60 Tote bei amerikanisch-saudischem Kriegsverbrechen im Jemen

Am Sonntag zeigte sich wieder einmal offen der mörderische und verbrecherische Charakter des amerikanisch-saudischen Kriegs gegen den Jemen, das ärmste Land des Nahen Ostens. Berichten zufolge wurden bei einem Luftangriff auf die Hafenstadt Al Hudayah am Roten Meer zahlreiche Zivilisten getötet.

Der Angriff richtete sich gegen eine Haftanstalt in einem Komplex von Regierungsgebäuden, der von den Huthi kontrolliert wird. Deren Rebellenbewegung kontrolliert den Norden und Westen des Landes.

Laut Berichten aus dem Jemen wurden bei dem Luftangriff mehr als 60 Menschen getötet, mindestens 40 weitere verwundet und zwei Gefangenenlager zerstört. Die saudischen Kampfflugzeuge wandten ihre übliche Taktik an: sie bombardierten die Anlage und warteten, bis Helfer auftauchten, um nach Überlebenden zu suchen, und flogen dann einen zweiten Angriff, um möglichst viele Menschen zu töten.

Gefangene und Wächter wurden gleichermaßen in den Trümmern begraben. Auf Fotos vom Ort des Geschehens waren reihenweise abgedeckte Leichen zu sehen.

Der Luftangriff auf das Gefängnis ereignete sich Samstagnacht, ungefähr um Mitternacht. Kurz zuvor wurde die westjemenitische Stadt Taiz, das drittgrößte Ballungsgebiet und ein wichtiges Kulturzentrum im westlichen Hochland, Ziel eines Luftangriffs.

In Taiz hatten sich die Huthi-Rebellen und von Saudi-Arabien unterstützte Bodentruppen in den letzten eineinhalb Jahren erbitterte Gefechte geliefert.

Der Angriff vom Samstag richtete sich gegen das Wohngebiet al-Salw nahe der Front. Mehrere Gebäude wurden zerstört, darunter das Haus von Abullah Abdo, in dem elf Mitglieder einer Familie von den Bomben getötet wurden, die von den USA geliefert und von saudischen Flugzeugen abgeworfen wurden. Unter den Opfern befanden sich sieben Frauen und mehrere Kinder.

Die Luftangriffe am Samstag waren die blutigsten seit dem Angriff saudischer Flugzeuge auf eine Leichenhalle in der Hauptstadt Sana'a am 8. Oktober, bei dem bis zu 155 Menschen getötet und über 500 weitere Gliedmaßen verloren oder anderweitig verwundet wurden. Genau wie der jüngste Angriff auf die Gefängnisse handelte es sich auch damals um einen „doppelten“ Bombenangriff, der so koordiniert war, dass auch diejenigen getötet wurden, die den Verwundeten zu Hilfe kommen wollten.

Man kann mit gutem Grund davon ausgehen, dass der Angriff vom 8. Oktober nicht nur ein Kollateralschaden oder ein Versehen war, sondern ein vorsätzlicher Versuch, das Huthi-Regime in Sana'a zu enthaupten. Die Trauerfeier fand zu Ehren des Vaters des Innenministers statt, und mehrere hohe Funktionäre des Regimes nahmen daran teil und wurden getötet.

Nach diesem schrecklichen Angriff erklärten amerikanische Regierungsvertreter in verklärenden Stellungnahmen, Washingtons Unterstützung für Saudi-Arabiens Krieg sei „kein Blankoscheck“ und es müsse sich an „amerikanische Werte“ halten.

Danach flossen die amerikanischen Hilfsgelder unvermindert weiter. Amerikanische Flugzeuge betanken saudische Kampfflugzeug im Flug, damit sie diese mörderischen Angriffe ausführen können. Auch die US Navy hat sich direkt an dem Angriff beteiligt, als sie im Roten Meer Tomahawk-Marschflugkörper auf mutmaßliche Radarstationen der Huthi abgefeuert hat. Als Vorwand dienten angebliche Raketenangriffe auf ein US-Kriegsschiff. Amerikanische Militärs äußerten später allerdings Zweifel, ob die Angriffe tatsächlich stattgefunden haben. Sie erwogen, dass eine Fehlfunktion an einem Radar der US Navy möglicherweise Geistersignale gesendet haben könnte.

Nur einen Tag vor den jüngsten Verbrechen gegen das jemenitische Volk wurden die USA und Saudi-Arabien in den UN-Menschenrechtsrat gewählt. Dass diese beiden Länder in dieses Gremium aufgenommen werden, entlarvt das ganze Gerede von „Menschenrechten“ als Rechtfertigung für imperialistische Kriege und Interventionen auf der ganzen Welt: in den letzten eineinhalb Jahren wurden im Jemen 10.200 Menschen getötet, die große Mehrheit davon Zivilisten. Mehr als der Hälfte der Bevölkerung droht eine Hungersnot.

