Die Schauspielerin Pamela Anderson und der WikiLeaks-Chefredakteur Kristinn Hrafnsson haben Julian Assange am Dienstag im britischen Gefängnis Belmarsh besucht. Sie waren die ersten persönlichen Besucher, die er seit seiner Verhaftung vor fast einem Monat empfangen durfte. Hinterher forderten sie in einem eindringlichen Appell um öffentliche Unterstützung.
Anderson und Hrafnsson waren sichtlich erschüttert und wütend, als sie aus dem Hochsicherheitsgefängnis kamen und vor der Presse sprachen. Ihre Aussagen waren eine verheerende Anklage gegen die staatliche Kriminalität und Gesetzlosigkeit der britischen und der US-Regierung.
Hrafnsson erklärte: „Für mich ist es schockierend, meinen Freund – einen Intellektuellen, Herausgeber und Journalisten, einen Mann, der die Welt des Journalismus mit seiner Arbeit verändert hat – in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzen zu sehen. Er verbringt 23 Stunden am Tag in der Zelle, eine halbe Stunde an der Luft, wenn das Wetter es erlaubt, eine weitere halbe Stunde hat er für alles andere. Das ist keine Gerechtigkeit, sondern ein Skandal.“
Er erklärte weiter: „Jemand hat einmal gesagt, man könne beurteilen, wie zivilisiert eine Gesellschaft ist, wenn man sich ihre Gefängnisse ansieht. Offen und aus vollem Herzen gesagt, hat dieser Besuch wenig Gutes über die Gesellschaft hier ausgesagt.“
Anderson verurteilte die staatliche Verfolgung ihres Freundes als „praktizierte Rechtsbeugung“.
Obwohl Anderson von den kommerziellen und staatlichen Medien ständig lächerlich gemacht wird, hob sie sich deutlich von ihren Kritikern ab. Sie erklärte: „Es war natürlich sehr schwierig, Julian hier zu besuchen und durch das Gefängnis zu kommen. Es war wirklich schockierend, wie schwierig es war, zu ihm zu kommen. Er verdient es nicht, in einem Hochsicherheitsgefängnis zu sitzen. Er hat noch nie Gewalt angewendet, er ist unschuldig.“
Sie beschrieb Assanges nahezu vollständige Isolation: „Er ist wirklich von allen isoliert. Er konnte nicht mit seinen Kindern sprechen, und öffentliche Unterstützung ist sehr wichtig.“
Anderson rief Assanges Anhänger auf, ihm Briefe ins Gefängnis zu schicken, um ihre Unterstützung zu zeigen und ihm Kraft zu geben.
Anderson war zwar zeitweise sichtlich aufgebracht, sprach aber mit Würde und Entschlossenheit: „Er braucht jede Unterstützung, die er bekommen kann. Gerechtigkeit wird von der öffentlichen Unterstützung abhängen... Wir müssen weiterkämpfen, weil es unfair ist. Er hat so viel geopfert, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, und wir verdienen die Wahrheit.“
Auf die Frage der Reporter nach Assanges Zustand verwies Hrafnsson darauf, dass dieser bereits mehrere Jahre willkürlicher Inhaftierung hinter sich habe. Im vergangenen Jahr habe Assange in der ecuadorianischen Botschaft in vollständiger Isolation leben müssen. Er sei „jeden Tag schikaniert“ worden und „ihm wurde das Leben zur Hölle gemacht“. Weiter erklärte er, Assange habe Gewicht verloren, aber sein Geist sei „immer noch stark“.
Über die Bedingungen, unter denen Assange im Gefängnis lebt, erklärte Hrafnsson: „Wie ist es überhaupt für einen Menschen, im Gefängnis Belmarsh zu leben? Vor allem wenn du dort bist, weil ein anderes Land die Auslieferung wegen deiner journalistischen Tätigkeit fordert. Es ist empörend.“
Trotz aller Desinformationen, Lügen und Verleumdungen, die gegen Assange verbreitet werden, wächst die Unterstützung für den WikiLeaks-Herausgeber.
Der US-Sender MSNBC fragte letzte Woche in einer Umfrage: „Sollte Julian Assange für seine Tätigkeit bei WikiLeaks angeklagt werden?“ 95 Prozent der Befragten antworteten: „Nein, er ist ein Whistleblower und verdient Schutz.“
In Australien veröffentlichte 60 Minutes am 28. April eine Umfrage, laut der 85 Prozent Assanges Auslieferung an die USA ablehnen und sich für seine Rückkehr aussprechen. Eine Petition, in der die australische Regierung zu Assanges Verteidigung aufgerufen wird, erhielt mehr als 136.000 Unterschriften.
Anderson erklärte, sie und Hrafnsson hätten Assange eine wichtige Botschaft überbracht: „Wir haben ihm von unserem Eindruck erzählt, dass in der Allgemeinheit und der Bevölkerung die Unterstützung für ihn wächst. Er war sehr erfreut, das zu hören, es gibt ihm zusätzliche Kraft.“
Auf die Frage, wie beunruhigt Assange über die Möglichkeit einer Auslieferung an die USA und eine lange Haftstrafe ist, antwortete Anderson kurz: „Wir müssen sein Leben retten. So ernst ist die Lage.“
Andersons und Hrafnssons öffentliche Stellungnahme verdeutlichen, wie wichtig der Aufbau einer breiten Unterstützungskampagne in der Arbeiterklasse, unter Studenten, Jugendlichen und prinzipiellen Intellektuellen und Künstlern für die Freiheit von Assange und der Whistleblowerin Chelsea Manning ist. Letztere sitzt momentan in den USA im Gefängnis, weil sie sich weigert, vor einer Grand Jury gegen den WikiLeaks-Gründer auszusagen.
Die Sozialistische Gleichheitsparteien und ihre europäischen Schwesterparteien rufen zur größtmöglichen Teilnahme an ihren Europawahlveranstaltungen in Leipzig, München, Bochum, London und zur „Freiheit für Julian Assange“-Kundgebung am 18. Mai vor der britischen Botschaft in Berlin auf.