Am Mittwoch begannen die Streitkräfte unter Führung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die seit langem erwartete Belagerung der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah am Roten Meer. Sie wird zweifellos die blutigste Schlacht des Kriegs sein, den Saudi-Arabien im März 2015 mit Luftangriffen auf das verarmte arabische Land begonnen haben.
Laut der Hilfsorganisation CARE International erfolgten am Mittwochmorgen 30 Luftangriffe im Zeitraum von nur einer halben Stunde. Gleichzeitig feuerten Kriegsschiffe von der jemenitischen Küste aus auf die Stadt.
Die Angreifer ignorieren bei ihrer Militäroperation die Warnungen der Vereinten Nationen und einer Reihe von Hilfsorganisationen, dass in der dicht besiedelten Stadt hunderttausende Menschenleben in Gefahr sind. Die Organisationen haben außerdem davor gewarnt, dass durch die Zerstörung des Hafens von Hodeidah weiteren Millionen Menschen der Hungertod droht. Über Hodeidah treffen 70 bis 80 Prozent der Importe des Landes ein, darunter Nahrungsmittel, Treibstoff und Arzneimittel. Schon jetzt sind 22,2 Millionen Menschen von Lebensmittelhilfe abhängig und mindestens 8,4 Millionen sind unmittelbar von der Hungersnot betroffen.
Weitaus mehr Gewicht als diese humanitären Warnungen hatte jedoch, dass Washington die Operation unterstützt. Im Laufe der letzten Woche wurde bekannt, dass die Trump-Regierung das Pentagon angewiesen hat, Pläne für eine direkte Teilnahme der USA an der Belagerung von Hodeidah auszuarbeiten. Darauf folgte letzte Woche die routinemäßige Stellungnahme eines anonymen Sprechers des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, die USA würden jede Militäraktion ablehnen, die „die ernste humanitäre Lage“ im Jemen verschlimmern könnte.
Am Montag gab US-Außenminister Mike Pompeo jedoch eine Erklärung heraus, die als „gelbes Blinklicht“ beschrieben wurde, d.h. als Mahnung zu vorsichtigem Vorgehen. Er deutete an, er verfolge die Lage in Hodeida „aufmerksam“, appellierte jedoch weder an Saudi-Arabien noch an die VAE, von einem Angriff auf die Stadt abzusehen. Stattdessen erklärte er: „Ich habe mit der Regierung der Emirate gesprochen und deutlich gemacht, dass wir auf ihre Sicherheitsbedenken eingehen und gleichzeitig den freien Zugang für humanitäre Hilfe und lebenswichtige kommerzielle Importe erhalten wollen.“
Am Mittwoch meldete das Wall Street Journal unter Berufung auf Quellen des Pentagon, das US-Militär helfe „seinen Verbündeten am Golf, eine Liste von Zielen auszuarbeiten“, angeblich um die „Zahl der zivilen Todesopfer zu minimieren.“
Ähnliche Behauptungen wurden auch im Zusammenhang mit der Auswahl von Zielen durch die USA im irakischen Mossul und im syrischen Rakka aufgestellt. Beide Städte wurden von amerikanischen Bomben und Raketen in Schutt und Asche gelegt, Zehntausende wurden getötet oder verwundet.
Die Belagerung von Hodeidah, einer Stadt mit 600.000 Einwohnern, könnte sogar diese US-Kriegsverbrechen noch in den Schatten stellen.
„Ein Angriff oder eine Belagerung von Hodeidah wird Auswirkungen auf hunderttausende unschuldige Zivilisten haben“, warnte die humanitäre Koordinatorin der UN im Jemen, Lise Grande, am Freitag in einer Stellungnahme. „Wir befürchten, dass im schlimmsten Fall einer längeren Belagerung bis zu 250.000 Menschen alles verlieren könnten – sogar ihr Leben.“
Die britische Regierung von Premierministerin Theresa May, die Saudi-Arabien und die VAE – wie die USA unter Trump und zuvor unter Obama – mit massiven Waffenlieferungen unterstützt hat, wurde von den VAE eindeutig im Voraus vor der bevorstehenden Belagerung gewarnt. Letzte Woche hatte sie britische Hilfsorganisationen angewiesen, die Stadt zu räumen.
Das Rote Kreuz, CARE, Ärzte ohne Grenzen (MSF) und andere Gruppen sowie die Vereinten Nationen haben ihr Personal aus der Hafenstadt abgezogen. Durch diese Evakuierungen sowie durch die Luft- und Artillerieangriffe ist die Verteilung von Lebensmitteln an die hungernde jemenitische Bevölkerung zum Stillstand gekommen.
Seit Saudi-Arabien vor mehr als drei Jahren seine Luftangriffe begann, um die Regierung der Huthi-Rebellen zu stürzen und das von den USA unterstützte Marionettenregime von Präsident Abd Rabbuh Mansur Hadi wieder an die Macht zu bringen, wurden mehr als 13.000 Jemeniten getötet.
Hadi verbringt einen Großteil seiner Zeit in der saudischen Hauptstadt Riad. Am Dienstag, im Vorfeld des Großangriffs auf Hodeidah, begab er sich zu einem seltenen Besuch in die Hauptstadt der VAE Abu Dhabi.