Angesichts dessen ist die Kampagne in Bezug auf Syrien besonders zynisch. Hier wird das Schicksal von Ost-Aleppo, das von Al Qaida-nahen islamistischen Milizen besetzt wurde, genutzt, um Russland Kriegsverbrechen vorzuwerfen, weil es die syrische Regierung dabei unterstützt, das Gebiet zurückzuerobern. So soll die öffentliche Meinung auf einen offenen Krieg mit Russland vorbereitet werden.

Die propagandistischen Vorwürfe gegen Russland wegen Aleppo gehen weiter, obwohl Russland und Syrien ihre Luftangriffe gegen die Stellungen der von den USA bewaffneten islamistischen „Rebellen“ schon seit über zwei Wochen ausgesetzt haben.

Die Al Qaida-nahen Milizen haben die Aussetzung der Luftangriffe benutzt, um selbst eine Offensive zu beginnen, die sich größtenteils gegen die Zivilbevölkerung von West-Aleppo richtet. Im Westteil der Stadt, der von der syrischen Regierung kontrolliert wird, lebt die große Mehrheit der Einwohner.

Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, einer in Großbritannien ansässige Überwachungsorganisation, die die syrische Regierung ablehnt, wurden am Sonntag im Westteil der Stadt durch den Beschuss der „Rebellen“ mindestens 41 Zivilisten in drei Tagen getötet, mindestens sechzehn davon waren Kinder. Die islamistischen Milizen haben außerdem versucht, durch Selbstmordanschläge mit Sprengstoff beladenen Autos die Stellungen der Regierung zu durchbrechen. Auch hierbei wurden Zivilisten getötet.

Während der Angriffe der „Rebellen“ am Sonntag wurden auch die Stadtteile al-Hamadaniyeh und der Vorort von Aleppo al-Assad mit Giftgasgranaten angegriffen. Laut Berichten starb eine Person an einer Gasvergiftung, mindestens 35 weitere mussten im Krankenhaus wegen der Folgen von Chlorgas behandelt werden.

Im Jahr 2013 stand die Obama-Regierung kurz vor einem direkten Angriff auf Syrien, weil die Regierung von Präsident Baschar al-Assad in Ghuta, einem Vorort von Damaskus, angeblich Giftgas eingesetzt hatte. Damals wurde behauptet, mit dem Einsatz von Giftgas sei eine „rote Linie“ überschritten worden.

Die syrische Regierung stritt die Verantwortung für den Angriff ab. Er fiel mit der Ankunft einer Gruppe von UN-Waffeninspektoren in Damaskus zusammen, die frühere Gasangriffe untersuchen und einen passenden Vorwand für eine US-Militärintervention gegen das Assad-Regime schaffen sollte.

Letzten Endes musste Washington sein Gesicht wahren und einen Kompromiss akzeptieren, den der russische Präsident Wladimir Putin ausgehandelt hatte. Syrien sollte seine Chemiewaffenbestände unter Aufsicht der UN zerstören.

Spätere Berichte, u.a. des amerikanischen investigativen Journalisten Seymour Hersh, deuteten darauf hin, dass der Angriff in Ghuta von der türkischen Regierung organisiert wurde, die mit dem Al Qaida-Ableger Al Nusra-Front zusammenarbeitete. Assad sollte als Schuldiger für den Angriff dastehen, damit die Obama-Regierung eine Möglichkeit hatte, den Widerstand der Bevölkerung gegen einen weiteren Krieg der USA im Nahen Osten auszuhebeln und eine Militäraktion in Syrien zu beginnen.

Natürlich rufen die jüngsten Verbrechen gegen die Bevölkerung von Westaleppo in den amerikanischen und westlichen Medien nicht annähernd die moralische Entrüstung und „humanitäre Sorge“ hervor wie die russischen Luftangriffe auf Aleppo oder die konstruierten Vorwürfe, die syrische Regierung hätte Giftgas eingesetzt. Stattdessen schrieb die New York Times am Samstag zustimmend, eine „Koalition aus syrischen Aufständischen erklärte, sie habe am Freitag eine Großoffensive begonnen, um die monatelange Belagerung der Ostteile von Aleppo zu durchbrechen.“

Die Times schlug ein Alibi für die Tatsache vor, dass die Kräfte, die von den USA gegen die Assad-Regierung unterstützt werden, von Al Qaida angeführt werden. „Die Rebellen argumentieren, sie könnten es sich ohne handfestere Hilfe von ihren internationalen Unterstützern nicht leisten, potenzielle Verbündete zu vergraulen, solange sie unter Beschuss stehen. Zu diesen Verbündeten gehören auch gut bewaffnete und motivierte Dschihadisten“, hieß es in dem Bericht. Damit hätten die CIA und das Pentagon ein Argument, warum sie Al Qaida mehr schweres Kriegsgerät und Flugabwehrraketen zur Verfügung stellen sollten.

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