Die Konzentration des Reichtums des Planeten in den Händen einer engen Finanzelite wächst sprunghaft. Ein neuer, am Dienstag veröffentlichter Bericht zeigt, dass der Reichtum der 18,1 Millionen „High Net Worth Individuals“, die ein Anlagevermögen von einer Million Dollar oder mehr haben, im vergangenen Jahr um 10,6 Prozent auf über 70 Billionen Dollar gestiegen ist.
Der „World Wealth Report 2018“ des Beratungsunternehmens Capgemini ergab, dass der Wohlstand der Millionäre im Jahr 2017 zum sechsten Mal in Folge auf 70,2 Billionen Dollar anstieg. Man geht davon aus, dass er bis 2025 einhundert Billionen Dollar übersteigen wird.
Capgemini definiert ein High Net Wealth Individual (HNWI) als jemanden mit einem Vermögen von über einer Million Dollar, ohne seinen Hauptwohnsitz, seine Sammlerstücke oder seinen Konsum oder Lebensstandard zu berücksichtigen. Damit ist eine wohlhabende Auslese definiert, die mehr als eine Million Dollar in Aktien, Papieren, Immobilien oder anderen Investitionen besitzt.
Die Zahl der HNWIs wuchs um fast 10 Prozent oder 1,6 Millionen. Die Vereinigten Staaten, Japan, Deutschland und China sind die vier größten Standorte für Millionäre und machen 61 Prozent der weltweiten HNWIs aus. Die USA führen die Liste mit 5,3 Millionen HNWI an, ein Zuwachs von 10 Prozent gegenüber 2016.
Die Region Asien-Pazifik hat jedoch die meisten dieser Millionäre insgesamt und machte den größten Teil des Anstiegs sowohl der Zahl der HNWI (74,9 Prozent der Gesamtzahl) als auch des Anstiegs ihres globalen Vermögens (68,8 Prozent) aus. Die wirtschaftliche Ungleichheit scheint in dieser Region schneller zu wachsen als in jeder anderen. In Japan stieg die Zahl der HNWI-Millionäre um 9 Prozent, in China um 11 Prozent und in Indien um beachtliche 20 Prozent.
Die Finanzoligarchie selbst befindet sich innerhalb dessen, was der Bericht als „Ultra-High Net Wealth Individuals“ bezeichnet, das heißt es sind Personen, die mindestens über 30 Millionen Dollar an investierbarem Vermögen verfügen. Sie machen nur ein Prozent der HNWI oder 174.000 Personen aus, aber sie machen einen weit überproportionalen Anteil am Gesamtvermögen der HNWI-Millionäre aus, ebenso wie an der Zunahme ihres Vermögens. Diese Ultra-HNWIs besitzen etwa 35 Prozent des gesamten HNWI-Vermögens. Im Jahr 2017 wuchsen ihre Ränge um 11,2 Prozent. Ihr Vermögen wuchs um 12 Prozent und erreichte 24,5 Billionen Dollar.
Der Hauptfaktor für die rasche Bereicherung der Finanzaristokraten ist der Rekordanstieg der Aktienkurse. Im Vorwort des Berichts schrieb Anirban Bose, Leiter der globalen strategischen Geschäftseinheit Finanzdienstleistungen von Capgemini: „Auf der ganzen Welt erfreuten sich die High Net Worth Individuals über Anlagerenditen, die im zweiten Jahr in Folge über 20 Prozent lagen.“ Wie er feststellt, ist die globale Marktkapitalisierung im Jahr 2017 um 21,8 Prozent gestiegen.
Der Aktienmarkt dient den Zentralbanken und Regierungen auf der ganzen Welt als primärer Mechanismus, um den Reichtum der Finanzoligarchie zu erhöhen. Sie beherrscht die Weltwirtschaft und alle offiziellen Einrichtungen der Gesellschaft und diktiert den Regierungen, welche Politik gemacht wird. Seit Jahrzehnten organisieren die Zentralbanken, angeführt von der US-Notenbank, in Zusammenarbeit mit den Regierungen der offiziellen „Linken“ genau wie der Rechten, bewusst einen riesigen Wohlstandstransfer von der Arbeiterklasse zur herrschenden Elite, indem sie eine Politik betreiben, die darauf abzielt, die Finanzmärkte anzukurbeln.
Diese Maßnahmen wurden seit dem Finanzcrash 2008 noch verstärkt. Die Fed und die US-Regierung, zunächst unter Bush und dann unter Obama, reagierten auf den Zusammenbruch der Wall Street mit Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Oligarchen alle ihre Verluste ausgleichen und die Krise nutzen konnten, um sich weiter zu bereichern. Zusätzlich zur Rettung der Banken und Hedge-Fonds mit Billionen von Dollar an Steuergeldern, gaben sie der Wall Street mit Hilfe von nahezu Null-Zinssätzen praktisch kostenlose Kredite, und sie nutzten die „quantitative Lockerung“ – ein Euphemismus für das Gelddrucken –, um die notleidenden Kredite der Banken in die Bilanz der Fed abzuladen.