Laut der Website Middle East Eye haben die VAE Hadi unter Druck gesetzt, den Angriff zu unterstützen, um der Militäroperation einen Anschein von Legitimität zu verleihen. Zuvor hatte Hadi den VAE vorgeworfen, sie würden ihre eigenen Interessen im Jemen verfolgen, dafür die Separatisten im Süden unterstützen und versuchen, jemenitische Häfen und Inseln zu besetzen. Auf diese Weise wollten die VAE die Kontrolle über die strategisch wichtige Meerenge Bab al-Mandeb und den Golf von Aden erlangen, den ein Großteil des Seehandels zwischen Europa und Asien passiert.
Während Truppen der VAE am Boden vorrücken und dabei bereits Todesopfer gemeldet haben, unterstützen sie saudische Flugzeuge aus der Luft. Hinzu kommen Kräfte, die aus jemenitischen Söldnern unter Führung von Tareq Saleh, dem Neffen des ehemaligen jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh, bestehen. Dieser hatte das Land mehr als zwei Jahrzehnte lang regiert, bevor er 2012 durch eine Massenrevolte zum Rücktritt gezwungen wurde. Im Jahr 2015 hatte sich der ehemalige Präsident auf die Seite der Huthi gestellt, zwei Jahre später wechselte er jedoch erneut die Seiten zu den saudischen Truppen und wurde letzten Dezember von Huthi-Milizionären getötet. Zweifellos verfolgt sein Neffe eigene Pläne, um das Land zu übernehmen.
In einer Stellungnahme, die im Namen von Hadis Regime veröffentlicht wurde, heißt es: „Die Befreiung des Hafens von Hodeidah ist der Anfang vom Ende der Huthi-Miliz. Sie wird den Schiffsverkehr in der Meerenge Bab al-Mandeb sichern und dem Iran, der den Jemen seit langem mit Waffen überschwemmt, mit denen kostbares jemenitisches Blut vergossen wurde, den Zugang verwehren.“
Diese Stellungnahme sollte die blutige Militäroperation offensichtlich mit den Zielen des US-Imperialismus in der Region in Einklang bringen. Die Herrscher Saudi-Arabiens und der VAE sowie Washington haben behauptet, die Huthi hätten den Hafen von Hodeidah benutzt, um Waffen aus dem Iran zu importieren. Es wurden jedoch nie Beweise vorgelegt, die diesen Vorwurf stützen.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Washington und Riad werden im Jemen jedoch nur ein Marionettenregime dulden, das die Interessen der USA und Saudi-Arabiens vertritt und keine Gefahr für die anti-iranische Achse darstellt, die der US-Imperialismus in der Region gebildet hat.
Vor Beginn der Belagerung von Hodeidah warnte die International Crisis Group, dass eine solche Operation „blutig und langwierig“ werden würde. Zudem würde sie „Millionen Jemeniten von Nahrungsmitteln, Treibstoff und anderen wichtigen Gütern abschneiden.“
Frank McManus, der Leiter des International Rescue Committee im Jemen, erklärte gegenüber ABC News: „Jeder Angriff auf den Hafen sowie jede langfristige Störung seines Betriebs wird katastrophale Folgen für die Bevölkerung des Jemen haben.“
Die Länderdirektorin von CARE International im Jemen, Jolien Veldwijk, bezeichnete den Angriff als „katastrophal, hoffnungslos und verheerend.“ Sie warnte: „Wenn der Hafen auch nur für einen Tag geschlossen bleibt, wird die Zahl der vom Hunger bedrohten Menschen steigen, weil keine Nahrung ins Land kommen wird.“
Anas Shahari, ein Sprecher von Save the Children, erklärte gegenüber Reuters: „Durch diesen Angriff leiden Kinder jetzt mehr unter Hunger und Tod.“ Er erklärte, etwa 300.000 Kinder würden den Zugang zu Nahrung, Wasser und Medizin verlieren. In Bezug auf die Bedingungen während seines Besuchs in Hodeidah vor drei Monaten fügte er hinzu: „Ich sah Kinder, die Hunger leiden; Kinder, die auf der Straße leben und bei denen man die Rippen sehen konnte; Säuglinge, die so unterernährt sind, dass sie nicht mehr schreien konnten. So war die Lage bisher und jetzt wird sie noch schlimmer werden.“
Saudi-Arabien und die VAE erhalten seit Beginn des Krieges, der an Völkermord grenzt, unverzichtbare Unterstützung aus Washington. Zunächst verkaufte die Obama-Regierung Saudi-Arabien und den VAE die Kampfflugzeuge und die Munition für den Mord an Zivilisten, betankte deren Flugzeuge in der Luft, damit diese rund um die Uhr Angriffe fliegen können, und richtete eine gemeinsame amerikanisch-saudische Kommandostelle ein, um ihnen geheimdienstliche und logistische Unterstützung zukommen zu lassen.
Seither kämpfen unter Trump US-Spezialeinheiten an der Seite der saudischen Truppen, während die USA ihre Unterstützung für den Krieg gegen die Bevölkerung des Jemen im Rahmen ihrer Vorbereitungen auf eine militärische Konfrontation mit dem Iran verschärft haben. Eine derartige Konfrontation hat Präsident Trump dadurch auf die Tagesordnung gesetzt, dass er am 8. Mai einseitig das Atomabkommen aufgekündigt hat, das Teheran und die Großmächte im Jahr 2015 ausgehandelt hatten.
Während die Trump-Regierung das Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsidenten mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un in Singapur als einen Schritt zur Entschärfung der globalen Spannungen darstellt, zeigt sich im Jemen offen das räuberische Gesicht des US-Imperialismus. Dort sind das Weiße Haus und das Pentagon bereit, Millionen Menschenleben zu opfern, um ihre Hegemonie gegen ihre regionalen und globalen Rivalen zu verteidigen.