Am Dienstag berichteten amerikanische Medien über ein bisher unveröffentlichtes Dokument, in dem ein früherer britischer Geheimdienstler über geheime Kontakte von Donald Trump und seinem Wahlkampfteam mit Funktionären in Moskau berichtet. Es enthält schlüpfrige Details über Trumps Privatleben.
Die Informationen wurden ursprünglich letztes Jahr auf Anforderung von Trump-Gegnern aus beiden Parteien zusammengetragen. Angeblich hat der republikanische Senator John McCain, einer der aktivsten Befürworter weiterer Aggressionen gegen Russland, sie im Dezember in die Hand bekommen und amerikanischen Geheimdiensten übergeben. Eine Zusammenfassung ist bereits in dem Bericht hoher US-Geheimdienstbeamter über die angebliche Einmischung Russlands in die Präsidentschaftswahl, der letzte Woche dem Obama und seinem designierten Nachfolger Trump unterbreitet wurde.
Die Veröffentlichung des Dokuments ist die jüngste und explosivste Episode im eskalierenden politischen Kampf innerhalb des Staatsapparats. Er dreht sich um außenpolitische Fragen: Teile des Staatsapparats, allen voran die CIA, fürchten, dass Trump von der aggressiven Haltung gegenüber Russland abrücken und sich erst einmal auf China konzentrieren könnte.
Kräfte innerhalb der Geheimdienste versuchen offenbar, die Amtseinführung Trumps in letzter Minute zu verhindern. Vermutlich wird es Anhörungen vor dem Kongress über die Vorwürfe geben, vielleicht sogar, bevor Trump sein Amt antritt – wenn die Amtseinführung noch stattfindet.
Die Medien brachten das Dokument wurde kurz vor Trumps Pressekonferenz am Mittwoch an die Öffentlichkeit. Als Reaktion schrieb Trump auf Twitter: „FAKE NEWS – EINE TOTALE POLITISCHE HEXENJAGD!“
Als erstes berichtete am Dienstagabend CNN über das Material. Der Sender berief sich auf „mehrere amerikanische Regierungsvertreter mit direkten Kenntnissen über das Briefing“ von Obama und Trump, d. h., es handelt sich um Geheimdienstler. Eine Stunde später veröffentlichte Buzzfeed das 35-seitige Dokument, das für Trump und Obama auf zwei Seiten zusammengefasst worden war, in voller Länge.
Der Guardian schrieb, er und andere Medien hätten bereits vor mehreren Wochen Zugang zu den Enthüllungen gehabt, sie aber nicht veröffentlicht, weil es keine Möglichkeit gab, sie unabhängig zu verifizieren.
In dem vollständigen Text ist von einer „umfassenden Verschwörung zwischen Trumps Wahlkampfteam und dem Kreml“ die Rede, die von Trumps ehemaligem Wahlkampfchef Paul Manafort organisiert worden sei. Es heißt darin, Trump habe von der Beteiligung Russlands an dem Hackerangriff auf den E-Mail-Server des Nationalkomitees der Demokratischen Partei gewusst und versprochen, er werde als Gegenleistung für die Veröffentlichung der E-Mails darauf verzichten, das russische Engagement in der Ukraine zu einem wichtigen Wahlkampfthema zu machen.
Weiter wird in dem Dokument behauptet, russische Regierungsvertreter hätten Beweise für „perverse sexuelle Handlungen“ Trumps während seines Aufenthalts in einem Moskauer Hotel im Jahr 2013 in die Hand bekommen und diese Informationen benutzt, um den künftigen Präsidenten zu erpressen.
Laut Berichten wurde das Dokument von einem ehemaligen britischen Geheimdienstbeamten angefertigt, der von einem Washingtoner Rechercheunternehmen beauftragt worden sei, das seinerseits für Trumps Gegner im Wahlkampf 2016 gearbeitet habe. Der Beamte habe die Informationen während des Wahlkampfs dem FBI übergeben, doch FBI-Direktor James Comey habe sich gegen ihre Veröffentlichung entschieden. McCain hat angeblich erst letzten Monat von dem Dokument erfahren und es nicht nur Comey vorgelegt, sondern vermutlich auch anderen Geheimdiensten.
Im Vorfeld der Veröffentlichung des Dokuments war am letzten Freitag eine gekürzte Version des Berichts der amerikanischen Geheimdienste veröffentlicht worden, in dem es um die Vorwürfe geht, Russland habe die E-Mail-Server der Demokratischen Partei gehackt. Obwohl der Bericht keine echten Beweise für diese Vorwürfe enthält, wurde er von den Medien und den Befürwortern einer aggressiven Haltung gegen Russland aufgegriffen, um ein härteres Vorgehen zu fordern.
McCain hat die Hackerangriffe mehrfach als „Kriegsakt“ bezeichnet. Sein enger Verbündeter im Senat, der republikanische Senator Lindsey Graham, forderte Trump am Wochenende auf, dafür zu sorgen, dass Russland die Einmischung in die Wahl „teuer zu stehen kommt“.