Vom Tiefpunkt der Post-Crash-Rezession im März 2009 bis heute haben sich die US-Aktienkurse vervierfacht. Damit haben sie international einen ähnlichen Aufschwung ausgelöst.
Dieser Börsenboom und der gesamte Prozess der sozialen Ausbeutung hängen von der Unterdrückung des Widerstands in der Arbeiterklasse und einem brutalen Angriff auf den Lebensstandard der Arbeiter durch Sparmaßnahmen und Lohnkürzungen ab. Die Aufgabe, den Klassenkampf zu drosseln, wurde an die Gewerkschaften delegiert, die als Industriepolizei der herrschenden Klasse dienen.
Ein besonders wichtiges Ergebnis des Capgemini-Berichts ist, dass sich der gesamte finanzielle Wohlstand der HNWIs zwischen 2008 und 2017 von 32,8 Billionen Dollar auf 70,2 Billionen Dollar mehr als verdoppelt hat. In dieser Zeit verzeichnet die Welt, in der die überwiegende Mehrheit der Menschen lebt, Armut, Hunger, Obdachlosigkeit, Krankheiten und in den Vereinigten Staaten ein Rückgang der Lebenserwartung, ein Anstieg der Säuglings- und Müttersterblichkeit sowie Rekordraten bei Selbstmord und Drogenabhängigkeit.
Dieser Angriff hat sich unter Trump fortgesetzt und verstärkt, ebenso wie unter den Regierungen in Europa, Lateinamerika und Asien. Erst letzte Woche hat die Federal Reserve die Zinssätze angehoben und eine Straffung der Geldpolitik als Reaktion auf die Zunahme von Streiks und Protesten der Arbeiter angekündigt. Die Oligarchie ist wie gelähmt vor Angst, weil die niedrigere Arbeitslosigkeit und ein enger Arbeitsmarkt eine militante Lohnbewegung begünstigen könnte, was die gesamte Basis des Börsenaufschwungs untergraben würde. Deshalb wird versucht, die Wirtschaft zu verlangsamen und die Arbeitslosigkeit in die Höhe zu treiben.
Um den Reichtum der Multimillionäre und Milliardäre der Welt richtig zu würdigen, muss man wissen, dass die Summe von 24,5 Billionen Dollar, die allein den „Ultra High Net Wealth Individuals“ gehören, fast ein Fünftel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts von 135 Billionen Dollar ausmacht.
24,5 Billionen Dollar sind mehr als das BIP der Vereinigten Staaten. Es ist mehr als das BIP der nächstgrößeren drei Länder – China, Japan und Deutschland.
Allein der weltweite Anstieg des Ultra-HNWI-Vermögens im Jahr 2017, 2,6 Billionen Dollar, ist größer als das BIP von Ländern wie Italien, Brasilien, Kanada und Russland.
Wofür könnte dieses Geld verwendet werden, wenn es nicht verschwendet würde, um die Bedürfnisse der Reichen und Superreichen für Villen, Privatjets und Yachten zu befriedigen? Um ein Beispiel zu nennen: Die Vereinten Nationen schätzen, dass es 30 Milliarden Dollar pro Jahr kosten würde, den Hunger in der Welt auszurotten. Das bedeutet, dass das Geld, das die Ultra-HNWIs der Welt derzeit kontrollieren, den Hunger in der Welt für 817 Jahre beseitigen könnte.
Der „World Wealth Report 2018“ ist nur die jüngste einer ganzen Reihe von Studien, die den immer enger werdenden Zugriff einer winzigen Finanzoligarchie und ihrer ultra-reichen Peripherie auf die Ressourcen der Welt dokumentieren. Eine solche Konzentration des Reichtums macht es unmöglich, eine einzige soziale Frage ernsthaft zu lösen. Die schwindelerregende Umleitung von Ressourcen in private Vermögensbildung durch die Finanzoligarchie entzieht der Gesellschaft die Ressourcen, die sie zur Bewältigung der grundlegendsten Probleme benötigt.
Die Arbeiterklasse hat keine andere Wahl, als sich dem Problem der wirtschaftlichen Ungleichheit zu stellen. Die Finanzelite setzt ihre sozialen Interessen durch, indem sie politische Parteien und Politiker direkt kauft, und das macht die Demokratie im Kapitalismus zur leeren Hülle. Jeder Versuch, im Rahmen des Profitsystems eine bescheidene Umverteilung der Mittel vorzunehmen, um sicherzustellen, dass alle Menschen über die grundlegende Ernährung, Gesundheit und Bildung verfügen, würde eine wütende Reaktion der Oligarchie hervorrufen, die nicht nur über Gerichte, Politiker und Massenmedien, sondern ganz entschieden auch über die Polizei und die Armee verfügt.
Wenn soziale Reformen unmöglich werden, wird eine soziale Revolution unvermeidlich, und die unvermeidliche Schlussfolgerung lautet, dass es notwendig ist, den Reichtum der Finanzoligarchen zu enteignen.