwei bis drei Wochen dauern und in Abstimmung mit den USA, Ägypten und anderen arabischen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt, so die ägyptischen Vertreter. Ihnen zufolge plant Israel, seine Truppen schrittweise nach Rafah zu verlegen und dabei Gebiete ins Visier zu nehmen, in denen sich nach Ansicht Israels Hamas-Führer und -Kämpfer verstecken. Es wird erwartet, dass die Kämpfe mindestens sechs Wochen dauern.

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